Moris44

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Rezensionen
Moris44 vor 2 Jahren 3
Muth zeiget auch der Mameluk...
Der schöne und von Anfang an schmeichelnd zum Naschen einladende Duft hat so gar nichts an sich, das Mut erfordert; viel eher reihe ich ihn ein bei den äußerst gefälligen, angenehmen und besonders auch für Frauen tragbaren Ouds, wenn eine eher süßliche Richtung bevorzugt wird.
Feine, liebliche Honigsüße lässt unwillkürlich schnuppern und dem Scent folgen; mir ist, ich bin ein neugieriger Bär auf dem Weg zu einem Bienenstock in der Hoffnung, daß diese ausgeflogen sind... Und tatsächlich; begeistert und ungestört kann ich mich am Honig gütlich tun und nach einer Weile schmatzend naschend, schlecke ich noch ein bißchen seufzend meine Lippen und Pfoten ab und trolle ich mich mit Bedauern davon, bevor mich ein erbostes Bienenvolk vielleicht doch noch ausmacht und ich am End' das köstliche Vergnügen mit erbarmungslosen Stichattacken schmerzhaft bezahlen muß...

Aber weit gefehlt; den feinen Honig durch die eilige und wenig gesittete Nascherei unabsichtlich überall auf mir verteilend, bin ich zum glücklichen Honigbär geworden, der nun auch noch wohlig zulassen kann, daß eine Bärendame sich mir erwartungsvoll nähert, um mir ihre Sympathie auf reizende Art und Weise zu zeigen; so viele Honigküsschen und hingebungsvolle Fellpflege habe ich schon lange nicht mehr genossen...!
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Moris44 vor 2 Jahren 9 2
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Gourmand mit Ultimatum: friss oder stirb!
Umgehend nach dem ersten, sorgsamen Sprühstoß - ich sprühe zum Testen niemals zweimal hintereinander, um keine überladenen und voreiligen (Duft-)Schlüsse zu ziehen - wurde ich von einer Horde wuchtiger, unversöhnlicher Parfümgeister niedergerungen und war deshalb verzweifelt nach Atem ringend fest entschlossen, nur als kurzes Statement zu schreiben: brutales Zeug...!
Nach kurzer Flucht auf den Balkon aber und mit Hilfe der frischen Morgenluft wurde ich gefasster und werde nicht vorschnell oder unfair urteilen; schließlich, wie oft schon wandelte sich eine olfaktorische Raupe in einen wunderschönen Schmetterling!
Tief einatmen also und versuchen, diese anfänglich sehr heftigen und mich in einen Irrwisch verwandelnden Empfindungen in Wort zu fassen...

Der Duft stürmte auf mich ein wie eine mit einem bergamottisierten Deckmäntelchen versehene, gnadenlos jeglichen Atemzug einhüllende mächtige, karamellisierte Vanillewolke, die keinerlei Spielraum zulässt für irgendetwas anderes. Selbst also bei nur einem kleinen Sprüh ist man der intensiven Wucht dieses Parfüms hilflos ausgeliefert, sofern man nicht zu den bedingungslosen und begeisterten Gourmand Anhängern gehört, die derlei gehaltvolle Süßigkeiten wie eine Offenbarung begrüßen!
Einer Kriegserklärung gleich, löste der Duft in mir den Griff zu den Waffen aus, die in diesem Fall aus Wasser und Seife - oder am besten gleich Sagrotan (!) - bestanden hätten, wenn ich dem Duft nach ein paar längeren Minuten nicht noch eine Chance gegeben hätte, sich noch einmal mit einem charmanteren Ansinnen zu präsentieren.

Es scheint, als hätte der Duft nun ein entschuldigendes, fast schon gewinnendes Lächeln aufgesetzt; gleichwohl ist er aber nach wie vor überzeugt, daß es seine Mission ist, alles und jeden ausschließlich mit Süßigkeiten zu füttern; anderes kommt nicht in Frage.
Meinerseits nun ebenfalls lächelnd muß ich ihm zugestehen, daß in seinem reichhaltigen Repertoire an Zucker-, Vanille- und Karamellbomben auch ein wenig Platz ist für weniger üppigere Cremespeisen; für nur gelegentliche Schleckermäulchen wie mich eine Wohltat, die ich doch eher 'mal nur ein selbst gemachtes Tiramisu oder eine einem Tartuffo ähnliche Köstlichkeit bevorzuge.

