JackyJacky

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1 - 5 von 9
JackyJacky vor 1 Jahr 9 2
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Neujahr auf dem Shuk
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Auch im Dezember scheint die Sonne hell auf die heiligen Orte Jerusalems, golden wird sie von der Kuppel der al-Aqsa-Moschee gespiegelt, Schatten und Kontraste wirft sie auf die Betenden an der Klagemauer. Ihre Strahlen sind warm und sanft. Jahrtausende alte Erinnerungen ruhen in jedem Stein.
Der Shuk in Jerusalem wechselt abends sein Gewand; Bässe wummern über die Aromen von Gewürzen, frisch Gebackenem und süßer Baklava, immer mehr Leute kommen zusammen und feiern ausgelassen, die Menge ist laut, lebensfroh.
Eine junge, naive Liebe zum Leben erwacht. Für einen kurzen Moment herrscht Frieden.
Manche Düfte wirken erst im Kontext einer intensiven Erfahrung. Für mich gehört die Nr. 5 definitiv dazu. Ein Wohlfühlduft, warm, unvergesslich. Sehr viel mehr als nur süße Vanille. Außer im Hochsommer immer tragbar. Hält ewig wie eine Sehnsucht.
2 Antworten
JackyJacky vor 2 Jahren 16 2
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Synthetik-Ästhetik
Bevor ich auf diesen konkreten Duft zu sprechen komme, erlaubt mir bitte einige pseudophilosophischen Überlegungen zu einem irgendwie sehr gegenwärtigen Phänomen.
In unserer Zeit (und in diesem Forum) gibt es immer wieder Kritik an sogenannter Synthetik, Künstlichkeit, Unnatürlichkeit, dies sind Eigenschaften welche zumeist direkt negativ konnotiert und abgewertet werden. Die Assoziationen: Kaltes Neonlicht, Menschen in weißen Kitteln oder gelben Ganzkörperanzügen die mit Pipetten über mit neonfarbenen Flüssigkeiten gefüllten Erlenmeyerkolben hantieren... Was vergessen wird: Alles um uns herum ist mittlerweile unnatürlich, synthetisiert; eben dies ermöglicht uns so zu leben wie wir es tun.

Dem diametral gegenüber findet sich oft eine Lobeshymne an die "Natürlichkeit". Das Sinnbild: ein knackig-grüner, vor Vitalität strotzender Apfel, dessen säuerlich-süßer Saft beim laut knirschenden Hineinbeissen in Zeitlupe aus dem Mundwinkel tropft, während die ganzen gesunden Vitamine (etc.) unseren Körper von innen verwöhnen und die dem Apfel zugeschriebenen positiven Eigenschaften auf unser Leib und Geist übertragen... Auch hier findet sich Vergesslichkeit; vergessen ist die Grausamkeit der Natur, die Rohheit und Gnadenlosigkeit, die unerbittliche Ungerechtigkeit die sie mit sich bringt.

Ich komme nicht umhin zu hinterfragen, wieso es in unserem Zeitgeist so ein Denken und Werten gibt. Und wieso dieses Spektrum überhaupt ein Richtwert in der Bewertung von Düften sein sollte.
Wer wirklich einen "natürlichen" Duft haben möchte, der könnte sich direkt mit den Duftnoten einreiben. Klar, bei Bibergeil wird das schwierig, aber eine Scheibe Zitrone unter die Achsel bekommt man wohl hin *zwinker*
Mein Punkt: Das Tragen eines Duftes ist doch eine unnatürliche Sache an sich. Deswegen ist das Miteinbeziehen der (Un-)natürlichkeit des Duftes in die Bewertung etwas ironisch.
Dies ist natürlich nur meine Meinung und gerne höre ich dazu Gegenstimmen.

Aber aus diesem Grund nehme ich mir vor bei der Bewertung eines Duftes das Attribut der fraglichen Natürlichkeit komplett außen vor zu lassen.
Was ergibt sich dann beim Zara 9.0 (an dieser Stelle vielen Dank an Jamiku für den Tausch!)?

Eine sehr würzig-pfefferige Eröffnung, ein pudrig blumiger Verlauf, eine "synthetisch"-angenehme Basis, die bei mir irgendwie die Assoziation zu Marmorstein weckt. Nicht dass dieser riechen würde, aber irgendwie riecht der Duft für mich so wie Marmor gemustert ist.
Richt der Duft natürlich? Im Sinne mancher Parfumopuristen sicherlich nicht. Muss er damit schlecht sein? - Nö!
Die Haltbarkeit? Auf Kleidung ganz entspannt am nächsten Tag wahrnehmbar, auf der Haut mit Bravour überdurchschnittlich lang haltbar.
Der Flakon im Jargon eines jungen Zara-Kunden? "Köftespieß!" (=gut!)
Ist er raumfüllend? Zum Glück nicht! Aber solch ein Duft hat auch nicht die Absicht so zu sein. Er zieht eher an als extrovertiert zu schreien.
Fazit: bei Zara gibts vereinzelt auch gute Düfte die auch zwei Stunden auf der Haut getrost überstehen und vor allem im Hinblick auf den geschenkten Preis jeden Versuch wert sind.


