31.12.2016 - 04:11 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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Von Tristan und Isolde
In der jüngeren Parfumgeschichte - also etwa den letzten gut einhundert Jahren, in denen bereits eine Vielzahl an Duftstoffen ganz unterschiedlicher Herkunft zur Verfügung stand - hat es immer wieder Kombinationen aus zwei oder mehr solcher Duftingredienzen oder -akkorde gegeben, die sich gegenüber anderen durchgesetzt haben. Manchen dieser Kombinationen gab man eigene Namen und begründete Duftfamilien aus ihnen, z.B. Chypres oder Fougères. Mutmaßlich die tonangebende Kombination der Gegenwart scheint die aus Oud und Rose - einst aus der Nische kommend und zunächst im Hochpreissegment verwendet, gibt es Oud-Rosendüfte inzwischen auch im Drogerieregal - und immer schwerer wird es mithin, mit einem Rosen-Oudduft noch zu reüssieren.
Was das mitunter fast bis zur Ermüdung gerochene Duo aus Oud und Rose doch immer noch besonders macht, ist, dass es sich um einen Dialog zweier ähnlich starker Duftcharaktere handelt: Oud, das legendäre Harz aus dem von einem seltenen Pilz befallenen Kernholz des südostasiatischen Adlerholzbaums, dessen Duft tief und dunkel ist - und ehemals beinahe mystisch - und doch an den Schrei eines Raubvogels erinnert, und die Rose, der vielleicht ikonischste unter den Blütendüften, der von mädchenhaft tändelnd bis zu lasziv-wolllüstig alles sein kann. Diese beiden stehen einander gegenüber wie Könige - und das Wesen des Duftes, den sie prägen, wird nicht ausschließlich von ihrer Qualität bestimmt, sondern auch von ihrer Ausgewogenheit und ihrem Gleichgewicht - und ihrem Dialog.
Agarwoud ist: ein Oud- und Rosenduft. Ihn 'best-in-class' zu nennen wäre wohl ungerecht gegenüber den vielen anderen Oud-Rosendüften, die ich möglicherweise gar nicht kenne, aber unter den mir bekannten ist er hinsichtlich der vorab geschilderten Qualität seiner Ingredienzen und deren Ausgewogenheit einer der schönsten. Ein Grund für die Beliebtheit der Kombination Rose/Oud ist ihre hochwertige Anmutung; kurz gesagt: Oud-Rosendüfte riechen häufig 'teuer' - zumindest in dem Sinne, wie wenig erfahrene Nasen sich ein 'teures Parfum' vorstellen. Und wie vieles, was vordergründig teuer erscheint, ist der Grat zur Gewöhnlichkeit ein schmaler. Für Agarwoud gilt das nicht, das macht wohl der Weihrauch, der das kapriziöse Duo hier so elegant zur Ruhe bringt.
Die Weltliteratur ist voller anrührender, weitschweifiger Liebesgeschichten, und die tragischen und dramatischen, so scheint es, faszinierten die Menschen und beflügelten ihre Fantasie stets am meisten - ob es nun Montagues und Capulets in Verona oder andere unglückliche Liebende waren. Und als der kornische Prinz Tristan und die irische Prinzessin Isolde am Ende ihrer glücklosen und tränenschweren Liebe gemeinsam in einem Hügel begraben wurden, pflanzte man - so erzählt die Legende - eine Weinrebe auf Isoldes und einen Rosenstock auf Tristans Grab. Und als Rose und Rebe in den Jahren wuchsen, verzweigten sie sich so eng ineinander, dass eines Tages eine Rosenblüte aus dem Weinstock schlug, und die Liebenden im Tod doch noch vereinte.
Fazit: ob von der Paarung Oud und Rose mehr übrig bleibt als eine vergängliche Mode der 2010er Jahre - oder ob sie gar untrennbar ineinanderwachsen, bleibt abzuwarten. So lange es unter ihnen solche wie Heeleys Agarwoud gibt, bedauerte ich sehr, verschwänden sie.
Was das mitunter fast bis zur Ermüdung gerochene Duo aus Oud und Rose doch immer noch besonders macht, ist, dass es sich um einen Dialog zweier ähnlich starker Duftcharaktere handelt: Oud, das legendäre Harz aus dem von einem seltenen Pilz befallenen Kernholz des südostasiatischen Adlerholzbaums, dessen Duft tief und dunkel ist - und ehemals beinahe mystisch - und doch an den Schrei eines Raubvogels erinnert, und die Rose, der vielleicht ikonischste unter den Blütendüften, der von mädchenhaft tändelnd bis zu lasziv-wolllüstig alles sein kann. Diese beiden stehen einander gegenüber wie Könige - und das Wesen des Duftes, den sie prägen, wird nicht ausschließlich von ihrer Qualität bestimmt, sondern auch von ihrer Ausgewogenheit und ihrem Gleichgewicht - und ihrem Dialog.
Agarwoud ist: ein Oud- und Rosenduft. Ihn 'best-in-class' zu nennen wäre wohl ungerecht gegenüber den vielen anderen Oud-Rosendüften, die ich möglicherweise gar nicht kenne, aber unter den mir bekannten ist er hinsichtlich der vorab geschilderten Qualität seiner Ingredienzen und deren Ausgewogenheit einer der schönsten. Ein Grund für die Beliebtheit der Kombination Rose/Oud ist ihre hochwertige Anmutung; kurz gesagt: Oud-Rosendüfte riechen häufig 'teuer' - zumindest in dem Sinne, wie wenig erfahrene Nasen sich ein 'teures Parfum' vorstellen. Und wie vieles, was vordergründig teuer erscheint, ist der Grat zur Gewöhnlichkeit ein schmaler. Für Agarwoud gilt das nicht, das macht wohl der Weihrauch, der das kapriziöse Duo hier so elegant zur Ruhe bringt.
Die Weltliteratur ist voller anrührender, weitschweifiger Liebesgeschichten, und die tragischen und dramatischen, so scheint es, faszinierten die Menschen und beflügelten ihre Fantasie stets am meisten - ob es nun Montagues und Capulets in Verona oder andere unglückliche Liebende waren. Und als der kornische Prinz Tristan und die irische Prinzessin Isolde am Ende ihrer glücklosen und tränenschweren Liebe gemeinsam in einem Hügel begraben wurden, pflanzte man - so erzählt die Legende - eine Weinrebe auf Isoldes und einen Rosenstock auf Tristans Grab. Und als Rose und Rebe in den Jahren wuchsen, verzweigten sie sich so eng ineinander, dass eines Tages eine Rosenblüte aus dem Weinstock schlug, und die Liebenden im Tod doch noch vereinte.
Fazit: ob von der Paarung Oud und Rose mehr übrig bleibt als eine vergängliche Mode der 2010er Jahre - oder ob sie gar untrennbar ineinanderwachsen, bleibt abzuwarten. So lange es unter ihnen solche wie Heeleys Agarwoud gibt, bedauerte ich sehr, verschwänden sie.
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