Invasion Barbare 2005

Invasion Barbare von Parfums MDCI
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8.1 / 10 542 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Parfums MDCI für Herren, erschienen im Jahr 2005. Der Duft ist würzig-holzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Fougère
Frisch
Pudrig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
VeilchenblattVeilchenblatt BergamotteBergamotte GrapefruitGrapefruit
Herznote Herznote
LavendelLavendel KardamomKardamom weißer Thymianweißer Thymian IngwerIngwer
Basisnote Basisnote
Bourbon-VanilleBourbon-Vanille MoschusMoschus PatchouliPatchouli

Parfümeur

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Duft
8.1542 Bewertungen
Haltbarkeit
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Sillage
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Flakon
8.5392 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.5135 Bewertungen
Eingetragen von Andi136, letzte Aktualisierung am 25.03.2024.

Rezensionen

24 ausführliche Duftbeschreibungen
4
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 34  
Lavendel-Innovationen No 2: Tschaikowski.
In der ganzen riesigen Parfumo-Datenbank gibt es soweit ich sehe, nur zwei Parfüms (noch dazu völlig unbekannte), die Senf enthalten. Invasion Barbare enthält auch keinen. Ich habe diesen Einleitungssatz zur gewählt, weil ich jetzt auch noch meinen Senf dazugebe. Was eigentlich nicht sooo nötig ist, weil hier schon sehr viele sehr gute Kommentare zu diesem Duft vorliegen (eigentlich hatten ALLE bisherigen Rezensenten aus meiner Sicht Treffendes und Schönes beizutragen).

Aus meiner Sicht ist Invasion Barbare ein Two-In-One-Produkt. Wir haben zunächst mal einen etwa 30 Minuten andauernden super innovativen Unisex-Retro-Duft, dann folgt ein CUT und dann kommt ein etwa 8 Stunden anhaltender, ebenfalls witziger und innovativer, aber etwas konventioneller Herrenduft mit starkem Lavendel-Anteil. Die beiden Düfte haben eigentlich nicht viel miteinander zu tun. Ich nenne sie mal "Invasion" (30 Minuten) und "Barbare" (8 Stunden).

Invasion ist wirklich bezaubernd. Ein OH-, AH-, TOLL-Duft. Ich habe den erstmals parallel mit Oud von Piguet getestet, einen auf dem rechten, einen auf dem linken Arm. Erwartet hatte ich bei Oud was Schönes und bei Invasion Barbare angesichts des Namens irgendwas bizarr Hässliches wie die "Prächtigen Ausscheidungen" vom "Oranje Freistaat". Lustigerweise kam es genau umgekehrt, ich war von "Invasion" total hingerissen. Die angeblich vorhandene Zitrik spüre ich nicht eigenständig, ich rieche hier eine ungemein weiche, sanfte, samtige, fast cremige Blumigkeit mit grünen Einschlägen, eine moderate Süße vermählt mit einer wuchtigen, aber nicht erschlagenden Herbheit, dadurch nie ins Schwülstige oder Süßliche kippend. Durch die starke Blumigkeit und zu vermutende leichte aldehydische Einschläge ist Invasion zwar für Männer (jedenfalls für echte Männer, die keinen Machoduft als Männlichkeitsprothese brauchen) absolut tragbar, aber alles andere als ein klassischer "Herrenduft". Der Duft ist in einer nicht eindeutig in eine bestimmte Gender-Ecke zu steckenden Weise sinnlich (und zugleich melancholisch). Er wirkt auf mich in einer ähnlich unspezfischen Weise "retro" bzw. auf gelungendste moderne Weise anknüpfend an Vorstellungen alter Parfümherrlichkeit, immer weiter zurück, Roaring Twenties, Secession, ja bis hin zum Empire, wie die bereits neulich von mir erwähnten Düfte der Luxusserie von 1907 (dass ich ständig an die denken muss, heißt vielleicht, dass ich sie kaufen sollte?).

Nach etwa 20 Minuten deutet sich das Ende von Invasion durch eine Zunahme der herben, strengen Noten an. Sie werden dann dichter, dunkler und muten fast animalisch-bedrohlich an. Interessanterweise lässt sich in dieser kurzen Übergangsperiode dann bei mir zum ersten Mal auch der Lavendel blicken, mit dem man ja eigentlich nicht besonders grauenerregende Vorstellungen ("Larry der Killer-Lavendel") verbindet. Damit geht Invasion dann unter. Mit "Invasion" nur durch einen dünnen Lavendel-Faden verbunden beginnt dann "Barbare".

