Lucull

Er springt dich an wie eine Raubkatze, grollt dann noch eine Weile vor sich hin um dann sanft vor sich hin zu schnurren. So empfand ich meine erste Begegnung mit dem schwarzen Riesen von Chanel, dem meiner Meinung nach wohl ausgewogensten und dabei charaktervollstem Herrenduft der 80er und so manch anderer Dekade. Kein blaues Männlein im Matrosenanzug und kein güldenprangender Millionär. Eine Katze im besten Sinne. Sie biedert sich nicht an, lässt nicht jeden ran und schmust nur mit Auserwählten. Mögen und möchten die heutigen Männer auch riechen wie Melonen, frisch dem Bade entsprungen oder gepuderte Pralinen. Für alle, die Wert auf einen markant eleganten und dabei durchaus sinnlichen Auftritt legen, der im besten Falle die Eigenschaften seines Trägers unterstreicht und nicht irgendetwas vorgaukelt, was nicht da ist, unbedingt einen Test(auf der Haut!) wert. Steht gewiss nicht jedem, aber macht mit dem entsprechenden Träger sowohl in Anzug als auch Lederjacke immer eine souveräne Figur.

Also das animalische kann ich bei diesem Duft beim besten Willen nicht erkennen. Er ist eher nett und plüschig. Für mich persönlich als Männerduft dann doch zu sehr. Andererseits muss Mann ja nicht immer daherkommen, als wenn er gerade ohne das Hemd zu wechseln einen dreiwöchigen Survival-Trip durch den Dschungel hinter sich gebracht hat. Dies ist genau das Gegenteil davon ohne allerdings zu beliebig zu sein. Durchaus eine ansprechende Kombination aber eher unter dem Motto: Wollen hätte ich schon gekonnt aber dürfen habe ich mich nicht getraut. Irgendwie klassisch aber zartschaumgebremst. Ein klein Wenig wie, man verzeihe den Vergleich, Habit Rouge mit Milchzähnen...

Vor etlichen Jahren erworben und das letzte Mal getestet und verwirrt aufgegeben. Nun wieder versucht und was soll ich sagen. BOOM! Entweder haben sich meine Rezeptoren im Laufe der Zeit entsprechend verändert oder der Stoff altert und reift wie ein guter Wein. Unwillkürlich mußte ich an einen Text von Jamie Oliver denken:

"Manchmal träume ich, dass ich nackt durch ein Feld voller Basilikum laufe. Ab und zu streife ich ein paar Rosmarinsträucher und werde von ihnen gepeitscht. Das ist aber kein Albtraum. Ganz im Gegenteil: Es gibt mir ein losgelöstes Gefühl, nackt durch ein Feld voller Kräuter zu laufen, es ist ein wunderbarer Eskapismus."

Bitte die ensprechenden Zutaten austauschen...

Für alle, denen Armani Code zu aufregend ist....
Das olfaktorische Äquivalent zur Fahrstuhlmusik. Jedenfalls für mich. Paßt gut in die Zeit der political Correctness. Tut niemandem weh, sagt nichts aus, bezieht keine eindeutige Stellung, will es sich mit niemandem verderben. Wie sagte schon F.J.Strauß: Everybodys Darling is everybodys Depp...

P.S.: 3 in Worten drei Duftproben haben sie mir jetzt schon von dem Zeug untergeschmuggelt und auch sonst versucht ihn mir andauernd irgend eine beflissene Dame anzudrehen! Wenn ich dann sage, das für mich der beste Chanelduft immer noch Antaeus sei und ich im übrigen eher auf charaktervolle Düfte stehe kommt nichts mehr außer einem wissenden Lächeln...

Nach jahrelanger Benutzung des von mir bei seinem Erscheinen hymnisch gefeierten Terre d´Hermes (weil anders als alle anderen und dabei tragbar bei jeder Gelegenheit) wurde mir der Duft doch irgendwann zu eindimensional. Auf der Suche nach einem neuen Kick bis Dato noch nicht wirklich erfolgreich lief mir irgendwann Tomo über den mit Hochs und Tiefs gepflasterten Pfad der Duftsuche. Nicht das dieser nun im Gegensatz zum oben genannten ein olfaktorisches Wunder wäre, doch schaffte er es in meiner Nase das Kunststück hinzubekommen gleichzeitig frisch, grün und orientalisch zu wirken. Etwas, was ich eigentlich von den eher exklusiveren Produkten erwartet hätte. Dieser Duft ist durchaus universell tragbar und doch interessant genug, mich nicht nach einer halben Stunde zu langweilen. Er hat gleichzeitig etwas heimeliges und herausfordendes.. Ich würde mir diese Komposition mit hochwertigen Zutaten wünschen, da er bei mir recht schnell (nach zwei Stunden) verfliegt. Alles in allem jedoch eine durchaus runde Angelegenheit mit frischem, leicht zitrischem Auftakt und einem warmen ins
grünliche spielendem Ausklang. Kein Hammer aber durchaus ein Hämmerchen...:-)