Hofnärrin

Hofnärrin

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11 - 15 von 51
Hofnärrin vor 7 Jahren 7 3
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Schwarz
Schwarze Düfte haben mich schon immer fasziniert. Um Missverständnisse gleich zum Vornherein auszuschalten: Ich rede hier von der Farbe welche ein Duft vor meinem inneren Auge aufziehen lässt. Dass ich auf der Suche nach schwarzen Düften weder etwas auf die Verpackung noch der Aufschrift „Black“ geben darf, hab ich schon lange kapiert. Ich kenne das Problem aus der Malerei. So manch scheinbar tiefes und sattes Schwarz zerfällt beim Auftragen oder Verdünnen unweigerlich in seine Komponenten, und ist dann hinten und vorn nicht mehr schwarz, sondern violett, bräunlich oder nachtblau. Ähnlich ergeht es mir mit den Düften. Ein schönes Beispiel ist Aoud Black von Montale; hier nehme ich einen für meinen Geschmack doch ziemlich störenden Stich ins Violett-Rötliche wahr, ein Wink mit dem Zaumpfahl von Seiten der Rose.
Als wirklich schwarz empfinde ich zum Beispiel Oud-Royal von Armani Privée, Gao von Xerjoff oder Black Tourmaline von Olivier Durbano oder eben den hier besprochenen Oud Al-Emarat von Blend Oud, den weder hier noch auf Fragrantica jemand zu kennen oder zu besitzen scheint.
Besitzen tu ich ihn auch nicht, aber Harlekino, der seine Parfums ohne störendes Hintergrundwissen der Nase nach kauft. An ihm riecht Oud Al-Emarat wundervoll, mir ist er, obwohl ich für eine Frau einen manchmal ziemlich harschen Parfumgeschmack habe, eine Spur zu männlich.
Dass niemand hier diesen Duft zu kennen scheint, liegt wohl daran, dass die italienische Marke Blend Oud laut Website in Deutschland überhaupt nicht erhältlich ist. Wir haben sie in Turin in der Parfumerie „Niche“ gefunden. Eine wunderbare Parfumerie in einer vom Tourismus unverdorbenen Stadt, welche übrigens nur schon wegen seines spektakulären ägyptischen Museums eine Reise wert ist.
Oud Al-Emarat ist wie eine arabische Nacht. Schwarz, warm, samten, würzig, intensiv und sexy. Vor meinem inneren Auge sehe ich der Ferne Wolkenkratzer blinken. Die typisch orientalische Süsse ist wohlweislich gezügelt, und verleiht dem Duft zusammen mit den Wolkenkratzern einen hochwillkommenen Touch ins Moderne. Da ist nichts Künstliches, was mich stört und die verwendeten Duftstoffe empfinde ich als wertig. Tonangebend ist für mich ein geheimnisvoller, pfeffriger und dunkler Vetiver, weich und wohlig iin Vanille und Amber eingebunden. Oud hält sich im Hintergrund, ist aber als Komponente unmöglich wegzudenken.
Einen bemerkenswerten Duftverlauf nehme ich nicht wahr, die Sillage ist mittelmässig, die Haltbarkeit gut und die Verpackung ein Traum – in Schwarz, versteht sich.
3 Antworten
Hofnärrin vor 7 Jahren 13 5
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der Wandschirm, der Wandschirm!
Als ich noch klein war, besass ich eine Schallplatte mit einem Hörspiel des kleinen Prinzen von St. Exupery, und die hörte ich mir bis zum Abwinken an.
Nun war es so, dass auf dem winzigen Planeten des kleinen Prinzen eine Rose wuchs, die ihn mit ihren Zipperlein auf Trab hielt, sie beklagte sich ständig über alles und jedes und am meisten über die Zugluft, was dann jeweils in der eindringlichen Forderung nach einem Wandschirm gipfelte.

Als kleines Mädchen hatte ich herzlich wenig Verständnis, warum der kleine Prinz diese ewig nörgelnde Rose nicht einfach dahin zurückbeförderte, wo sie hergekommen war. Es war ja schliesslich sein Planet. Heute weiss ich, dass man nicht alles, womit man nicht klar kommt einfach ausreissen und ins All schiessen kann. Ein gewisses Misstrauen Rosen gegnüber halte ich aber noch immer für angebracht.

Dementsprechend brach ich nicht gerade in Begeisterung aus, als ich hörte, dass in der Opus Reihe ein neuer Rosenduft erschienen war und bin ihm auch nicht hinterher gerannt. Entziehen wollte ich mich ihm aber auch nicht. Während mich aus fast allen anderen Parfum-Reihen lediglich Singleauskoppelungen ansprachen, trug ich schon damals gleich fünf der eher schwer zugänglichen, und gewöhnungsbedürftigen Opusse mit Hochgenuss. Mit Opus X sind es nun sechs geworden.

Ich kann nicht behaupten, dass ich mit Opus X eine Rose gefunden habe, die mich glücklich macht. Aber einen Lack, der es in sich hat. Ich habe viele Lackdüfte geschnüffelt und sie allesamt verworfen, weil kein einziger meinen Erwartungen gerecht werden konnte. Opus X übertrifft diese um Welten.

