Massimo

Vertus, nie gehört. Vertus, Verzeihung, Vertus Paris, verrät nicht viel von sich. So, genug unabsichtliche Alliterationen.

Auf der Website und Instagram findet sich nur ein wenig Promo, interessanterweise gibt es in Frankreich (Paris?) scheinbar keine Verkaufsstelle. Dafür existiert in Istanbul ein Flagship-Store, was sich auch mit dem Namen des Geschäftsführers deckt. Allgemein scheint man eher auf russisches und arabisches Publikum fokussiert.

Bois et Cuir - Holz und Leder - liest sich ja ganz interessant. SF Perfume History in Köln, der einzige deutsche Partner, ließ mir eine Probe zukommen.

Die Kopfnote verwundert und überrascht, denn sie schreit einem "Aventus" entgegen, jedoch etwas milder und cremiger. Das Pröbchen an sich riecht auch entsprechend lecker und strahlt eine tolle Note ab.

Auf der Haut legt sich das allerdings schon nach fünf Minuten komplett. Übrig bleibt weitesgehend Sandelholz mit einem sehr dezenten fruchtigen Unterton und leichten Spuren eines Pseudo-Oud-Ansatzes. Das beworbene Leder kann ich nicht bestätigen.

Wirkliche Ausdauer hat unser Kandidat nicht. Nach gut drei Stunden beschränkt er sich auf Hautnähe und lässt sich nach meinem Empfinden kaum noch vom wesentlich einfacheren Zara Sandalwood unterscheiden. Mein Testkandidat vom Vortag (andere Marke, anderer Arm) ist hingegen immer noch Präsent.

Fazit: er klingt spannend, ist aber weit weniger komplex und hochwertig, als es Pyramide, Aufmachung und Preisniveau suggerieren. Grundsätzlich wäre es ein netter Begleiter, doch das Preis-/Leistungs-Argument widerspricht dem ganz klar. Für mich ist er ein Hochstapler, der mit Image und Kopfnote glänzen möchte.

...also immer, permanent.
Man muss wissen, dass Mercadona eine spanische Supermarktkette ist und testen ja nichts kostet. Dort gibt es dann diesen Flakon aus Plastik in der Anmutung eines Haarsprays. Man erhält für einen einstelligen Betrag einen Duft, der dem ur-Fierce sehr nahe kommt und gerade in der spanischen Sonne sehr gut tut.
Leider, siehe Überschrift, ist die Haltbarkeit seeeehr bescheiden. Insofern tut man gut daran, den Flakon im Handschuhfach, der Strand- oder der Handtasche der Liebsten stets bei sich zu tragen, denn auch auf diese Weise lässt sich Parfum ja verwenden.

Man hat den Eindruck, dass Acción sich schwer bemüht, einem nicht zu gefallen. Aber so schlimm ist er gar nicht! Es ist halt immer eine Frage des Preises und worauf man sich einlassen möchte.

Acqua Attiva steht dann und wann mal in italienischen Parfümerien auf Kniehöhe - nicht selten auch mal im Kosmetikregal, da Collistar sich mehrheitlich den Cremchen und Sälbchen widmet.

Ich besaß mal das dazugehörige Duschgel und wurde somit auf den Duft aufmerksam. Seine mäßige Bewertung an dieser Stelle wundert mich ein wenig, denn hier bekommt man zum fairen Preis ein frisches, angenehmes Schönwetterwasser im soliden, klaren Flakon.

Acqua Attiva startet zitrisch mit leichter Rasierwasserschärfe, zeigt aber auch sofort seine deutliche, weiche Moschusnote, die sich bis zum Ende hin immer weiter in den Vordergrund drängelt. Ich wage hier sogar einen Vergleich zum deutlich hochpreisigeren Muschio Blanco von Acca Kappa, von welchem eine Abfüllung den Weg zu mir gefunden hat.

Ein vielschichtiger Duftverlauf findet somit beinah gar nicht statt - das muss aber auch nicht, denn der helle Moschus ist das, was diesen Duft ausmacht. Mir persönlich fiele, abgesehen von obigem Vergleich, derzeit kein weiterer potentieller Duftzwilling ein, egal aus welchem Preis- oder Ladensegment.

In Kombination mit einer dezenten, aber wahrnehmbaren Sillage, annehmbarer Haltbarkeit über vier Stunden und dem bereits erwähnten Preis bewerte ich hier ein zwar unaufregendes, aber dadurch solides und fein gemachtes Parfum für alle Freunde des Saubermann-Duftes. Ideal also zum frischen, weißen Hemd - aber auch zur Bluse, denn ein Unisex ist an dieser Stelle zumindest eine Überlegung wert.

In Spanien steht der ab und zu unten im Regal für durchschnittlich vielleicht 16€ pro 100 ml. Dafür bekommt man einen soliden Fierce Klon, der aber im weiteren Verlauf immer mehr zum Platinum Egoïste wird. Das Ganze ist wirklich nicht schlecht gemacht und hält auch ein paar Stunden. Wer die beiden Kandidaten mag, der macht hier nichts verkehrt. Mir selbst jedoch gefallen die Originale nicht mehr.

Es folgt eine spontane Eingebung. Wie es manchmal so ist. Tjoa... Marbert Classic Sport, da steht er, verlassen am Boden des Regals. Analog zum Flakon stelle ich mir den (gepflegten) Herrn Marbert in einer deutschen Behörde vor, wenn im Hochsommer die Klimaanlage ausfällt. Beide tun ihren Job, beide ecken nicht an. Stehen bzw. sitzen unauffällig da und fallen nicht auf, weder positiv noch negativ. Im Falle von Herrn Marbert ist das eine Vermutung, im Falle des Duftes Gewissheit. Denn Letzterer tut einfach nur seinen Job, wie bereits erwähnt. Es startet, vor allem im Hinblick auf den versteckten Regalplatz, erfrischend würzig. Aber das flache, bekannt vorkommende Gewürz-Rosen-Gemisch zeigt sich einfach zu rasch und verändert sich auch nicht mehr groß. Er macht nichts falsch, aber er sticht auch nicht heraus. Im Hinblick auf Preis/Leistung will ich ihm seine Existenz auch gar nicht absprechen. Ideal wäre er für mich als Begleiter der Sporttasche zur schnellen Anwendung - z.B. nach dem Betriebssport oder eben wenn die Klimaanlage mal wieder versagt.