"Barbare" erinnert mich stark an Tschaikowskis "Ouverture 1812". Das Werk soll ja den französischen Überfall auf Russland 1812 nachzeichnen. Als Stilmittel für die wechselhaften Kämpfe zwischen Napoleon und den Russen wird daher immer mal wieder die Marseillaise und die russische Hymne "eingeblendet" und so wogt es dann so hin und her mit dem Schlachtenglück. Ein bisschen so ähnlich kommt mir das auch hier vor. In den ersten Stunden von "Barbare" steht nämlich mal mehr ein strahlender, kraftvoller, starker, manchmal sogar heller und klarer Lavendel im Vordergrund (der aber eine erhebliche Durchschlagskraft hat und nicht ätherisch-gestaltlos daherweht), manchmal aber auch eine orientalische Würzigkeit, die eine fast eukalyptische Frische mit einer ledrig-dunklen Variante von Old-Spiceismus verbindet. So geht das also nun hin und her, und was die beiden Pole zu einer Einheit verbindet ist hier eine Klammer aus Solidität und Kraft. Auch wenn der Duft keine brüllende Sillage hat, möchte man ihm nicht unbedingt alleine auf der Straße begegnen.

Nach etwa 2 Stunden wird "Barbare" dann spürbar süßer und insgesamt einheitlicher, die Dualität kommt dann eher zur Ruhe. Die Lavendelpudrigkeit bleibt bis zum Ende spürbar, also etwa 8 Stunden lang, hinzu kommt aber eine spezifische, ins Seifige gehende Süße, die beim hautnahen Riechen fast stechend wirkt. Schnuppert man mit Armlängenabstand, nimmt man sie nicht wahr. Da ist dann eher die hier schon beschriebene trockene Lavendelsauberkeit zu riechen. Der Duft wirkt in dieser Phase noch immer fest, aber nicht mehr schwer. Balsaholz sozusagen. Irgendwann dimmt dann alles süß-pudrig aus. "Barbare" ist damit zwar nicht total linear, aber schon insgesamt deutlich als einheitlicher Duft zu erkennen, und als eindeutiger Herrenduft.

Ich bin etwas ratlos, was ich davon halten soll. Invasion finde ich toll, das haut mich um und ist etwas ganz Besonderes, wo aber die Frage erlaubt ist "ist das alltagstauglich"? Und es dauert halt nur eine halbe Stunde. Barbare finde ich auch sehr schön, ein toller klassischer Herrenduft, vielleicht so vom Kaliber eines Antaeus (keine Duftzwillinge!), aber da stellt sich schon verschärft die Frage, ob man dafür so ein Schweinegeld ausgeben soll. Angesichts dessen, dass das Näschen an meiner Seite weder Invasion noch Barbare mag und wegen des potthässlichen Porzellankopfes werde ich von einem Kauf dann eher Abstand nehmen.

Natürlich muss ich mich auch zum Namen auslassen: "Invasions Barbares" (im Plural) bedeutet im Französischen einfach "Völkerwanderung". "L'age des invasions barbares" ist das Zeitalter der Völkerwanderung. Da sieht man es eben: Was aus germanischer Sicht zum fröhlichen Betriebsausflug mit Bergstiefeln und Tirolerhut erklärt wird, kommt bei unseren lateinischen Freunden eher als Eindringen raubender, brandschatzender und notzüchtigender Horden rüber. Frage der Perspektive. Mein Französisch ist aber nicht fein genug, um zu beurteilen, was es zu bedeuten hat, wenn der Begriff im Singular gebraucht wird. Denkt der durchschnittliche Jean-Pierre dann trotzdem an "Völkerwanderung" oder heißt es dann wirklich eher so etwas wie "barbarische Invasion"? Keine Ahnung. Und ich hab auch keine Ahnung, wie man diesen Duft mit der Völkerwanderung oder generell mit einer Invasion zusammenbringt. Vielleicht haben die Römer ja nach Lavendel gerochen, aber die Germanen sicher nicht nach Old Spice, eher nach Old Schweiß. Der Vorhang zu, und alle Fragen offen.
22 Antworten
10
Flakon
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Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Writerhof

