Eau Sauvage Extrême 2010

Version von 2010
Eau Sauvage Extrême (2010) von Dior
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7.8 / 10 208 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Dior für Herren, erschienen im Jahr 2010. Der Duft ist würzig-holzig. Es wird noch produziert.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Zitrus
Frisch
Grün

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
sizilianische Zitronesizilianische Zitrone BergamotteBergamotte GrapefruitGrapefruit
Herznote Herznote
Schopf-LavendelSchopf-Lavendel BasilikumBasilikum ElemiharzElemiharz JasminJasmin MinzeMinze
Basisnote Basisnote
VirginiazederVirginiazeder VetiverVetiver ChypreakkordChypreakkord PatchouliPatchouli

Parfümeur

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Duft
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Haltbarkeit
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Sillage
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Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
7.267 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 03.02.2024.

Rezensionen

15 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 21  
Die muntere Forelle in wilden Gewässern
Die muntere Forelle in wilden Gewässern

"In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber, wie ein Pfeil:
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süsser Ruh
Des muntern Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Ruthe
Wol an dem Ufer stand,
Und sah’s mit kaltem Blute,
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht’ ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch endlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang; er macht
Das Bächlein tückisch trübe:
Und eh’ ich es gedacht,
So zuckte seine Ruthe;
Das Fischlein zappelt dran;
Und ich, mit regem Blute,
Sah die Betrogne an."

"Die Forelle" (op. 32 / D 550) ist eines der bekanntesten Kunstlieder von Franz Schubert. Der Text stammt von Christian Friedrich Daniel Schubart. Es ist eines der beliebtesten Schubert-Lieder, liegt uns in fünf verschiedenen Fassungen vor und entstand zwischen November 1816 und Juli 1817. Dieses Lied steht in der Originalfassung für hohe Stimme in Des-Dur, im "2/4-Takt". Die Klavierbegleitung ist stets geprägt von Sextolen, die durch die Tempoangabe „etwas lebhaft“ den Eindruck der fröhlichen, lebendigen Forelle widerspiegeln. Die Melodie der Gesangsstimme ist fast durchgehend heiter, nur drei Takte vermitteln kurzzeitig den Eindruck der Traurigkeit bzw. des Mitleids seitens des Sängers, wobei die Melodieführung kurz darauf wieder in Dur zurückfällt. Christian Friedrich Daniel Schubart schrieb das zugrunde liegende Gedicht zwischen 1777 und 1783 während seiner bis 1787 dauernden Gefangenschaft auf der Festung Hohenasperg. In der Fabel der Forelle symbolisierte er sein eigenes Schicksal: Die ersten beiden Strophen, in denen von der Beobachtung einer Forelle im klaren Bach und dem vergeblichen Warten des Anglers erzählt wird, bestehen aus einer Reprise des Hauptmotivs, die dritte Strophe ist dann unterteilt in einen dramatischen Part, in dem der Bach getrübt und die Forelle gefangen wird, und eine weitere Reprise, die die Beobachtung dieses Akts und die Deutung des Beobachters enthält.

An Schubert's Forelle muss ich bei dem Geruch von "Eau Sauvage" von Christian Dior stets denken. Ist es denn möglich, "wildes Wasser" auch olfaktorisch umzusetzen ? Christian Dior hat es versucht: "Die Mutter" aller "Wildwasser-Düfte" ist das von Edmond Rodnitska für dieses Haus im Jahre 1966 kreierte "Eau Sauvage". Es folgte dann 1982 das -inzwischen eingestellte- "Eau Sauvage Extrême", das dann 2010 unter François Demachy seine Fortsetzung finden sollte. Im Jahr 2001 erhielten wir noch ein "Eau Sauvage 100 % Glaçon" und 2007 ein "Eau Sauvage Fraîcheur Cuir" geschenkt. Auch deren Produktion ist inzwischen eingestellt. Letztlich erreichte 2012 das "Eau Sauvage Parfum" die Regale der einschlägigen Parfum-Tempel.

Das "Eau Sauvage" aus dem Jahre 1966 wird von Dior wie folgt vorgestellt: "Als großer Klassiker unter den Herrendüften ist Eau Sauvage der Inbegriff von Eleganz nach Monsieur Dior: Eine Balance zwischen Schlichtheit, Natürlichkeit und Individualität."

