Morinho

Immer wieder mal stöbere ich bei meinen Städtetoutren in diverse Parfümerien um den ein oder anderen Duft zu testen und um etwas neues zu entdecken. Die Düfte von Jil Sander hauten mich bisher nicht allzusehr vom Hocker und leider muss ich hier sagen, dass es Strictly auch nicht macht.
Zu seiner Verteidigung möchte ich aber anführen, dass bei diesem Wässerchen nichts falsch gemacht wurde. Frisch, würzig, angenehm. Aber halt nichts aufregendes. Es gibt halt viele, die frisch, würzig und angenehm sind. Man kann Strictley bedenkenlos zu allem tragen. Auf der Party, nach dem Sport oder bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuz. Man riecht ihn und kurz darauf vergisst man ihn wieder. Er bleibt nicht "hängen". Er identifiziert quasi nicht den "Träger".
Viele möchten das auch nicht. Man will einfach nur gut duften. Punkt aus.
Und mit Strictly duftet man gut. Duften halt eben viele gut, egal ob jung oder alt, Jeans oder Nadelstreifen.
So reiht er sich ein in die Schlange der Unauffälligen.

Auf der Suche nach einem Duft, der sich abgrenzt von den heutigen Mainstreamdüften und eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen ist, bin ich auf Jacomo di Jacomo gestoßen.
Kompromisslos dem männlichen Geschlecht gewidmet, ist er ein Duft für eine bedrohte Spezies. Mir fällt da als erstes John Wayne, Telly Savallas oder Sean Connery ein. Typen, die ein eher konservatives Männerbild zeigen. Machohaft, eigen, etwas selbstverliebt aber mit einem großen Herzen. Für „Macher“ nicht für „Quatscher“.
Zwei von den oben genannten sind leider nicht mehr unter uns und der dritte hat sich zu meinem Bedauern zurückgezogen. Und so gibt es nicht mehr viele von dieser Sorte. Von der Sorte Männer, die so einen Duft wie JdJ tragen können und man ihnen den Duft vor allem auch abnimmt.
Männer, die sich einen Dreck darum kümmern, wie andere über sie denken. Sie gehen ihren Weg, wenn es sein muss auch allein.
So ist JdJ nicht jedermanns Sache, schon gar nicht für Jungs, die sich damit beschäftigen, wie man die lappländische Blattlaus ungenießbar für die Finnland Ameise machen könnte.

Dies ist mein erster Kommentar auf Parfumo, darum verzeiht mir, wenn ich nicht gleich die richtigen Worte finde, den Duft nicht so exzellent beschreiben kann, wie es hier zum Großteil geschieht und so manche Duftpyramide nicht bis ins Detail kenne. Auch möchte ich die Düfte so beschreiben, dass die Leser, die sich z.B. Kombination von z.B. Bergamotte, Lavendel oder Zeder nicht so vorstellen können.
Nun aber zu Baldessarini`s Strictly Private.
Es ist ein Duft der gefällt. Allerdings ist er nicht gerade neu. Als ich ihn zum ersten mal aufgesprüht habe, dachte ich: „ Den hatte ich doch schon mal…“ Und tatsächlich, er erinnerte mich stark an Jil Sander`s „Background“. Nur war Background feiner, etwas süßer und runder. Aber eine Ähnlichkeit war unverkennbar. Vor meinem geistigen Auge zogen Bilder aus Afrika, von einer Savanne auf. Bilder mit denen damals Background warb.
Strictly Private entfaltet sich schnell nach dem aufsprühen und eine, in meinen Augen etwas zu pudrige Vanille, übernimmt die Hauptrolle. Und das ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Ich persönlich mag diesen Duft, allerdings kann ich mir vorstellen, dass er in manchen Großraumbüros nicht so willkommen ist.
An mir hält Strictly Private intensiv, allerdings nicht all zu lange. Es ist ein Duft für ein Abendessen in einem schönen Restaurant, in schicker Kleidung und sympathischer Begleitung. Schlecht vorstellen kann ich mir ihn, bei einem Grillabend mit Freunden oder bei einer Bikerrunde durch herrliche Landschaften. Doch die Geschmäcker sind so verschieden, dass es jeden selbst überlassen ist.
Aber wie schon erwähnt, das Rad wurde nicht neu erfunden.