NeonNoir

NeonNoir

Rezensionen
NeonNoir vor 4 Monaten 10 2
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Sie glauben die Geschichten über Käsefüße und Kuhstall sind wahr? Ich muss Sie leider enttäuschen, sie sind frei erfunden.
Wer kennt sie nicht, die einschlägigen Statements. Aber wer täuscht sich denn nun? Und ist Mamluk am Ende sogar der bessere Ceylon? Versuchen wir es herauszufinden.

Vorweg möchte ich an dieser Stelle direkt anmerken, Nasen sind definitiv verschieden und je nach dem wie erprobt man auf dem Gebiet der "nicht für den westlichen Markt zugeschnittenen Orientalen" ist, kann es hier tatsächlich zu gewaltigen Meinungsverschiedenheiten kommen. Um aber auf die zugegebenermaßen plakative Überschrift zurückzukommen, möchte ich lediglich für mich festhalten, nichts dergleichen assoziieren oder interpretieren zu können, gleichwohl aber durchaus verstehe, was manche hier wohl an "strengen" Noten wahrnehmen. Zeitgleich möchte ich aber auch alldenjenigen Ängste nehmen, welche sich vielleicht erst gar nicht an diesen Orientalen herangetraut haben. Das Einzige was hier meiner Meinung nach wahrscheinlich wirklich schockt, ist der Preis...

Aber Spaß bei Seite. Wem der Duft wirklich zu extrem ist, dem sei gesagt, es gibt womöglich eine verträglichere Alternative. Und das sogar aus dem selben Haus. Gemeint ist natürlich Mamluk, ebenfalls aus der gleichnamigen Oud-Stars Reihe und wird daher nicht zu Unrecht oftmals mit Ceylon verglichen und bekommt auch von mir eine kurze Gegenüberstellung. Parallel dazu verweise ich auch gerne auf meine Rezension zu Mamluk.

Das Wichtigste kurz zusammengefasst:

Direkt im Opening breitet sich eine dominante Honignote aus. Diese kommt bei Ceylon markant und wenig süß daher, da sie zeitgleich mit säuerlich-animalischen Noten startet. Diese werden hauptsächlich aus dem Oud-Moschus Mix gebildet und durch die Säure der Bergamotte noch etwas verstärkt. Der Moschus selbst ist hier etwas stechend im Vergleich zu Mamluk und ist deutlich auf der animalischen und weniger auf der sauber-cleanen Seite. Malay-Oud, sofern wirklich eingesetzt, ist bekannt dafür Ecken und Kanten zu besitzen. Dabei meine ich natürlich nicht die Kanten der Adlerholz Chips, sondern den etwas unrunden und markanten Duftcharakter. Dieser sorgt aber in jedem Fall auch hier für eine gewisse Tiefe und einem leicht dunklen Touch. Obwohl der Namensgeber des Dufts ja eigentlich der Ceylon-Tee ist, muss man ganz klar sagen, ist dieser dem Honig durchgehend untergeordnet. Im weiteren Verlauf kommen verstärkt staubtrockene Gewürze dazu. Definitiv Zimt. Vielleicht sogar Ceylon-Zimt wie bspw. in Xerjoffs Luxor. Es folgen weiche Hölzer und ein süß-herb aromatisches Schwarztee-Aroma. Das in Kombination macht Ceylon sehr dicht und erzeugt einhergehend eine wunderbare Wärme auf der Haut. Nach ein paar Stunden bildet sich eine leicht süß-balsamische Basis, welche aber dennoch lange kantig und würzig bleibt, ehe es dann doch abrundet. Übrig bleibt eine süß-würzige Honigvanille mit immer noch deutlich Moschus. Interessanterweise ist Ceylon im Drydown tatsächlich etwas süßer und weniger erdig als Mamluk.

Insgesamt würde ich Ceylon als die etwas lautere, kantigere, vor allem aber auch würzigere und dadurch maskulinere Version von Mamluk bezeichnen. Wer es nicht nur gerne ordentlich bei Düften, sondern auch beim Geld ausgeben Krachen lässt, dem sei definitiv Ceylon angeraten. Wer es ausbalancierter und feiner abgestimmt haben möchte, mehr florale Noten und deutlich weniger animalische Anklänge sucht, sollte eher Mamluk ins Auge fassen.