Sein Schöpfer Edmond Roudnitska verwendete bei seinem Werk -wie hier auf Parfumo auch zu lesen ist- nach allgemeiner Fachmeinung erstmalig den synthetischen Duftstoff "Hedion" (Methyldihydrojasmonat) mit einer Konzentration von 2 % zur Verwirklichung seines Vorhabens, da dieser Duftstoff den Parfums eine jasminartige, transparente und frische Note verleihen soll.

Eau Sauvage (EdT) beginnt herrlich frisch. Einfach erfrischend wie ein eiskalter Gebirgsbach an einem heißen und schwülen Sommertag. Eine säuerliche Zitrone und eine wundervoll natürliche Bergamotte begrüßen uns. Vor meinem geistigen Auge kann ich geradezu das Wasser spritzen sehen. Wild und ungezähmt. Diese erfrischenden Zitrusfrüchte sind mit Gewürzen unterlegt: Ich verspüre Basilikum und Lavendel. Aber auch eine gewisse -jedoch milde- Schärfe. Fast etwas pfeffrig, jedoch nicht brennend. Einfach nur würzig. Ich sehe dieses eiskalte wilde Wasser unseres Gebirgsbaches über eine raue Erde und über felsigen Stein fließen. Immerfort und immerfort.
Unser sprudelnder Gebirgsbach kommt an einer Blumenwiese vorbei: Der Duft bleibt indes erfrischend. Wird keinesfalls lieblich. Ich kann einen zarten Rosenduft erschnuppern. Eine sanfte Rose. Nicht besonders prägnant. Jedoch spürbar. Daneben etwas würzige Nelke und ein Hauch von sanftem Jasmin. Ja, diese Blumenwiese ist hier nicht der Hauptdarsteller. Das ist nach wie vor unser wilder Gebirgsbach. Unaufhörlich fließt er sprudelnd den Berg hinab und sein unentwegtes Rauschen wird eben durch diese floralen Noten bereichert.
Weitere -diesmal erdig-holzige- Noten kommen hinzu: Würziges Patchouli und edle Hölzer begleiten unseren Gebirgsbach nun auf seiner steten Reise. Doch irgendwann findet jeder Tag einmal sein Ende: Die Sonne geht unter und macht Platz für ihren Bruder, den Mond. Dieser schimmert nunmehr in dem nach wie vor unaufhörlich sprudelnden Wasser unseres Gebirgsbaches. Es wird dunkler: Tiefgründiges Amber, würziges Eichenmoos und geheimnisvoller Moschus treten nunmehr hinzu. Ohne jedoch dem Duft seine unentwegte Leichtigkeit und Spritzigkeit zu nehmen. Unser Gewässer fließt und fließt und fließt. Nur: Nunmehr nicht mehr wild-sprudelnd unter der heißen Mittags-Sonne, sondern nunmehr geheimnisvoll unter den liebevollen Augen des stolzen Mondes. Nach wie vor unnachgiebig fließend; nur eben eine andere Facette. Einfach wunderbar.

Dieser traumhaft schöne Duft sollte etliche Jahre später (nach der namens gleichen, jedoch inzwischen eingestellten Version aus dem Jahr 1982) einen weiteren Bruder bekommen: Dior sieht sein "Eau Sauvage Extrême" aus dem Jahr 2010 wie folgt:"Mit Eau Sauvage Extrême präsentiert Dior eine moderne Version seines großen Klassikers: noch kühner, kraftvoller und tiefgehender. Der Ursprüngliche Akkord erreicht in Eau Sauvage Extrême seinen Höhepunkt und bereichert ihn mit edlen holzig-umhüllenden Noten, die einen absolut zeitgemäßen, ausgeprägten Charakter besitzen und seine Männlichkeit unterstreichen. Ein zeitloser Schick mit demselben olfaktorischen Selbstvertrauen wie Eau Sauvage."

