28.06.2017 - 13:08 Uhr
Meggi
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Meggi
Kritik Top Rezension
21
Abbitte bei Oxalsäure & Co.
Rhabarber. Die bis dato gekannten Erscheinungsformen dieses Gemüses fand ich von ‚nicht so pralle‘ bis ‚zum Fortlaufen‘, inklusive der entsprechenden Düfte.
Von Herrn Heeleys Version erwartete ich nun nichts anderes, immerhin hatte ausgerechnet er mit Menthe Fraîche ein tadelloses Beispiel von wirklichkeitsgetreuer Natur-Osmopimplie (das ist das analog gebildete Duft-Abfüll-Gegenstück zur Natur-Fotografie) abgeliefert. Ich fürchtete einen unerträglichen Überfall von lebensechtem Rhabarber mit seiner breiten Palette an Säuren – und wurde eines Besseren belehrt. Ich hätte allerdings gewarnt sein können. Neulich habe ich erstmals Rhabarberschorle gekostet und fand sie wider Erwarten schmackhaft. Ich bekenne: Ich hatte mich getäuscht und habe dazugelernt.
Wie in der Schorle macht’s auch hier die Mischung. Neben dem Rhabarber findet sich eine eher fruchtige als reibeisenhafte Bergamotte; gute Idee, Rhabarber-Reibung genügt. Außerdem sind wohl nicht einzig die von Herrn Heeley selbst erwähnten Knospen der Schwarzen Johannisbeere mit ihrem eigenen Reibreibreibeisen-Vermögen im Spiel, womöglich durften zusätzlich ein paar Früchtchen heranreifen; an der Schorle waren sie übrigens nicht minder erfolgreich beteiligt. Kurzum, nach dem Aufsprühen erhebt sich eine köstliche spritzig-fruchtige Frische, gerade eben diesseits des Kratzigen gehalten.
Leider, leider, leider. Die Verbene geht (erstes „Leider“) tatsächlich dagegen nicht nur im direkten Aufeinandertreffen ein wenig unter - die Moleküle vorn hat sie nur in den ersten zehn Sekunden -, sie schafft es auch nicht, die nach der furiosen (und, zweites „Leider“, sehr kurzen) Auftaktphase entstehende Lücke wirklich zu füllen. Noch während Stunde eins zieht sich der Duft weitgehend auf die Haut zurück und entwickelt eine Seifig-sauber-Creme-Anmutung, für die das Zitrische nicht mehr Banner, sondern allenfalls Sticker ist. Die Creme buttert halt im Fortgang die Verbene nicht weniger beharrlich unter, als es zuvor der Rhabarber tat.
Zur Klarstellung: Das riecht elegant, die Creme-Note ist extravagant würzig, auf charaktervolle Weise rest-krautig und mithin echt unisex. Bloß ist das (drittes „Leider“) am Mittag im Wesentlichen ebenfalls vorbei, es verbleibt lediglich eine leuchtende Moschus-Note, unterlegt von einer Spur Holz - fraglos weiterhin angenehm, aber definitiv ein Ende.
Fazit: Allein wegen der neuen Rhabarber-Erfahrung habe ich Verveine d'Eugène gerne getestet. Denkbar wäre ein Einsatz als sommerliches Geile-Kopfnote-Cologne mit häufigem Nachsprühen. Trotz der schlechten Haltbarkeit just des schönsten Parts also ein Test-Tipp, vielleicht habt Ihr ja mehr Glück.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die lehrreiche Probe.
Von Herrn Heeleys Version erwartete ich nun nichts anderes, immerhin hatte ausgerechnet er mit Menthe Fraîche ein tadelloses Beispiel von wirklichkeitsgetreuer Natur-Osmopimplie (das ist das analog gebildete Duft-Abfüll-Gegenstück zur Natur-Fotografie) abgeliefert. Ich fürchtete einen unerträglichen Überfall von lebensechtem Rhabarber mit seiner breiten Palette an Säuren – und wurde eines Besseren belehrt. Ich hätte allerdings gewarnt sein können. Neulich habe ich erstmals Rhabarberschorle gekostet und fand sie wider Erwarten schmackhaft. Ich bekenne: Ich hatte mich getäuscht und habe dazugelernt.
Wie in der Schorle macht’s auch hier die Mischung. Neben dem Rhabarber findet sich eine eher fruchtige als reibeisenhafte Bergamotte; gute Idee, Rhabarber-Reibung genügt. Außerdem sind wohl nicht einzig die von Herrn Heeley selbst erwähnten Knospen der Schwarzen Johannisbeere mit ihrem eigenen Reibreibreibeisen-Vermögen im Spiel, womöglich durften zusätzlich ein paar Früchtchen heranreifen; an der Schorle waren sie übrigens nicht minder erfolgreich beteiligt. Kurzum, nach dem Aufsprühen erhebt sich eine köstliche spritzig-fruchtige Frische, gerade eben diesseits des Kratzigen gehalten.
Leider, leider, leider. Die Verbene geht (erstes „Leider“) tatsächlich dagegen nicht nur im direkten Aufeinandertreffen ein wenig unter - die Moleküle vorn hat sie nur in den ersten zehn Sekunden -, sie schafft es auch nicht, die nach der furiosen (und, zweites „Leider“, sehr kurzen) Auftaktphase entstehende Lücke wirklich zu füllen. Noch während Stunde eins zieht sich der Duft weitgehend auf die Haut zurück und entwickelt eine Seifig-sauber-Creme-Anmutung, für die das Zitrische nicht mehr Banner, sondern allenfalls Sticker ist. Die Creme buttert halt im Fortgang die Verbene nicht weniger beharrlich unter, als es zuvor der Rhabarber tat.
Zur Klarstellung: Das riecht elegant, die Creme-Note ist extravagant würzig, auf charaktervolle Weise rest-krautig und mithin echt unisex. Bloß ist das (drittes „Leider“) am Mittag im Wesentlichen ebenfalls vorbei, es verbleibt lediglich eine leuchtende Moschus-Note, unterlegt von einer Spur Holz - fraglos weiterhin angenehm, aber definitiv ein Ende.
Fazit: Allein wegen der neuen Rhabarber-Erfahrung habe ich Verveine d'Eugène gerne getestet. Denkbar wäre ein Einsatz als sommerliches Geile-Kopfnote-Cologne mit häufigem Nachsprühen. Trotz der schlechten Haltbarkeit just des schönsten Parts also ein Test-Tipp, vielleicht habt Ihr ja mehr Glück.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die lehrreiche Probe.
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