Mamski

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6 - 10 von 12
Mamski vor 8 Jahren 26 8
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9
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10
Duft
Meine Schatzkiste
Hin und wieder hat man Begegnungen, die alles auf den Kopf stellen und in der Lage sind, festgefahrene, starre Einstellungen erst zu lockern, dann aufzulösen und schließlich ins Gegenteil zu kehren.

Kiste ist so eine Begegnung. Fruchtig – süß? Pfirsich? An mir? Für mich? Niemals!

Doch nach dem ersten Tropfen bin ich hin und weg. Werde entführt, kann mich nicht wehren gegen das, was mit und in mir geschieht. Beim Öffnen des Deckels dieser Kiste werde ich in einen Bann gezogen, der mir die Welt in neuem Lichte präsentiert. Eine neue Sicht tut sich auf. Direkt und ohne Umwege berührt dieser Duft mein Herz und macht sich nicht erst die Mühe, meinen Kopf beeindrucken oder gar bezirzen zu wollen. Hier gibt es kein Warten auf das, was kommen mag. Kein Ausharren, um zu dem vordringen zu können, was sich tief im Innersten verstecken könnte. Kein Vorspiel, welches in die nachfolgende Vorstellung einführt oder Spannung erzeugt, die Enttäuschung hervorrufen kann, da sie nicht hält, was sie verspricht. Da ist kein Prolog.

Kiste ist direkt da. Präsent mit allem, was diesem Duft innewohnt. Legt ohne Umschweife los, packt mich an der Hand und offenbart sich mir, ohne sich selber zu schonen: "So bin ich. Nein, vergiss es, so bin ich nicht, aber so." Es gibt für mich keinen gewohnten Verlauf, ich verlaufe mich nicht, weil: ich bin schon da. Angekommen. Der Duft verändert sich im Wesen nicht. Das, was ihm zugrunde liegt, hat Bestand bis zum Ende. Doch steht der Duft nicht auf der Stelle, sondern tanzt, wodurch ich mal die eine oder die andere Seite kurz betrachten darf.

Pfirsich (Prunus persica = persischer Apfel) ist meiner Nase nach die Essenz dieses Duftes. Schwer, üppig, prall, saftig, reif, über gelb-rote Anteile hin zu einem Orange changierend. Samtig, mit pelziger Haut. Und wie Pfirsich nun mal ist - leicht süffig und klebrig. Diese „Schwäche“ der Süße wird durch einen warm-goldenen Honig, der nicht zäh, sondern fließend daher kommt, unterstützt, vielleicht sogar hervorgehoben, um zu zeigen: So bin ich halt! Und jeder darf (sogar sollte) es sehen. Damit keine Missverständnisse auftauchen. Würde ich nur diese eine Seite sehen, riechen, würde ich ganz schnell weglaufen. Doch Kiste hat so viel mehr.

Gleichzeitig fängt milder, hellbrauner, herrlich duftender Pfeifentabak zusammen mit einer Tasse schwarzem Tee und einem kleinen, herben Schluck Bourbon diese Süße auf, lassen sie nicht nach oben hin ins Unerträgliche abdriften, sondern befördern sie auf den Boden. Ein Hauch von Erde erinnert daran, dass ich nicht im Himmel schwebe, sondern ein Stückchen Himmel auf Erden erfahren darf. Diese andere Seite ist geprägt von Stärke, Kraft, Erfahrung und hingebungsvoller Güte, sie beschützt die Süße und ist jederzeit bereit, sein Leben für sie zu lassen. Dieses Maskuline ist so nah und eng mit der Süße verwoben, dass diese Einheit einen Rausch an Emotionen in mir freisetzt.

Wundervoll warm ist dieser Duft. Ich vertraue Kiste. Hier fühle ich mich nicht nur wohl, sondern geborgen. Gut aufgehoben. Als wäre ich der Inhalt dieser Kiste, die schützend ihre Arme um mich breitet. Hier will ich liegen, hier will ich sein. Und hier darf ich so sein, wie ich bin. Kiste ist nicht nur ein Freund, Kiste ist eine besondere Liebe. Mein Schatz!

Hin und wieder hat man Begegnungen, die alles auf den Kopf stellen und in der Lage sind, festgefahrene, starre Einstellungen erst zu lockern , dann aufzulösen und schließlich ins Gegenteil zu kehren.

