23.12.2013 - 05:39 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
18
Von drauß‘ vom Walde komm‘ ich her...
...und das nicht aus irgendeinem Wald. Der Auftakt von Seductive fängt die Frische eines Tannenwaldes nach einem Regenguss ein. Da die Tanne von Beginn an den Duft dominiert, nehme ich die genannten Kopfnoten-Bestandteile nicht als eigenständig wahr; Minze wie Iris sind lediglich Begleitung. Iris wirkt auf mich oft eher wie ein kühlender Untergrund denn wie ein eigenes Duft-Charakteristikum und mit der Minze ergeht es mir hier ähnlich. Ich stehe in einem Tannenwald, um mich herum fallen die letzten Tropfen von den Bäumen, während der Himmel schon wieder aufgeklart ist. Die Luft riecht rein, frisch und würzig.
Sanftes Ein- und Ausatmen an der bedufteten Hand fördert sogar so etwas wie eine zuckrige Note zutage, vergleichbar einem Kräuterbonbon. Dies lässt allerdings im Laufe der ersten ein bis zwei Stunden nach und die Eigenbeatmung liefert nur noch Gewürz, später Harz und Holz bei mir ab.
Jedes Jahr ungefähr ab Ende November benötigen wir eine Menge Tanne zum Verhackstücken, weil meine Frau die Adventsdekoration selbst herstellt und wir immer die empfindlicheren Französischen und Englischen Rosen vor dem Winter untenrum mit Erde und Tannengrün abdecken. Und diese Art von Geruch trifft Seductive ziemlich gut. Es ist ein Duft von Arbeit mit der Tanne und nicht eine idealisierte, geglättete, gleichermaßen elegante wie enteierte Variante wie bei Royal Vintage von Micaleff. Der Rosmarin ist ausreichend dezent eingesetzt, um den Kern nicht zu überdecken. Gleichwohl liefert er nicht bloß seinen typischen Geruch, sondern darüber hinaus eine leicht säuerliche Herbheit. Das finde ich weniger schön. Als müsste jemand im Schweiße seines Angesichts Tanne verarbeiten; ich jedenfalls versuche, das zu vermeiden.... Spaß beiseite, ich finde das gleichfalls stark. Zudem lässt sich an dieser Stelle bereits die Amber-Note einmal riechen. Wie sollte man derlei aus einem Tannen-Herz auch heraushalten?
Etwa nach drei Stunden wird die Tanne ein bisschen milder. Edles, dunkles Holz tritt hinzu. Das wird man im Tannenwald in solcher Art wohl nicht finden, tatsächlich erinnert es an hochwertig verarbeitete Möbel. Wieder ist ein Hauch von Säuerlichem darin, diesmal jedoch als Teil des Holzgeruchs. Vielleicht ein Natur-Lack oder Ähnliches.
Anschließend erleben wir einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Nach nur gut einer weiteren Stunde ist das Holz uralt. Am ehesten erinnert es mich jetzt an meine Geige, die – wie üblich – mit einem Naturharz-Lack behandelt worden sein dürfte. Ob man solch einen nach 200 Jahren noch riechen kann? Mir kommt es so vor. Es könnte freilich ebenso das Kolophonium sein, dessen Geruch durch jeden Geigenkasten wabert, weil der Bogen vor dem Spiel stets mit diesem Koniferen-Harz bestrichen werden muss. Neben dem Harz dürfte Patchouli seine Moleküle im Spiel haben - es wäre welches von der herbsten und holzigsten Ausprägung, erdig und tiefschürfend.
Die Haltbarkeit ist große Klasse. Holz hin oder her: Selbst nach reichlich acht Stunden bin ich weiterhin bei der Gartenarbeit mit meinen Tannenschnipseln. Ist aber vermutlich eine Camouflage-Tanne, die nicht mehr nur aus Tanne besteht, sondern zusätzlich aus Holz und Patchouli. Weich und mild ist sie geworden, gewiss auch durch den Moschus, den ich allenfalls mit viel gutem Willen einzeln wahrnehmen kann. Überdosierung ist zumindest im Büro nicht zu empfehlen. Doch ganz sparsam eingesetzt, zeigt Seductive sogar eine völlig andere, fast sanfte Seite und ist durchaus als Anzugduft verwendbar. Mit der üblichen Einschränkung hinsichtlich Bank oder Anwaltskanzlei.
