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vor 2 Monaten - 24.02.2024
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Zwischen Fotografie und Parfumkunst: Ein Interview mit Thomas De Monaco

Zwischen Fotografie und Parfumkunst: Ein Interview mit Thomas De Monaco

Wir werfen einen Blick in die Welt eines Creative Directors, der mit Leidenschaft und Innovation eine Brücke zwischen Fotografie und Parfumkunst schlägt.

Ich glaube an das Schöne. Und Schönheit kommt von innen. Düfte müssen genau dort wirken – zuerst bei einem selbst, erst dann bei den anderen.

Thomas De Monaco

Als Fotograf, Künstler und Creative Director bereichert Thomas De Monaco seit mehr als zwei Jahrzehnten die Luxusparfumbranche. Duftkonzepte zu entwickeln und mit einem Parfumeur zum Leben zu erwecken, ist für den gebürtigen Schweizer mehr als ein Beruf - es ist eine Leidenschaft, der er mit Innovationsgeist und viel künstlerischer Freiheit nachgeht. Seit 2020 trägt Thomas mit seinem gleichnamigen Label Thomas De Monaco seine einzigartige Vision von Parfums in die Welt.

In einem Interview gewährt er uns Einblicke in seine Arbeit und teilt besondere Geschichten und Philosophien, die seine Düfte so außergewöhnlich machen.

Von der Linse zum Flakon: Was hat dich dazu bewogen, deine kreative Reise von der Fotografie in die Welt der Düfte fortzusetzen?

TDM: Seit über zwanzig Jahren bin ich in Paris als Creative Director und Fotograf für alle großen Luxushäuser tätig, von denen man träumen kann. Von Armani über Cartier und Hermès bis zu Yves Saint Laurent - meistens für deren Fragrance Divisions. Mein Ansatz ist immer, mich von Marketing-gesteuerten Zwängen zu verabschieden und sie durch eine kreativ-emotionale Grundhaltung zu ersetzen. Dabei spielt auch das Experimentieren eine große Rolle. Etwa im Jahr 2018 habe ich angefangen, ein eigenes Duftkonzept zu entwickeln. Die DNA meiner Kollektion, die in diesem Jahr bereits auf sechs Entwürfe angewachsen ist, befreit sich von der Idee der klassischen Duftpyramide und konzentriert sich ausschließlich auf die Gesamtwirkung, die aus dem Bauch und dem Herzen kommt. Sie ist intensiv, strahlend und lang anhaltend, genau wie ich meine Bilder in der Fotografie entwickle - subjektiv und authentisch.

Die Leidenschaft für Fotografie begleitet Thomas De Monaco seit über zwei Jahrzehnten seiner Karriere
Die Leidenschaft für Fotografie begleitet Thomas seit über zwei Jahrzehnten seiner Karriere

Du hast kürzlich drei Extraits de Parfum auf den Markt gebracht, die jeweils besondere Emotionen einfangen sollen.

Dein Duft „Fuego Futuro” wird als meditative Reise beschrieben, die ihre Inspiration aus der Wildnis und schamanischen Ritualen schöpft. Wie kam der kreative Funke für diesen Duft zustande?

TDM: Mir geht es insbesondere um die positiven Emotionen, um die sich meine Düfte kreisen. Intensive Emotionen lösen körperliche Reaktionen aus, sie können ein Kribbeln verursachen oder dich sogar erschaudern lassen. Bei „Fuego Futuro” geht es um das Gefühl der Freiheit, der Unabhängigkeit, den Drang voranzugehen, ohne genau zu wissen, wohin die Reise führt. Mein Parfümeur, Maurus Bachmann, und ich haben uns bei der Entwicklung von "Fuego Futuro" einfach den Kopf freigemacht. Wir sind auf die Suche nach dem Mystischen, dem Holzigen und Erdigen gegangen – der Kraft von Mate-Tee aus Südamerika, dem intensiv betäubenden Timut-Pfeffer aus Nepal, dem aromatischen Heu der Mongolei und dem Zedernholz aus Alaska. Über allem schwebt  der Hauch von Rauch des Incense. So ist ein Duft entstanden, der weit mehr ist als nur ein Parfüm, er ist vielmehr eine Aura, die einen umgibt – der Nomade als Poet der endlosen Wildnis.

Fuego Futuro - ein intensiver Duft mit Noten von Mate, Elemiharz, Salbei, Weihrauch und Asche

„Raw Gold (Extrait de Parfum)” wird als Hymne an die ewige Jugend beschrieben, hin- und hergerissen zwischen Unschuld und Schuld. Wie ist es dir gelungen, diese Ambivalenz im Duft einzufangen? Gab es Erinnerungen, die seine Schaffung beeinflusst haben?

