Jifat

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11 - 15 von 35
Jifat vor 12 Jahren 13 11
2.5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Eine extravagante Betörung
Die Firma Maître Parfumeur et Gantier (etwa: Meister-Parfümeur und -Handschuhmacher), 1989 gegründet, bezieht sich auf die französische Parfümkunst des 17. Jahrhunderts, das in Frankreich durch den legendären "Sonnenkönig" Louis XIV. und dessen Luxus- und Prachtentfaltung gekennzeichnet war, und die damals geübte Tradition, Leder, besonders Handschuhe zu parfümieren (siehe auch: Beitrag von Louce/Ronin im ParfumoBlog http://www.parfumo.de/blog/ ).

1993 kam in der Serie Les Accords Mysteres (etwa: die geheimnisvollen Akkorde) der Duft Vocalise auf den Markt. Vocalise bedeutet "Stimmübung" im Sinne von Koloratur, einer besonderen Gesangstechnik. Vom Zusammenhang der Kompositionen und ihrer Akkorde in der Musik und der Parfümkunst war hier ja schon öfter die Rede.

Les Eaux Extravagantes (etwa: die ausgefallenen Wasser) heißt eine 2011 vorgestellte Kollektion von drei alten Klassikern, darunter Vocalise, die – leicht verändert und modernisiert durch die "Nase" des Hauses, Jean-Paul Millet Lage – wieder zum Leben erweckt wurden: aus Vocalise wurde VOCALISE EXTRAVAGANTE.

VE, ein floral-fruchtig-würziger Duft, eröffnet mit Beerennoten, reifen roten Beeren, voll-aromatisch und frisch. Schon früh entwickelt sich die sehr einschmeichelnde, cremig-grün-florale Herznote (Ylang-Ylang, Rose, Jasmin Absolu), immer noch untermalt von den fein-süßen, warmen Beeren, die dem Ganzen Volumen geben – und einem ausgesprochen sinnlichen Touch. Das ist wieder einmal ein typischer Augen-schließen-und-genießen-Duft!

Darunter breitet sich aus, was diesem Duft Wärme, Weichheit und diese gewisse betörenden Aura verleiht, der animalische Moschus, das balsamische Sandelholz, die weiche Ambra und die süße Vanille. Kurz: Ein eleganter, sinnlicher Schmeichelduft.

"Das richtige Parfüm für verliebte Frauen", heißt es. Ich kann dem nicht widersprechen. In jedem Fall ein Parfüm, in das mann/frau sich verlieben kann.

Erfreulich ist die gute Haltbar- und Ergiebigkeit. Wenige Sprüher genügen.

So hervorragend dem Parfümmeister Millet Lage die Überarbeitung dieses schönen Dufts gelungen ist, so wenig begeistert bin ich von der Flakongestaltung. Das Fläschchen an sich ist durchaus hübsch, aber wer ist denn auf die Idee gekommen, ihn mit einer pinkfarbenen Banderole und einem hellblauen stilisierten Edelstein auf der Verschlusskappe zu "dekorieren"? Beim Flakon sind die ansonsten so stilsicheren Maîtres leider in die Kitschfalle gegangen. Das tut dem Duftgenuss natürlich keinen Abbruch.
11 Antworten
Jifat vor 12 Jahren 14 12
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
So herrlich riecht die Toskana
Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Zu den Freuden eines guten Essens kann man durchaus auch die zählen, sich das oder die Rezept(e) vorher durchzulesen und die Genüsse, die auf einen warten, schon einmal sinnlich vorauszuahnen, was unser Gehirn mit Hilfe der gespeicherten Erinnerungen spielend fertig bringt. Den meisten von uns läuft schon bei der bloßen Beschreibung unseres Lieblingsgerichts das Wasser im Munde zusammen.

So geht es mir wieder einmal, wenn ich das "Rezept" eines neuen Dufts aus dem noch jungen Parfüm-Atelier Torre of Tuscany lese, das sich der Aufgabe verschrieben hat, die Aromen seiner toskanischen Heimat in Form von qualitativ hochwertigen Düften wiederzugeben. Sein Name - Corpi Caldi, übersetzt: heiße Körper. Ein Name, der manche Fantasien zulässt.

Auf jeder Ebene der dreistufigen Komposition finden sich mehr Noten als bei vielen anderen insgesamt. Man schwelgt schon beim Lesen in der bunten Vielfalt reifer, saftiger Früchte und betörender Blütendüfte untermalt und eingerahmt von einer ebenso üppigen wie weichen und warm-würzig-holzigen Basis.

Wo habe ich eine ähnlich überwältigende Fülle an Köstlichkeiten schon erlebt? Natürlich! Die wunderbaren Vêpres Siciliennes (Sizilianische Vespern) von Parfums MDCI Paris könnten dem italienischen Pendant Pate gestanden haben, auch wenn es sich um durchaus unterschiedliche "Persönlichkeiten" handelt.

