Melody

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Melody vor 6 Jahren 6 4
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Süße Köstlichkeit, wenn man solche Düfte mag.
Die wunderschön gestaltete Flasche kam gestern zusammen mit Quelques Fleurs. Und heute musste ich den vielversprechenden Duft natürlich ausprobieren. Ein Sprüher aufs Handgelenk. Nicht mehr. Umgehend steigt mir eine Wolke in die Nase, die schwer nach dem kleinen Süßwarenladen an der Ecke unserer damaligen Straße riecht, in dem ich als Kind montagmorgens immer mein Taschengeld vom Sonntag gelassen habe.
Oh Himmel, ist das sowas von klebrig süß, denke ich, und frage mich, ärgerlich auf mich selber, wieso ich mich doch immer wieder zu diesen fatal teuren Blindkäufen verführen lasse, wenn ich eine Beschreibung lese, die annähernd in mein Beuteschema passt. „Du und ich“, sage ich streng zu meinem Badezimmerschrank, „waren uns doch einig, dass wir keine klebrig süßen Gourmands bei uns aufnehmen wollen. Und jetzt das!“

Ich gehe ins Wohnzimmer, um mir ein paar Notizen zu Khol de Bahrein zu machen. Vielleicht schreibe ich ja einen Kommentar dazu. Jasper, unser Hund, folgt mir, setzt sich vor mich, will spielen. Ich strecke meine Hand aus, um ihn hinter’m Ohr zu kraulen. Und was macht der Racker? Reckt das schwarze Näschen, schnuppert, schnuppert, schnuppert an meinem Handgelenk. Verzückt leckt er sich übers Mäulchen und kriegt sich gar nicht wieder ein mit Schnuppern. „Na, Hauptsache, Dir gefällt’s“, sage ich kopfschüttelnd, entziehe ihm mein Handgelenk und schnuppere selbst nochmal.
Aha, nun sind die Harze hinzugekommen, die der komplexen Süße den weichen, leicht vanilligen Pelzmantel umlegen. Ich rieche eindeutig ein sehr schönes Benzoe Siam und vermutlich noch Opoponax. Das angegebene Veilchen geht auf meiner Haut allerdings unter. Ein wenig später kommen ein verhuschtes Ambra, ein sich sehr zurückhaltendes Sandelholz und schließlich noch die Iris hinzu. Aber Leute, was für eine Iris! Ich schnuppere entzückt. Das ist der unverwechselbare Duft der echten Iriswurzel, der mir entgegenströmt, wenn ich sie frisch für meine Räucherungen gemörsert habe. Wundervoll! So habe ich die Iris noch selten in einer Parfumekomposition gerochen. Überhaupt müssen hier sehr, sehr hochwertige Zutaten verarbeitet worden sein. Mit Harzen kenne ich mich aus und da gibt es gewaltige Unterschiede zwischen den Hochwertigen und den Massenprodukten. Die schwere gourmandige „Süße“ kann ich überhaupt nicht festmachen, aber ich kann tatsächlich sagen, dass für die Harze und die Iris nur das Allerfeinste verwendet wurde.
In die Harz-Iris Kombination könnte ich mich ja hineinlegen, doch leider bleibt die Süßigkeit weiterhin vorherrschend für meine Nase, auch wenn der Duft an sich stetig wärmer und weicher wird. Perubalsam (auch hier vom Feinsten) sorgt jetzt für die weiche, schwere, warme Cremigkeit, die das undefinierbare Bonbon in der Basis umhüllt und triumphiert auf meiner Haut/oder für meine Nase über den Moschus (den ich gar nicht wahrnehme). Das Wort „Bonbon“ ist hier allerdings nicht so abwertend gemeint, wie es vielleicht klingt. Ich verwende diesen Ausdruck lediglich deshalb, weil ich diese Feinschmeckersüße überhaupt nicht identifizieren kann. Eigentlich ist es auch kein Bonbonduft, es riecht eher so wie diese klebrigen Süßigkeiten, die auf den ägyptischen Märkten angeboten wurden, als ich vor einigen Jahren dort war. Sie rochen durchaus köstlich und schmeckten auch sehr lecker.