Der sahnig mächtige, marzipanige, Milchreis mit Zimt versetzte, Vanille und Karamell umarmende und mit gezuckerten Jasmin- und Rosenblüten reichhaltig garnierte Duft hat mich zwar nicht eingenommen oder bezwungen, aber wir haben uns mit weißen Fahnen auf dem Schlachtfeld getroffen, um letztendlich schmunzelnd beiderseits einzugestehen, daß wir nicht füreinander gemacht sind, aber es auch keinen Grund gibt, sich zu bekriegen.

Mit gegenseitigem Respekt verneigen wir uns voreinander und schelmisch zwinkert er mir noch einmal zu gemäß seinem Motto: irgendwann ich krieg' Dich!
(Aber da sollte er sich nicht so sicher sein...)
2 Antworten
Moris44 vor 2 Jahren 10 1
Ein starker Duft für starke Männer..
Das schoss es mir sofort durch den Kopf, als ich den mächtigen Scent dieses Duftes in die Nase bekam!
Seine starke Präsenz setzt ein entsprechendes Auftreten voraus und alle Herrschaften, die auch nur den Anflug von Schüchternheit in sich tragen und lieber alleine oder zu zweit in der Öffentlichkeit flanieren, sollten ihn besser zwei-, dreimal testen, bevor sie sich für ihn entscheiden oder doch eher Abstand nehmen.

Mächtig einhüllend nach nur einem Sprüh, präsentiert Oud for Greatness selbstbewußt die arabische Welt mit ihren intensiven Gerüchen nach honigsüßen, klebrigen Köstlichkeiten, exotischen Gewürzen, myrrhigen Rauchschwaden - gerade den heiligen Handlungen entkommen - und betörend schweren Parfüms. Alles auf einmal stürmt auf mich ein und ich brauche ein paar Minuten um zu versuchen, diese ganzen Eindrücke ein wenig zu sortieren.
Als hätten die Parfümgeister meinen imaginären und ein wenig verwirrten Hilferuf gehört, entwirren sie sich, gleiten auseinander und jeder geht seiner Wege. Ein paar entschwinden um die nächste Ecke auf Nimmerwiedersehen; andere kommen leise lächelnd näher, um sich sehr gewinnend erneut vorzustellen und vor mir Platz zu nehmen.

Ein typisch orientalischer Dschinn, dieser Duft!

Will mir zuerst weismachen, daß nur er und seinesgleichen mit ihren breiten Schultern dafür bestimmt sind, derlei starke Düfte zu tragen, breitet dann aber mit einladenden Gesten etwas unbeholfen und mit einem verlegenen Lächeln auch die sanften Geheimnisse seines Duftlebens aus und reicht mir die Hand, um mit ihm auf seinem Fliegenden Teppich seine Märchenwelt zu erkunden.
In farbenfrohe, wallende Gewänder gehüllt, entspannt sitzend, die Haare sanft wehend im Wind auf einem Fliegenden Teppich; so in etwa fühle ich mich nach einer halben Stunde, wohlig umhüllt von einem großartigen Duft!

Der anfänglich starke, fordernde, sehr selbstbewußte und schwere Duft hat sich zu einem warmen, weicheren Patchouly Oud gewandelt, der wieder einmal für meine Sinne unwiderstehlich ist, da ich mich duftmässig schon immer im Orient zuhause fühlte. Moschus mag ihn untermalen; direkt riechen tue ich ihn nicht. Lavendel und Muskat, dominant und mutig gesetzt, sind nach ihrem starken Auftritt diplomatisch im Hintergrund verschwunden wie die Gewürze, die ebenfalls in erster Linie wohl dazu dienen, einen wirkungsvollen Ersten Auftritt demonstrativ in Szene zu setzen.

Für weitere Stunden aber denke ich vergnügt an breite Männerschultern und deren Auftritte, die durchaus nicht nur in einem eleganten Anzug Beachtung finden würden.
Hier haben meine weiblichen Gene zwar eindeutig versucht, mich auf einen vorbereiteten Weg zu führen, aber ich hab' ihnen - wenn auch nicht ganz leicht - widerstanden und kann somit mit olfaktorischer Überzeugung sagen: dieser Duft ist NICHT NUR für STARKE Männer, sondern für ALLE Männer, die mit Ruhe und Gelassenheit ihren Charakter nicht unter den Scheffel stellen brauchen; egal, ob sie Hugh Jackman Maße haben oder eher John Leguizamo ähneln!

Und Oud for Greatness für Frauen?
Meine Antwort ein wenig zögerlich; doch, ja; kann ich mir schon vorstellen.
Aber auch hier drängt sich aufgrund der starken Empfindungen, die dieser Duft auslöst, sofort ein eher "kriegerisches" Frauenbild auf denn ein verspieltes Schmollmundweibchen. Doch das muß jede Eva selbst für sich entscheiden!
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