Das "Eau Sauvage Extrême" (2010) startet auch fruchtig. Auch hier sind wieder Zitrone und Bergamotte mit von der Partie. Sie sind jedoch -im Gegensatz zum "Eau Sauvage EdT"- nicht so säuerlich-frisch. Mir erscheinen sie vielmehr als gereiftere Früchte. Unser Gebirgsbach ist hier nicht mehr so wild sprudelnd. Er wirkt tiefer und auch etwas gemächlich. Das Wasser fließt nach wie vor. Aber nicht mehr so wild.
Auch diese Zitrusfrüchte sind würzig untermalt. In Übereinstimmung mit dem "Eau Sauvage EdT" finden wir auch hier Lavendel. Und da ist auch noch etwas Basilikum. Daneben bemerke ich noch eine weitere Note. Eine Note, die im "Eau Sauvage EdT" nicht vorhanden ist. Es ist eine sehr interessante Note: Eine Minze in der Herznote ! Das finde sehr bemerkenswert ! Ausgehend von dem nach wie vor bestehenden Grundthema des "wilden Wassers" wird hier offensichtlich zunächst zwar -dem Grunde nach- mit den gleichen Früchten in der Kopfnote gearbeitet. Diese wirken jedoch reifer und damit runder. Zugegeben: Das geht zunächst zu Lasten des nach wie vor gesetzten Themas eines wild sprudelnden Wassers. Aber nunmehr werden diese reifen Früchte als Variation des Themas "Wildes Wasser" in der Herznote mit dieser frischen Minze unterlegt. Genau das führt wieder zu diesem (allerdings etwas schwächeren) Eindruck eines fließenden Gewässers: Wir haben zwar nicht mehr den wild sprudelnden Gebirgsbach unter flirrender Sonne von vorhin. Aber dennoch ein anderes -auch fließendes- Gewässer. Ein Tieferes. Ein etwas Ruhigeres. Ein Anderes.
Und auch für dieses -wie gesagt: andere- Gewässer geht mal der Tag vorüber und die Nacht bricht herein.
Eine Nacht, in der sich das Mondlicht nunmehr auch in diesem Gewässer spiegelt und dunkle Bäume ihre geheimnisvollen Schatten über das fließende Nass werfen. Erdiges Patchouli und edle Hölzer begleiten uns in diesen Stunden. Stunden, in denen wir nunmehr diesen -anderen- Gebirgsbach betrachten.

Doch damit nicht genug. Im Jahr 2012 folgte dann noch das "Eau Sauvage Parfum". Zu diesem findet sich auf der Internet-Seite von Dior Folgendes: "Im Jahr 2012 kreiert François Demachy Eau Sauvage Parfum: das neue Kapitel einer legendären Geschichte. Mit der gleichen zeitlosen Eleganz und so aufsehenerregend wie gewohnt, wagt sich der große Klassiker zum ersten Mal an die edelste Konzentration: das Eau de Parfum für einen „Black Tie“-Charme. Diese neue Handschrift ist mit ihrem intensiven, hesperiden und holzigen Ambra-Duftschleier eine Signatur, die sich gut für den Abend eignet. Geheimnisvolle und sinnliche Myrrhe sowie die maskuline Stärke des Haitianischen Vetivers umschmeicheln den charakteristischen Akkord von Eau Sauvage. Eine neue Intensität: magnetisch und tiefgründig. Der Gipfel der maskulinen Raffinesse."

Auch diese Version des zeitlosen Klassikers "Eau Sauvage" startet mit unserer bereits allseits bekannten Bergamotte. Diese ist -wie bei einem Parfum ja schon zu erwarten war- reif und fruchtig. Es ist eine sehr schön natürliche Bergamotte, die uns hier begrüßt. Es wird dann sogleich würziger und tiefgründiger: ich nehme Myrrhe wahr. Ein sehr schöner, warmer, leicht würzig-süßer Duft von balsamischer Feinheit macht sich breit. Das ist keinesfalls mehr unser eiskalter und wilder Gebirgsbach vom "Eau Sauvage EdT" und auch nicht mehr das ruhig aber bestimmt vor sich hin fließende Gewässer des "Eau Sauvage Extrême " (2010). Nein, das ist nunmehr ein ruhiger Fluss, der sich nunmehr erhaben vor uns dartut. Da spritz keine wilde Gischt mehr. Es ist ein -durchaus klares- aber nunmehr ruhiges und tiefes Gewässer. Geheimnisvoll, von der heißen Tagessonne gewärmt. Ruhig und besonnen. Mit ein paar Gräsern an seinem Ufer (Vetiver !).

