Intrepid

In meinem Freundeskreis habe ich an heißen Tagen subjektiv zwei Gruppen von Duftbenutzern ausgemacht.
Einige persische und türkische Freunde benutzen in großer Wärme schwere, opulente Düfte. Die halten lang, sind aber nicht selten etwas zu viel des Guten, subjektiv zu schwer und warm für heißes Wetter. Das sind Europäer nicht so gewohnt, glaube ich.
Die andere Gruppe sind die, die an heißen Tagen zitrische, frische und/oder grüne Düfte bevorzugen.
´Jardin du Poete´ ist für diese Leute perfekt.
Zu Anfang erinnerte mich der Duft an Guerlain´s ´Aqua Allegoria Mandarine Basilic´.
Frisch, zitrisch, grün, ganz leicht holzig, leicht krautig.
Guerlain´s ´Mandarin Basilic´ allerdings wird nach kurzer zitrisch-mandariniger Basis zu einem länger anhaltenden, statischen Basilikum-Duft.
´JdP´ ist entwickelter und facettenreicher, frisch von Anfang an, im Kopf und Herz nur leicht zitrisch. Für mich entwickelt sich Basilikum weniger in der Kopf- als in der Herznote und ist auch weicher als bei Guerlain. In der ganzen Entwicklung des JdP kommen und gehen verschiedene andere Impressionen, die an einen Garten erinnern können: Kraut, Salat, Sträucher, Halme, Gras, leichte Früchte.
Dabei hält JdP zu meiner Verwunderung ziemlich lang für eine grünen Duft (im Unterschied zu Guerlain´s ´Mandarine Basilic´)!!!
Wer frische Düfte mag, Erinnerungen an Kräuter und sich mit Grünem an warmen Tagen erfrischen will, sollte ´Jardin du Poete´
UNBEDINGT probieren!

03. Apr. 1968 Rundholz (2012)

Kurz nach dem der Duft auf dem Markt kam, hatte ich eine Probe bei ALzD gekauft und war entsetzt.
Horror-Duft. Eine kleine Spühwolke und mir war alles aus dem Gesicht gefallen. Ganz schlimm.
Sehr sehr stark, penetrant, süßlich und so aufdringlich, daß ich mich überhaupt nicht mehr mit dem Duft befassen wollte. Ich legte die Probe zur Seite. ..hatte den Duft damals überhaupt nicht verstanden.
Ich weis heute nicht mehr, ob ich mir der einzelnen Noten nicht bewußt war oder ob ich den Weihrauch nicht erkannt hatte.

Kurze Zeit später kaufte ich bei ´Beauty Affairs´ in Düsseldorf einen Kilian-Duft, an den ich mich heute gar nicht mehr erinnere. Ich hatte an dem Tag bestimmt schon 6 oder 7 Düfte probiert,
somit kannte die freundliche Dame im Laden meine Vorlieben, als sie mir neben anderen neuen Düften
eben auch diesen Rundholz empfahl. Als ich sofort abwinkte und ihr sagte, daß ich ihn bereits kannte und ihn entsetzlich fand, sah sie mich in einer seltsam verblüften, auch etwas enttäuschten, fast leicht verletzten Art an und ich erinnere mich, daß ich noch Wochen später über diese Situation nachdachte, war meine Reaktion zu harsch gewesen?

Mein Interesse an Duftrichtungen wechselt oft von einer Jahreszeit zum Anderen. Mal nur Oud-Düfte den ganzen Winter lang, dann im Sommer nur was mit Ingwer oder Neroli. Dann rückte Weihrauch in meinen Fokus und ich probierte einge durch. Darunter CdC´s ´Avignon´ , ´Sahara Noir´, TF und Heeley´s ´Cardinal´, auch ´Spiritus´ unteranderem.
Dann bekam ich die Probe von Rundholz wieder in die Finger.
Und es war eine Offenbarung, eine gaaanz andere Erfahrung, meine Güte!
Nach all der ganzen Zeit hatte ich mehr Erfahrung gesammelt und meine Nase muß sich geändert, entwickelt haben ... egal...
Ich reif war für ihn!
Immer noch süß im Kopf... Ja.. die Litschi erkenne ich... und sie stört mich immer noch ein wenig, aber ich weis, daß nach dem Schmerz die Wonne folgt, denn dann geht gaanz langsam eine Entwicklung los, die am Ende zu einem unglaublichen und
(für mich persönlich)
einzigartigen Weihrauch führt.
In der Basis ist kaum mehr Litschi oder Heliotrop wahrnehmbar, nur noch als leicht süßliche Ummantelung des Weihrauchs.
Ist noch mehr enthalten, als die drei, überall erwähnten Ingredienzen oder ist es einfach der Weihrauch der so vielschichtig, rauchig ist?

