MB1963

MB1963

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6 - 9 von 9
MB1963 vor 11 Jahren 17 8
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Das ist kein Duft, das ist Kunst!
Vielen Dank an Aava, ohne ihren phantastischen Kommentar hätte ich diesen Duft nie probiert!
Mit hoffentlich freundlicher Genehmigung übernehme ich auch manche der genialen Metaphern und reichere sie noch ein bisschen mit eigener Würze an, um die Hommage an diesen außergewöhnlichen Duft zu verstärken.

Die Kopfnote:
Beim ersten Mal sprühst du den Duft am besten auf dein linkes Handgelenk, dann kannst du nämlich deine linke Hand möglichst weit von der Nase weghalten und hast immer noch die Rechte um damit irgendwas zu machen...
Du riechst nämlich einen Eimer voll Teer, der von einem Trupp Bauarbeiter auf den heißen Straßenbelag gekippt wird. Du bist einer von ihnen, im Blaumann stehst du da, du willst dein Handgelenk mit Seife abrubbeln und du weißt warum das Zeug Ascese heißt: der Duft der einsam macht…
So etwa 10-15 Minuten dauert das, dann kommt so langsam

Die Herznote:
Die Schwaden lichten sich, du richtest den Blick von dem dampfenden Teerkessel zu dem darunter brennenden Feuer.
Dies hat Aava so wunderbar als Lagerfeuer beschrieben, dass ich es einfach übernehmen möchte: Es ist ein wildes Feuer, dicke Äste liegen in der Asche, die Flammen lecken daran hoch und immer wieder erwischt dich eine Rauchwolke, die letzten Zuckungen der Kopfnote.
Du sitzt nun auf der Couch und hast dein eigenes, privates Lagerfeuer!
Deine Kleider riechen noch etwas streng nch Rauch aber du riechst nun die Äste aus Wacholder, die gespaltenen Scheite aus Zedernholz. Du spürst die Glut, die eine wohlige Wärme verbreitet und du fragst dich: wie kann man ein Parfum machen, das nach Lagerfeuer riecht?
So sitzt du die nächsten 2 Stunden allein bei deinem Feuer, das langsam runterbrennt bis es ankommt bei der

Basisnote:
und es zu einem kuscheligen Kaminfeuer wird. Nichts ist mehr übrig von Teer und Rauch, wunderbar mild würzig und warm riecht es um dich herum.
Meine Frau, die beim Aufsprühen schon die Koffer gepackt hat um im Hotel zu nächtigen, kommt zum Abschied vorbei und schnuppert verwundert. Ist das derselbe Duft? Die Koffer fliegen in die Ecke, die Couch wird zweisam und wir schnüffeln die ganze Nacht immer wieder am Handgelenk.
Warum hab ich eigentlich nicht mehr eingesprüht?

Fazit:
Das ist mal ein Nischenduft par excellence, weiter weg vom Massenmarkt geht wohl kaum! Höchstwahrscheinlich werden auch 95% aller Menschen diesen Duft nicht mit der Kneifzange anfassen wollen, aber die Wenigen zu denen er passt erwartet ein wahrlich erstaunliches Dufterlebnis!

Ob die selbstbewusste Frau diesen Duft tragen kann, wird sie selbst entscheiden.
Warum eigentlich nicht?
8 Antworten
MB1963 vor 11 Jahren 12 2
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Zu Unrecht!
Selbst unter den Nischendüften ist Isotta Fraschini eher unbekannt.
Er stammt eben nicht von einem berühmten Parfumeur, er hat keine trendigen Zutaten wie Oud, nicht mal durch einen exorbitanten Preis wie manch andere Nischendüfte macht er auf sich aufmerksam.

Einer von vielen Düften, die irgendwann ohne dickes Werbebudget auf den Markt kamen und in der Masse untergingen. Und nun hat anscheinend sogar ALZD den Duft aus dem Sortiment genommen, Grund genug endlich mal eine Lanze für diesen unterschätzten Duft zu brechen!