Ein Problem habe ich damit, die Duftentwicklung zu beschreiben. Tatsächlich "explodiert" nach dem Aufsprühen ein Wohlgeruch, den, wenn überhaupt, nur Experten auseinanderdifferenzieren können. Meines Erachtens ist an ihm nicht nur der übervolle Fruchtkorb der Kopfnoten beteiligt, sondern auch die edlen (Rose, zum Beispiel) und sinnlichen (Jasmin, Gardenie) Blüten der Herznote, im Grunde die Gesamtkomposition: aromatisch, fruchtig-floral, beschwingt-süß, sinnlich und würzig mit diesem betörenden Schmeichelcharakter, den ich so unwiderstehlich finde und der reichhaltigen Basis zuschreibe.

Die Haltbarkeit ist – selbst bei mir – außergewöhnlich gut. Bei einem Duft mit dieser Opulenz und Intensität ist es ratsam, vorsichtig zu dosieren und erst einmal die individuelle Entwicklung zu testen. Es wäre zu schade, würden Mitmenschen die Nase rümpfen – ausgerechnet bei diesem schönen Duft.

Für den nüchternen Büroalltag ist er wahrscheinlich nicht der passende, jedoch durchaus für den Tag geeignet, den Einkaufsbummel, den Museumsbesuch, auch um sich zu Hause zu verwöhnen, und natürlich für den Abend, als genussspendender Begleiter, wo auch immer.

Und die "Art Perfume"-Künstler von Atelier Torre möchte ich zum Schluss zitieren: "...purchasing a perfume ... is an act of self-love, a true gesture of art, a pleasurable moment. A joy to enlighten the spirit and the senses." (Ein Parfüm zu kaufen ist ein Akt der Selbstliebe, eine künstlerische Geste, ein freudiger Moment. Eine Freude, die Geist und Sinne erhellt.)
Da ist was dran. Bekanntlich ist die Fähigkeit zur Selbstliebe eine unabdingbare Voraussetzung, andere Menschen lieben zu können.
12 Antworten
Jifat vor 12 Jahren 1 3
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Nichts als indische Jasmin-Sambac-Blüten - ein Duft wie ein Streicheln
Pures Jasmin-Sambac Absolu auf der Haut, der reine Duftgenuss. Dieses Vergnügen ermöglicht die ökologisch orientierte Firma für ganzheitliche Gesundheits- und Schönheitspflege Intelligent Nutrients mit Hauptsitz in Minneapolis, USA.
Es ist für mich das erste Mal, reinen Jasminduft zu erleben, und es ist ein sowohl körperliches als auch spirituelles Wohlfühl-Erlebnis. Diesem sinnlichen, warm und weich einhüllenden, blumigen Aroma werden wahre Wunderdinge nachgesagt. Er soll die Fantasie beflügeln und Ängste abbauen helfen. In jedem Fall verhilft er zu wunderbarer Entspannung.
Dieses reine Extrakt aus den Blüten des indischen Jasmins ist eine genussvolle exotische Ergänzung zur klassischen Parfümkomposition.
3 Antworten
Jifat vor 12 Jahren 21 8
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
La Garçonne – die befreite Frau und der Duft hellen Tabaks
Ein Roman mit dem Titel "La Garçonne" (le garçon ist der Junge) löste 1922 in Frankreich einen Skandal aus. Er beschrieb einen Typus Frau, wie er sich in den turbulenten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg in Paris (aber auch in Berlin) entwickelt hatte: die unabhängige, selbstbewusste Frau, die sich sowohl von bürgerlich-konservativen Konventionen als auch von überlieferten Modediktaten befreit hatte, und der männliche, androgyne Züge zugeschrieben wurden. Nun hatte er einen Namen: die Garçonne.

Ernest Daltroff, der aus Russland stammende Gründer und geniale Parfümeur des Hauses Caron, hatte diesen Frauentyp im Blick, als er schon 1919 das erste Leder-Parfüm für Frauen herausbrachte, Tabac Blond (heller Tabak), das die Parfümwelt beeinflusste: nur wenige Jahre später schuf Ernest Beaux für Chanel das berühmte Cuir der Russie, das den bedeutenden Einfluss russischer Emigranten im Pariser Kulturleben würdigen sollte.

Die fatale politisch-historische Entwicklung in Europa – das sei hier noch erwähnt – bedeutete für den Juden Ernest Daltroff das schlimme Schicksal tödlicher Verfolgung durch die Nazis nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Frühjahr 1940. Er musste in die USA fliehen und verstarb schon im folgenden Jahr. Ein erfolgreiches Caron-Parfüm der neueren Zeit, Lady Caron, erfüllt den damaligen Wunsch Daltroffs, aus Dank für seine Rettung das amerikanische Symbol der Freiheit, Lady Liberty, mit einem Duft zu ehren.

Zurück zu Tabac Blond, dem Parfüm für die Frau mit neuem Lebensgefühl, neuem Kleidungsstil (lockere, bequeme Kleider aus weichem Material ohne Taille und, vor allem, Hosen) und neuer Frisur "à la garçonne" (Bubikopf), die sich die Freiheit nimmt, in der Öffentlichkeit zu rauchen, gerne mit Zigarettenspitze, kurz: der Typ Marlene Dietrich.

