Kaschima

Schon sehnsüchtig erwartet: Mein Nachschub frischen vintage (!) Courrèges in Blue ist da! Und ich tanze an diesem wunderschönen Sonnentag zu Pharrell Williams "Happy" durch die Räume, fast beschwipst von meinem Signatureduft - seit sooo vielen Jahren.

It might seem crazy what I'm 'bout to say... Sunshine she's here, you can take a break... I'm a hot air balloon that could go to space...

Because I'm happy...
Clap along if you feel like a room without a roof
Because I'm happy...
Clap along if you feel like happiness is the truth
...
... if you know what happiness is to you
...
... if you feel like that's what you want to do

...und 1001 Parallelen zu meinem ursprünglichen Kommi zum Duft! Den lass ich jetzt in der Schublade, Angelliese hat schon so schön über André Courrèges aufgeklärt und ich tacker einfach mein Gefühl hier rein!

Ich bleibe beim Happy-Feeling, denn wirklich genauso wie im Song ist meine erste Begegnung mit dem Duft verlaufen:

Auf dem Weg von der Uni nachhause lief ich nicht von ungefähr einen winzigen Umweg zu meiner Lieblingsparfümerie in Aachen... Ich hatte es mir verdient!
Meine Belohnung wartete dort auf mich, war schon so lange drum herum gestrichen... aber erst noch die Prüfung machen...

Jetzt aber wollte ich es endlich: mein erstes wirklich selbst ausgesuchtes, nicht vom Promotiontisch, nicht von der Freundin, nie zuvor bei jemand anderem gerochen und sofort ganz und gar MEINS, MEIN DUFT! Gekauft, eingesprüht und wieder raus auf die sonnige Fußgängerzone...
Ab da ging es dann so richtig los für mich - ich konnte abheben, schwebte einfach aus dem grauen Fassaden der Straße heraus, ab in die blaue Frühlingsluft, genau, kein Dach, kein Limit mehr über mir, einfach reine Freude, Stolz, Selbstbewusstsein. Das war ich! Und ich hatte es geschafft. Und jetzt hatte ich "Pause", Zeit alleine für mich. Ich wusste plötzlich was ich wollte, dass ich es konnte und war ganz bei mir, in mir zuhause.

Und genau das ist es, was ein Signatureduft für mich ist: Zuhause und frei in sich selbst.

Dieser wunderbar ausgewogene Chypre erzeugt für mich diese fantastische blumig-grüne Leichtigkeit, diesen sanften Gute-Laune-Kick durch Bergamotte und ätherische Orangenblüte, erdet mit animalischer Raffinesse mein Selbstwertgefühl und bettet mich beschützt von feinsten Hölzern in weichem Moos.

Aber oho - dies ist kein "Schätzchen", sondern ein ausgewachsener, gewürzter Schatz mit köstlichem Koriander, Basilikum, cremiger Ringelblume und dunklem Vetiver! Die straighten Blumen, aldehydisch unterstützt, passen nicht in ein Biedermeiersträußchen! Sie verlangen nach der größten Vase im Haus und viel Platz für ihr ausladendes Arrangement! Dafür verströmen sie dann so viel Schönheit, so frischen Gartenduft, dass es einen unwillkürlich in die Sonne zieht: So ist es, das Glück!

So ist ein perfekter Tag mit einem perfekten Duft, der nur dir gehört :)))

Was ich noch zu sagen hätte... ist nicht (nur) durch Reinhard Mey inspiriert, sondern vor allem durch meinen Vorredner... Dieser Duft hat mehr als "nicht viel" zu sagen.

Das ist ein Männerduft, wie gemalt! Der Bretone, mit dem vom Meer zerfurchten Gesicht und Augen so blitzend wie Wellenkämme, der nach getaner Arbeit an der Theke steht. Hier duftet es nach einem frischen Auftakt gleich ganz und gar nach den Kräutern, die sich dicht an die steinigen Abhänge schmiegen, nach den Zedern, die durch den steten Wind vom Meer von der Wetterseite abgewendet knorrig und schief gewachsen sind.

Wunderbar krautig, ein wenig rauchig, wie die Gitanes papier maïs, die nur rituell passend zum Glas Roten entzündet wurde. Daneben aber liegt ein feines Paar Bootshandschuhe aus bestem alten Leder, weich, aber mit gebogener Handfläche unmissverständlich die Form der Hand des Trägers zeigend. Und die Hand, die jetzt zum Glas greift, verströmt den weichen Duft von Sandelholz und zarten Blüten.

