Derselbe Name – unterschiedlicher Duft

­Nein, es geht nicht um die Reformulierung älterer Düfte, damit sie den konfusen EU-Normen entsprechen.


Ich möchte davon erzählen, wie oft es mir schon passiert ist, dass ich einen Duft probiert habe, beispielsweise als Eau de Parfum. Und ihn vielleicht gekauft habe als Eau de Toilette. Das ist ja meist preiswerter pro cl. Und dann feststellen musste, dass es sich nicht um denselben Duft handelt. Nicht im großen Ganzen, aber im Detail.

Wenn man den Erklärungen zur Bezeichnung von Düften als Parfum, ­Extrait de Parfum, Eau de Parfum, Eau de Toilette und Eau de Cologne (habe ich was vergessen?) folgt, die sich ja leicht im Internet finden lassen, dann besteht der Unterschied in den Anteilen der jeweiligen Duftessenz im – vereinfacht ausgedrückt – Alkoholanteil.

Meine Auflistung hier entspricht der absteigenden Menge Duftessenz.

Wer jetzt aber denkt: "Ok, kaufe ich mir das Eau de Toilette und sprühe einfach ein wenig mehr ins Haar, das ist dann so wie das Parfum." Nun, der (bzw. die) irrt.

Viele Düfte verändern sich mit dem Grad der Verdünnung. Vor allem in der Kopfnote scheinen die Alkoholmoleküle so sehr in die Duftstruktur einzugreifen, dass der Duft ein anderer zu sein scheint. Manche werden über eine relativ kurze Zeitspanne einander in der Herznote ähnlicher und die Basis scheint meist am robustesten zu sein. Andere müssen von Kopf bis Herz verfliegen, damit wenigstens die Basis versöhnt.

Shalimar ist so ein Duft, der sich in seinen Konzentrationsvariationen sehr unterscheidet. Eine gute Freundin von mir hatte einst von einer Tante einen wunderschönen Flakon mit Parfum geschenkt bekommen. Wir teilten uns Kleider, Kosmetika und Düfte, selbst diesen kleinen Schatz. Welch Wunder an pudriger Sanftheit! Wie ein (nein, ich kaufe keinen Pelz!!!) Fellchen legte er sich schmeichelnd auf die Haut, wehte in dezentem Schleier nach und hatte etwas Liebliches, bei aller Opulenz und Schwere.

Der Flakon leerte sich, auch die Freundschaft hielt nicht viel länger und eines Tages sah ich mich vor die Aufgabe gestellt, diesen Sehnsuchtsduft mit meinem Kontostand zu vereinen. Es wurde das Eau de Parfum. Ein toller Duft, keine Frage. Aber er schien sich nicht ganz so auf mich einzulassen, heftete sich die ersten Minuten nur zögerlich an meine Haut und machte allerlei Ausflüge in die Umgebung. Er hatte dabei etwas Scharfes, Kühles, das ich so nicht kannte und dass sich begrüßenswerterweise auch bald auf und davon machte. Zurück blieben pudrige Wärme und die Ahnung einer Blüte sowie die schöne Basis. Nicht ganz so wie das Parfum, aber akzeptabel. Auch dieser Flakon leerte sich bis auf einen Rest, der als Erinnerung blieb.

Zu Weihnachten beschenkte ich mich dann mit einem neuen Flakon. Ich habe offensichtlich nicht aufgepasst oder mir irgendwas dabei gedacht, dass mir heute nicht mehr erinnerlich ist, aber ich habe das Eau de Toilette bestellt. Eine traurige Geschichte: Der Duft des Eau de Toilette erinnert genug an Shalimar um Sehnsüchte hervorzurufen, aber nicht stark genug, um authentisch Shalimar zu sein. Nach Stunden bleibt die Basis, die ist, wie sie sein soll.

Vielleicht finden andere das Eau de Toilette viel besser als das mächtige Parfum – darum geht es mir mit diesem Beispiel aber nicht. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es einen großen Unterschied im selben Duft machen kann, zu welcher Version ich greife.

Das betrifft auch ein wenig die Kommentare hier zu den Düften. Um beim Beispiel Shalimar zu bleiben: Das Parfum bekommt von mir in allem 100%. Das Eau de Toilette würde ich ganz anders bewerten. Meist wird aber bei einem Duft hier gar nicht unterschieden, um welche Version es sich handelt. Und so manches Mal, wenn ich lese "beißt in der Nase", denke ich: "War das vielleicht das Eau de Toilette? Und möglicherweise wäre das Extrait de Parfum das Perfekte gewesen?" CK ist ein weiteres Beispiel, wenn auch genau umgekehrt.

So, das wars auch schon :) Danke für eure Ausmerksamkeit *Blumen reicht*

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