Mariechen

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11 - 14 von 14
Mariechen vor 11 Jahren 25 7
5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Auszeit für die Seele
Ich fange heute mal etwas ungewohnt an. Ich war nun die letzten Wochen sehr krank. Meine Gedanken kreisten immer wieder um die gleiche Verzweiflung, ich fand irgendwie keine Ruhe. Bis, ja, bis mir mein Mann den Profumum Flakon "Aqua di Sale" brachte. Zwei Sprühstösse und ich war am Meer. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Noch nie hat ein Duft in mir derart viele Urlaubsbilder hervorgerrufen. Es ist beinah so, als hätte sich die Essenz unserer schönsten Urlaubstage (z.B. in der Bretagne. Ich verbinde übrigens mit Strandurlaub keine karibischen Bräunungsrituale, sondern, die wunderschönen, blühenden, rauhen, leidenschaftlichen Küsten Europas, Spaziergänge auf Klippen und gänzlich Sonnencreme freie Fischer, daher ist Aqua di Sale für mich durchaus ein echter Urlaubsduft) auf meiner Haut ausgebreitet. Die frische (!) Meeresluft, erfüllt nur von einem zarten, kaum merkbaren Algenhauch(!) und einer fassungslosen, unendlichen Weite, die ich niemals in einem Parfum vermutet hätte, eine Erinnerung an frische, würzige Kräuter, die, auf den Klippen ihr zu Hause fanden, und zwischendrin eine ebenso wenig greifbare Wärme, die an die zarten Sonnenstrahlen auf unserer Haut erinnert. Alles in allem ein tatsächlich sagenhaft komponierter Meeresduft. Blüten, irgendwelche zitrisch-frischen oder untypischen Noten sucht man vergeblich. Ein Tag am Meer, das ist es was man bekommt, nicht mehr und nicht weniger. Dafür aber lang anhaltend, denn dieser Tag überlebt nicht nur die Nacht, sondern auch eine Wäsche.
7 Antworten
Mariechen vor 11 Jahren 9 3
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Tatsächlich - die weiche, warme 2. Haut
Ich kann mich noch sehr gut an die Moschusparfums der 70iger (die gerne von Damen, wie meiner Mutter in die 80iger mit übernommen wurden) und 80iger erinnern. An die aufsehen erregende Werbung des Body Shop Moschus Duftes "White Musk", ein Duftöl für den sinnlichen Auftritt, der für mich eher dem Auftritt eines brünstigen Hirschen glich. Meine kindliche Nase nahm einen schwulstigen, undefinierbaren, hormongeladenen Unterton wahr, der mich beinah betäubte. Keinesfalls im positiven Sinne.
Moschus, so schwor ich mir, würde ich niemals an meine werte Haut lassen.
Die Jahre vergingen, die Nase erlebte so manch blaues Wunder, bis das inzwischen erwachsene Mädchen beschloss dem Moschus vielleicht nochmal eine kleine Chance zu geben. Lange vor "Musk Pure", versteht sich. Der Grundstein war aber gelegt für Düfte wie diesen.
Noch vor 10 Jahren hätte ich ihn nicht einmal probiert.
So konnte mir nun, 24 Jahre nach meinen ersten, unschönen Moschusbegegnungen, der Duft meines Lebens widerfahren, der sich, ganz intensiv, mit dem Thema Moschus auseinandersetzt.
Auf meiner Haut entwickelt "Musk Pure" sofort eine nur wenig süsse Cremigkeit, die gleichzeitig verspielt und elegant wirkt. Die Tonkabohne ist sofort präsent, ohne aufdringlich zu wirken. Selten habe ich einen Duft vernommen, der ebenso süss wie elegant daher kommen konnte. Im Laufe der Zeit entwickelt sich der cremige Einstieg zu einer pudrigen 2. Haut, die aber durchaus noch wahrnehmbar und unvergleichlich warm auf mir liegt. Ich fühle mich wahrlich aufgehoben in diesem Duft, wie in einem Kleid, das meine Konturen perfekt unterstreicht. Der Moschus ist in der ganzen Zeit durchaus präsent, aber auf eine liebliche, sanfte, streichelnde Art und Weise, die mich keinesfalls abschreckt. Im Gegenteil, hier hätte man nun tatsächlich mit einem sinnlichen Auftritt werben können :-) . Das blumige Bouquet ist für mich als solches nicht wahrnehmbar, zu keiner Zeit könnte ich auch nur eine einzelne Blüte benennen, was wirklich selten der Fall ist. Es ging wohl wirklich darum einen Duft zu kreieren, der eine Art Hautsymbiose eingeht, wahrnehmbar, unterstreichend, wohlduftend, aber nicht übertönend. So hält er für mich auch bis zum Schlussakkord die Stellung. Und es ist erstaunlich, auch wenn er doch so nah an mir erscheint, werde ich dennoch häufiger als je zuvor auf meinen Wohlgeruch hin angesprochen. Auch meine Umgebung scheint Musk Pure in meiner Begleitung zu verzücken.