Mein Fazit:
Über das "Eau Sauvage EdT" aus dem Jahr 1966 kann man nicht viel sagen. Nur das: Ein grandioses Meisterwerk der Parfum-Geschichte. Das gesetzte Thema perfekt und originell umgesetzt. Vielleicht neben "Pour Monsieur" (Chanel) und "Habit Rouge" (Guerlain) DER Männerduft schlechthin.
Das 2010 erschienene (und im Gegensatz zu der 82er-Version auch heute noch gut erhältliche) "Eau Sauvage Extrême" stellt nach meiner Ansicht eine gelungene Variation des einstmals gesetzten Themas dar. Nur: Unser wilder Gebirgsfluss von einst fließt nun etwas ruhiger und gemächlicher. Aber er ist durchaus noch als Gewässer zu erkennen.
Nun, das "Eau Sauvage Parfum" ist zweifellos ein sehr gut gemachter Duft. Ein ruhiger und erhabener Fluss ist es nunmehr, der hier olfaktorisch vor uns liegt. Aber ist es noch ein "Eau Sauvage", ein wildes Wasser ? Ist es noch ein Wasser, in dem unsere muntere Forelle von eingangs fröhlich ihre Bahnen ziehen würde ? Oder ist da schon der Bach getrübt ? Oder gar die fröhliche Forelle schon Beute unseres Anglers ?
1 Antwort
8
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 20  
Extrême neu!
Kommentar vom 28.10.2010

Vorsicht, Eau Sauvage Extrême wurde reformuliert! Das, was wir seit 28 Jahren als Eau Sauvage Extrême kannten, den leider nicht geglückten Versuch der Finesse des originalen Eau Sauvage mehr Körper, Durchschlagkraft und Langlebigkeit zu verleihen, ist nicht mehr.
Ich weiß nicht, ob ich sagen kann, dass es zum Glück nicht mehr ist, angesichts dessen was uns als neues Extême offeriert wird, denn das alte – so verunglück es war – war doch immerhin erkennbar: Eau Sauvage. Das neue ist es nicht.
Es ist ein vollkommen neuer Duft, der einzig einen kaum erkennbaren Schatten des ursprünglichen Eau Sauvage in sich trägt, eine erst beim wiederholten Tragen sich offenbarende Reminiszenz – immerhin.

François Demachy, Diors momentan fast hyperaktiver In-House-Parfumeur, hat einmal mehr einem Dior-Klassiker seinen eigenen Stempel aufgedrückt, solcherart, dass der Duft kaum wieder zuerkennen ist. Zuletzt ist er so mit Fahrenheit verfahren, als er ein Fahrenheit-Absolue kreierte, das mit dem Duft von Jean-Louis Sieuzac nur noch entfernte Verwandtschaft aufwies, und nun also mit dem vielleicht größten Dior-Klassiker: Eau Sauvage.
Schon am ursprünglichen Duft hatte er sich zu schaffen gemacht – eine Reformulierung stand aufgrund neuester IFRA-Vorgaben an - , doch vermutlich hielt ihn die Ehrfurcht vor einem der größten Monumente der Parfumkunst davon ab, den Duft noch radikaler umzubauen als er es ohnehin schon tat (an Diorissimo, Diorella und Dioressence hat er sich derart vergriffen, dass sie nur noch mit Mühe erkennbar sind).
Das originale Eau Sauvage ist also einigermaßen intakt, allein die Balance ist zugunsten einer stärkeren Gewichtung des Fonds etwas verschoben, was allerdings auch dazu führt, dass der Duft nunmehr ein wenig haltbarer ist. Die geringe Verweildauer des Duftes war ja seit jeher Anlass zu mancher Klage, aber die Bedürfnisse haben sich nun einmal geändert: man erwartet heute von einem Duft eine viel stärkere Präsenz als noch vor einem halben Jahrhundert, als Eau Sauvage dem Mann ein dezenter, unaufdringlicher Begleiter sein sollte - ganz im Gegensatz zum Damenparfum, das schon damals ungeheure Potenzen entfalten durfte.