Kiste ist so eine Begegnung. Fruchtig – süß? Pfirsich? An mir? Für mich? Mit Kiste? Ohne zu zögern - auf jeden Fall - jederzeit und: immer wieder!
8 Antworten
Mamski vor 9 Jahren 13 6
5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
4
Duft
Dead Flowerwater
Die kleinen Flaschen der Demeter-Fragrance-Library stehen aufgereiht in drei Reihen mit dem Rücken zu mir und ich ziehe mir eine hervor und betupfe mutig mein Handgelenk. Ich möchte blind testen und herausfinden, ob ich die Düfte ihren Namen zuordnen kann.

Es zieht eine schmodderig dunkelgrün anmutende Duftwolke in meine Nase und ich weiß noch nicht, womit ich den Geruch verknüpfe, doch kommt er mir bekannt vor. Es riecht kräftig nach abgestandenem Blumenwasser, ich habe das Bild eines Plastikeimers mit Resten aufgequollener Stengeln vor Augen, vermischt mit mittlerweile braun gewordenen, abgefallenen Blättern. Es riecht außerdem erdig und schal.

Einen Blick auf die Namensliste werfend bleiben meine Augen an dem Demeter-Duft „Green House“ hängen. Ja, der könnte es sein. Ich nehme noch eine Nase voll und entdecke gruftige Erdigkeit im Geruch. Schnell suchen meine Augen abermals die Liste ab und haken im Ausschlußverfahren nacheinander die Düfte ab. „Dirt“? Könnte es nicht vielleicht auch Dirt sein? Nein, dafür ist es meines Erachtens nicht erdig und dreckig genug, zu viel verdorbenes, vergammeltes Grünzeug schwimmt in dieser imaginären, brackigen Wassersuppe herum, die mit trocken-klumpiger Blumenerde aus der Tüte lediglich ein wenig aufgepeppt und verquirlt wurde. Außerdem meine ich dezent ausgedörrte, verschrumpelte Blüten zu erschnuppern. Dirt schließe ich nun aus.

Plötzlich weiß ich, an welchen Ort mich dieser Geruch erinnert: An die Blumenabfall-Ecke eines Friedhofs! Diese Kompost-Ecke, wo die ganzen verblühten, vertrockneten Schnittblumen der Gräber landen, wo ausgebuddelte, kleine Sträucher und Pflanzen mit den kümmerlichen Resten ihrer Wurzeln, an denen noch die verklumpte Erde hängt, die mit jedem Regen erneut gewässert wird, hingeworfen werden. Dieser ganze Mischmasch aus toten Blumen, deren Stengel das frische, kräftige Grün und ihre Stärke, ihren Halt verloren haben und nun nur noch blass, weich und aufgedunsen, labberig und kraftlos auf diesem eigens dafür hergerichteten Grab vor aller Augen vor sich hinkompostieren darf.

Nun bin ich mir nicht mehr sicher, ob das tatsächlich der Duft „Green House“ sein könnte, jedoch schließe ich alle anderen aus und entscheide mich dafür, da meiner Meinung nach nichts anderes übrig bleibt. Selbstzufrieden ziehe ich das Fläschchen zu mir und wende es.

„THUNDERSTORM“ >> ???

Nein, das hätte ich nicht erwartet, nie und nimmer! Ehrlichgesagt weiß ich nicht, was ich bei einem Gewitterduft erwartet hätte, aber gewiss nicht diesen Friedhof der vor sich hingammelnden Schnittblumen!
Mittlerweile sind zwanzig Minuten vergangen und vollkommen verdutzt schnuppere ich erneut an dem Duft auf meiner Haut, welcher jetzt sehr hautnah geworden ist. Ob ich mit der Assoziation „Gewitter“ im Kopf nun auch andere Komponenten heraus riechen können werde?

Ja. Ob es am Namen liegt? Nomen est omen? Nun verknüpfen meine Synapsen den Duft mit aufgeheizten, viereckige Betonplatten, zwischen deren Ritzen Moos oder sonstiges Grünes wächst und es riecht, wie wenn der Regen nachgelassen hat und die Sonne diesen nun dunkler gewordenen, gegossenen Steinboden wieder zu trocknen versucht. Einige Stellen sind schon wieder hellgrau und man kann beobachten, wie diese Flecken größer werden. Ein eigenartiger Geruch, den ich nicht auszudrücken vermag.

