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vor 3 Jahren - 20.03.2021
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Wissenswertes zum Thema Chypre. Die 2.



Ihr Lieben,

diesen Beitrag habe ich vor über 8 Jahren das 1. Mal eingestellt und seitdem hat sich ja auf dem Duftmarkt zum Thema Chypre einiges getan.

Ich hatte die Entwicklung einige Jahre aus den Augen verloren, wegen einer privaten Katastrophe und, weil ich ein paar Jahre nicht auf Parfumo war.

Damals wurde ich belächelt, ja z.T. sogar ausgelacht. Mir wurde sogar geraten mich moderneren Parfüms zuzuwenden.

Aber mit den Fruchtbomben, Bonbondüften und Soliflors, welche nach den 2000ern auf den Markt kamen, konnte ich nichts anfangen.

Jetzt hat sich ja das Blatt gewendet und viele Parfümhäuser und Parfümeure greifen das Thema wieder auf.

Grundsätzlich unterscheidet man in der Parfümwelt folgende Richtungen:

animalisch, aromatisch, blumig, chypre, citrus, fougére, frisch, fruchtig.



Chypre ist eine Duftrichtung, welche im Jahr 1917 von Francois Coty auf den Weg gebracht wurde, vereint im Großen und Ganzen Eindrücke von Pflanzen der Insel Zypern. (Das ist jetzt die Kurzfassung). Geprägt von einer zitrischen Kopfnote, blumiger oder/und fruchtiger Herznote und zedrischer Basis, mit feuchten Moosnoten und tiefgründigem Patchouli.

Der Chyprestern leuchtete immer mal wieder auf und wurde zurückgedrängt. Eine ganze Epoche lang bemühte sich fast jedes Dufthaus einen Chypre auf den Markt zu bringen. Das ging manchmal so weit, daß man sich gegenseitig mit Donnerchypres überbot.

Viele parfumos haben mir erzählt: "Igitt, ich mag Chypres überhaupt nicht!" Dann habe ich in deren Sammlung geguckt und sie des einen oder anderen Chypres überführt. Lach!

Chypres sind die größte Gruppe in der Parfümgenealogie! Schon gewußt?

Sie unterscheiden sich in:

blumig

blumig-fruchtig

grün

ledrig

animalisch

würzig

Leider stehen aber viele Zutaten (dämlicherweise) - und dagegen laufen viele Parfümeure Sturm- auf der "Artenschutzliste", sprich sie wurden verboten. Wie z.B. Eichenmoos. Na gut bei Zibet und Bibergeil sehe ich das ja ein. Ohne Moos nix los und das hat noch keinen gebissen

OK wie riecht denn nun ein typischer Chypre? Bei den Klassikern kann man/frau das ganz gut erkennen:

Auftakt gibt diese unterkühlte, zitrische Colognenote. Bei Donnerchypres ist die ziemlich heftig.

Dann folgt, je nach Gattung, eine gleißender Blumenflash, der bei KEINEM Chypre jemals süß ist. Klassiker wohlgemerkt! Bei einem Animalen folgt hier eine dunkle, leicht pieksige Note.

Unergründlich, feucht, holzig, nadlig ist immer die Basis und bei gut durchkomponierten Düften hält die 10-48 Stunden.

Hier ein paar Klassiker:

Cabochard (Grés) mit Ledernoten

Tabac Blond (Caron), rauchig-ledrig

Salvador Dali (Dali) würzig, animalisch

Mitsouko (Guerlain)

Paloma Picasso

Bandit (Robert Piguet)

Diorella (Dior)

u.v.a.m.

Bedauerlicherweise trauen sich die großen und renommierten Häuser heute oft nicht mehr an große Chypres ran. Dior versucht sich an seiner Pivée Reihe. Na ja Versuch macht klug. Augenroll

Moderne Chypres bietet das Haus Sisley. Mit Donnercharakter und extremer Haltbarkeit. Jedoch etwas gewöhnungsbedürftig.

Patricia de Nicolai (Parfums de Nicolai) hat mit Number One oder Odalisque eigenwillige Chypres abgeliefert, für mich Nasenfutter, für Chypreungeübte wahrscheinlich sehr abstrakt.

Auch Amouage bietet einige tolle Chypres oder Cartier.

Für Chypreneueinsteiger empfehlenswert: " Bottega Veneta". Nette Idee einer neuen Interpretation, aber leider zeigt das Schätzchen alles was er hat in Kopf und Herz und ist dann schnell verpufft.

Allemal sind Chypres für alle eine außerordentliche Dufterfahrung und ein paar Chypres haben vielleicht manche von Euch in der Sammlung. ohne es zu wissen? Ihr könnt sie ja weg sperren oder bei Vollmond vergraben.






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