Heute darf es für den Herren ruhig ein bisschen mehr sein, und so erhielten die üblichen Verdächtigen in Sachen allzu dezenter Projektion und Langlebigkeit – Guerlains Mouchoir de Monsieur, Chanels Pour Monsieur und eben Diors Eau Sauvage – gewissermaßen ein Update, abzielend auf deutlichere Abstrahlungswerte und ein länger andauernde Präsenz. Begrüßen werden das bestimmt all jene, die dieses Manko immer schon beklagten. Andererseits aber bin ich mir nicht wirklich sicher , ob es diesen Meisterwerken an dezenter Zurückhaltung und Understatement wirklich gut tut, wenn gerade diese zentrale Eigenschaft auf den Prüfstein gerät – es ist als ob jemand, der bisher gewohnt war mit gesenkter Stimmer zu sprechen, plötzlich laut reden, oder gar schreien soll: die Stimme droht ihm aus dem Fokus zu rutschen oder gar sich zu überschlagen.
Das neue Extrême betreffend ist es nun sogar so, als habe dieser jemand, der nun laut und vernehmlich sprechen soll auch noch ein Megaphon in die Hand bekommen, und schriee nun in dieses hinein. Was da auf der anderen Seite heraus kommt ist nur noch ein verzerrter, ohrenbetäubender Krawall, der irgendwie betreten macht, ist einem doch der Sprecher als Ausbund an Takt und bescheidenem Auftreten bestens vertraut.

Aber nein, ganz so schrecklich ist das neue Extrême auch wieder nicht. Im Gegenteil: der Duft ist gut, vielleicht sogar sehr gut. Man sollte vielleicht das ursprünglich Eau Sauvage einmal beiseite lassen, und den ‚Neuen’ ganz alleine, ohne permanentes Vergleichen auf sich wirken lassen. Dann kann man durchaus feststellen, dass er ein ordentliches Potenzial besitzt und einen eigenen Charakter, ob er allerdings Chancen hat zum Klassiker des 21. Jahrhunderts zu werden, so wie Eau Sauvage zum Klassiker des 20.ten wurde – wie François Demachy bei der Präsentation des neuen Duftes behauptete – sei dahingestellt.
Er ist vor allem eines, nämlich beträchtlich auf ‚modern’ gebürstet. Die für neue Herrenparfums heute fast schon obligatorische Minze und die ebenso nicht weg zu denkende Virginia- oder Atlas-Zeder sind auch hier zu finden - letztere beinahe im Übermaß, desgleichen neumodische Edelhölzer. Überhaupt sind die holzigen Komponenten extrem herausgearbeitet – sie treten nunmehr kraftvoll zutage, und bilden mit einer intensiver ambrierten Basis einen starken und lang anhaltenden, den Duft ziemlich dominierenden Fond. Das einstmals herb-aromatische und zugleich blumige Herz des Duftes, erhält mit der Beimengung von Minze einen volleren Klang, verliert dabei allerdings auch beträchtlich an Transparenz und Frische, zumal die holzigen Noten der Basis bis hinauf in die Kopfnoten präsent sind. Der so berühmte frisch-metallische Start von Eau Sauvage geht schließlich vollends unter im Gedröhne der tieferen Noten – man kann ihn nur noch erahnen.

Wie gesagt – kein schlechter Duft. Für Liebhaber des alten Eau Sauvage jedoch eine schwer zu handhabende Variante, um nicht zu sagen: eine Zumutung.
Eine Zumutung, die ihrem Namen ‚Extrême’ auch hinsichtlich einer fast schon übertriebenen Anbiederung an die moderne Herrenparfümerie gerecht wird. Hier ein bisschen Guerlain Homme (Minze), dort ein bisschen Terre d´Hermès (Zeder), und fertig ist das scheinbar erfolgreiche Lifting eines alten Schlachtrosses....

Hin und her gerissen zwischen einerseits Bewunderung für den Mut eine solche Duft-Ikone neu interpretieren, sie neu kreieren zu wollen, und der Ablehnung die ich andererseits der Anmaßung entgegenbringe diese Ikone überhaupt modernisieren zu wollen (Blasphemie!), bin ich mir noch nicht sicher, ob ich diesen Duft wirklich mag.