5 Rezensionen
Writerhof
Writerhof
Top Rezension 27  
Caracalla...
...war der vielleicht letzte der großen römischen Kaiser vor Anbruch der Spätantike und der Reichskrise des 3. Jahrhunderts. Von seinen Zeitgenossen wurde er geschmäht und (nur zum Teil) unwahre Legenden aus der senatorischen Geschichtsschreibung sollten unser negatives Bild von ihm prägen. Trotzdem bleibt er für lange Jahre der einzig klanghafte Name auf dem römischen Kaiserthron bis Diokletian letzteren in Nikomedia besteigt. Zumindest scheint er bekannt genug, dass er den Flakon dieses MDCI-Flakons zieren darf – so zumindest die mehrheitliche Erkenntnis einer Umfrage unter Menschen, die in antiker Kunstgeschichte bewandert sind. Schick finde ich die Büste ja schon, aber das ist Geschmackssache. Ob allerdings der fast doppelte Preis für den Flakon mit Resinbüste oder sogar ein vierstelliger Betrag für die Flakonversion mit Limoges-Porzellan wirklich gerechtfertigt sind, möge man selbst für sich entscheiden.

Auch ohne Caracalla on top ist der Duft jedenfalls kein Cheapie, aber für mich sein Geld wert. So viel darf ich schon vorwegnehmen. Hier folgt mein erster ausführlicher Kommentar und ich hoffe, einige damit vielleicht sogar auch von dem Duft begeistern zu dürfen.

Caracallas Außenpolitik war eher von seiner Expansionspolitik im Osten des Reiches geprägt als von der Verteidigung gegen barbarische Invasionen. Warum also ausgerechnet dieser Kaiser den Flakon von „Invasion Barbare“ ziert? Vielleicht werden wir es nie erfahren.

Herb wäre für den Kaiser, der wohl aus schierer Paranoia eine fünfstellige Anzahl an Menschen ermorden ließ, sicherlich eine Untertreibung. Für den Start von IB ist es aber eine ganz gute Beschreibung. Er ist gleichzeitig aber auch frisch und ich glaube, ein paar, kleine aquatische Noten vernommen zu haben – vielleicht sind das aber auch nur die Wasser des Tiber, die zum Kaiserpalast herüberziehen. Der Wind scheint aber zu drehen, denn die Note hatte ich nur ganz kurz in der Nase

Der namensgebende, schwere Kapuzenumhang, den der Kaiser sich nach einem selbstentworfenen Schnittmuster hat schneidern lassen, ist tief getränkt vom Duft des Lavendel aus Caracallas gallischer Heimat. Der Lavendel ist absolut präsent in diesem Duft und ich bin erstaunt, wie sehr ich ihn trotzdem mag. Als bekennender Lavendelskeptiker vermag mich IB trotzdem zu begeistern. Denn der Lavendel ist hier sehr gut in die Gesamtkomposition eingebettet und kommt für mich als alleinstehender Duftteil allerhöchstens gegen Ende des Drydown heraus.

Vom Germanienfeldzug (sollten das die Barbaren sein, auf die Invasion Barbare anspielt?) zu Beginn seiner Herrschaft bringt Caracalla dann Anklänge von Moos mit, ebenso wie Wacholder und verschiedene andere Kräuter. An diesem Punkt wird der Duft auch sehr maskulin – was er die ganze Zeit über schon ist, aber an dieser Stelle kommt dieser Akzent nochmal besonders deutlich hervor.

Außenpolitisch prägend sollte, wie beschrieben, aber eher Ostpolitik im Reich sein. Geruchsintensive Hölzer aus dem östlichen Mittelmeerraum riecht man hier ebenso heraus wie eine Pfeffernote. Durch den damals schon florierenden Indienhandel sollte der Kaiser hier in Kleinasien sicher eine gute Quelle gefunden haben.

Wenn sich die Zeit zum Ende neigt, soll ja immer eine gewisse Altersmilde einsetzen. Bei Caracalla war das wohl kaum der Fall: Mit gerade einmal 29 fiel er einem Mordanschlag zum Opfer, der durch seine eigene Paranoia und Terrorherrschaft erst möglich wurde. Der Duft hingegen wird zum Ende hin noch einmal cremiger. Vanille und Tonka kann ich gut herausriechen. Caracalla dürfte die beiden Düfte genausowenig gekannt haben wie seine barbarischen Zeitgenossen, denn beide Pflanzen sind in Nord- bzw. Südamerika beheimatet und haben von dort aus erst einige Jahrhunderte später ihre Reise über die ganze Welt angetreten.

Lavendel, Eichenmoos, Tonka – eigentlich alles, was man für einen klassischen Barbershop-Duft braucht. Und vielleicht ist hier dann doch auch die Verbindung zu Caracalla: Denn er ließ, um das römische Volk auf seine Seite zu bringen, eine riesige, eintrittsfreie Thermenanlage in der Stadt errichten.