Alles in allem zwei wirklich tolle honigbasierte Orientalen - der eine eben eleganter, der andere dafür wilder.
2 Antworten
NeonNoir vor 4 Monaten 5 5
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Besser laotisch als chaotisch? Mamluk oder dann doch Ceylon?
Zugegeben, so leicht mag das alles erstmal gar nicht zu beantworten sein. Denn Fakt ist doch, beide sind "Honey" Oud-Stars und ähneln sich innerhalb der Linie tatsächlich von allen am meisten. Nicht verwunderlich also weshalb diese beiden Düfte so oft miteinander verglichen werden.

Aber zu welchem sollte man denn nun greifen?

Diese Frage könnte tatsächlich relativ schnell beantwortet sein, schenkt man dem jeweiligen Preisschild lediglich für einen kurzen Moment die volle Beachtung. Lässt man sich von dieser Tatsache jedoch nicht allzu sehr abschrecken und wagt dennoch den Vergleich, so wird man feststellen, dass beide durchaus ihre Daseinsberechtigung verdient haben, da beide doch leicht unterschiedliche Wege einschlagen. Tatsächlich kommt es also, wie eigentlich doch am Ende immer, auf den individuellen Geschmack jedes Einzelnen an.

Zum Duft:

Mamluk ist verglichen mit den gesamten Oud-Stars ausgesprochen rund und stimmig komponiert und einer der lieblicheren Düfte dieser Reihe. Er startet frisch-floral. Die in den Blüten enthaltene Süße vereint sich direkt mit der des Honigs. Der Honig ist hier nicht süß-stechend, künstlich, wie man es oftmals von Honig-Düften kennt, sondern wirklich cremig und smooth. Möglicherweise unterstützen karamellartige Noten dieses cremige Erscheinungsbild, lassen Mamluk aber weder pappsüß noch aufdringlich wirken. Die nach und nach erkennbare fruchtige Duftkomponente im Herzen lässt sich wahrscheinlich dem Osmanthus zuordnen, bringt eine gewisse Komplexität mit sich und ist ebenfalls wunderbar abgestimmt. Darüber hinaus erzeugt der Duft auf der Haut eine schöne Wärme und Tiefe, hat leicht hölzerne Noten sowie einen leicht erdig-dunklen Touch. Hier kommt dann auch das Oud ins Spiel. Sofern wirklich Laos-Oud verwendet wurde, sind hier keinerlei säuerlichen Noten wahrzunehmen, was das Zusammenspiel nochmals harmonischer gestaltet. Lediglich fruchtige sowie minimal rauchige Anklänge werden im Duft begünstigt.

Im Vergleich fällt bei Ceylon die Honignote etwas markanter aus, da dieser direkt im Opening mit leicht säuerlich-animalischen Noten durchstartet. Das macht ihn natürlich auffälliger, gleichzeitig jedoch auch deutlich weniger gefällig. Für manche sicher auch etwas überfordernd oder gar chaotisch arrangiert. Sind sensible Nasen also bereits mit Mamluk am Kämpfen, so könnte Ceylon ihnen wohl den letzten Gnadenstoß versetzen. Ich möchte hier aber gar nicht auf die im Forum wild kursierenden "Käse-Anekdoten" oder "Kuhställe" eingehen, denn diese rieche ich bei beiden Düften nicht wirklich heraus. Mamluk hat hier eine relativ milde und verträgliche Oud-Charakteristik, hingegen Ceylon's Malay-Oud, gepaart mit dem in diesem Fall wirklich animalisch angehauchten Moschus, eben diese spezifischen Noten etwas weiter in den Vordergrund schiebt. Zudem fehlt Mamluk die Amber/Moschus Intensität, was ihn dadurch aber zu keinem Zeitpunkt unangenehm stechend macht und mir sehr gefällt.

Spätestens nach 6 Stunden merkt man dann aber doch, wie sich die beiden Düfte immer näher kommen. Gerade was die vanillige Süße betrifft. Mamluk bleibt durchgängig blumiger. Ceylon etwas dunkler, dichter, etwas wärmer und vor allem auch würziger. Mamluk kommt hierbei ganz ohne Gewürze aus. Beide Düfte halten einen Tag auf der Haut locker durch. Am Teststreifen mehrere Tage. Mamluk bleibt am Ende dann doch etwas leiser zurück. Persönlich sind es für mich aber allesamt keine Sillage-Monster, soviel sei an dieser Stelle einfach gesagt. Gerade empfindlichere Nasen werden dennoch ihren Spaß haben und auf ihre Kosten kommen. :-)

Insgesamt würde ich Mamluk für die florale, ja vielleicht auch femininere und definitiv insgesamt feiner ausbalancierte Version von Ceylon halten. Wer die etwas lautere, kantigere und wildere Version dieser orientalischen Kreationen ausleben möchte, der muss wohl oder übel etwas tiefer in den Geldbeutel greifen.