Käme jemand auf die Idee Picassos Guernica neu zu malen, denglisch gesagt up-zu-daten, würde ich ihm wohl sagen: ‚lass gut sein, male lieber ein eigenes Bild!

Trotzdem: Chapeau Monsieur Demachy für soviel Chuzpe!

Als Unterscheidungshilfe: das neue Extrême trägt nicht mehr den Begriff ‚Concentrée’ im Titel, sondern nennt sich nun: Eau de Toilette Intense.
3 Antworten
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 23  
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach...
Leute, jetzt mal ehrlich: Wie soll dieser Duft eine Chance hier bei Parfumo haben? Ein Flanker (steht sowieso unter Generalverdacht überflüssig zu sein, und Geldschinderei dazu), und noch dazu eine Reformulierung (wo doch Düfte durch Reformulierungen sowieso immer schlechter werden). Und der "Stammduft", Eau Sauvage, ein Klassiker, ist seinerseits auch schon reformuliert worden... Nee, nee, nee. So arbeiten sich denn auch eigentlich alle Kommentare (bitte nicht missverstehen, da sind richtig tolle dabei!!!) hier mehr oder weniger an dem ganzen Über-, Unter-, Vor- und Anbau ab.

Will ich jetzt mal gar nicht machen. Als ich vor ca. 2 Jahren beschlossen habe, etwas tiefer in die Welt der Düfte einzusteigen und mir ein paar Klassiker zu kaufen, als ich bei Parfumo nur Gelegenheitsleser ohne Mitgliedschaft war, das Wort "Flanker" wahrscheinlich mit Fußball assoziiert hätte und nicht wusste, dass eine "Reformulierung" hier meist kritisch gesehen wird, da war dieser Duft hier nach "Caron pour un homme" und "Givenchy Gentlemen only" (letzterer auch so ein Flanker -argh!) der dritte Duft, den ich mir gekauft hab. Einfach weil ich damals im KdW nach dem Testen des "Eau Sauvage" (Vorgängerversion des heutigen) dachte, probierst auch nochmal die dunklere Flasche da nebendran aus und dann, zusammen mit meiner Frau, fand: "och, der hier is ja noch'n Tick besser!".

Wenn ich also einfach mal versuche, mich in die Naivität des Jahres 2015 zurückzuversetzen und alle Vergleiche zu Vorversionen und zum "Stammduft" wegzulassen, dann würde ich erst mal sagen: Der hier ist jedenfalls richtig gut! Superfrisch, sehr würzig, aber auf eine sehr dunkle Art und Weise, und mit für einen frischen Duft mehr als passablen Sillage und Haltbarkeit. Etwas näher betrachtet, würde ich hinzufügen, ich finde es bemerkenswert an diesem Duft, dass Kopf-, Herz- und Basisnote kaum scharf voneinander abgegrenzt sind. Der Duft entwickelt sich zwar, aber ohne scharfe Twists, eher im Sinne einer sehr graduellen, sanften Drehung, bei der der Duft auch noch nach 4 Stunden absolut klar als der zu erkennen ist, der er in den ersten 5 Minuten war, nur eben dass z.B. die zitrischen Noten mit der Zeit peu a peu zurücktreten und weichere, vollere Noten, wahrscheinlich Patchouli und Vetiver, sukzessive eher dominieren. Andere Noten stecken immer mal wieder ihre Nase heraus, sodass die Zuordnung zu einer der drei "klassischen Ebenen" eher willkürlich erscheint. Die in der Herznote verortete (und hier bei Parfumo nur ganz klein geschriebene) Minze und die der Basis zugeschlagenen holzigen Noten meine ich zum Beispiel fortwährend wahrzunehmen, die Minze ziemlich promiment. Das ganze passt sehr schön zum Leitmotiv des "wilden Wassers", das lustig durcheinanderwirbelt und mal so, mal so aufblitzt.