Die Kopfnote:
Die frische fruchtige Note von Bergamotte und auch die Zypresse kann ich rausriechen. Etwas Kräuter runden den mediterranen Eindruck ab. Das alles kommt schon mit ordentlich Wums, es handelt sich hier beileibe nicht um einen leichten Duft!

Die Herznote:
Die fruchtigen Noten werden verdrängt von Zedernholz, dem dominanten Stoff der Herznote. Wer Zedernholz nicht mag braucht diesen Duft nicht testen, ich dagegen liebe Zedernholz ;-)
Aber es gibt auch noch deutlich mehr: immer noch etwas Kräuter (Wermut, ich meine auch Thymian zu riechen) und etwas Süße von Patchouli, was den Duft aber keinesfalls orientalisch macht sondern nur den mediterranen Touch kontrapunktiert. Im Kern bleibt eine Frische und Holzigkeit.
Auch die Herznote kommt keineswegs dezent daher, sondern sehr kräftig und langanhaltend. Locker bleibt der Duft so ca. 3 Stunden, bis die Basisnote durchkommt.

Die Basisnote:
In der Basis wird die Frische durch eher süße und balsamische Noten abgelöst.
Moschus ist dafür verantwortlich, das milde Sandelholz sorgt für den Erhalt der Holzigkeit.
In Summe halte ich Isotta Fraschini daher auch eher für einen holzigen Duft, da in jeder Phase ein Holz deutlich zu vernehmen ist (Zypresse, Zeder, Sandelholz).
Die Haltbarkeit ist vorzüglich und steht auch den wirklich teuren Düften in nichts nach.

Zu welchem Anlass trägt man nun so einen Duft?
Apicius schätzt ihn als Anzugduft ein. Dies sehe ich vermutlich aufgrund meines höheren Alters anders, ein Anzugduft muss für mich sehr viel mehr Gentleman-like sein.
Isotta Fraschini dagegen ist für mich ein Freizeitduft, hervorragend geeignet für Sonne, Meer, Urlaub, sportliche Aktivitäten oder auch an einem lauen Sommerabend im Cafe sitzen.

Fazit:
Dieser Duft ist zu Unrecht in der Versenkung verschwunden!
Dieser Duft hat nämlich alles, was andere hochgelobte Düfte ausmacht: Charakter, Tiefgang, hervorragende Haltbarkeit!
Wer einen sommerlichen, mediterranen Duft sucht, der sich aus der Mainstreammasse heraushebt, der findet für einen phantastischen Preis ein sehr hochwertiges Produkt.
2 Antworten
MB1963 vor 11 Jahren 7 2
7.5
Haltbarkeit
2
Duft
Monoton
Mögen sie Zitrone und Zeder?
Ich mag Zitrone eigentlich nur als Beiwerk, dafür Zedernholz umso mehr. Dazu noch Weihrauch und das unvermeidliche Mode-Oud: die Voraussetzungen für diesen Duft waren nicht übel.

In der Kopfnote: Zitrone und ein bisschen Zeder, wen wundert’s.
Die Zitrone ist mir zu heftig. Zwar eine echte Fruchtigkeit und nicht so künstlich wie bei anderen Düften aber wenn man Zitrone nun mal nicht so mag…
Aber das ist ja nur die Kopfnote, die Zitrone wird sicher bald verfliegen…

Die Herznote:
Nach 10 Minuten dachte ich: Mann, das muss ja ein guter Duft sein, immer noch die Kopfnote! Nach 20 Minuten war es allerdings immer noch genauso: Zitrone und Zeder!
Die Zitrone etwas weniger dominant, die Zeder hat allerdings keine echte Chance. Die Mischung ist nicht übel für jeden der Zitrone mag, aber die Putzmittelassoziation ist nicht zu verleugnen.
Von Weihrauch leider keine Spur.