Für mich, der Honig-Düfte eigentlich eher meidet, sind beide wunderschön komponiert, da in sich stimmig und somit tragbar ohne zu nerven oder anstrengend zu werden. Trotzdem definitiv keine Blindbuys. Ein Test sei daher wärmstens empfohlen.
5 Antworten
NeonNoir vor 12 Monaten 3
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Holy Smoke! Und das soll ein Xerjoff sein?!
Etwas verwirrt mag man dann doch sein, wenn man diese Kreation zum ersten Mal blind schnuppert und überlegt, an was einem dieser erinnert...
Ganz ehrlich, an Xerjoff würde ich da wohl erstmal nicht denken. Aber ist das nun schlecht?
Nein, im Gegenteil!

Kraftvolles, würzig-pfeffriges, leicht frisches Opening.
Feiner, weicher, heller, kühler Weihrauch ist von Anfang an als Begleiter dabei und ist bis zuletzt stets präsent. Dank der eher warmen Myrrhe ein schönes Zusammenspiel und ein insgesamt sehr balsamisches und vor allem rundes Auftreten. Dies wird dann Richtung Drydown nochmals durch Harze aus Benzoe, vanilligem Labdanum und dem cremigen Sandelholz unterstützt bzw. abgerundet. Florale Noten sind hier äußerst zurückhaltend.

Insgesamt ein schöner, ehrlicher Räucherduft, der sehr vieles richtig macht, das Wagenrad jedoch sicher nicht neu erfunden hat. Würde nicht Xerjoff darauf stehen, so hätte ich im ersten Moment beispielsweise eher an "Fleurs Bohèmes - Tiger's Nest | Memo Paris" gedacht...

Trotzdem eine wirklich spannende Erweiterung der "bunten" Xerjoff-Duftpalette und nicht zuletzt für alle Rauchliebhaber sowie Kathedralengänger wärmstens für einen Test zu empfehlen :-D

PS: abgesehen vom Duft, ist der Flakon alleine bereits ein wahrer Hingucker. Sicher auch an dieser Stelle für den ein oder anderen etwas kitschig. Ich finde ihn jedoch künstlerisch mega und freue mich auch, dass sich Xerjoff immer wieder ein neues "Schmankerl" einfallen lässt. Zudem erhält man als kleines "hidden secret" ein bicolores Farbenspiel im Flakonglas (insofern noch Inhalt vorhanden), sobald man sich einer Lichtquelle rückseitig nähert. Coole Idee!
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NeonNoir vor 2 Jahren 1
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
5
Duft
Ein frischer Loewe?
In der Tat startet dieser maskuline Duft zitrisch-süß-aquatisch. Die enthaltenen Fruchtkomponenten steuern überwiegend ihren Säureanteil bei. Sehr Fruchtig empfinde ich ihn nach dem Aufsprühen zumindest nicht. Direkt mit dem Opening geht eine holzige Würzigkeit einher, welche sich zunehmend intensiviert, stellenweise fast schon cremig/balsamisch wirkt, sich dann aber zwischen süß-aquatisch-holzigen Basisnoten einpendelt und in diesem Stadium auch verweilt.

Fazit:
Es ist zwar ein frischer Duft. Jedoch darf man hier keine pure "Erfrischung" erwarten. Es ist eher eine wärmende Frische. Dies verdeutlicht sich, je näher man an ihm schnuppert. Zu sportlich möchte er aber auch gar nicht sein. Eher casual. Wer dies berücksichtigt, erhält einen unkomplizierten Duft für Office und Alltag mit durchschnittlicher Sillage & Haltbarkeit. Anhand der vorhandenen Würze, würde ich ihn dem jüngerem Klientel nur eingeschränkt empfehlen. In jedem Fall vorher testen.

Alles in allem ein tragbarer Durchschnittsduft, welcher weder negativ, noch positiv heraussticht und sich somit den Platz in dieser Duftsparte mit vielen anderen Mitbewerbern teilen muss.
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