TDM: Das Re-Work von „Raw Gold” nimmt als Extrait die Werte der ersten, limitierten Version auf, ist jedoch weicher und reifer geworden und widmet sich nun ganz der Sinnlichkeit. Es verführt und lässt sich verführen, widersetzt sich den Gepflogenheiten und spielt mit den Reizen. Immer noch sehr ungeschliffen und wild – wie rohes Gold. Davana-Öl bringt nun die Süße ein, und es ist immer noch der Lippenstift in Form von Orris präsent, der sich spannungsvoll mit den Ledernoten verbindet. Der Duft ist absolut authentisch für mich und entspringt meiner Adoleszenz der frühen 70er. Es ist die Summe einer Epoche, wie sie jeder auf seine Art erlebt – ob damals oder heute. Ich glaube, der Duft hat eine wahnsinnig machende Ausstrahlung, ein Zwiespiel von unschuldiger Dominanz, unmöglich, sich dieser Wirkung zu entziehen.

Raw Gold Extrait de Parfum - Eine kraftvolle neue Version, die sich ganz der Sinnlichkeit widmet

„Sol Salgado” entführt uns in die Verführung eines endlosen Sommers. Kannst du uns mehr über die Inspiration hinter der Kreation verraten? 

TDM: Wer mag sie nicht, die endlosen Sommerabende? Das Gefühl, wenn die Golden Hour den ganzen Tag zu dauern scheint. Wenn sich die Feuchtigkeit des Meerwassers unter dem Haaransatz im Nacken hauchdünn kristallisiert. Dann, wenn sich die tagblühenden Pflanzen verabschieden und die süßen Triebe der Nacht aufbrechen. Sol Salgado bringt hier alles zusammen und bietet doch noch viel mehr Platz für die Poesie der Happyness. Freunde haben mich gewarnt, dass diese Geschichte der Duft des Sommers 2024 werden könnte. Ich aber lasse mich einfach treiben, finde diese Mischung von Lindenblüte und Rauch-Vanille schlicht unglaublich schön. Addictiv bei diesem Duft ist nicht nur seine Strahlkraft, sondern auch seine Langlebigkeit, die noch beim Sonnenaufgang auf der Haut haftet.

Verpackung von Sol Salgado
Sol Salgado - eine süß-blumige Komposition als Hommage an einen endlosen Sommer
Sol Salgado - eine süß-blumige Komposition als Ode an einen endlosen Sommer

Als Creative Director arbeitest du Hand in Hand mit dem Parfümeur zusammen, um deine Ideen in Düfte umzusetzen. Wie sorgt ihr dafür, dass die entstehenden Düfte wirklich das widerspiegeln, was du dir vorgestellt hast?

TDM: Gegenseitiges Vertrauen, das Verstehen des Wissens des anderen, Offenheit für Neues und die Bereitschaft, Kritik zu akzeptieren, sind wichtig. Doch über allem steht meine klare Vorstellung von der Zukunft meiner Marke; Ideen und Ziele kommen immer von mir. Seit über zwanzig Jahren arbeite ich als Creative Director. Nach dieser Zeit erkennt man das Potenzial der Partner und versucht, sie nachhaltig auf diese Welle mitzunehmen. Dabei entsteht auch eine gewisse Intimität, in der oft keine großen Worte mehr notwendig sind.

Kritik an den eigenen künstlerischen Werken ist immer eine Herausforderung. Wie gehst du persönlich mit Kritik an deinen Düften um?

TDM: Ich bin empfangsbereit und versuche, die Kritik einzuordnen. Leider mangelt es vielen Kritiken an Tiefe; sie stören sich an Oberflächlichkeiten. Das bringt einen nicht weiter. Eine bloße Einordnung interessiert mich nicht. Erzählt mir Geschichten und lockt mich zu anderen Positionen. Da bin ich dabei und nehme mir viel Zeit für Gespräche.

Zum Abschluss: Wie hoffst du, dass die Menschen sich an deine Düfte erinnern werden? Gibt es eine besondere Botschaft, die du durch deine Marke mit den Menschen teilen möchtest?

TDM: Ich glaube an das Schöne. Und Schönheit kommt von innen. Düfte müssen genau dort wirken – zuerst bei einem selbst, erst dann bei den anderen. Meine Parfums sind für das Hier und Jetzt. Sie sind wirkungsvoll und vermitteln viel mehr als nur den äußeren Schein; sie sind Transporteure von Charakter und Authentizität. So würde mir das gefallen.

Bildquellen: Thomas De Monaco

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