Die Basisnote:
tja, wann fängt die Basisnote an? Bei Cedre Sacre rieche ich auch nach 3 Stunden nur: Zitrone und Zeder!
Es spricht für die Qualität der Zutaten, dass diese Noten auch nach Stunden noch sehr präsent sind. Daher gute Noten für die Haltbarkeit.
Aber leider kommt nichts mehr, was diesen Duft irgendwie abwechslungsreich machen könnte. Weihrauch? Oud? Das sind ja Komponenten die man nicht lange in einem Parfum suchen muss, aber hier können die nur in homöopathischen Dosen drin sein.
Schade, das hätte dem Duft durchaus Tiefgang verleihen können…

Fazit:
Eine Duftpyramide gibt es bei diesem Duft eigentlich nicht, ich habe keinen Duftverlauf feststellen können.
Der Duft ist völlig eindimensional Zitrone/Zeder und wird nur mit der Zeit schwächer.
Das ich Zitrone nicht so mag ist mein Problem, ich mag auch Rose und Vanille nicht. Dies ist Geschmackssache, daher teste ich Düfte mit diesen Komponenten gar nicht erst und werte sie auch nicht unberechtigt ab.

Aber dieser Duft ist einfach langweilig monoton und daher stehe ich auch dazu ihn abzuwerten.
2 Antworten
MB1963 vor 11 Jahren 10 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Erster Eindruck
Ein nobler Duft, ein feiner Duft, ein Duft für Gentleman der von einem Gentleman getragen werden will.

Duftstoffe und Verlauf wurden von Hibou bereits treffend beschrieben und müssen hier nicht mehr wiederholt werden. Auch die Schlussfolgerung teile ich:
Es fehlt der Aha-Effekt, alles ist so ungemein harmonisch, keine Ecken und Kanten, nichts Außergewöhnliches für den hohen Preis.

Zu welchem Anlass will ich so einen Duft tragen?
Zum Ausgehen unter viele Leute? Nein, viel zu vornehm, zu viel Understatement, wer in der Masse auffallen will der muss die Nasomatto-Bomber tragen.
Zum sinnlichen Date zu zweit? Nein, „C“ ist ungemein angenehm, kultiviert, intelligent aber nicht sinnlich.
Für’s tägliche Büro ein 300-Euro-Duft?

Und so verschwindet das Pröbchen wieder im Schrank für viele Wochen, nur ab und zu heimlich rausgeholt um sich vor dem Schlafen gehen noch ein bisschen das Handgelenk anzusprühen, weil es eben doch ein wirklich feiner Duft ist.

Dann eines Morgens stehe ich mal wieder vor der Wahl, welchen Duft ich für den heutigen Geschäftstermin auflege. Einer dieser Termine mit einem neuen Geschäftspartner, bei dem ich eine gediegene, angenehme Atmosphäre brauche und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen will aber natürlich ohne aufdringlich zu wirken.

Plötzlich ist es sonnenklar: „C“

Und auf einmal fallen mir noch mehr solcher Gelegenheiten ein, bei denen es auf den ersten Eindruck ankommt:
- der Antrittsbesuch bei den zukünftigen Schwiegereltern: was der Schwiegermutter gefällt muss dem Schwiegervater noch lange nicht schmecken…
- das erste Date mit der unnahbaren Schönen: Moschus und Blümchen verbieten sich von selbst, aber womit punkten?
- das Bewerbungsgespräch: Besser mal nicht zu aufdringlich...

Ein Sprichwort sagt: „Du kriegst niemals eine zweite Chance für den ersten Eindruck!“
„C“ ist genau das Parfum für solch wirklich wichtige erste Eindrücke.
„C“ passt, wenn all die anderen Lieblingsdüfte unpassend oder zu gewagt sind!

Seitdem habe ich jede Woche einen Anlass. Noch nie habe ich erlebt, dass C auf Ablehnung stieß. Stets verbreitet es eine Aura von sympathischem Understatement aber dennoch ist „C“ in einer kleinen Runde bis zu vier Personen stets präsent und hält locker einen Arbeitstag durch.
„C“ rennt im ersten Date nicht blind ins Verderben, sondern lässt den Partner (egal ob Mann oder Frau) mit dem Gefühl zurück: ich glaube, das könnte was werden!

Vor diesem Hintergrund erhält auch der Anschaffungspreis eine andere Dimension:
Es ist eine Investition!
2 Antworten
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