Trotz aller Ungereimtheiten bei Benennung und Büstenauswahl: Der komplexe Duftverlauf ist auf jeden Fall eines Kaisers würdig – ob nun Caracalla mit seinen äußerst fragwürdigen Methoden, Politik zu machen, die auch vor der eigenen Kernfamilie keinen Halt machten, genau der richtige Kaiser dafür ist? Ich weiß es nicht. Anders als die antike und moderne Geschichtsschreibung es über Caracallas Qualitäten als Kaiser sagen, ist dieser Duft nämlich ein ganz großer. Für mich ist IB ein toller Duft mit einem der komplexesten und interessantesten Duftverläufe, die ich bisher in – bzw. auf – der Hand haben durfte. Die verschiedenen Komponenten lassen sich zum Teil sehr gut herausriechen, vor allem verschmelzen sie aber zu einem Gesamtduft, der sich einfach als interessant, anregend und angenehm beschreiben lässt. Vielleicht nichts für den mittelitalienischen Hochsommer; aber anlassbezogen kann ich ihn mir sowohl auf dem Feldzug vorstellen, nach dem Besuch der Thermen oder auch bei den Feierlichkeiten im Rahmen der großen Spiele!
11 Antworten
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 22  
Sensationell!
Zugegeben, es ist nicht ganz fair, ein Parfum nur auf einem Papierstreifen zu testen und dann drüber zu schreiben. Doch es gibt Gründe, das zu tun: Erstens hatte ich gerade nichts mehr auf der Haut frei, zweitens ist Invasion Barbare ausreichend robust und drittens haben Turin/Sanches ihr dickes Buch überwiegend mit flotten, ärgerlichen Streifentests aufgebläht!

Bei Parfums MDCI macht man vor allem in edle Bleikristallflakons, zum Preis jenseits der 3000 € und bei eher fragwürdiger künstlerischer Qualität. Immerhin gibt es im KaDeWe die Refills dazu zum Schnäppchenpreis von 185 €!

Spaß beiseite, für so viel Geld muss einiges geboten werden; hier lege ich als Maß die besten Guerlain-Kreationen der Parisienne-Reihe an. Indes: Invasion Barbare ist sensationell gut! Man könnte es einfach als blumigen Moschusduft bezeichnen, doch zumindest mir würde dieses Etikett einen falschen Eindruck erwecken. Meine Vorstellung von einem solchen wäre nämlich ein fluffig-süßes Etwas mit viel Seife drin. Genau das ist Invasion Barbare nicht.

Invasion Barbare ist opulent! Der Moschus ist keine anämische „White Musc“ Variante, aber auch nicht eindeutig der alten, von mir als maskulin-aromatisch empfundenen Richtung zuzuschlagen. Vielleicht sind es aber auch die Blumen und die Kräuter, die den Blick verstellen. Der florale Akkord ist für ein Herrenparfum recht üppig, doch er geht mit dem Moschus die perfekte Liaison ein. Zusammen ergibt das Volumen und Wärme.

Der aggressive Name Invasion Barbare ist gut gewählt, denn bei diesem Akkord ist man erst mal Baff, schaut hilflos und ungläubig auf diese olfaktorische Hunnenhorde, die sich da vor einem aufbaut. Kann ein Parfum wirklich so gut sein? Gibt es hier gar nichts zu nörgeln?

Aber ja! Es ist eben Moschus, und so allmählich schleicht sich doch die gefürchtete Seifigkeit ein. Zunächst akzeptabel, dann ganz verschämt puderig, na ja, nicht so schlimm, doch nach ein paar Stunden ist nur noch die Seife auf dem Papierstreifen übrig - und ich wette, hätte ich das auf der Haut, ließe es sich nicht abwaschen!

Und jetzt kommt Grund Nr. 4 für diesen Kommentar: Man nehme Invasion Barbare, reduziere es um die Seifigkeit, und man hat meines Erachtens ziemlich genau die beiden Zwillingsdüfte Atheer und Tagreed der arabischen Billig-Marke Al Rehab vor sich. Nach anfänglicher Befangenheit wegen deren außergewöhnlicher Süße gefallen die mir immer besser, und so lasse ich es mir nicht nehmen, nach meiner heutigen KaDeWe-Erfahrung noch mal auf diese schönen Parfumöle hinzuweisen. Ach ja, aufgeschlossene Parfumfreunde bekommen sie bei www.oriental-scent.de, im attraktiven Stabflakon, 6 ml für ca. 25 €!
7 Antworten
10
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Norleans

65 Rezensionen
Norleans
Norleans
Top Rezension 22  
Invasion Gârtnèr
Auf diesen Duft wurde ich aufmerksam durch seinen aufsehenerregenden Flakon. Ziemlich oberflächlich, ich weiß. Aber bis man jemanden besser kennenlernt, geht man nun mal häufig nach dem Äußeren.

