Mooshu

Mooshu

Rezensionen
Mooshu vor 1 Monat 1
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der schwarze Stein, der mal weiß war ...
Ich besitze 8 Werke von Stéphane Humbert Lucas. Ein Dufthaus, was mich sehr sehr beeindruckt und fasziniert. Und wie das bei meiner Euphorie so ist, versuche ich jegliche Informationen zum Parfümeur und zur Marke zu bekommen. Ich laß Interviews, schaute Duftvorstellungen und Events von ihm auf französisch, recherchierte im Netz. Black Gemstone , ein Duft, den ich dem kunstliebenden Teil dieser Community sehr gerne empfehlen will.

Er, ein französischer Künstler, Parfümeur und Synästhet, betrachtet Düfte als Kunstwerke – beeinflusst von Malerei, Musik und Poesie. Er verbrachte lange Zeit im Arabischen Raum. Seine „Collection 777“ bildet den Rahmen für Düfte wie Black Gemstone , Ô Hira , Taklamakan oder Soleil de Jeddah. Ersterer stellt eine olfaktorische Hommage an den Schwarzen Stein von Mekka und gleichzeitig an die dunkle Lichtreflexion im Werk des Malers Pierre Soulages dar.

Da die Zahlensymbolik im Leben sowie im Schaffen von Herr Lucas eine große Rolle spielt, findet sich die Zahl "7" im Namen in der Kollektion, im Flakon-Design und auch in der Duftpyramide wieder. Eine dreifache Wiederholung der Zahl 7 - 7 - 7 gilt in vielen spirituellen Traditionen als Betonung für (auch wieder Dreiklang) Vollkommenheit, Erleuchtung und Harmonie. Entsprechend auch 3 mal die Zahl 7 auf beiden Seiten der Wüstenspinne auf dem Flakon, 3 verschiedene Zedernarten in Black Gemstone sowie der Duftaufbau drei Zeder, drei Harze, drei Basis-Noten (Weihrauch, Teak und Tonka).
Ebenfalls umrundet man im Islam die Kaaba bei der Pilgerfahrt (Tawaf) sieben Mal, worauf Lucas hier auf einer rituellen und spirituelle Art und Weise Bezug nimmt.

Anders als in der "Snake Collection" - Wüsten-Hornviper auf dem Flakon, sind die Werke der 777 nicht so betäubend, hypnotisierend oder sehr anziehend/gefällig, sondern tief mit Kunst, Mystik und Spiritualität verankert und daher tendenziell vielschichtiger (häufig mit Weihrauch, Amber und Iriswurzel).

Black Gemstone ist absolut meisterhaft orchestriert und ein komplexer Duft. Harze, Zeder, Rauch, Tonka, Zitrus alles in Harmonie statt Chaos. Die helle Zitrone am Anfang ist wie ein heller Lichtstrahl/ Lichtreflexion innerhalb von etwas Ruhigem/Dunklen. Zitrone in Kombination mit dem Harz und der Zeder erweckt manchmal den Eindruck einer Frucht/Beere im tiefen Dunklen Rauch.

Für mich ein Duft, der ideal im Winter und an kühlen Abenden getragen werden kann. Aufgrund des Aufbaus und der DNA empfinde ich ihn für weniger alltagstauglich, aber absolut perfekt für sehr besondere Anlässe.

Ich bin schwer beeindruckt, wie Stéphane Humbert Lucas durch Black Gemstone Emotionen aus Licht, Farbe und spiritueller Ritualik in olfaktorische Form gießt. Ein intensives Dufterlebnis – keine Illusion.
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Mooshu vor 1 Monat
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Der etwas andere Aquat ...
Unda Maris, übersetzt die "Meereswelle" ist ein Duft, der dem Meer nachempfunden ist und somit in die Kategorie "Aquat" eingeordnet werden kann. So einfach könnte eine Beschreibung sein. Jedoch nicht bei der Person und dessen Produkten von Filippo Sorcinelli.

Er, ein Organist, Sakralkünstler, Modedesigner, Fotograf, Maler und Parfümeur - echtes Multitalent, spielte mit bereits mit 13 Jahren die Orgel in Kathedralen. Ebenfalls gründete der Mann um die Jahrtausendwende sein erstes Atelier, welches liturgische Gewänder herstellte, u.a. für den Papst.

Mit dem Wissen - Kathedrale, Papst, Orgel, Meereswellen - erklärt sich nun einiges bei Unda Maris 8. 8, das Zeichen für Unendlichkeit. Unaufhörliche Bewegungen/Wellen des Meeres, mal stürmisch rau, mal mild. Ahaaa, .... jetzt Unda Maris 8, "Extrait de Musique", Orgel -> dabei geht es musikalisch um die Phasenverschiebung beim Orgelregister, wo ein Ton einen weiteren Unterton bekommt und leicht verzögert kommt. Genau wie bei unterschiedlichen Bewegungen/Wellen im Meer.

Da solch ein Meer mal rauer mal ruhiger ist, wie die Phasenverschiebung darstellt, gesellt sich zu der leicht algigen Frische ein ordentlicher Amber und ein mittelstarker, leicht sakraler Weihrauch. Passend zum kirchlichen Hintergrund seines Schöpfers.

Ein Aquat der frisch und dunkel zu gleich ist, kühlend und wärmend zur gleichen Zeit.
Ein Parfüm, welches perfekt seine künstlerische Umgebung widerspiegelt. Erzählerisch und konzeptionell.

Wie die Person Sorcinelli hervorsticht, so sind auch seine Kreationen nicht wie gängige Düfte, die man kennt. Für mich ist Unda Maris 8 definitiv kein Alltagduft, den man leicht im Sommer tragen kann. Es ist vielmehr ein multisensorisches Kunstwerk, eine Reise ans Meer im Nebel (Sakralhauch) und deswegen eher etwas für besondere Abende/ mediative Momente.
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