17.11.2012 - 10:28 Uhr

Aava
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Aava
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Der glühende Eigensinn
Lasst uns tanzen! Lasst uns Felle und Pelze überwerfen - und tanzen! Im Schnee, draußen vor den Toren des Waldes. Um ein Lagerfeuer, hoch und hell und lodernd. Lasst uns tanzen durch die Nacht! Bis das Feuer herunter geglimmt ist, nur ein Glühen noch durch den Schnee weht und wir im Morgengrauen und mit rauchgeschwängertem Haar zurück in unsere Hütten wandern. Lasst und tanzen!
Bois d'Ascèse ist ein wilde, geradezu unbändige Komposition und ich komme nicht umhin, sie so untragbar wir wunderbar zu finden. So etwas hat die Parfumwelt selten gesehen und ich bewundere sowohl den Parfumeur Julien Rasquinet für sein außerordentliches Können wie auch Naomi Goodsir für den Mut, ein solch polarisierendes Parfumkunststück auf den Markt zu werfen. Auch für Julien Rasquinet erscheint mir Bois d'Ascèse mutig. Mit "Silk" und "Dark" für Andrea Maack sind ihm bereits große Nischenwürfe gelungen, Bois d'Ascèse ist in meinen Augen aber seine bislang eigenwilligste und gewagteste Kreation. Nischenduftkunst par excellence.
Ich sprühe mir Bois d'Ascèse auf meinen Arm und bin eingehüllt in Rauch und Feuer. Verglimmende Glut, heruntergebrannte Holzscheite und in den Geruch, den Rauch in der Kleidung hinterlässt, wenn man viele Tage in der freien Natur war, in Zelten oder unter offenem Himmel geschlafen und sich an dem hellen Schein des Lagerfeuers gewärmt hat, das glühend im Schnee vor sich hinkokelt. Rauchdurchtriebene Kleidung, herunter gebranntes Holz, aromatische Waldräuchereich - so riecht Bois d'Ascèse vom ersten Moment über weitere zwei bis drei Stunden. Eine unglaublich authentische Note für alle Nasen, die wissen, wie kalter Lagerfeuerrauch in Kleidung riecht. Eine ebenso mächtige wie unbändige Note, die sowohl den Träger als auch seine Umwelt einhüllt und Bilder von soeben gelöschten Großbränden herauf beschwört. Erzeugt wird dieser für mich bis dato noch nie in irgendeinem anderen Parfum angetroffene Dufteindruck in meiner Nase durch die sehr ausgefeilte Kombination aus Zeder, sehr präsentem Wachholder und Tabak. Holz, Rauch, Geräuchertes, Aromatisches, Kaltes, Heruntergebranntes. Das riecht ausladend aber irgendwie auch einnehmend. Faszinierend und polarisierend. Hier rennt man entweder schreiend davon oder kann sich ein bewunderndes "Wow" und die Neugierde darauf, was noch folgen mag, nicht verkneifen.
Und diese Neugierde wird befriedigt! Unter all der rohen Ungehobeltheit entwickelt Bois d'Ascèse nach ungefähr drei Stunden auch langsam eine kultivierte und spielerische Seite, die mich schmunzeln lässt. Süße tritt hinzu, unterstreicht die aromatische Seite des Duftes, nimmt dem Rauch den scharfen Wachholderbiss und treibt das holzig Gemütliche deutlicher an die Oberfläche. Rauchig bleibt das Ganze bis zum Schluss aber es wird durch Zimt und Labdanum weicher, einladender - eben gemütlicher. Das Lagerfeuer, um das vor ein paar Stunden noch mit Fellen bekleidete, betrunkene Orks oder Morks oder was auch immer laut gröhlend ihr Unwesen getrieben haben, glimmt nun runter zu einem anheimelnden und wärmenden Kaminfeuer. Irgendwo in einer tief eingeschneiten Berghütte. Und das Ganze wird sexy und anziehend. Das "Wow" und die Neugierde wird zu "Hmm" und "Bitte bleib so!". Wäre ich in der Berghütte nicht alleine, würde ich mir wünschen, dass mein Date morgens Bois d'Ascèse aufgetragen hat und ich abends vor dem Kamin meine Nase in seine nackte warme Haut vergraben darf. Genau diese warm-aromatische und rauchig-gemütliche Note hält sich über Stunden und Stunden. Ein langes und schönes Liebesspiel. Große Kunst!