Es begab sich dann vor ein paar Monaten, dass ein Reiseflakon des Barbaren angeboten wurde, den ich mir dann von einem netten Parfumo sicherte. Selbstverständlich war der Reiseflakon viel simpler und schnöder als der Parade-Flakon mit der römischen Büste. Ich ging lange davon aus, dass es sich um den römischen Diktator Caesar handele, dies lässt sich aber auf der herrlich unprofessionell gestalteten Website von MDCI nicht verifizieren.

Der Name des Parfums ließ mich einen wesentlich herberen und holzigeren Duft erwarten. Ein stärkeres Studieren der einzelnen Noten hätte mich vielleicht aufgeklärt. Invasion Barbare startet in meiner Nase direkt volle Pulle krautig-zitrisch. Es wirft einem die Kopfnote entgegen, rücksichtslos…wie ein echter Barbar. Hier schwingt der Barbar nach kurzer Zeit dann die brachiale Lavendelkeule und wirft mit allerlei ausgerupften Gartenpflanzen um sich. Dieses Getobe nehme ich für ca. 30 Minuten wahr. Danach scheint sich der Barbar seines Wütens bewusst zu werden und bekommt ein schlechtes Gewissen, wird ruhiger und pflanzt die ausgerissenen Pflanzen fein und sauber zurück in die Beete und Büsche. Er ist danach nicht sanft und zurückhaltend, sondern einfach nur etwas verträglicher und ein bisschen rücksichtsvoller mit seiner Umwelt. Der Barbar klingt mit einer immer noch leicht krautigen Süße und Holznote in seinen langanhaltenden Endzustand aus und verbringt alles in allem einen ganzen Tag gut wahrnehmbar an mir.

Invasion Barbare stellte ich mir als Gentleman-Duft vor, den man toll im Büro tragen könnte. Tja, Pech gehabt. Für mich kommt dies leider nicht in Frage. Ich mag Düfte mit Wumms, aber wenn der Wumms durch Lavendel ausgelöst wird, erscheinen mir Düfte zu altmodisch. Der berserkerartige Antritt des Barbaren im Duftgarten ist selbst mir zu viel des Guten und das will etwas heißen :-) Wenn der Krieger dann aber zum Gärtner wird, geht`s. Reicht mir aber nicht.
Alles in allem ein guter, kräftiger Duft, den ich auf mir aber nicht riechen mag.

Danke fürs Lesen
11 Antworten
10
Duft
Bertel

236 Rezensionen
Bertel
Bertel
Top Rezension 21  
Sanfte selbstbewusste Eleganz
"Invasion Barbare", ein unglaublich eleganter, heller, blumiger, großartiger Hauch eines Parfums von Stéphanie Bakouche - wenig könnte in meiner Empfindung weiter auseinanderliegen als dieser Duft und sein Name...

Die Eröffnung ist ein Traum von einem klassischen Fougère-Auftakt, mit sanft-zitrischem Duett aus Bergamotte und Grapefruit in das bereits der Lavendel aus der Herznote hineinspielt vor dem Old-School-Akkord des Veilchenblatts - absolut traumhaft und für mich überwältigend, von Beginn bis Ende, weil an meine besten und liebsten 80er-Fougères erinnernd, in Konzeption, Ausführung und Qualität.

Diese reine und lustvolle Wonne für meine Nase und mein gesamtes olfaktorisches Zentrum hat eine ganz leichte Delle nach ziemlich genau 10-15 Minuten (das ist vermutlich genau der Zeitpunkt in dem auch Seelannes Angst einsetzte) wenn ein für mich etwas unangenehmer leicht süßlicher, beinahe floraler und ziemlich dünn-verwässernder Ton kurz etwas überhand nimmt, ich vermute Ingwer oder vielleicht auch bereits Vanille als "Übeltäter". Der Kardamom fängt dies aber im Grunde souverän durch zurückhaltende feine Würze auf, und ohnehin kommt schnell mit der Basis der viele Stunden andauernde, unendlich elegante, sanfte, samtige Hauptgenuß.

