10.01.2016 - 04:54 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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92
Für das Mädchen, das beim Völkerball immer zuletzt gewählt wurde
Neben der grundsätzlichen Unterscheidung in 'blumig', 'aquatisch', 'animalisch' (und welche es sonst alle gibt) ist da noch eine weitere Komponente, die Duftnoten bzw. das aus ihnen erschaffene Parfum ausmacht - eine Komponente, von der ich glaube, dass sie - gerade bei jenen, die schon mehr als nur einen Duft in der Nase hatten - nicht unerheblich dafür ist, ob wir einen Duft(akkord) nun mögen oder eben nicht. Es gibt Duftnoten, die per se 'laut' sind und vordergründig, die sich kaum zähmen lassen und - sind sie denn Bestandteil eines Duftes - diesem fast automatisch ihr Signum geben. Oud ist ein Beispiel dafür oder auch Lilie oder Rose - Diven alle miteinander, opulent und schwelgerisch - und wenn verwendet, dann stets im Mittelpunkt. Und dann sind da andererseits jene, die ganz oft dabei sind, aber fast nie im Zentrum eines Duftes stehen - nicht, weil sie nicht ausdrucksstark wären oder erkennbar, sondern weil ihr olfaktorisches Charakteristikum eben schnell zurücktritt, sobald es auf andere, stärkere, kapriziösere Akkorde trifft. Galbanum, Eichenmoos und Enzian etwa gehören zu diesen Leisetretern, aus denen 'eigene' Düfte zu erschaffen Erfahrung einfordert und Kennerschaft - doch wenn es gelingt, sind diese Düfte oftmals ungewöhnlich und solche, an die man sich lange erinnert.
Hermès' Hiris widmet sich der Iris, jenem stillen, duftgewordenen Hellgrau, das so oft an Schminke oder auch Lippenstift erinnert (hier beinahe gar nicht) - und war einer der ersten, die sich die Pudrigkeit der Schwertlilie bzw. ihrer Wurzel ins Zentrum eines Duftes zu stellen trauten. Die namengebende Iris erscheint zunächst scheu, beinahe schüchtern - so wie eine Blume, die im Halbschatten unter den Birken beinahe kaum zu blühen wagt - aus Sorge, den Rosen oder Sonnenblumen vielleicht die Show zu stehlen. Und doch ist dies ein Duft voller verhaltener Wärme und voll großem Stolz, hautnah und keine Diva - aber voll stiller Zufriedenheit, voll Herzensruhe und voll Lebensklugheit.
Hiris ist ein Parfum ein bisschen wie das Mädchen, das jeder von uns in seiner Klasse hatte - das Mädchen, das niemals die Hausaufgaben nicht gemacht hatte und dessen Marmeladenbrot nie interessant genug war, um eingetauscht zu werden gegen was auch immer. Das Mädchen, das alleine zum Tanzkurs ging und nicht zum Abschlussball - weil eben kein Junge es gefragt hatte, ihn dorthin zu begleiten - und das den ersten Kuss unter dem Setzkasten mit Monchhichis mit einem Kopfkissen probieren musste. Das Mädchen, das beim Völkerball immer zuletzt in die Mannschaft gewählt wurde, weil es weder werfen, geschweige denn fangen konnte - und das dann auch gleich getroffen wurde und den Rest der Stunde still und ohne Klage an der Seite stand.
Fazit: auf meinem letzten Klassentreffen habe ich (zufällig und ungeplant) eine Stunde neben ihr gesessen - und an diesem Abend zum wahrscheinlich ersten Mal wirklich mit ihr gesprochen. Sie ist Ärztin geworden und war voll jener ruhiger Selbstsicherheit, die wohl nur die entwickeln, die jene Jahre früher Erfolglosigkeit unbeschadet überstehen. Die Kraft, die sie daraus schöpfen, reicht dann ein Leben lang.
Hermès' Hiris widmet sich der Iris, jenem stillen, duftgewordenen Hellgrau, das so oft an Schminke oder auch Lippenstift erinnert (hier beinahe gar nicht) - und war einer der ersten, die sich die Pudrigkeit der Schwertlilie bzw. ihrer Wurzel ins Zentrum eines Duftes zu stellen trauten. Die namengebende Iris erscheint zunächst scheu, beinahe schüchtern - so wie eine Blume, die im Halbschatten unter den Birken beinahe kaum zu blühen wagt - aus Sorge, den Rosen oder Sonnenblumen vielleicht die Show zu stehlen. Und doch ist dies ein Duft voller verhaltener Wärme und voll großem Stolz, hautnah und keine Diva - aber voll stiller Zufriedenheit, voll Herzensruhe und voll Lebensklugheit.
Hiris ist ein Parfum ein bisschen wie das Mädchen, das jeder von uns in seiner Klasse hatte - das Mädchen, das niemals die Hausaufgaben nicht gemacht hatte und dessen Marmeladenbrot nie interessant genug war, um eingetauscht zu werden gegen was auch immer. Das Mädchen, das alleine zum Tanzkurs ging und nicht zum Abschlussball - weil eben kein Junge es gefragt hatte, ihn dorthin zu begleiten - und das den ersten Kuss unter dem Setzkasten mit Monchhichis mit einem Kopfkissen probieren musste. Das Mädchen, das beim Völkerball immer zuletzt in die Mannschaft gewählt wurde, weil es weder werfen, geschweige denn fangen konnte - und das dann auch gleich getroffen wurde und den Rest der Stunde still und ohne Klage an der Seite stand.
Fazit: auf meinem letzten Klassentreffen habe ich (zufällig und ungeplant) eine Stunde neben ihr gesessen - und an diesem Abend zum wahrscheinlich ersten Mal wirklich mit ihr gesprochen. Sie ist Ärztin geworden und war voll jener ruhiger Selbstsicherheit, die wohl nur die entwickeln, die jene Jahre früher Erfolglosigkeit unbeschadet überstehen. Die Kraft, die sie daraus schöpfen, reicht dann ein Leben lang.
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