Ist denn der Pflanzenabfall –Duft verschwunden? Nein, aber er scheint sich (vielleicht auch nur in meinem Kopf?) verändert zu haben, von Dunkelgrün- fast Olivfarbigem hin zu einem immer blasser, hellgrüner werdendem, verschwindendem Hauch, der im Abklang sogar noch irgendeine seifige(?) Note offenbart. Nach gut zwei Stunden rieche ich nichts mehr vom Demeter-Duft „Thunderstorm“, der seinem Namen meiner Nase nach nicht gerecht wird. Ich bin irritiert, da ich mich insgeheim schon auf „Gewitterduft“ und Krachen und Bersten und Blitzen, auf aufgeladene Spannung gefreut hatte und mit ziemlich welkem Gammelkram abgespeist wurde. Für mich leider eine Enttäuschung. Schade!
6 Antworten
Mamski vor 9 Jahren 4 2
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
"Köperbindung"
Die südfranzösische Stadt Nîmes ist wohl seit dem 17. Jahrhundert für qualitativ hochwertige, feine und robuste Stoffe bekannt und ihre Geschichte ist eng mit der Geschichte der Textilindustrie verknüpft. Im späten Mittelalter entwickelte sich ein Stoff, welcher in sogenannter „Köperbindung“ gewebt wurde. Dieses Gewebe bezeichnet man ursprünglich als „Serge“. „Serge de Nîmes“ ist also ein Gewebe, welches seinen Ursprung in Nîmes findet und sich im Laufe der Zeit zu dem verkürzten Wort „Denim“ entwickelte. Der blau-weiße Jeansstoff ist der wohl prominenteste Vertreter dieser Grundbindungsart für gewebte Stoffe.

OH±Denim ist ein Duft, der mich direkt beim Aufsprühen in eine florale, dicht gewebte Blumendecke hüllt. Grazile, noch verschlossene weiße Blüten mit einem Hauch von rosa an den Spitzen, blassgrüne Blätter, lange Stängel, zart gelbe Blümchen mit einem Hauch grün in der Farbe, weiß, gelb und hauchgrün umweht dieses Parfum meine Sinne und entführt mich in blumige Gefilde. Eine ganz feine, leicht dezent trockene, herbe Note sitzt verspielt im Hintergrund und schubst dadurch ein pastellfarbenes Bild in den Vordergrund. Versteckt sich Jasmin irgendwo in diesem Schleier aus Blüten? Den Namen finde ich hervorragend getroffen, wenn ich Denim als Webtechnick eines Stoffes verstehe. Hier wurden Blumen zu einem olfaktorischem Stoff miteinander verwoben!

Zur Haltbarkeit: Nach elf Stunden nehme ich immer noch einen Hauch des Duftes wahr, der im Ausklang leicht seifig riecht. OH±Denim ist für mein Empfinden viel zu viel zu feminin für einen Mann.

Ich liebe Blumen, doch sind Blumenparfums keine meiner bevorzugten Lieblinge und ich tue mich schwer mit diesem Duft, auch mit einer Beschreibung, da er mir so gar nicht zusagt. Doch bin ich sicher, dass es für diesen, meiner Meinung nach klassischen Duft, irgendwo eine Frau mit ihrem eigenen, liebenswürdigen Stil gibt, die nach ihm sucht.

In meiner Vorstellung trägt sie eine dieser dreiviertel-langen stonewashed Sommerjeans, die ihre Hüften umschmeicheln, ihre blanken Füße stecken in hellbraunen oder weißen, offenen Ledersandalen mit Steg, die vielleicht irgendwie verziert sind. Eine leichte Bluse, die sie nicht in den Bund gesteckt hat (!), flattert im sommerlichen Wind umher. Ihr Haar ist schon seit Stunden nach oben gesteckt und an den Seiten purzeln kleine Strähnen herab. Sie lacht herzlich und ist fröhlich und zufrieden. Vielleicht hat sie schon ein paar sympathische Fältchen, vielleicht aber auch nicht. Sie genießt gerade ihre Freizeit ungemein und denkt nicht an den Stress der Arbeit, den sie zu Hause in einem Kistchen verschlossen und den Schlüssel fortgeworfen hat. Ihre Augen sind klar, hell und freundlich. Ihr Lächeln: gleichbleibend umwerfend!

