Alghabra - Ein Marken-Review

Ich verbringe sehr viel Zeit auf Parfumo. Was für andere vielleicht der Instagram-Feed als tägliche
Routine ausmacht, ist das Stöbern auf Parfumo mittlerweile meine persönliche Routine geworden.
Eine schöne Routine wie ich finde; so kann man sich mit anderen Leuten austauschen, interessante
Beiträge lesen oder auch einfach die eine oder andere vielversprechende Marke entdecken.

Letzteres ist bei mir vor kurzem der Fall gewesen, ich bin beim Durchsuchen der gelisteten Marken auf
Alghabra gestoßen. Wenig verbreitete Marken haben allein schon aufgrund der Tatsache, dass diese
nicht geinfluenced sind, ihren ganz eigenen Reiz für mich. Wenn die Düfte 
allerdings auch noch ein paar wenige gute Bewertungen haben, möchte ich sie am liebsten gleich
testen. So ging es mir auch mit der Marke Alghabra und so habe ich, weil im Souk nichts zu finden
war, Google bemüht, um zumindest ein Probenset zu bestellen. Schnell kam die Ernüchterung!
Alghabra hat eine eigene Seite mit einem integrierten Online-Shop, aber eine Lieferung ist doch
tatsächlich nur in die Türkei möglich. Ein Versand ins Ausland wird derzeit nicht angeboten. Also habe
ich weiter geschaut und die Marke in einer Parfümerie entdeckt, mit deren Kundenumgang ich
allerdings sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe. „Wir haben zwar die Düfte online gelistet,
allerdings verkaufen wir diese nur vor Ort.“ teilte mir die Verkäuferin auf meine Nachfrage am
Telefon knapp mit. Der Support von Alghabra hat mir dann per Mail einen Kontakt gegeben, der die
Marke in Europa vertreibt und dieser konnte mir dann auch zum Glück ein Probenset verkaufen.
Nach meinen Tests kann ich sagen, dass mich die Marke durchweg positiv überrascht hat. Zwei Düfte
sind sogar auf meiner Wunschliste gelandet und sollte die Marke nicht bald in Deutschland
vertrieben werden, werden diese während meiner nächsten Reise nach Istanbul definitiv eingepackt.

Und damit ihr auch einen kleinen Einblick in die Düfte haben könnt, fasse ich euch meine Meinung
und Eindrücke zu drei von den zwölf getesteten Düften zusammen.

Beginnen möchte ich mit dem Duft Crown of Marmara. Es mag im ersten Moment etwas komisch
klingen, aber beim ersten Aufsprühen hat er in mir Assoziationen zu Air Tiger und 17 Rosso
hervorgerufen.
Er startet sehr krautig und laut, wenn auch nicht so extrem wie der Air Tiger und der 17 Rosso. Neroli
und der Balsam sind hier klar erkennbar. Im weiteren Verlauf habe ich das Gefühl, dass leichte
fruchtige Noten mitschwingen, die jedoch in der Duftpyramide nicht gelistet sind. Vielleicht erweckt
aber hier auch das Zusammenspiel von Leder und Karamell den Eindruck, die dem Duft einen
weichen und runden Verlauf geben.
Im Drydown klingt der Duft mit Amber und Sandelholz langsam ab.
Ich trage orientalische Düfte sehr gerne. Sie haben nur teilweise den Nachteil, dass sie, wenn man an
den Air Tiger denkt, oftmals nicht alltagstauglich sind. Alghabra hat es nach meinem Empfinden bei
dieser Kreation geschafft, die kräftigen und orientalischen Noten mit Sandelholz, Leder und Karamell
so gut abzustimmen, dass sie trotz der guten Silage und Haltbarkeit auch im Büro gut tragbar ist. Ich
würde den Duft trotz der Verbindung zu 17 Rosso nicht im Sommer tragen. Dafür finde ich ihn zu süß.

Ancient Fortress hat es leider nicht auf meine Wunschliste geschafft. Ich finde ihn dennoch sehr
interessant und ich bin überzeugt davon, dass er einige Liebhaber und Liebhaberinnen finden wird.
Das Faszinierende an dem Duft ist, dass er sich im Verlauf sehr stark von blumig zu ledrig-süß
verändert. Er startet mit einer sehr starken Gewürznelke und Muskat, die für zwei bis drei Stunden
dominieren. Über die Zeit gesellen sich fruchtige Noten mit einem leichten Lederakkord hinzu und
drängen die Gewürznelke in den Hintergrund. Diese ist jedoch über den gesamten Verlauf weiterhin
präsent. Die Ledernote ist weich und driftet nicht in die herbe Richtung ab; vergleichbar mit dem
Leder in Green Leather.
Amber und Moschus schaffen eine gute holzige Grundlage und verleihen dem Verlauf eine
zusätzliche Frische. Im Frühling getragen, versprüht der Duft gute Laune und steigert mit einer
langanhaltenden Haltbarkeit und einer nicht aufdringlichen, aber sehr präsenten Silage die Vorfreude
auf den Sommer. Da über den gesamten Verlauf blumig-frische Noten durchgehend vorhanden sind,
geht er mir leider zu stark in die feminine Richtung.

Istanbul‘s Soul, so heißt der letzte Duft, den ich hier in diesem Artikel vorstellen möchte. 2021 hatte
ich das erste Mal das Vergnügen, nach Istanbul zu reisen. Es war ein sehr schönes Erlebnis, mit vielen
Eindrücken, Erfahrungen und Gefühlen. Es war aber auch teilweise sehr überfordernd dort. Was mich
allerdings neben den ganzen Sehenswürdigkeiten und dem vielen leckeren Essen noch beeindruckt
hat, ist das Zusammenleben so vielfältiger Menschen auf sehr engem Raum. arm und reich,
fortschrittlich und konservativ, traditionell und modern, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Aber
was hat jetzt der Duft mit den Menschen zu tun?
Würzig-orientalische Duftkompositionen werden, wenn man Düfte kategorisieren möchte, in der
Regel älteren Herren zugeordnet. Bei diesem Vertreter hier verhält es sich nach meiner
Wahrnehmung völlig anders. Dieser hat es für meinen Geschmack tatsächlich geschafft, trotz der
vielen Hölzer und den würzigen Noten nicht altbacken zu wirken. Dadurch macht er sich, gerade hier
in den westlichen Gegenden, aber auch sicherlich in Istanbul, losgelöst von vielen Kategorien
tragbar. Vor allem aber auch, weil er nicht in eine animalische Richtung gleitet.
Hölzer und Gewürze bestimmen den gesamten Duftverlauf, viele sind für mich nicht klar erkennbar.
Deutlich kann man die Pfeffernote und den Weihrauch herausriechen. Sandelholz und Amber lassen
den Duft schön abklingen und sorgen für ein süßliches Ende. Dieser Duft wird mich hoffentlich bei
meinem nächsten Besuch in Istanbul mit nach Hause begleiten.

Ich hoffe, dass ich euch einen kleinen Vorgeschmack auf die Düfte bieten und euch vielleicht sogar eine neue Marke vorstellen konnte. 

Euer Onur