Und so ist nun auf meinem Planeten eine wundersam gelackte Rose eingezogen, der es an allerlei Lieblichem fehlt , die aber dafür aus eigenen Kräften dem Wind trotzt, sodass ich mich nicht mit Wandschirmen und Co. abzuplagen brauche , sondern mich neben sie ins Gras legen und in die Sterne gucken kann.
5 Antworten
Hofnärrin vor 8 Jahren 3
9
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
4
Duft
Hau-Drauf-Pädagogik
Old School Bench wird uns in der Parfumerie zusammen mit einem Bilderbuch in Schnörkelschrift präsentiert. Szenen aus amerikanischen Fernsehserien kommen auf: Sommersprossige Kinder in Latzhosen strömen in ein winziges, von buntem Zuckerahorn umgebenes Schulhaus und quetschen sich in Holzbänke, in welche bereits ihre Väter und Grossväter ihre Initialen eingeritzt haben. Das Blöde ist: Der Duft vermag die Idylle nur unmittelbar nach dem Aufsprühen zu halten. Schon nach wenigen Sekunden poltert Lehrer Vetiver ins Klassenzimmer, welcher ganz offensichtlich glaubt, seinen Schüler den Stoff mit Gewalt eintrichtern zu müssen. Laut, lieblos und langweilig.
0 Antworten
Hofnärrin vor 8 Jahren 15 4
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Unterkühlte Leere
Vor ein paar Jahren gab es einen Hype um den Erstling der Jungautorin Zoé Jenny, dem ich mich nicht entziehen konnte oder wollte. Und just dieses Buch kommt mir in den Sinn, wenn ich Montabaco Intensivo aufsprühe: Die geschliffene Sprache vermochte mich auf der Stelle zu vereinnahmen. Kein Wort zu viel und keines zu wenig, jedes an seinem Platz und ins Schwarze zielend; nur wollte sich mir auf Teufel komm raus nicht eröffnen, wofür sie eigentlich standen.
Ich las das Buch zu Ende in der Hoffnung, es herauszufinden und blieb mit einer unterkühlten Leere im Kopf zurück.
Genau so geht es mir mit Montabaco Intensivo: Ich sehe keinerlei Anlass zu behaupten, dass es ihm an handwerklichen oder künstlerischen Qualitäten mangelt. Aber genau wie beim Blütenstaubzimmer beginne ich mich nach der ersten und leider äusserst kurzfristigen Begeisterung zu fragen, wofür dieser Duft eigentlich steht. Mit viel Fantasie kann ich Tabak ausmachen, der mit einem Tabakblatt, einer Pfeife oder einer Zigarre aber in etwa so viel zu tun hat wie eine feurige Liebesnacht mit Cyber-Sex. Montabaco Intensivo schwebt über meiner Haut wie eine Wolke aus pulverisiertem Elektroschrott. Ob ich auf eine Überdosierung von Iso-E-Super so allergisch reagiere? Keine Ahnung. Am in der Kopfnote aufgeführten Luft Akkord wird's wohl kaum liegen.
Fest steht, dass ich noch nie einem Parfum dieser Preisklasse und mit so hoher Bewertung noch vor dem Dry Down den Laufpass gegeben, respektive es versucht habe. Will man ihn nämlich loszuwerden, erweist sich Montabaco Intensivo trotz des schwebenden Eindrucks als überaus anhänglich. Haltbarkeit und Silage sind also ebenfalls sehr gut.
P.S. Das Blütenstaubzimmer würde ich heute auch nicht mehr zu Ende lesen: Unterkühlte Leere gibt’s eh schon mehr als genug.
4 Antworten
Hofnärrin vor 8 Jahren 19 3
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Sonnenbeschienener Kreuzgang
Nach all den eher wenig begeisterten Kommentaren will ich für Liturgie des Heures zur Abwechslung mal ein Kränzlein winden und dafür setze ich mich auf eine sonnenbeschienene Steinbank im Kreuzgang eines alten Klosters. Es ist Sommer und der Tag ist gerade erst erwacht. In der Mitte des spartanisch begrünten Innenhofs plätschert ein Brunnen. Hin und wieder lässt sich ein Vogel auf seinem Rand nieder. Die Laudes ist schon längst absolviert und die Kirchentür steht offen. Der Weihrauchduft, der entströmt, vermischt sich, von der Sonne gewärmt mit dem buschigen Grün. Es ist still und ich brauche nichts.
Ich habe schon einige Jovoys unter der Nase gehabt und keiner hat mich wirklich gepackt. Ganz im Gegensatz zum Geschäft an der Rue de Castiglione 4 in Paris. Die Auswahl ist gigantisch, die Räumlichkeiten ausgesprochen grosszügig und das Personal ist freundlich und und bietet einem ein Glas Wasser an, anstatt zu versuchen, einem einen Duft aufzuschwatzen. Ein Eldorado für alle, die sich in Ruhe umschnuppern möchten.
Warum also ausgerechnet La Liturgie des Heures? Ehrlich gesagt weiss ich es auch nicht. Alles was ich sagen kann: Ich habe auf meinem letzten Parfumtrip Weihrauchdüfte probiert, bis ich die Engel singen hörte. Und dann kam Jovoy und katapultierte mich in den oben beschriebenen Kreuzgang und ich fühlte mich plötzlich von der Welt umarmt. Wenn das mal kein Kaufgrund ist.
Verpackung und Flakon gefallen mir sehr gut und die Haltbarkeit ist bei mir top.
3 Antworten
11 - 15 von 51