Keine weite Entwicklung über viele Stationen, aber eine deutliche Entwicklung vom Kopf in die Basis, von nicht all zu süßer litchi-artiger, fruchtiger, etwas scharf-beissender Note über einen mittelstarke Blütennote zum Weihrauch.
Ich war begeistert und verwundert über meine persönliche Empfindungs-Entwicklung der letzten Jahre und auch beschämt über meine abweisende Reaktion zur Empfehlung der netten und kompetenten Dame bei ´Beauty-Affairs´, die mir nur Gutes tun wollte und wie es mir im nachhinein erscheint, besser kannte als ich mich selbst!

Dieser Parfüm ist was für Hartgesottene, Weihrauch-Freaks, wobei er nicht wie eine Kirchenweihrauch rüberkommt, wie in etwa ´Cardinal´ oder evtl. ´Avignon´.
Weihrauch in seltener Kraft und Ausdauer. Entweder man liebt ihn oder man leht ihn ab. Und wer Weihrauch liebt, schwebt hier auf Wolke 7. UNBEDINGT vorher probieren, niemals blind kaufen!

Sillage & Haltbarkeit: Ein ganzer Tag.
Flakon: sexy, hochwertig; tolle, in einander verschachtelte Box

Salome - Papillon Artisan Perfumes (2015)

"Was ist das denn?",
"..riecht doch nach Oma",
" Ah... willst du mich umbringen?"
Reaktionen auf Salome.

Diese Aussagen begegneten mir beim Tragen von ´Salome´ immer mal wieder
und es sind nur Momentausschnitte und ich nehme sie meinen Freunden auch gar nicht übel oder gar persönlich, vielleicht gefällt ihnen der Duft wirklich nicht, vielleicht haben sie eine anderen oder auch weniger Erfahung als ich, denn für Salome brsucht man meiner Meinung nach nicht nur ein wenig Erfahrung..

Meine Haut ist trocken, wenig ölig. Nachdem ich vorher einiges über SALOMÉ gelesen hatte...

die Erinnerung an den ersten Sniff in den ersten Sekunden:
Hm, OldSchool, Oma? NaJa... irgendie vielleicht scho... Aber sofort danach ging die Achterbahnfahrt auf meiner Haut los.
Für mich atemberaubend... über mindestens 90 Min. ständige Richtungsänderungen, permanent ein anderer Duft auf der Haut.
Bibergeil, Hyrax hatte ich zuvor in vielen anderen Düften gelesen und gerochen oder gemeint warzunehmen, animalische Düfte und Duftnoten.
Was das heißen soll, wenn man von ´animalischer´ Note spricht, konnte ich mir bis jetzt nur abstrakt vorstellen, aber in SALOMÉ wird es real, zumindest für mich.
Während der Entwicklung auf meiner Haut finde ich zwischen floralen und krautigen Noten immer wieder etwas leicht Beisendes im positiven Sinn,
ich mag es, wenn sich etwas Florales, subjektiv Bekanntes den Weg bahnt um dann von einer ´KANTE´, etwas Harschem oder Ungewohntem aus der Bahn geworfen zu werden.
DAS fordert mich und macht mich neugierig.
Da ist Patschouli erstmal... aber Nein, da ist noch mehr.... Vetiver, Moos... Leder und wieder Blüten... dann Hölzer.. Yummmm!!!
... dann Vanille... und wieser Blüten...
Es ging in viele Richtunge auf meiner Haut, was mich zu Anfang schon begeisterte, läßt mich jetzt jubeln,
es ging immer weiter im Duftlabyrinth in meinem Kopf und führte mich gegen Ende in eine Sucht.
Ich hatte die Nase permanent am Arm. Die 2ml-Probe war nach 3 Tagen leer.
Nach der Probe habe ich mir den Flakon gekauft... SALOMÉ mußte ich haben und will ich nicht mehr missen.

Ich verstehe, was meine Freunde mit ´Oma-Duft´ meinen.
Ich denke, das Patchouli, auch Vetiver und auch animalische Noten, die in vielen Düften, die in den 50er und 60ern beliebt waren,
viele Tester an ihre Großmütter erinnert, aber das ist nur eine schnell aufgeschnappte und irreführende Note.
SALOMÉ nur für einige Sekunden im Vorbeigehen zu riechen, ist
wie nur ein Standbild eines Filmes zu sehen und damit auf seinen Inhalt zu schließen (ich übertreibe ein wenig ;-) ) .
Man braucht Zeit und Verständniß für SALOMÉ und Erfahrung und bitte geht an SALOMÉ ohne Erwartungen heran.
Dann erlebt ihr das, was ich jedesmal SALOMÉ ihm erlebe.


Sillage & Haltbarkeit: Raumfüllender Duft, außergewöhnlich lange Haltbarkeit (12 Stunden mind., auf trockener Haut).
Flakon: Glasflakon, schlicht, hochwertiger Eindruck

Herausfordernder, rauchiger Mix ledriger und floraler Noten, dadurch etwas kantig, kräftig und ungezügelt, balsamisch im Herz. Tolle, interessante Entwicklung. Unerfahrene Nasen können damit eventuell ein bisschen überfordert sein.