27.06.2017 - 13:09 Uhr
Meggi
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Meggi
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50
Natur-Osmopimplie
Auf unserem örtlichen Wochenmarkt gibt es einen Pflanzen-Höker, der auf dem Großmarkt einkauft, was er gerade billig bekommen kann, um es anschließend zu lächerlichen Preisen zu verticken. Er kennt seine Pappenheimer gut. Zum Beispiel meine Frau und mich. Über ein paar Jahre hinweg, und zwar in der Phase, in der wir unseren Garten von böcklinscher Koniferen-Tristesse in eine Art blühenden Mini-Park verwandelten, waren wir regelrecht Großkunden. Mit zunehmender Füllung der Fläche (und zunehmenden Protesten der Kinder) ließ das allmählich nach.
Aber er weiß nach wie vor, wie er uns kriegt. Es war einmal ein ganzer Rollwagen voller Minze. Dutzende von Topf-Pflanzen, die er am späten Vormittag bloß noch loswerden wollte und meiner Frau für vielleicht fünf Euro andrehte. Fünf Euro für die gesamte Ladung, versteht sich.
Das hieß: Überall Minze - neben der Einfahrt, auf der kleinen Terrasse, auf der großen Terrasse, in der ehemaligen Sandkiste. Zitronen-Minze, Pfeffer-Minze, Schoko-Minze(!), Hugo-Minze(!!), Rumsteh-Minze… Das war nämlich vorletztes Jahr und bis heute ist nicht alles eingebuddelt.
Dies vorab zur Erläuterung, warum ich mir meiner Sache (siehe unten) derart sicher bin.
Menthe Fraîche ist direkt nach dem Aufsprühen eher grün als minzig, mit einem Spritzer Bergamotte. Doch binnen Sekunden bläst einem Minz-Frische die Nase durch. Das Beißende legt sich freilich rasch und nimmt den Charakter eines berührungslosen Schnupperns an der Pflanze an.
Grüner Tee, konkret der ätherisch-duftige, heuhaft-grüne Schleier, der über einer frisch gebrühten Tasse davon liegt und eine verbliebene Winzigkeit von Bergamotte liefern jenen schwer beschreibbaren Botanik-Hauch, der die „echten“ Pflanzen umgibt. Denn die riechen – sofern man sie heil lässt - nicht in erster Linie wie der als Kaugummi bezeichnete Irrweg menschlicher Produkt-Ideen, sondern grün mit einer minzfrischen Aura drumherum.
Das war’s. Menthe Fraîche bietet nicht mehr und nicht weniger als ein nahezu perfektes Abbild des Original-Geruchs der Minze, den ich – siehe oben – seit geraumer Zeit gelegentlich studieren darf. Dass der Spaß nach rund vier Stunden vorbei ist und dann Freesie (meinetwegen) und Zeder als schwächlicher Rest-Belag verbleiben, schmälert mein beeindrucktes „Wow“ nicht. Dass ein solcher Minz-Geruch als Parfüm geeignet ist, steht außer Frage. Man (und natürlich frau) muss halt zwischendurch nachlegen.
Fazit: Die Frage der geringen Haltbarkeit tritt hier meines Erachtens in den Hintergrund. Menthe Fraîche ist schlichtweg ein Meisterstück der Natur-Osmopimplie (Osmo-Pimplie = ‚Geruch abfüllen‘; analog gebildet zu Foto-Grafie = ‚Licht schreiben‘.)
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
Aber er weiß nach wie vor, wie er uns kriegt. Es war einmal ein ganzer Rollwagen voller Minze. Dutzende von Topf-Pflanzen, die er am späten Vormittag bloß noch loswerden wollte und meiner Frau für vielleicht fünf Euro andrehte. Fünf Euro für die gesamte Ladung, versteht sich.
Das hieß: Überall Minze - neben der Einfahrt, auf der kleinen Terrasse, auf der großen Terrasse, in der ehemaligen Sandkiste. Zitronen-Minze, Pfeffer-Minze, Schoko-Minze(!), Hugo-Minze(!!), Rumsteh-Minze… Das war nämlich vorletztes Jahr und bis heute ist nicht alles eingebuddelt.
Dies vorab zur Erläuterung, warum ich mir meiner Sache (siehe unten) derart sicher bin.
Menthe Fraîche ist direkt nach dem Aufsprühen eher grün als minzig, mit einem Spritzer Bergamotte. Doch binnen Sekunden bläst einem Minz-Frische die Nase durch. Das Beißende legt sich freilich rasch und nimmt den Charakter eines berührungslosen Schnupperns an der Pflanze an.
Grüner Tee, konkret der ätherisch-duftige, heuhaft-grüne Schleier, der über einer frisch gebrühten Tasse davon liegt und eine verbliebene Winzigkeit von Bergamotte liefern jenen schwer beschreibbaren Botanik-Hauch, der die „echten“ Pflanzen umgibt. Denn die riechen – sofern man sie heil lässt - nicht in erster Linie wie der als Kaugummi bezeichnete Irrweg menschlicher Produkt-Ideen, sondern grün mit einer minzfrischen Aura drumherum.
Das war’s. Menthe Fraîche bietet nicht mehr und nicht weniger als ein nahezu perfektes Abbild des Original-Geruchs der Minze, den ich – siehe oben – seit geraumer Zeit gelegentlich studieren darf. Dass der Spaß nach rund vier Stunden vorbei ist und dann Freesie (meinetwegen) und Zeder als schwächlicher Rest-Belag verbleiben, schmälert mein beeindrucktes „Wow“ nicht. Dass ein solcher Minz-Geruch als Parfüm geeignet ist, steht außer Frage. Man (und natürlich frau) muss halt zwischendurch nachlegen.
Fazit: Die Frage der geringen Haltbarkeit tritt hier meines Erachtens in den Hintergrund. Menthe Fraîche ist schlichtweg ein Meisterstück der Natur-Osmopimplie (Osmo-Pimplie = ‚Geruch abfüllen‘; analog gebildet zu Foto-Grafie = ‚Licht schreiben‘.)
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
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