Einen großartigen Männerduft für jede Jahreszeit hat Christine Nagel hier geschaffen, wahrscheinlich einen Mann unbestimmten Alters vor Augen. Sollte er schon graue Schläfen haben, so ist sein Gesicht noch immer von diesem ewig jungenhaften Charme und die Fältchen im Augenwinkel dem Zwinkern und Lachen gedankt.

Obschon ich hier einen Vintage getestet habe, sind Herz und Basis absolut überzeugend und lange anhaltend!

Und noch ein kleiner Nachtrag: Ein wunderschöner Flakon, der schon zeigt was Samouraï kann: Den Twist von "Harter Schale zu weichem Kern", denn im Drydown entwickelt sich eine sehr elegante Note, nicht weniger männlich, als das Krautig-Ledrig-Rauchige zuvor, aber jetzt eben von fast pudrig-holziger Blumigkeit!
Ein wahrer Samouraï, der zeigt, was er kann und dabei immer seinem Status verpflichtet bleibt!

Ob das was mit Cabaret zu tun hat? Es war einfach sofort das, was meine Nase aus dem Kopf gezaubert hat, eben einen Hut voll Wetterwechsel im April.

April, April! Ja doch, nicht etwa Mai, das ist Cabaret: Ein kokettes rotes Rosenröckchen über so kleinen Blümchen wie Maiglöckchen und Veilchen. Aber Oho! Wenn sich das Röckchen dreht, hebt sich der rote Schleier und vertraute, liebliche, gar frische grüne Blitze schießen darunter hervor. Ein sehr sanfter Blumenreigen, aber ganz nah am Boden, am Gras, am...
DAS war es wahrscheinlich: Das erste Mal wieder im Gras liegen, das noch nicht so ganz vom Winter erholt ist, kleine, verwelke Reste und Feuchtigkeit riechen, zur einen Seite mehrere Gruppen Maiglöckchen, auf der anderen kleine Kissen von noch geschlossenen Veilchen und da hinten muss wohl eine Kater am Oleanderbusch entlang gestrichen sein...
Den Blick nach oben in den Himmel, im Geist die Wölkchen wegschubsend, damit der sonnige Moment im Gras noch etwas andauern möge...

Im Cabaret kann ich mit lachenden Augen weinen, staunen, mich ertappt, albern und großartig zugleich fühlen. Und da rieche ich interessante Parallelen:

Der Duft ist "rosa-süß" und "salzig-grün" zugleich.
Er ist frisch, aber dabei pudrig.
Die Wärme biedert sich nicht an, aber enthält ein subtiles Habenwollen aus Sandel und Harz.
Eine fast elegante Distanziertheit geht doch bis auf oder vielleicht sogar unter die Haut.

Und alles zusammen ist so interessant, dass man ein Konzept, Künstlichkeit unterstellen möchte - aber schon das nächste "Bestätigungsschnuppern" straft die Vermutung ab, denn alle Eindrücke liegen wie Schichten aufeinander. Nichts wechselt sich ab, allein der Kopf versucht mit den unterschiedlichen Assoziationen nacheinander klar zu kommen. Spannend! Ein Cabaret-Programm, wie das Aprilwetter!

Ich fühle mich gut gekleidet in dem raffinierten Ensemble, es hält die Waage zwischen unschuldig-natürlichen Nuancen, sanft-sauberen Blumen und doch eindeutig vernehmbarer Parfümeurskunst. Könnte ein Immergeher werden.

Ein Morgen (ehrlich gesagt Mittag) zum Verlieben. Die Sonne scheint so richtig mit Schmackes in die Bude, so dass selbst der verborgenste Winterstaub noch zu sehen ist. Er tanzt vor dem Orange der sonnendurchleuchteten Seidenvorhänge im Schlafzimmer und direkt vor deren farbigen Schatten an der Wand. Bin ausgeruht genug :-) und mir ist nach O-Saft, Oh-noch-so-warmen-Brötchen und Obstsalat! Tisch decken mit Vergnügen, noch ein Blümchen aus dem Garten dazu gestellt... Ja! ...so könnte sich der Frühling anfüllen. Hmmmm, etwas fehlt noch: Champus!

