MariellaMmmh
Mari's matter
vor 3 Jahren - 13.12.2020
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Winterluft

Wie riecht Winter?

Ich denke, für jeden individuell.

Noch im Herbst, so finde ich, kann man irgendwann riechen, dass der Luftduft sich ändert. Die Luft riecht „kälter“ werdend, als würden kalte Winde schon mal anklopfen. Ich liebe das.

Seit ich klein war sagte ich immer, dass dann bald der Winter kommen würde, ganz in Stark-Manier. Die Würzigkeit der Erde und Laubes ebben ab, die Luft riecht immer feuchter, irgendwann dann kalt und trocken. Ich mag es, wenn die Temperaturen dann richtig fallen, die Sonne strahlt, der Himmel ebenso, im allerschönsten Blau der Welt, die Luft ist knarzig. Im Idealfall liegt Schnee und man kann einen wunderschönen Spaziergang durch diesen machen.

Als Kind war das dann auch perfektes Rodelwetter. Wenn es grau war und so matschig-pampig war, wuchs die Gefahr bei mir immer, den Schlitten gegen einen Baum zu fahren. Also DEN Baum, denn es war nur einer da am Fuße unseres Rodelberges. Aber ich war da sehr zielorientiert und hatte eine astreine Trefferquote.

Was ich den Wintern aus der Kindheit so sehnsüchtig nachtrauere, ist, dass man sich keinen Kopp machen musste um nasse, dreckige Klamotten oder dass man sich erkältet. Dafür gab es ja Mama. Man kam dann völlig eingesaut und vollgesaugt nach Hause, wurde entkleidet, trocken gerubbelt, konnte Mama erzählen wie oft man den Baum traf, und dann gab es einen Teller heiße Suppe. Nie schmeckte Suppe so gut!

Oder man kam zur Tür rein und Mama holte grad frisch gebackene Plätzchen aus dem Ofen! Und dann MUSSTE man ja testen sonst war Mama aufgeschmissen so gänzlich ohne Feedback. Zufällig hatte sie auch grad heißen Kakao fertig. (Und damit meine ich RICHTIGEN Kakao und nicht diese süße Nesquik-Plörre!)

All' diese wundervollen Erinnerungen kommen spätestens dann hoch, wenn man selbst ein Kind hat und ihnen auch eine schöne Zeit bescheren möchte.

Da ich es liebe, zu backen, wurde das bei uns sehr zelebriert. Zumindest liebe ich es wenn der Teig gehorcht, wenn nicht, musste meine Tochter ausrollen, die schon mit sechs Jahren mehr Geduld auf diesem Gebiet hatte als ich. (Nur zur Info: Ich.Bin.Kein.Entspannter.Mensch. Punkt.) Wenn die Plätzchen dann im Ofen waren, war auch bei ihr kein Halten mehr und sie lobte den Wohlgeruch aus Vanille, Nüssen, Zimt, Schokolade und anderen Köstlichkeiten.

Vor allem in diesem Jahr voller Entbehrungen hat mir das Backen gut getan. Ein bisschen kindliche Unbeschwertheit, die durch den Geruch in der Küche hoch kam und für Wohlbehagen sorgte. Ich rief bei meinen Eltern an und bedankte mich für meine wundervolle Kindheit und dass sie immer für mich da waren und sind.

In Polen wird an Heilig Abend vor dem Festmahl gemeinsam eine Oblate gebrochen. Jeder bekommt ein Stück. Dann geht man nach und nach zu jedem aus der Familie und sagt der Person etwas Nettes. Das kann einfach ein Kompliment sein, oder was man besonders an diesem Menschen mag oder liebt, oder man bedankt sich für das, was man im Laufe des Jahres bekommen hat an Liebe, Halt und Geborgenheit. Dann bricht jeder von dem Oblatenstück des anderen etwas ab, man umarmt sich. Obwohl wir nun seit über 30 Jahren hier in Deutschland sind, machen wir das immer noch. Ich liebe diese Tradition!

Ich habe diese erweitert und sage auch den anderen Menschen in meinem Umfeld, was sie mir bedeuten. Ich lade euch ein, dies auch zu tun. Glaubt mir, es bewirkt Wunder. ;)

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