Wenn Düfte plötzlich nichts mehr sind...

Seit gestern muss ich mich an den Gedanken gewöhnen, dass ich bald werde Abschied nehmen müssen.

Mich verabschieden muss von dem, der mein Begleiter auf vielen Wegen, bei vielen Abenteuern und in dunklen Zeiten war.

Verabschieden von dem, ohne den ich während meiner schweren Depression nicht einmal mehr aufgestanden wäre.

Von dem, ohne den das Haus und der Garten, meine ganze Welt leer sein werden.

Von dem, der immer da war, der mich bedingungslos und ohne Vorbehalte liebt und mir vertraut.

Von dem, der mich in meiner Finsternis nie allein gelassen hat.

Von meinem treuen und immer frohgemuten Schatten.

Von meinem Hund Joey.

Seit 2 Monaten weiß ich, dass etwas mit ihm nicht stimmt.

Vor anderthalb Monaten war ich mit ihm beim Tierarzt, der Verdacht auf Hüftschaden tat sich auf. Die Schmerzmittel schlugen gut an.

Seit 3 Wochen kann ich Tag für Tag sehen, wie er immer mehr abbaut, mich nur noch manchmal begrüßt, wenn ich nach Hause komme, nur noch selten um Essen bettelt und immer weniger Hunger hat.

Seit 1 Woche dauert unsere Gassirunde kaum noch eine halbe Stunde.

Seit 4 Tagen schläft er fast ausschließlich, im Garten.

Seit gestern weiß ich, dass er Krebs hat.

Seit heute, dass der in seinen Lungen ist.

Eigentlich weiß ich es schon länger, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich wollte glauben, dass es etwas Harmloses ist, dass er noch bei mir bleiben kann.

Der Schmerz zerfrisst mich, das Wissen darum, dass ich entscheiden muss, wann Schluss ist und dass das sehr bald sein wird, bringt mich fast um.

Meinen Anker, meinen Lebensretter, mein Licht im Dunkeln gehen lassen zu müssen, das geht beinahe über meine Kräfte.

Aber ich werde für ihn stark sein, ihm jetzt ein Halt sein und ihn so durchs Dunkel tragen, wie er es für mich getan hat.

Mein Joey.

Nachruf: Heute, am 30.12.2019,ist Joey nach noch zwei wunder- und liebevollen Monaten im Kreis der ganzen Familie in seinem geliebten Garten eingeschlafen.

Er wird mir unendlich fehlen.