Nach 16 Stunden des Tragens ist der weiche Zauber, der mich umgibt beinah verschwunden, an meinem Haar hängt noch seine Erinnerung und lässt mich träumen. Ja, hier habe zumindest ich meinen "heiligen Moschusgral" gefunden.
3 Antworten
Mariechen vor 12 Jahren 18 6
9
Duft
Memento mori
Der Tod geht Hand in Hand mit dem Leben und auch wenn wir es vielleicht so nicht immer wahr haben wollen, aber ein massgeblicher Teil unseres Alltags richtet sich nach unserem Ableben. Die Lebenswerwartung - wir finden sie auf so manchem Dokument. Ein Wort, ein theoretischer Richtwert, der sich doch aus einer feststehenden Tatsache des Lebens ableitet. Gerne wird er auch ein "Mysterium" genannt, wahrscheinlich nicht zu letzt, weil die Wenigsten gerne über ihn sprechen. Daher findet man in den Kommentaren zu Serge Lutens "De Profundis", das nicht nur den Tod, sondern auch das Betrauern als Inspiration begreift, oft den Hinweis auf den Mut des Parfumeurs sich einem solchen Thema hinzugeben.
Das erste was mir zum Thema Tod und Parfum einfällt sind die Patchouli behangenen, weiss gesichtigen Schwarromantiker meiner Jugend. Davon könnte "De Profundis" nicht weiter entfernt sein. Es ist keine süsse Sehnsucht die sich in wallenden Wogen ausbreitet, sondern eine klare, kühle Stille. Ja, "De Profundis" ist ruhig, beinah besinnlich, von schlichter Eleganz und Kälte. Auf meiner Haut entwickelt sich sofort die Chrysantheme, die eine erdige Frische mit sich bringt, wie ich sie bisher tatsächlich nur beim Besuch eines Friedhofs erlebt habe. Es ist aber nicht mehr als ein leichter Unterton, der nach etwa 30 Minuten vollends verschwunden ist. Die Chrysantheme weicht darauf allmählich einem Veilchen, das dem nun gänzlich entfalteten Weihrauch bis zum Ende Gesellschaft leistet. Beinah wie ein warmer Hoffnungsschimmer, der, der stillen Trauer entspringt. Zumindest nehme ich das so wahr, auf meiner Haut, für einen halben Tag etwa, danach erhasche ich nur noch eine Erinnerung. Von kandierten Früchten bekomme ich - bewusst - offensichtlich nichts mit. Und das ist gut so. Weihnachtsgebäck, wie mein Vorredner hatte ich nicht erwartet, nicht erhofft und auch nicht bekommen - zum Glück! Für mich ist es ein nachdenklicher Duft des Innehaltens, den ich ganz bewusst trage, wenn ich einen Moment der Besinnung benötige.
6 Antworten
Mariechen vor 13 Jahren 5 1
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Süsse Iris
Tja, da sieht man mal was die Hautchemie so alles ausmacht. Einzig bei der Iris kann ich meinen Vorrednerinnen zustimmen. Es ist sicherlich keine Überraschung, dass eben jene auch bei mir sofort hervorsticht. Eigentlich kann ich mich kein Iristyp nennen, daher bin ich diesem Duft zu Anfang auch eher skeptisch entgegen getreten. Hätte ich das Pröbchen nicht geradezu aufgedrängt bekommen, wäre der Duft wohl an mir vorbeigezogen. Nun habe ich ihn aber glücklicherweise getestet und etwas verblüffendes feststellen dürfen. Nach etwa 30 Minuten in denen mich die wirklich stechende Iris fest umklammert, tänzelt plötzlich eine wundersame, süsse, warme und weiche 'Tonkavanille' in den Raum, die mit Moschus und Jasmin ein kleines Stell-dich-ein über viele Stunden veranstaltet. Die Iris wird auf einen Platz in den hinteren Reihen verwiesen, wo sie das Ensemble allerdings endlich herrlich abzurunden weiss. Ich würde fast soweit gehen, ihn an diesem Punkt einen Gourmand zu nennen, denn auf mir wird dieser herrliche Duft auf eine sehr lustvolle, köstliche Weise warm und süss (ich fühle mich jedes Mal sofort an frische Vanillegipferl erinnert). Für mich persönlich, auch gerade ob der floralen Intention, der beste Vanilleduft überhaupt. Ehrlich, luftig und keinesfalls erschlagend oder chemisch wie so viele andere.
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