Fazit: Ein sehr schönes Duft-Erlebnis. Macht Lust auf den Test weiterer Tannen-Düfte. Die Latte hängt allerdings hoch.
Sanftes Ein- und Ausatmen an der bedufteten Hand fördert sogar so etwas wie eine zuckrige Note zutage, vergleichbar einem Kräuterbonbon. Dies lässt allerdings im Laufe der ersten ein bis zwei Stunden nach und die Eigenbeatmung liefert nur noch Gewürz, später Harz und Holz bei mir ab.
Jedes Jahr ungefähr ab Ende November benötigen wir eine Menge Tanne zum Verhackstücken, weil meine Frau die Adventsdekoration selbst herstellt und wir immer die empfindlicheren Französischen und Englischen Rosen vor dem Winter untenrum mit Erde und Tannengrün abdecken. Und diese Art von Geruch trifft Seductive ziemlich gut. Es ist ein Duft von Arbeit mit der Tanne und nicht eine idealisierte, geglättete, gleichermaßen elegante wie enteierte Variante wie bei Royal Vintage von Micaleff. Der Rosmarin ist ausreichend dezent eingesetzt, um den Kern nicht zu überdecken. Gleichwohl liefert er nicht bloß seinen typischen Geruch, sondern darüber hinaus eine leicht säuerliche Herbheit. Das finde ich weniger schön. Als müsste jemand im Schweiße seines Angesichts Tanne verarbeiten; ich jedenfalls versuche, das zu vermeiden.... Spaß beiseite, ich finde das gleichfalls stark. Zudem lässt sich an dieser Stelle bereits die Amber-Note einmal riechen. Wie sollte man derlei aus einem Tannen-Herz auch heraushalten?
Etwa nach drei Stunden wird die Tanne ein bisschen milder. Edles, dunkles Holz tritt hinzu. Das wird man im Tannenwald in solcher Art wohl nicht finden, tatsächlich erinnert es an hochwertig verarbeitete Möbel. Wieder ist ein Hauch von Säuerlichem darin, diesmal jedoch als Teil des Holzgeruchs. Vielleicht ein Natur-Lack oder Ähnliches.
Anschließend erleben wir einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Nach nur gut einer weiteren Stunde ist das Holz uralt. Am ehesten erinnert es mich jetzt an meine Geige, die – wie üblich – mit einem Naturharz-Lack behandelt worden sein dürfte. Ob man solch einen nach 200 Jahren noch riechen kann? Mir kommt es so vor. Es könnte freilich ebenso das Kolophonium sein, dessen Geruch durch jeden Geigenkasten wabert, weil der Bogen vor dem Spiel stets mit diesem Koniferen-Harz bestrichen werden muss. Neben dem Harz dürfte Patchouli seine Moleküle im Spiel haben - es wäre welches von der herbsten und holzigsten Ausprägung, erdig und tiefschürfend.
Die Haltbarkeit ist große Klasse. Holz hin oder her: Selbst nach reichlich acht Stunden bin ich weiterhin bei der Gartenarbeit mit meinen Tannenschnipseln. Ist aber vermutlich eine Camouflage-Tanne, die nicht mehr nur aus Tanne besteht, sondern zusätzlich aus Holz und Patchouli. Weich und mild ist sie geworden, gewiss auch durch den Moschus, den ich allenfalls mit viel gutem Willen einzeln wahrnehmen kann. Überdosierung ist zumindest im Büro nicht zu empfehlen. Doch ganz sparsam eingesetzt, zeigt Seductive sogar eine völlig andere, fast sanfte Seite und ist durchaus als Anzugduft verwendbar. Mit der üblichen Einschränkung hinsichtlich Bank oder Anwaltskanzlei.
Fazit: Ein sehr schönes Duft-Erlebnis. Macht Lust auf den Test weiterer Tannen-Düfte. Die Latte hängt allerdings hoch.
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