Mizou

Mizou

Rezensionen
Mizou vor 3 Jahren 92 9
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Und selbst Maria sagte: "Uffff"
Achja, Chanel.

Mit Chanel insgesamt, habe ich eine gewisse Hassliebe, da ich schon recht früh mit diesen Düften herum experimentierte und meine Nase zu Beginn noch nicht allzu viel oder gar nichts mit ihnen anfangen konnte.

Dennoch habe ich mich 2014-15 dazu entschieden mir den ersten Chanel zuzulegen, da der Allure Homme Sport Eau Extrême im Internet als absolutes Beast angepriesen wurde.
Nach ein paar Testereien, habe ich mich entschlossen zuzuschlagen auch wenn mir der Preis zu Zeiten von Studium und allen anderen finanziellen Quälereien ziemlich weh tat.

Jeder Mensch und mit Sicherheit auch die geliebte Parfumo-Community hat unterschiedlichste Verbindungen zu Düften. Beim einen sind es feinste Nuancen die herausgefiltert und haargenau beschrieben werden können, beim anderen sind es Emotionen und Erinnerungen, die sie mit einem Duft verbinden.
Ich gehöre zumindest momentan noch zur zweiten Gruppe.
Die Kopfnoten kann ich mittlerweile recht gut beschreiben aber mit dem Rest tue ich mir noch schwer.

Und so ist es bei Eau Extrême die Erinnerung, die mich gedanklich Lächeln und ein wenig nostalgisch werden lässt.

Damals als Student, in der 4er Wg inmitten von Klausurstress und Bachelorarbeit Ende des Sommersemesters.

Klopf, Klopf an der Zimmertür.

Dunkelbraune lange Haare fielen durch den offenen Türspalt.

"Hi Michi, wir gehen heute Abend aus und möchten in die Stadt und mal sehen was sich im Laufe so ergibt. Wir würden gegen 10 die Bahn nehmen -
Bist du dabei???"

Meine erst kürzlich zugezogene Mitbewohnerin Maria war damals immer diejenige, die in Sachen Ausgehen federführend war und die Initiative ergriff.
Sie war kein Mädel, welches Aktionismus auf der Stirn geschrieben hatte, was vielen Jungs und Mädels mit Anfang 20 zuzuschreiben ist.
Vielmehr ging sie aus, wenn sie brannte und Bock darauf hatte und dann aber mit Leidenschaft bis zum bittersüßen Morgengrauen.

Und so stimmte ich zähneknirschend trotz zeitlichem Stress und platter Rübe zu.

Hätte mich mein Zimmernachbar Paul gefragt, welcher ne coole Socke war, hätte ich ihm wohl eine pampige Absage erteilt, aber ich denke ihr versteht was ich sagen will.

Also ab unter die Dusche und machte mich schnellstmöglich fertig, mit der Hoffnung frischen neuen geistigen Wind in die Birne zu bringen.
Eau Extrême hatte ich mir erst Wochen zuvor zugelegt und es lag somit auf der Hand, das er zum Einsatz kam.

Das Opening mit der frischen Minze und Mandarine flasht mich heute noch genauso wie damals.

Sie hing mir oft nahe am Ohr an diesem Abend und ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass ihr der Duft unglaublich gefiel aber man wie so oft aus Vorsicht und auch weil es nicht ihre Art war, inflationär Komplimente zu verteilen, lieber nichts sagte.

Dieser Duft ist auf irgendeine Art lässig, frisch, sexy und männlich.
Man duftet nicht so eingepudert wie bei so manchem Duft zum Ausgehen.
Eau Extrême riecht verführerisch frisch und leicht süßlich ohne dabei ins ausschließlich cremige oder zu süß abzudriften.
Selbst am frühen Morgen bekam ich trotz Alkoholfahne eine herrliche Duftwolke vom Hemd ab, womit über die Haltbarkeit alles gesagt ist.

Uns beiden war in der Anfangszeit der gegenseitige Respekt zueinander oft anzumerken und irgendwie hatte ich subtil immer den Eindruck, dass man aufeinander steht. So ist es eben zwischen Mann und Frau. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Vielleicht ist es auch so mit Parfum.

Im Sommer 2017 zog sie für ihren Freund nach Bayern.

Was mir am stärksten in Erinnerung blieb, als sie ihren Badschrank ausräumte, während ich ihr etwas beim packen und aufräumen half und sie mir immer wieder Fragen wegen der Zimmerübernahme stellte und mich dabei plötzlich ansah und sagte:

"Uffff, hier riecht es aber gut"

Gedanklich erwiderte ich nur:

"Eau Extrême ich liebe dich"

Die Frau, die durch den Alltag immer mit einer unsichtbaren Krone ging, ohne dabei arrogant zu wirken, war weg, aber Eau Extrême blieb.

















9 Antworten
Mizou vor 3 Jahren 34 5
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Am Sonntag ausschlafen und im Anschluss Platinum Égoïste
Kürzlich erst habe ich mich in so einem Moment ertappt, der mich dazu brachte den Platinum Egoïste zu würdigen, wie an diesem einen Sonntag, als ich lange ausgeschlafen habe und erstmal schläfrig ins Bad getrottet bin.

Der Blick in den Spiegel war grenzwertig, da mein zerknautschtes Gesicht mit all den Kissenabdrücken aussah, als hätte ich mal wieder mit Freunden am nächtlichen großen Rad gedreht, obwohl ich pandemiebedingt artig Zuhause blieb.