Das nenn ich "Champagnerlaune"! Wenn die Natur ein Versprechen macht, die Lebensgeister ungefragt erwachen, einfach Hochstimmung verbreiten. Statt eines Griffs zur grünen Flasche, lieber den zu "Champagne" (ja, meins heißt noch so!) und ich werde schnell so gesund wie mein Obstsalat :-)
Nennt mich kindisch, zu euphorisch oder luxusgeil, egal, denn in der Buddel Champagne steckt das alles drin und es tut guuuut!

Oranger Obstsalat mit zarter Minzgarnitur, Frischekick, satte orange und gelbe Früchte für die gute Laune, Gartenblumensträußchen für die Nase und die Augen (bei mir erblühen die Nelken sehr schön in verschiedenen Pink- und Purpurtönen), unschuldige Maiglöckchen und Veilchen (was für eine herrliche Farbkombination!) und eine verschwenderisch verwobene Pracht an pudrigen Rosen und Jasmin! Gerne würde ich euch jetzt das Biedermeiersträußchen dazu hier aufmalen!

Tatsächlich umweht es die Trägerin fein, süßlich-fruchtig, aber keineswegs oberflächlich. Dafür sorgt eine wunderbar weiche Basis aus allem, was zu einer Aprikosenhaut passt. YSL hat das bis auf das i-Tüpfelchen hingekriegt: Nicht zu viel von einzelnen Komponenten, aber genug, um die Früchtchen und Blumen auf der Haut warm und gediegen zu halten, dabei gleichzeitig etwas grüne Umarmung ins Spiel zu bringen.
Ja, hier kommt der Frühling und der Sommer kündigt sich auch schon an!

Es gibt Düfte, die verbieten sich gleichzeitiges Essen oder Trinken. Nicht so Champagne! Im Gegenteil, es veredelt zumindest einen morgendlichen leichten Gruß aus der Küche und wahrscheinlich auch einen sommerlichen Salat am Abend.
In jedem Fall wird die Trägerin zur Krönung!

(Geniale Haltbarkeit! Aber erst mal vorsichtig dosieren! Zu schade, dass der vom Markt ist!)

Die Freitagabende haben es halt manchmal in sich ;-) Irgendwie sind sie so ganz anders als die Samstagabende, denn der Arbeitsstress steckt noch frisch in den Knochen und die Chance, dass man dann aus reinem "Bauchgefühl" mal alle Fünfe gerade sein lässt, scheint größer als samstags, für mich eher der "Genießertag".

Sich nach einem gemütlichen Samstagfrühstück auf eine Verabredung oder Veranstaltung am Abend zu freuen und dafür mit Überlegung und Lust einzukleiden, hat was von Verwöhnprogramm.

Wehe aber, der Kopf nimmt dir den Spaß... Schon der Kaffeeduft ist dir zu stark? Der Lieblingskäse auf dem Brötchen reißt so überhaupt nichts raus, im Gegenteil...? Noch was einkaufen müssen - geht gar nicht, weil du die da im Spiegel nicht mal grüßen magst?

OK, du könntest die tolle Laune von gestern Abend jetzt unterm Sofa suchen, aber dafür den Kopf nach unten... Nun ja, lieber nicht!

Und dann stehst du vor deinen Düften, möchtest einen wählen, der dich wieder sanft zurück zu dir bringt, dir verzeiht, dich pampert, die Nase nicht strapaziert und dich so richtig lieb einmummelt, wie Arme um dich und den Kopf an einer guten Schulter?

Also, ich weiß nicht, was Dr. Nebenan empfiehlt, aber ich greife dann zu Hiris!

Zugegeben: Der erste Sprühstoß bringt nochmals kurz den einen leckeren Cocktail von gestern Abend zurück -sooo unangenehm nicht! - und dann: Alles was eine Wellnessmaske haben sollte:

Warm, zart, honiglich blumig, nicht süß, aber lieblich, ganz fein gewürzt, was deinen Geist wieder weckt, sich mandelmilch-cremig und duftig auf deine Haut legt, wie das zarteste Morgenmantelstöffchen. Hach, Hiris!

Und darunter schlummert deine eigene Hautwärme, verstärkt durch Amber und Vanille, ganz und gar verführerisch...und bis heute Abend ist ja noch was hin...

Wenn dann nach einem faul geräkelten Schlummerstündchen die Zedernote erwacht, bist du wieder gerüstet und los geht's...
Hmmm, Hiris, danke!