Es beginnt mit einem dunklen, rauchig-herben Lederduft garniert mit der tiefwürzigen Süße von Gewürznelken, der "androgynen" Note dieser Komposition, aus der man Lebenslust und Bedrohung gleichzeitig herauslesen kann. Ich finde diese Gegensätze auf Anhieb ausgesprochen anziehend, ja faszinierend. In meiner Fantasie entstehen Bilder von verräucherten Bars mit Jazz-Musik, von Pariser und Berliner Varietés, von Frauen in Hosenanzügen und ausgelassen Charleston tanzenden jungen Menschen... vom Tanz auf dem Vulkan.
Iris und Ylang-Ylang sorgen für eine weichere, trocken-pudrige Fortsetzung, während die "aggressive" ledrig-rauchige Kopfnote durchaus erhalten bleibt, sich dann allerdings langsam abschwächt und schließlich in eine dunkel-warme Moschus-Vanille-Basis übergeht. Selbst auf meiner "duftfressenden" Haut bleibt sie über viele Stunden erhalten.

Da natürlich auch das heute erhältliche Tabac Blond nicht mehr nach dem über 90jährigen Original hergestellt wird, wahrscheinlich sogar mehrere dieser ominösen Reformulierungen durchgemacht hat, kann ich nicht beurteilen, wie "skandalös" der Duft in der ursprünglichen Version gerochen hat. Ein außergewöhnliches, äußerst attraktives und betörendes Dufterlebnis ist er auf alle Fälle geblieben.

Last but not least: Die kostbare Probe dieses Parfüms, für das man extra nach Paris reisen muss, um es zu bekommen (tss-tss), verdanke ich der großzügigen Duftschwester Medusa, die Edeldüfte mit besonderem Suchtfaktor mindestens ebenso liebt wie ich. Dankeschön!
8 Antworten
Jifat vor 12 Jahren 8 4
9
Duft
Weinblüten und ihr betörender Duft
Seit dem 13. Jahrhundert existiert im Südwesten Frankreichs, in der Grande Champagne, eine der ältesten Traditionsfirmen des Landes, die Cognac-Brennerei der Winzer-Familie Frapin.

"Einen Frapin VIP XO zu trinken, ist ein unvergleichbares Erlebnis, denn er schmeckt fruchtig-süß und würzig-herb zugleich" heißt es in einem Werbetext für das Glanzstück der Destillerie.

Und, voilà, da haben wir schon die Quintessenz eines weiteres Luxusprodukts des Hauses Frapin, der Duftkomposition "Esprit de Fleurs" (Geist der Blüten). Nach der poetisch formulierten Philosophie des Hauses haben Cognac und Parfüm viel gemeinsam, beide berauschten die Sinne und ihr Duft, den Trockenfrüchte, Blüten, Gewürze, Holz und Vanille hervorriefen, schmeichele dem Gaumen ebenso wie er der Haut festlichen Schmuck verleihe...

Das Thema "Blüten", worunter hier besonders die im Frühjahr blühenden Weinreben gemeint sind, wurde der renommierten Parfümeurin Jeanne-Marie Faugier übertragen. Dass es diese Duftkünstlerin versteht, aus ihren Zutaten die köstlichsten Sinnesgenüsse hervorzuzaubern, habe ich schon bei einem anderen ihrer Meisterwerke erfahren, den wunderbaren "Vêpres Siciliennes" (Parfums MDCI Paris). Und das ebenfalls von ihr komponierte "Caravelle Epicée" steht derzeit weit oben in den Parfumo-Unisex-Charts.

Esprit de Fleurs kombiniert zum Auftakt Hesperiden mit fruchtigen Noten, sehr luftig, schmeichelnd und elegant, Gewürze (Pfeffer, Basilikum) und liebliche Blüten bilden die interessanten Gegensätze, die doch harmonisch zusammenwirken und von einem weichen und warm-würzigen Fond getragen werden. Über allem nehme ich die feine Säure wahr, die einem in die Nase steigt, wenn man einen frischen, herben Weißwein einschenkt. Es könnte sich ja um einen Weißen Pineau aus dem "Cognac-Departement" Charente handeln.

Esprit de Fleurs weckt in mir die Vorstellung eines üppigen Blütenstraußes, dessen betörende und gleichzeitig zart-schwebende Aromen aus einem kunstvoll zusammengefügten Duftgebinde süßer, würziger, holziger und fein-säuerlicher Noten bestehen, die sich kaum auseinanderdividieren lassen. Das Gesamtergebnis ist ein wirklich berauschender Wohlgeruch, nach dem man süchtig werden könnte – ich bin es schon.

Die Haltbarkeit dieses EdP beurteile ich - subjektiv, wie auch sonst - als durchschnittlich.
4 Antworten
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