Die Wassertemperatur am Hahn erst mal auf kalt gedreht, um dem Scheusal entgegenzuwirken und die Gesichtsfalten ordentlich durchzuschruben.
Normalerweise rasiere ich mich nass mit Rasiermesser nur werktags unter der Woche, da der Arbeitgeber auf ein gepflegtes Erscheinungsbild Wert legt. Seit der Pandemie sind lediglich die Konturen vom Zehntagebart zu pflegen.

Also ordentlich Rasierschaum drauf auf Hals und Nacken und mit Akustik Mukke von Damien Rice, David Gray aus der Bose Bluetooth Box kommen passend feinste Vibes für den Sonntag.
Das Ganze mit Wasser abspülen und während ich mit dem Handtuch den restlichen Schaum aus allen
Öffnungen wischte, lachte mich der Platinum Egoïste in meiner Sammlung an.
Spritzer aufs Handgelenk, Hals, Nacken und Shirt mit gleichzeitiger Frischeexplosion.
Dieser Lavendel und Rosmarin, der gleich in die Nase schießt, ist so erfrischend, dass er dein Körpergefühl sofort in eine andere Liga befördert.
Bis heute habe ich keinen Duft gefunden, der auf eine so natürliche Weise einem dieses enorme frische maskuline Körpergefühl gibt, welches mich derart selbstbewusster auftreten lässt, dass ich lange überlegen muss, welcher Duft zu ähnlichen im Stande wäre.

Mich erinnert dieser Duft auch immer wieder an meine Kindheit, als mein Vater zum Wochenende immer vor dem Frühstück den Dachspinsel ausgepackt hat, die Giletteklingen geschwungen hat und anschließend zum Bäcker um die Ecke radelte. Auf seinem Schoß roch es immer nur so nach klassischem Rasierwasser, welches für mich seine selbstbewusste Art immer untermauerte. Ich vermute mal, das jenes Rasierwasser ebenfalls Lavendel und frische Duftnoten inne hatte.

Was Platinum Egoïste für mich nicht zum Daddy-Duft macht. Es ist ein Duft, den jeder tragen kann, der selbstbewusst durch den Tag geht und auch ein gewisses "maskulines" selbstsicheres Auftreten hat. Den Verlauf vernehme ich zu Beginn für ungefähr 1 Stunde sehr frisch war, anschließend wird er auf meiner Haut immer blumiger und "weicher".
Die Intensität von der Kopfnote hätte ich am liebsten noch länger in der Nase, da diese den Duft für mich auszeichnet.

Insgesamt würde ich ihn schon so tendenziell als Ü30 Duft einordnen aber für den ein oder anderen mit Sicherheit auch schon früher tragbar.

Die Haltbarkeit und Sillage sind ordentlich bei ca. 6h, allerdings habe ich den Eindruck, das dieser früher noch kräftiger und mehr ausstrahlte.

Abschließend muss ich sagen, dass mich dieser Duft sehr solide und selbstsicher durch den Tag begleitet. Wenn ich diesen Duft trage, habe ich den Chanel-Vibe. Man setzt nochmal einen oben drauf, ohne rumzuschreien.
Der Duft schlägt keine Saltos aber er macht auch keine Purzelbäume, wofür ich ihn liebe.

So, dies war mein zweiter Kommentar auf Parfumo und hoffentlich konnte ich Unentschlossenen weiterhelfen.

Schönen Sonntag zusammen !

5 Antworten
Mizou vor 3 Jahren 13 4
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Meine erste Parfumliebe !!!
Meine erste Rezension auf Parfumo und ich dachte es sei passend diese auch meinem ersten liebgewonnenen Parfum zu widmen.

Damals im Dezember 2016, als ich in der Drogerie, naiv wie ich damals war nach einem Parfum suchte, um mal endlich wieder mit einem vernünftigen Duft ausgestattet zu sein.
Meine Sammlung lag zu diesem Zeitpunkt bei Null und ich habe damals nie daran gedacht, dass mir dieser Duft das Tor zur Duftwelt öffnet.
Als ich ihn auf dem Streifen testete, roch er im Opening direkt anders wie alle anderen Düfte. Er hob sich auf eine Art ab, die mich ziemlich neugierig und nach einer Zeit sogar süchtig machte.
Zuhause auf dem Sofa hing ich permanent am Teststreifen und konnte nur noch teilweise dem TV Programm folgen.
Es war dieser Pfeffer und das leicht cremige was mich faszinierte. Ich hatte noch nie zuvor einen so ausgewogenen Duft gerochen.
Ich liebe Düfte, die „Understatement“ ausstrahlen aber dennoch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal darstellen. Auffällig aber irgendwie auch nicht. Verführerisch aber irgendwie auch nicht allzu sehr. Seriös aber irgendwie auch nicht zu streng. Bescheiden aber irgendwie nie langweilig.

Mittlerweile sind es knapp 20 Düfte in meinem Sortiment aber noch nie habe ich soviele Komplimente bekommen, wie für diesen Duft. Vorallem die Damen lieben ihn !!!
Weshalb er eingestellt wurde ist mir schleierhaft.
Der Duft ist die größte Allzweckwaffe, die ich je besessen habe.

Viele positive Erinnerungen verbinde ich mit Strictly, wenn ich ihn trage, ob Ausgehen mit Freunden, auf der Arbeit oder beim Spaziergang mit der Familie.

Er war immer ein treuer Begleiter!

Ich werde weiterhin sparsam mit dir umgehen, mein Liebster :-)
4 Antworten