PS: Jede Parallele meiner Ausschweifung zu gegenwärtigen Themen ist rein zufällig.
2 Antworten
JackyJacky vor 2 Jahren 8 1
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Coke in the Church
Als noch nicht der erwerbstätigen Bevölkerung angehöriger Student vertraut man für die Erkundung hochgelobter Düfte gerne auf die von vielen (meiner Meinung nach zu Unrecht) verschrienen Duftklone, und wenn man manchen selbsternannten Experten im weltweiten Netz Glauben schenken mag erfüllt dieser konkrete Afnan die Aufgabe mit Bravour.
Der Preis ist angenehm, der Flakon solide, schwer und aus ästhetischer Perspektive kein das Auge beleidigende oder zu Zerwürfnissen führende Werk, im Gegenteil, er wirkt für den Preis gradezu erschütternd wertig. Zusammenfassend erstmal eine runde Sache.
Der Duft hingegen wirft Fragen auf; frisch aufgesprüht wird die Nase von verschiedensten Noten ge- oder -erschlagen, es wirkt schrill und düster, überwürzt und rauchig, geradezu biestig. Nach einigen Minuten legt sich diese "Symphonie des Grauens" aber und übrig bleibt eine sehr warme, prickelnd-harzige Aura auf der Haut, welche für mich irgendwo im Spagat zwischen den Innenräumen einer gotischen Kirche und einer erwärmten Coca Cola anzusiedeln wäre. Nein, das Drydown stellt wirklich einen deutlichen Kontrast zur Eröffnung dar, eine weitere Entwicklung bleibt aber verwehrt.
Ein sehr interessanter Duft, definitiv polarisierend, ich bin sehr gespannt in welche Richtung die häufigere Verwendung das subjektive Dufterlebnis beeinflussen vermag.
1 Antwort
JackyJacky vor 3 Jahren 22 2
1
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein Schnappschuss genügt
Riecht 1:1 wie der noble Layton nachdem dessen etwas schizophrene Kopfnote sich gesetzt hat. Hat aber keinen merklichen Verlauf, nur ein Decrescendo mit der Zeit.
Umschweifende Durftbeschreibungen erspare ich euch, er kommt in der Umgebung gut an, dank moderater Sillage sind spätestens bei Umarmungen Komplimente drin a la "Dein Parfum riecht gut, welches ist das? Süß, aber trotzdem gut!"
Frage an den moralisch integren Leser: antwortet man dann ehrlich oder nennt man das Original? ;)
Eröffnung ein wenig chemisch, aber diese Noten verfliegen rasch. Haltbarkeit geht mit Richtung 6h auf der Haut in Ordnung, auf den Klamotten wie immer deutlich länger, insgesamt nicht überragend weltbewegend, aber auch nicht schlechter als das Original, eher besser.

Der Flakon ist tatsächlich hässlich wie die Nacht finster, hab gedacht hier übertreiben alle, aber es ist schon eine Leistung die man würdigen muss.

Unterm Strich ein sehr gelungener Klon. Wer sich dafür nicht zu fein ist hat hier das Potenzial sehr viele Taler einzusparen.
2 Antworten
JackyJacky vor 3 Jahren 3 1
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Entfernung in zeitlicher und räumlicher Dimension tut dem gut.
Kurz und knackig:
1. Die ersten 20-30 Minuten riecht es in der Kopfnote extrem unangenehm. Es soll vermeintlich Rauch oder ähnliches darstellen, aber für mich riecht es 1:1 wie reines Teebaum-Öl. Irgendwie zusammenziehend, ölig-schmierig, unrund, wie gekippt. Danach zieht sich die Note zurück.
(Anmerkung: Genau die selbe Note hat auch Al Haramains - L'Aventure, nur etwas schwächer. Inwiefern die beiden damit das Original wiederspiegeln kann ich nicht sagen; ohne päpstlicher als der Papst sein zu wollen sehe ich es überhaupt nicht ein, für ein Duft das in der Produktion einstellig kostet mehr auszugeben, als was einige im Monat für Essen ausgeben.)

2. Mir ist aufgefallen, dass ich den Duft liebe wenn ihn wer anders trägt, aber an mir selber zieht die oben erwähnte Note doch zu oft in die Nase. Woran liegt das? Der Duft riecht auf drei Meter Entfernung einfach viel besser als aus 10 cm Entfernung. Denn diese eklige Teebaumölnote (ich vermute stark es ist die, die einige hier als Zitronenklosteinduft betiteln) bleibt, wenn auch abgeschwächt, einfach auf Hautnähe, während eine sehr angenehme fruchtig-frische, ananaslastige Wolke den Raum füllt. Der Duft ist also perfekt, wenn man in der Öffentlichkeit einfach gut riechen will, wenn man möchte dass Leute sich beim Vorübergehen in der Stadt umdrehen oder welche Fantasie auch immer ihr da habt, aber meiner Meinung nach genau falsch, wenn man dies auch aus nächster Nähe tun möchte... Irgendwie ironisch ;)

3. Die Duft DNA ist das, was einige treffenderweise einfach als ausgelutscht und overhyped ansehen. Zum einen kommt sie bei Frauen wirklich nicht annährend so gut an wie Mann erhofft (und ich vermute stark, dass ein Großteil der Aventus/CDNIM/Aventure/Explorer/...sonstige-Kopien-Träger eben dies beabsichtigen, auch ich könnte mich von einem solchen Vorwurf nur schwerlich freisprechen): ein "Dosenöffner", "Panty-Dropper" oder sonst welche aus Hybris/Verzweiflung entstandene Sprachvergewaltigung ist der Duft jedenfalls nicht. Ja, er riecht gut und es gibt sicherlich viele Frauen denen der Duft gefällt, aber wenn ihr denkt dass euch dieser Duft allein begehrenswert oder sonst was macht - Nö, falsch gewickelt.

Fazit:
Der Duft riecht ab Drydown gut, er kostet wenig, er ist gescheit eingetütet, er hat eine überdurchschnittliche Performance und raum- (aber nicht hallen-)füllende Sillage. Man macht überhaupt nichts falsch mit diesem Duft. Wer trotz Allgegenwärtigkeit auch etwas vom Aventuskuchen probieren möchte ist hier denke ich richtig aufgehoben.
1 Antwort
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