So assoziiere ich mit diesen holzigen, kräuterigen, minzigen, ein wenig aquatischen Frischenoten einen sehr lebendigen, fast schon etwas beängstigend gewaltigen Gebirgsbach, der durch einen kühlen, dunklen Wald rauscht (vielleicht ist es später Abend oder gar Nacht, oder aber der Wald ist so dicht, dass kaum Sonne hereindringt). Nach einiger Zeit dann immer noch derselbe Bach, aber friedlicher, weicher, er fließt vielleicht eher durch Erdreich als über Felsen; ein paar Tiere sind zu sehen, es ist noch immer kühl und frisch, aber doch etwas heller und wärmer, vielleicht wird es langsam Mittag, sodass die Sonnenstrahlen stärker durchkommen. Ick find dit jut!

Fazit: Wenn ihr Frische mögt, Zitrus und Minze, und mit holzig und grünen Kräutern, aber nicht so einen auf Beach und Cocktails und Kalifornien oder Sizilien, sondern das Ganze mehr so auf dunkler Wald, dann gebt dem hier eine Chance! Und denkt euch einfach, der heißt Hans oder Franz und nicht "Eau Sauvage Extreme (2010), reformulierter Flanker der mehrfach geflankerten Multireformulierung".
10 Antworten
5
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Chevalier

139 Rezensionen
Chevalier
Chevalier
Top Rezension 14  
Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern. Konfuzius
Nach vielen schwachen Neuerscheinungen und der Suche nach Klassiker welche den Begriff auch verdienen, auf diesen Extreme von Demachy gestossen. Früher waren die extremen Nacherscheinungen auch noch so im Auftreten.

Leider hat Francois Demachy den Eau Sauvage Parfume völlig verreformuliert, oder wie man diesem Missverständnis sagen will.

Jetzt dieser in der schwarzen Flasche und dem Gefühl, abgestanden und älter kann ein Duft nach der Beurteilung des Designs sicher nicht werden völlig perplex.
Was ist hier denn passiert? Was ist das für ein wirklich gutes Produkt?
Wie kann man so einen frischen und würzigen Duft nicht nochmals neu relaunchen.
Der erste Eindruck ist perfekt. Der falsche Eindruck von alt oder nicht zeitgemäss war fehl am Platz. Wer Sillageerzeugnisse mit Dominanz präferiert ist hier richtig.
Die Zitrone ist eine Meisterleistung, man fragt sich, wo sind die Zitronenschalen denn versteckt? Die Grapefruit weiss ebenfalls zu gefallen. Die Bergamotte, wahrscheinlich aus Budgetgründen enthalten ist nicht wahrnehmbar. Man kommt nach dem Sauvage eau de toilette Desaster wieder mehr auf den Dior-Zug, wenn man dieses Meisterwerk wirken lässt.
Erstaunlich wie gewisse Düfte nur mit Marketing gehypt werden, andere wie Dieser, welcher in der Versenkung fristet, findet fast keine Abnehmer mehr.
Die Kommentare sind nicht nur hier auf Parfumo sehr wenig, ebenfalls im grossen Fragrantica mit dem com am Schluss, nicht die kleine D-Variante, gibt es sehr wenig Beschreibungen und Empfehlungen.
Es scheint die Zeit der männlichen Chypres ist definitiv vorbei. Schade eigentlich, wenn man diesen Top-Duft erlebt hat. Er war wahrscheinlich seiner Zeit voraus im ersten Erscheinen 1982, dann im 2010 gut gemeint aber auch nicht viele Fans. Traurig, denn dieser ist eigentlich ein Nischenduft, viele andere riechen ähnlich, mit anderem Namen und anderem Design und darum auch nicht so verstaubt wirkend wie dieser Extreme. Da müsste sich der harte Kern um Demachy Gedanken machen, wie man solch ein qualitativ gutes und sehr starkes Erzeugnis wieder neu bringen kann. Es muss nicht immer das Rad neu erfunden werden, es kann auch ein Produkt nach dem Lebenszyklus wieder neu verpackt werden. Das wäre hier sicherlich keine schlechte Idee.
Die Minze wirkt nach cirka zwanzig Minuten und kommt mit dem Vetiver sehr gut in den Vordergrund. Dies sind alles Argumente, diesen Eau Sauvage zu testen und ihm eine Chance zu geben.
Die gesamte Dauer des Duftes ist etwas über 10 Stunden, um 0600 angemacht, dann um 1830 immer noch klar erkennbar, was natürlich der Duftfamilie Chypre und dem Holz mit dem Vetiver anzurechnen ist.
Für das etwas andere Dufterlebnis sehr empfehlenswert.
Meine Liebe zu Dior ist wieder erwacht.
2 Antworten
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Profumorist

