Pantomime

Was soll man zu einem Duft schreiben, den bestimmt 99% aller hier angemeldeten User schon mehr als einmal gerochen haben? Den Duftverlauf muss ich wohl niemanden beschreiben, ebensowenig dürfte es überraschen, dass die am stärksten zu vernehmende Komponente die Zitrone ist und dass der Duft grandios komponiert wurde.

Allerdings hatte ich - wie bei vielen anderen tollen Düften - so meine Kennenlernphase gebraucht; erst beim zweiten oder dritten Schnuppern hatte mich der Monsieur vollends überzeugt. Dann aber so richtig: Es ist einer der wenigen Düfte, die ich auch einfach mal vorm Schlafengehen aufsprühe, um einfach diese toll eingebettete zitrische Note um mich zu haben.

Ich weiß nicht, ob ich mich für diesen Duft zu jung fühlen soll. Letztlich sag ich mir aber immer, dass es doch egal ist, wenn einem der Duft gefällt und wenn man gerade Lust auf diesen Duft hat.

Der einzige Wermutstropfen ist, dass ich den Duft recht schnell nicht mehr wirklich wahrnehme. Nach ein paar wenigen Stunden ist er praktisch weg und ich habe bisher noch nicht in Erfahrung bringen können, ob das nur für meine Nase oder auch für die Nasen meiner Umwelt ist.

Aber egal, ich habe diesen Duft kennen und lieben gelernt: Dezent, frisch, lecker und unheimlich elegant.

Ich könnte jetzt schon fast meinen Duft von Invasion Barbare kopieren; zwar haben die Düfte von den einzelnen Komponenten kaum etwas miteinander zu tun, aber bei beiden Düften habe ich praktisch den gleichen Prozess beim Verstehenlernen durchlaufen.
Anfangs eine große Skepsis, da ich auch hier wieder - angefixt durch die vielen lobenden Kommentare - einfach etwas mehr erwartet hätte. Nach dem zweiten, dritten und dann vierten Auftragens war es aber langsam um mich geschehen und ich hatte endlich einen Zugang zu dem tollen Duft gewonnen.

Das Hauptthema des Duftes ist zweifelsohne der Weihrauch, welcher aber durch die verschiedenen Kräuter sehr grün interpretiert wird. Hier geht es auch wieder sehr stark um die Textur, weniger um die einzelnen Komponente: Die Düfte sind sehr schön miteinander verwoben, für mich kaum aufzulösen, was mir auch anfangs den Zugang verwehrt hat.

Mittlerweile allerdings liebe ich den Duft. Er ist nicht unbedingt etwas für die Frühlings- oder Sommerzeit, dazu assoziiere ich eine zu große Schwere und Dunkelheit. Für die Winterzeit ist er aber praktisch ideal; ungewöhnlich, absolut jenseits des Mainstreams und natürlich (es ist ein Amouage) mit einer großartigen Sillage und Haltbarkeit (> 12 Stunden bei mir).

Nachtrag: Das obige gilt nur für die ältere Version. Bei einem Blindvergleichstest mit der neueren Version rieche ich deutliche Unterschiede; die neuere ist spürbar schwächer und weniger langlebig. Immernoch ein guter Duft, aber für die Schwächung des Duftes bei eher steigenden Preisen gibt es nun deutliche Abzüge.

Ich finde es faszinierend, wie unterschiedlich ein und der selbe Duft von verschiedenen Personen wahrgenommen werden kann.

Zu allererst: Ich finde den Duft weder schwach in der Sillage, noch wird meine Nase für den Duft taub - sobald ich Dia aufsprühe, rieche ich ihn gute zehn Stunden an mir. Sicher, er ist kein Amouage Schwergewicht wie Interlude, Epic oder auch Jubilation, aber dennoch ist die Sillage für mich überdurchschnittlich.

Dennoch ist der Duft ein wahrer Gentleman. Ich kann vielen Kommentaren dahingehend voll zustimmen: Der Duft ist der eleganteste den ich kenne. Er besitzt praktisch keine große Duftentwicklung, was mir aber völlig egal ist. Der Duft besitzt eine fein zitrische Note über der vollen Kombination aus Rose, Leder, Weihrauch, etc. Insgesamt ist es ein sehr warmer und trockener Duft, der nicht aufdringlich ist.
Für mich einer der stärksten Amouage, in einer Reihe mit Jubilation, Memoire und Epic.

Nachtrag: Wie auch bei Memoir Man gibt es nun einen Nachtrag. Ich hatte im Forum ja schonmal einen Thread gestartet, in der Befürchtung, dass ich online eine gepanschte Version von Dia ersteigert habe. Retrospektiv im Vergleich auch mit anderen Rezensionen vermute ich sehr stark, das dies schlicht eine reformulierte Version war: Deutlich schwächer und weniger langlebig. Daher auch hier explizit der Verweis, dass der Text sich nur auf die ältere Version bezieht und die schwächere Bewertung aus Abzügen für die Politik von Amouage resultiert.

Nachdem ich - wie so viele andere hier auch - maßgeblich von der tollen Community hier beeinflusst meine Dufterfahrungen über den Douglas-Horizont hinaus erweitert hatte, bin ich durch die überschwänglichen Kommentare hier und von Luca Turin auch bei Invasion Barbare gelandet.

Und was soll ich sagen, dieser Duft beeindruckt mich bei jeden Tragen immer mehr. Ein erstes Riechen hatte mich noch etwas irritiert dastehen lassen, da ich mir etwas ganz Anderes erwartet hatte, wohl auch bedingt durch meine noch recht geringe Erfahrung. Aber je öfter ich diesen Duft rieche, desto mehr verstehe ich ihn und er ist, gelinde gesagt, genial und aktuell einer meiner Lieblingsdüfte. Sehr voll, sehr warm mit Holz und Würze, toll kombiniert mit Lavendel. Erinnert mich fast ein wenig an den dry down von Le Male, nur wesentlich besser.

Daher finde ich ihn auch nicht altmodisch, sondern auch tragbar für jüngere Semester. Gerade die im längeren Duftverlauf immer mehr hervortretende Süße macht ihn für mich modern und zu allen Gelegenheiten tragbar. Dabei sollte man aber auch beachten, dass Sillage und Haltbarkeit ebenfalls sehr beeindruckend sind - ich rieche den Duft an mir locker 11 Stunden.

Nachtrag nach guten 7 Jahren: Da sich meine aktuelle Flasche langsam dem Ende neigt, wollte ich mir da wieder eine neue zulegen - der Duft ist einfach zu gut. Durch Berichte getriggert, dass der Duft reformuliert wurde, hatte ich erst eine und dann später nochmal Probe bestellt und gerade letztere ist in Tiefe, Projektion und Langlebigkeit in keinster Weise mit meiner orginalen Flasche vergleichbar. Am Anfang erkennt man noch die Verwandtschaft, nach wenigen Minuten werden die Unterschiede aber immer spürbarer und nach wenn mein Orginal in der wunderschönen, intensiven Basis angekommen ist, kommt aus der Probe: Nichts, rein gar nichts. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das Parfüm Zeit braucht - analog wie ein junger Rotwein durch Atmung auch besser werden kann; allein, mir fehlt der Glauben, dass dieses flache Wässerchen auch nur ansatzweise an mein Orginal rankommen wird. Das war nämlich auch schon direkt nach dem Kauf direkt da und überwältigend.

Insofern vermute ich auch hier wieder Panscherei; das hat mir schon meine geliebten Amouages versaut und nun auch noch diesen Duft hier. Äußerst ärgerlich.