JimKnopf

Trotz meines Zweifels, ob Kommentar Nr. 59 zu Encre Noire sinnvoll ist, zudem noch von einem absoluten Duftlaien, will ich doch kurz meinen Eindruck schildern.

Als ich die Kopfnote gerochen habe, hat mich Encre Noire geradezu umgehauen. So etwas Schönes, Holzig-Erdiges mit Wohlfühlfaktor habe ich selten wahrgenommen. Hinweg mit allen süßlichen Modedüftchen! Das hier ist wirklich ein Hammer. Leider, wie ich finde, wird dieser wunderschöne Auftakt ziemlich schnell von der dominanten Vetivernote abgelöst. EN ist nicht der erste Vetiverduft, den ich teste, und ich muss feststellen, dass ich wohl kein Liebhaber dieser Richtung werde - Geschmackssache. Immerhin würde ich EN bescheinigen, dass es einer der angenehmeren Vetiverdüfte ist, weil diese dominante Note auf interessante und schöne Weise von den schon beschriebenen tintigen und holzigen Noten umgeben wird. Damit gefällt EN mir deutlich besser als z. B. Grey Vetiver.

Wenn man Düfte objektiv bewerten würde, gäbe es zu jedem Duft bei Parfumo nur einen einzigen berechtigten Kommentar. Also sei mir im 59. Kommentar die Feststellung erlaubt, dass ich EN für einen guten Vetiverduft mit sehr gefälliger Kopfnote halte, aber die Ganze Richtung leider nicht so ganz mein Ding ist. Bei den mir bekannten Vetivers vernehme ich immer eine Ähnlichkeit mit Salbei, und damit würde ich mich normalerweise nicht besprühen.

Andere Kommentatoren haben Carbone schon mit Gucci pour Homme verglichen. Diesen kenne ich zwar nicht, wohl aber seinen Nachfolger GPH II, und ich finde, dass auch mit letzterem ein Vergleich nicht abwegig ist. Beide EdT's haben nämlich eine recht markante Pfeffernote im Auftakt und in der Herznote, sei es auch Bourbon-Pfeffer hier und Piment dort. Bei GPH II wird diese pfeffrige Note mit eher süßlichen und "leichten" Noten und schwarzem Tee zu einem sehr gefälligen Gute-Laune-Wohlfühlduft verwoben, der immer, aber vor allem im Frühling und Sommer, tragbar ist. Carbone ist dagegen holziger und durch die Benzoe-Note harziger, etwas "dunkler" und strenger in seiner Gesamterscheinung; eher ein Herbst- und Winterduft. Vielleicht verbinde ich mit dem Weihrauch auch etwas Sakrales und Ernstes oder Seriöses im Gegensatz zum Gute-Laune-Gucci. Insgesamt finde ich, dass Carbone ein durchaus angenehmer Duft ist; die Benzoe ist dann aber doch eine Note, die mir Carbone ein bisschen zu sperrig und kantig macht, um ihn wirklich zu tragen.

Dem Kommentar von Jpg153 kann ich mich im Grunde nur anschließen. Ich habe diesen Duft ebenfalls unerwartet bekommen (Dank an noirceur) und ihn ohne bestimmte Erwartungen ausprobiert. Diese Feigenbaumnote gefällt mir eigentlich ausgesprochen gut, ich habe diesen Duft sehr gerne an mir. Einen weiteren Verlauf zu beschreiben, fällt mir allerdings auch schwer, weil Bois de Figuier wirklich ungewöhnlich flüchtig, saft- und kraftlos ist. Von einem Wässerchen, das sich Eau de Toilette nennt, könnte man schon mehr Substanz erwarten. Trotzdem bewerte ich diesen Duft wohlwollend mit 70%, weil er eigentlich mit mehr Intensität das Zeug dazu hätte, ein richtig schöner, weicher, etwas blumiger Duft - übrigens nicht nur für Männer - zu sein.

Eins kann man Memoir Man sicher nicht nachsagen, nämlich dass er ein Langweiler wäre. Ist er darum, zudem angesichts des Preisschilds, ein besonders herausragender Duft? Ich finde, nein. Absinth ist sicher eine Kopfnote, die Memoir Man von vielen Mainstream-Düften abhebt und eher eine Seltenheit ist. Doch ich muss sagen, dass sie mich eher irritiert als begeistert hat. Seltsam stechend und nicht gerade "schön", finde ich. Anschließend wird MM zu einem angenehmen Weihrauchduft, in dem der Weihrauch zwar dominiert, aber - wie die Duftpyramide uns lehrt - von einer ganzen Palette von Noten geschmückt wird. Nach ca. 3 Stunden nehme ich vor allem das Sandelholz verstärkt wahr. Das Ganze ist eine interessante und gute Komposition, aber warum dies in der Summe ein besonders edles EdP sein soll, für das man knappe 200 Euros hinblättern sollte, ist mir nicht so ganz klar. Dafür kaufe ich mir lieber drei solide Mainstreamdüfte, die ich mindestens genauso gut bewerten würde.

finde ich, dass "Gentlemen only" ein durchaus gefälliges EdT mit einem ganz interessanten Verlauf ist; vielseitig einsetzbar und nicht zu heavy. Zwei Einschränkungen machen "Gentlemen only" allerdings zu einem Duft, der dann doch kein richtiger Kaufkandidat ist.

Erstens finde ich den Auftakt, wie schon zuvor beschrieben, ziemlich synthetisch. Ob das nun wirklich laut Duftpyramide Birkenblatt und grüne Mandarine ist, sei dahingestellt. Jedenfalls hätte ich bei diesem EdT immer irgendwie das Gefühl, die Duftnote "Industrieprodukt" um mich zu verbreiten - wenn auch ein ansprechendes.

Zweitens finde ich die Zeder in der Herznote zu heftig. Das ist wohl mein persönlicher Geschmack. Bisher habe ich alle Düfte mit einer deutlichen Zedernote verschmäht. Diese Note hat für mich etwas Krautiges und Nerviges. Vielleicht hat sie als Beiwerk ihre Berechtigung, aber wenn sie dominiert, finde ich, dass es einfach Schöneres gibt. Wenn weibliche Parfumos diesen Kommentar lesen, würde mich interessieren, ob sie Zeder an Männern mögen oder nicht. Ich wäre überrascht.

Mein Fazit: "Gentlemen only" ein passabler Duft. Nur nicht meiner.