Ganz allmählich und nachsichtig verglimmt dann Bois d'Ascèse. Wie ein mächtiges Feuer, das langsam und nur widerwillig herunter brennt, dann noch lange in kraftvoller Glut vor sich hin wallt und zum Schluss in einem weichen Amber-und-Eichemoos-Glimmen langsam erlischt. Zart und ganz wunderschön ist das. Die Haltbarkeit enorm. Auch 24 Stunden nach dem ersten Auftragen entdecke ich auf meinem Arm noch immer ab und an mal dieses kleine Glimmen, das in meinem Augenwinkel aufflackert und langsam wieder vergeht.
Im Vergleich zu Cuir Velours, dem zweiten von Naomi Goodsir lancierten Duft, schneidet für mich Bois d'Ascèse um Längen besser ab. Es ist der mutigere und interessantere aber auch polarisierendere Duft. Cuir Velours ist save, gut gemacht und sehr schön. Ein enorm runder und gut tragbarer Lederduft. Aber Cuir Velours ist eben auch deutlich langweiliger. Zu den eigenwilligen, extrovertierten und wunderschönen Hutkreationen von Naomi Goodsir passt ein so charakterstarker und eckiger Duft wie Bois d'Ascèse für mich besser. Zum Schluss macht das Faszinosum für mich aber genau dieser gegenpolige Vergleich beider Parfums aus: Elegante Tragbarkeit versus mutige Eigenwilligkeit. Irgendwo in diesem Spannungsbogen wird sich die Welt Naomi Goodsirs bewegen und sie ist mit Cuir Velours und Bois d'Ascèse wunderbar zu Duft gebracht worden!
Ich tanze also weiter um ein hell leuchtendes Feuer, lobe Eigensinn und Charakter und stecke mir das gut Tragbare an den Hut!
Bois d'Ascèse ist ein wilde, geradezu unbändige Komposition und ich komme nicht umhin, sie so untragbar wir wunderbar zu finden. So etwas hat die Parfumwelt selten gesehen und ich bewundere sowohl den Parfumeur Julien Rasquinet für sein außerordentliches Können wie auch Naomi Goodsir für den Mut, ein solch polarisierendes Parfumkunststück auf den Markt zu werfen. Auch für Julien Rasquinet erscheint mir Bois d'Ascèse mutig. Mit "Silk" und "Dark" für Andrea Maack sind ihm bereits große Nischenwürfe gelungen, Bois d'Ascèse ist in meinen Augen aber seine bislang eigenwilligste und gewagteste Kreation. Nischenduftkunst par excellence.
Ich sprühe mir Bois d'Ascèse auf meinen Arm und bin eingehüllt in Rauch und Feuer. Verglimmende Glut, heruntergebrannte Holzscheite und in den Geruch, den Rauch in der Kleidung hinterlässt, wenn man viele Tage in der freien Natur war, in Zelten oder unter offenem Himmel geschlafen und sich an dem hellen Schein des Lagerfeuers gewärmt hat, das glühend im Schnee vor sich hinkokelt. Rauchdurchtriebene Kleidung, herunter gebranntes Holz, aromatische Waldräuchereich - so riecht Bois d'Ascèse vom ersten Moment über weitere zwei bis drei Stunden. Eine unglaublich authentische Note für alle Nasen, die wissen, wie kalter Lagerfeuerrauch in Kleidung riecht. Eine ebenso mächtige wie unbändige Note, die sowohl den Träger als auch seine Umwelt einhüllt und Bilder von soeben gelöschten Großbränden herauf beschwört. Erzeugt wird dieser für mich bis dato noch nie in irgendeinem anderen Parfum angetroffene Dufteindruck in meiner Nase durch die sehr ausgefeilte Kombination aus Zeder, sehr präsentem Wachholder und Tabak. Holz, Rauch, Geräuchertes, Aromatisches, Kaltes, Heruntergebranntes. Das riecht ausladend aber irgendwie auch einnehmend. Faszinierend und polarisierend. Hier rennt man entweder schreiend davon oder kann sich ein bewunderndes "Wow" und die Neugierde darauf, was noch folgen mag, nicht verkneifen.