Ich finde es schwer, einem Duft gerecht zu werden, der nicht nach dem eigenen Geschmack ist, aber glücklicherweise sind Geschmäcker ja verschieden. Khol de Bahrein ist definitiv nichts für mich, aber ich bin mir sicher, dass Liebhaber/innen der orientalischen süßen Köstlichkeiten hier voll auf ihre Kosten kommen. Der Duft hält auch sehr lange. Ich habe ihn vor über 10 Stunden aufgetragen – nur ein Sprüher aufs Handgelenk! – und der Duft ist bislang nur unwesentlich schwächer geworden.



4 Antworten
Melody vor 6 Jahren 11 5
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Flakon
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Duft
Das "gewisse Etwas"
„Nun raffe Dich endlich mal auf und schreibe Deinen ersten Kommentar“, sagte ich vorhin zu mir. Schließlich kann es ja nicht so schwer sein, einen Duft zu beschreiben. Besonders, wenn einem gefällt, was man riecht. Dachte ich.
Aber nun sitze ich hier, Quelques Fleurs umschwebt mich wie eine köstlich duftende Brise, und ich versuche verzweifelt, wenigstens eine, irgendeine Duftnote aus dieser zarten und dennoch präsenten Blütenfülle herauszuriechen, die ich euch beschreiben oder doch wenigstens benennen könnte.
Na gut, ich muss das anders angehen.
Als der Flakon heute vormittag bei mir ankam, fühlte er sich eiskalt an. Fieses Wetter heute draußen. Also stellte ich ihn erstmal ins Bad an seinen künftigen Platz, damit er bei mir heimisch werden kann. Am frühen Nachmittag hielt meine Neugier es nicht mehr aus und ich nahm die kleine Kappe ab.
Der erste Schreck – kein Sprüher da. Herrje, habe ich den Flakon schon kaputt gemacht? Ach Quatsch, das ist ein Extrait, da sprüht man nicht einfach, da tupft man dezent. Ich tupfe also dezent auf mein Handgelenk und rieche … nichts. Ich tupfe nochmal. Hmm, irgendetwas schwach Blütiges . Okey, da hilft wohl nur die Ganzkörperbeduftung. Schwungvoll tupfe ich hinter die Ohren, auf die Halsbeuge, zwischen die Brüste und dann noch auf die Armbeugen….
Und Heureka, da ist er! Ein Blütenduft, köstlich, frisch, und trotz der Blütenfülle keineswegs schwer, sondern eher leicht und zart. Auch ein klein bisschen Grün mit einem Hauch unaufdringlicher (Blüten-)Süße. Ich möchte jetzt gerne Bienchen werden und von Nektar zu Nektar summen. Nach einer Weile glaube ich, auch noch einen kleinen pudrigen Unterton wahrzunehmen. Vielleicht die Tuberose?
Allmählich scheint sich der Duft von meiner Haut zu lösen. (Direkt auf meinem Handgelenk kann ich ihn nach zwei Stunden kaum noch wahrnehmen.) Stattdessen wird der Duft ein wenig tiefer ohne seine Blütenüppigkeit zu verlieren und umschwebt mich wie eine zweite Aura. Dort verbleibt er auch bis zum Schluss. Keineswegs aufdringlich, aber durchaus präsent.
Die Worte „zart“ „leicht“ „schwebend“ mit den Worten „Üppigkeit“ und „Fülle“ in Verbindung zu bringen, mag wie ein Widerspruch klingen. Aber bei Quelques Fleur verbindet sich das Süße mit der Frische, das Leichte, Zarte mit der Üppigkeit und Fülle absolut harmonisch. Harmonie kann ja auch schnell mal langweilig werden, aber nicht mal das kann ich diesem Duft nachsagen. Dafür sorgt der Hauch „Tiefe“, und die kleinen Spritzerchen „Süße“ und „grüne Frische“, die bis zum Schluss immer wieder mal auftauchen.
Kaum zu glauben, dass dieser Duft schon so alt sein soll???! In meinen Augen ist das ein fast moderner Duft, mit dem jede Frau, egal ob alt oder jung, immer und überall richtig gekleidet ist. Nie overdressed, aber immer mit dem gewissen „Etwas“. Auch wenn Quelques Fleur nicht unbedingt meinem sonstigen Beuteschema entspricht und auch sicher nicht mein absoluter Lieblingsduft werden wird, finde ich ihn sehr schön und werde ihn ganz bestimmt immer mal wieder tragen.
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