Ich hoffe, der Duft wird seine Trägerin finden und die zwei werden durch „Kö(r)perbindung“ miteinander verwoben! Ich wünsche es beiden!
2 Antworten
Mamski vor 9 Jahren 8 2
2
Duft
Rückrufaktion wegen gefährlicher Weichmacher in Plastikzeug
VORWEG: Man möge beachten, dass hier lediglich die Eindrücke und Erfahrungen der Schreiberin zum Ausdruck gebracht werden, die mitnichten identisch mit dem Duftempfinden anderer werter, hochgeachteter Kommentatorinnen und Kommentatoren sein müssen.

Eigentlich dachte ich, ich hätte irgendwo in den Tiefen meiner Dufterinnerungen den Geruch von Latex abgespeichert. Und nahm an, ich würde den Geruch wiedererkennen.

FEHLANZEIGE. Nix mit Latex. Entweder habe ich noch nie Latex gerochen, oder das hier riecht nicht danach. Aber: DEN Geruch hier kenne ich! Und zwar von diversen, man verzeihe mein Unwissen bezüglich der korrekten chemischen Ausdrücke, PVC- oder Plastikdingen, die nicht nur höchst ungesund, sondern komplett gesundheitsschädigend riechen.

Mir ist Kinderspielzeug, auch Babyspielzeug begegnet, welches so riecht und nie und nimmer gekauft wurde oder sofort im Mülleimer landete, sollte es den Weg zu uns nach Hause gefunden haben. Es gibt Plüschtiere, die so stinken. Sogar Klamotten können diesen widerwärtigen Gestank an sich haben. Flip-Flops. Plastikverpackungen. Schuhe, besonders Turnschuhe. Der Plastik-Geruch in den sogenannten € 1,-Läden ist nix gegen XX±Latex.

Sofort nach dem Aufsprühen bin ich zutiefst erschrocken! Es stinkt erbärmlich, penetrant und aufdringlich, übelst giftig nach extrem minderwertigem Gummi-Plastik-Gedöns (oft made in China). Es ist für mich kaum auszuhalten! War es beim Aufsprühen schon schlimm, scheint die Wärme der Haut dem „Duft“ noch mehr Antrieb zu verleihen. Angewidertes Abwarten.

Nach fünf Minuten frage ich mich ernsthaft, ob dieses „Parfum“ krebserregende Substanzen enthalten könnte? Ob es sein könnte, dass dieses „Dufterlebnis“ meinen Körper schädigt? In irgendeiner Art? Mühsam versuche ich, meinen Kopf frei zu bekommen, um unbeeindruckt zu riechen, zu schnüffeln.

Zwanzig Minuten später: Es hat nicht funktioniert! Mein Gesicht verzieht sich zu einer einzigen Grimasse und aus tiefster Seele kommt ein langgezogenes „Uääääää...“ mit herausgestreckter Zunge über meine nach unten hängenden Lippen. Ich bereue es, diesen abscheulichen Gestank an mich gesprüht zu haben! Und hoffe, hoffe, hoffe inständig, er möge nicht so lange halten, wie der Suede. Er ist ja auch schon schwächer geworden... „Und vielleicht eine gute Vorbereitung auf diverse Fläschchen des Demeter-Wanderpakets?“, versuche ich mich zu beruhigen.

Nach gut über einer Stunde gebe ich mich geschlagen. Ich rieche nur dieses Plastik, was in meiner Vorstellung Weichmacher ausdünstet, sonst nichts. Ekelhaft. Selbst WENN sich da noch etwas entwickeln, tun sollte, ich habe die Nase gestrichen voll … und es ist mir herzlich egal!

Ich überlege, zu welchem Zweck UèrMì diesen keinesfalls wohlriechenden „Duft“, mit dem ich nur Negatives in Verbindung bringe, entwickelt haben könnte, und frage mich, wer sich freiwillig diesen billigen Plastik-Müll-Schrott-Gestank auf die Haut sprühen würde und vor allem: wozu? Ist das „Kunst“? Künstlich ist es allemal ...

Mir fällt dazu nur eins ein: Sollte man mitten in der Nacht gerne draußen herumspazieren, wo es vielleicht nicht ganz sicher ist, könnte man oder frau XX±Latex auftragen und jeder potentielle Bösewicht würde garantiert Reißaus nehmen! Es riecht einfach abartig abstoßend! Nur, … ? Wie läuft man vor sich selber weg?