Und diese Neugierde wird befriedigt! Unter all der rohen Ungehobeltheit entwickelt Bois d'Ascèse nach ungefähr drei Stunden auch langsam eine kultivierte und spielerische Seite, die mich schmunzeln lässt. Süße tritt hinzu, unterstreicht die aromatische Seite des Duftes, nimmt dem Rauch den scharfen Wachholderbiss und treibt das holzig Gemütliche deutlicher an die Oberfläche. Rauchig bleibt das Ganze bis zum Schluss aber es wird durch Zimt und Labdanum weicher, einladender - eben gemütlicher. Das Lagerfeuer, um das vor ein paar Stunden noch mit Fellen bekleidete, betrunkene Orks oder Morks oder was auch immer laut gröhlend ihr Unwesen getrieben haben, glimmt nun runter zu einem anheimelnden und wärmenden Kaminfeuer. Irgendwo in einer tief eingeschneiten Berghütte. Und das Ganze wird sexy und anziehend. Das "Wow" und die Neugierde wird zu "Hmm" und "Bitte bleib so!". Wäre ich in der Berghütte nicht alleine, würde ich mir wünschen, dass mein Date morgens Bois d'Ascèse aufgetragen hat und ich abends vor dem Kamin meine Nase in seine nackte warme Haut vergraben darf. Genau diese warm-aromatische und rauchig-gemütliche Note hält sich über Stunden und Stunden. Ein langes und schönes Liebesspiel. Große Kunst!
Ganz allmählich und nachsichtig verglimmt dann Bois d'Ascèse. Wie ein mächtiges Feuer, das langsam und nur widerwillig herunter brennt, dann noch lange in kraftvoller Glut vor sich hin wallt und zum Schluss in einem weichen Amber-und-Eichemoos-Glimmen langsam erlischt. Zart und ganz wunderschön ist das. Die Haltbarkeit enorm. Auch 24 Stunden nach dem ersten Auftragen entdecke ich auf meinem Arm noch immer ab und an mal dieses kleine Glimmen, das in meinem Augenwinkel aufflackert und langsam wieder vergeht.
Im Vergleich zu Cuir Velours, dem zweiten von Naomi Goodsir lancierten Duft, schneidet für mich Bois d'Ascèse um Längen besser ab. Es ist der mutigere und interessantere aber auch polarisierendere Duft. Cuir Velours ist save, gut gemacht und sehr schön. Ein enorm runder und gut tragbarer Lederduft. Aber Cuir Velours ist eben auch deutlich langweiliger. Zu den eigenwilligen, extrovertierten und wunderschönen Hutkreationen von Naomi Goodsir passt ein so charakterstarker und eckiger Duft wie Bois d'Ascèse für mich besser. Zum Schluss macht das Faszinosum für mich aber genau dieser gegenpolige Vergleich beider Parfums aus: Elegante Tragbarkeit versus mutige Eigenwilligkeit. Irgendwo in diesem Spannungsbogen wird sich die Welt Naomi Goodsirs bewegen und sie ist mit Cuir Velours und Bois d'Ascèse wunderbar zu Duft gebracht worden!
Ich tanze also weiter um ein hell leuchtendes Feuer, lobe Eigensinn und Charakter und stecke mir das gut Tragbare an den Hut!
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