MDCI bezeichnet diesen Duft als "fougère orientale" und fasst damit sowohl den würzig-aromatischen als auch den grün-moosig-warmen Charakter zusammen. Anders als z.B. Pemnhaligon's "Sartorial" oder Houbigants aktuellem "Fougère Royal" versucht Stéphanie Bakouche hier meines Erachtens keine Neuinterpretation oder Modernisierung des klassischen Fougères, sondern dehnt den ohnehin grün-moosigen, warmen, teilweise leicht holzig-krautigen Grundcharakter dieses Typus ganz sachte ins zart würzigere Oriental-mäßige hin aus. Und das absolut meisterlich: "Invasion Barbare" wird gelegentlich als rein altmodisch, überholt, längst dagewesen etc. abgetan, da es den Grundcharakter der teilweise "überbekannten" Fougère-Gattung beibehält und klar und transparent vor uns hinlegt und ausbreitet, dies aber auf eine so zarte, elegante, qualitativ höchstwertige Art dass ich von dieser "Belehrung" nicht genug bekommen kann. Im Drydown (der überraschenderweise trotz aller Sanftheit auf Papier tagelang wunderbar Bestand hat) erfahren wir dann zusätzlich zum wohlig-grün-moosig-weich-samtigen Ruhekissen auch noch die würzig-warm-aromatisch-holzige Abrundung durch die oriental-Komponenten, und dies alles auf so unendlich harmonische, elegante, beinahe anschmiegend zärtliche balsamische Art und Weise - einfach toll :-)

Für viele scheinen Dinge wie Old Spice und oriental ja heute eher Schimpfworte zu sein, aber gerade diese milchig-wonnige warm-zärtliche Aura die diese hochwertigen, aus dem vollen gedrechselten "florientals" mitbringen hat auch "Invasion Barbare" in seinen Charakter eingewoben. Die Entwicklung verläuft in einem leichten, über viele Stunden anhaltenden Spannungsbogen, der reiche warme Duft in der Basis scheint mir das Ziel auf welches sich das Erleben von der sanft zitrisch-lavendeligen Eröffnung aus konsequent in kontinuierlicher sanfter Bewegung hinbewegt hat. Sehr zurückhaltend und in sich ruhend, dennoch sanft präsent und selbstbewusst dem Träger zugewandt.

Ich habe lange versucht mir einzureden dass dieser teilweise anachronistische und obendrein nicht eben günstige Duft ja völlig unnötig sei und nicht gekauft werden müsse - wohl wissend dass das von Anfang an (Stichwort "Liebe auf den ersten Blick") zum Scheitern verurteilt war. Hilft nichts, "Invasion Barbare" muss jetzt endlich sowas von her :-)
9 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

103 kurze Meinungen zum Parfum
AxiomaticAxiomatic vor 6 Monaten
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Varusschlacht im Bad.
Wie soll man, flankiert von Veilchenblatt, Ingwer und Hermann-Lavendel, nicht unvorsichtig beim Rasieren sein?
Heftig*
49 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 3 Jahren
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Schöner feinwürziger Duft mit präsenten Lavendel- und Veilchennoten. Zur Basis angenehm holzig, dezent pudrig und mit einem Hauch Vanille.
21 Antworten
SalvaSalva vor 2 Jahren
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Barbaren-Invasion?
Vor denen hier braucht
keiner davonlaufen.
Frisch-Würzig-Aromatisch
Mit Zitrus, Veilchen, Ingwer
Sehr zart&brav
22 Antworten
SchoeibksrSchoeibksr vor 12 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Lavendelorgie im Rasiermesserscharfen, grün gewürzten Gentlemens Club !
Dazu frisch-süßliche Veilchen, edle Hölzer & erdige Vanillecreme.
34 Antworten
DuftgroupieDuftgroupie vor 6 Monaten
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Startet frisch-grün, edle Gurken-Assoziation, Veilchen „ingwert“ / erdig-süße Komponenten/ würzig-cremige Vanille, holzige Struktur*
19 Antworten
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So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
TLOTLO vor 11 Jahren
Beratung
Invasion Barbare Basisnote
Hey Leute, da hab ich ja schnell ein paar wertvolle Tipps bekommen :D Vielen Dank
ExUserExUser vor 12 Jahren
Unisex-Parfum
MDCI Invasion Barbare
Ghislaine:Doch Adan, es gibt zwei verschiedene Büsten, die Limoges Reihe ist für Sammler und wesentlich teurer als die normalen Büsten.Kuckst Du hier...

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