76 Rezensionen
Profumorist
Profumorist
Top Rezension 14  
Dazwischen
Dazwischen. Das ist das mittlere von drei Kindern, die Tomate und die Gurke im Burger, beim Fußball der Sechser auf dem Platz oder der Assistent, der das Spiel von der Tribüne aus beobachten muss. Die Wahrheit ist auch so ein Ding, die schon mal irgendwo dazwischen liegt. Und auch die Realität kommt ganz unerwartet des Öfteren dazwischen.

Nun, ich habe vom Eau Sauvage Extrême nichts anderes erwartet als eine intensivierte, ja extreme Version vom Klassiker Eau Sauvage. Ist es aber nicht. Ich hätte es mir ja auch denken können. Kann ja lesen. Yatagan schreibt es ja deutlich in seinem Statement. Nun gut. Ist ja auch nicht weiter schlimm.

Denn das, was ich von diesem Duft wahrnehme, ist für sich genommen ganz hervorragend. Frischer, weich-zitrischer, fruchtig-reifer Auftakt. Das Ganze schon leicht würzig untermalt. Lavendel und Minze sind im Mittelteil eindeutig wahrnehmbar. Nach gut einer Stunde gesellt sich dann noch klar und triumphierend das Vetiver hinzu. Haltbarkeit und Sillage sind auf Top-Niveau. Hervorragend austariert ohne zu stören.

Nach nunmehr zwei Tagen des Testens muss ich gestehen, dass mich Eau Sauvage Extrême doch an Eau Sauvage erinnert. Aber nicht an das EdT sondern an die beiden Parfum-Ableger aus 2012 resp. 2017. Es ist vor allem diese cremig-holzige Basis, dieser bestimmte Geruch des Vetivers, der beide Düfte für mich vereint. Die beiden Parfums sind für mich zwei Kunstwerke, die mir auf Dauer aber aufgrund ihrer Wucht und Opulenz zu anstrengend waren. Das Eau Sauvage Extrême ist aber genau die angenehmere, frischere und damit tragbarere Variante. Es scheint als hätte François Demachy bewusst das Eau Sauvage Extrême als Zwischenschritt für die Parfumvariante kreiert. Bewusst, ohne an den großen Bruder erinnern zu wollen.

Was soll ich abschließend noch sagen? Für sich betrachtet ist das Eau Sauvage Extrême ein ganz vorzügliches EdT. Ein Chypre at ist best. Und eine klare Kaufempfehlung (solange es noch erhältlich ist).

Gruß

Euer Profumorist
2 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

14 kurze Meinungen zum Parfum
SalvaSalva vor 8 Monaten
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Beginnt zitrisch mit
herb-krautigem Lavendel
&wird zunehmend grün-trockener
mit einer Vetiver-Zedern Kombi
Gelungener guter Flanker
25 Antworten
KarliKarli vor 8 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
10 Std war ich heute bei Karli am Handgelenk, und immer wenn mich gerochen hat lächelte er und war ganz selig. Ich freu mich für ihn, echt!
0 Antworten
FvSpeeFvSpee vor 3 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Gebirgsbach gurgelt gesteinig durch dunkle Gehölze. Waldpfefferminze weithin. Dann heitere Bergvorlandwiesen. Vieh blinzelt verschmitzt.
10 Antworten
YataganYatagan vor 6 Jahren
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Mich irritiert etwas, dass er (anders als die alte Version) so weit von Eau Sauvage entfernt ist: krautig, würzig, minzig, holzig.
3 Antworten
Khalifa456Khalifa456 vor 1 Jahr
Absolut geiles Update der Ur-Version.
Spritzige Zitrone gepaart mit frisch cremiger Würze durch Minze und Vetiver. Sommer 23 kann kommen
0 Antworten
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