Ich muss jetzt duschen! SOFORT!
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Nachtrag: Ich konnte noch nicht unter das Wasser hüpfen, ich wurde aufgehalten! Mehr als drei Stunden später ist es vorbei mit Plastik und tatsächlich nehme ich eine leichte Brise maritimer Anklänge wahr. Gar nicht so übel. Doch es ist zu spät, viel zu lange musste ich „das Grauen“ ertragen und dieser kleine, gelungene, verwässerte Schlussakkord versöhnt mich nicht. Zu lange und zu laut dröhnte die Stinkbombe in meiner Nase.

Normalerweise teste ich mehrfach.
Also: more XX±Latex for me? NO F±Chance!
2 Antworten
Mamski vor 9 Jahren 4 2
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Süß, die Kleine, die am Ende in Erinnerung bleibt!
Zuallererst anmerken möchte ich, dass ANTOINE LIE, die Nase nicht nur hinter dieser UèrMì-Kreation, unter anderem ebenfalls für „Rien“ und andere Düfte der Marke EldO verantwortlich zu machen ist.

Hier nun der erste Kommentar zum UèrMì- Wanderpäckchen:

Neugierig sprühe ich die ersten Spritzerchen auf und vernehme sofort einen weichen, artifiziellen Industrie-Kunstwildleder-Geruch. Ob ich diese Velour-Note auch gerochen hätte, wenn ich nicht gewusst hätte, nach was es riechen soll, bleibt dahingestellt, da ich ebenfalls zwei Freundinnen schnuppern ließ, die es nicht erkannten. Auch nicht, nachdem ich ihnen mitteilte, was es sein soll. ???

Eine kratzige Süße steigt mir in die Nase, die auch einen Hauch Plastik zwischen alten, lederähnlichen Komponenten enthält. Die sogenannten „plonischen“ (Definition siehe zwei Kommentare unter mir) Geruchs-Akkorde kristallisieren sich im Laufe der ersten halben Stunde mehr und mehr heraus, wobei sie die Persönlichkeit des Duftes unterstreichen, der durch vergangene Erinnerungen eine vertraute Akzeptanz hervorruft. Es erscheint mir, als sei dieses Parfum eine Fusion aus Synthetik und diverser natürlicher Gerüche. Es zieht sich bei mir sehr schnell zurück und wird hautnah, was ich sympathisch finde, weil er nicht darauf aus zu sein scheint, große Wellen schlagen zu wollen oder zu müssen. Den blümeligen Aspekt vermag ich nicht zu definieren, dieser ist aber vorhanden.

Nach etwa einer Stunde ist die Breitseite des „entfernten Tante-Geruchs“ vorbei und der Duft entwickelt sich immer süßer. Ich gestehe, dass ich überrascht bin ob der Hinwendung zur vergleichsweise mehr entstehenden Natürlichkeit, die er nun an den Tag zu legen scheint. Er macht eine seltsame Entwicklung an mir durch, als ob der Duft sich mehr und mehr entkleidet, nach und nach eine Komponente nach der anderen ablegt, wobei ich die einzelnen, verschwindenden Duftbausteine nicht beschreiben kann. Das Velo(ur)ige tritt nicht nur komplett in den Hintergrund, sondern der Duft entledigt sich dessen komplett.

Im Schneckentempo entfaltet sich dieser Duft und verliert nach und nach, so wie Blätter im Herbst von einem Baum abfallen, seine Zusätze. Seinen Schmuck, wenn man so sagen will. Blitzt tatsächlich ein klein wenig Würze zwischendurch auf, steht der Duft gegen Ende (nach gut sechs Stunden) ziemlich nackt und entblößt da. (Nicht an die Tante denken! Nur an den Duft!) Und verblüffenderweise rieche ich nur noch eins: ein kleines, süßes, unschuldiges Vanillchen. Niedlich irgendwie. Und nach nochmals zwei Stunden scheint es zurück im Kreislauf des Lebens verschwunden zu sein. Als wäre es nie da gewesen.

Für mich ein seltsames Parfum! Sollte er als Dufterfahrung kreiert worden sein, ist er mir persönlich nicht kräftig, velourig genug. Als Alltagsduft finde ich diese Interpretation von Suede sehr smooth und gelungen, sofern die erste halbe Stunde als angenehm empfunden wird und kann mir durchaus vorstellen, dass er Liebhaber/innen finden könnte.

Ich danke Franfran20 für die Möglichkeit, diese Düfte testen zu dürfen!
2 Antworten
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