15.07.2022 - 13:14 Uhr
Skuhn
7 Rezensionen
Skuhn
Hilfreiche Rezension
5
Er im Namen der Rose
Prolog: Für mich kein expliziter Lederduft, sondern eine bezaubernde, junge Strahlezistrosenrose in Ledersymbiose. Rosen sollte man nicht abgeneigt sein und eine generelle Toleranz für Safran, etwas Süße und Ouduntermalung mitbringen. Ansonsten könnte der Spaßfaktor begrenzt sein, da sich hier mM in erster Linie ein wunderschöner, in Leder gerahmter Rosenduft versteckt. Der Cavalier ist der Reiter, eine sonnengegerbte Ledereinheit mit dem Tier. Es ist aber auch der Tanzpartner, der die Rosendame für ihren großen Auftritt ins rechte Licht rückt. Und es ist der, der das Lederprotokoll nicht befolgt, entgegen gesellschaftlicher Etikette. Kein alter Ledersessel, kein Bianchisches Fellvieh, kein beerensaures Fruchtleder. Ich würd ihn nicht tragen, wenn ich Leder will, aber für die Rose... und beides zusammen... wirklich schön gemacht!
Kennenlernen war Anziehung auf den ersten Blick, unerwartet im Alltragstrott zwischen Tür und Angel. Während eines warmen Frühlingssamstagnachmittags. Die Pariser Straßen im 1eme um die Tuileries und den Louvre waren überrannt von Städtetriptouristen in zu sommerlicher Kleidung, die kamikaze und gutgelaunt auf Trottinettes vorbeirauschten oder geduldig bei Angelina anstanden. Dazwischen Pariser Jungvolk von der Rue de Rivoli, definitiv Wichtiges wild gestikulierend diskutierend, unkompliziert am Kir nippend oder die Ampel bei Rot überquerend zum Picknick auf Tuileries-Stühlen. Dazwischen Er und ich im Baumarktmarathon, oder fast, denn ich hatte getrickst. Zwischenstop: Parfümerie. Er wartete lieber draußen, um die offensichtlich bevorstehende Eskalation einzudämmen. Und nach würzigem, rauchigem, versautem und krautigem Leder: Hineingestolpert in die offenen Arme des Cavaliers, ein in Rosenextrakt getauchtes, hach, so schönes, safraniges Blumenblütenhonigleder! Sekundenschnelle Euphorie, anders als erwartet. Während Er genug vom Warten hatte und meiner irrationalen Anarchie gegenüber unserem Zeitplan Einhalt gebot: „Ich geh jetzt mal bei LeroyMerlin und Ikea weiter Parfüms testen...“.
Was? Jezt? Wir lernen uns doch gerade erst kennen! Ohne zu Zögern ungestüm aufs obere Handgelenk, meine roten Lederjackenärmel färben ab – Du erschütterst mich. Schlagartig bringt deine Safranpeitsche heißes, in Rosenöl gesalbtes Leder. Eine herbgewürzte Jodbombe explodiert im prallen Rosenbouquet, schwül, pulsierend, die verschreckte Mandarine versteckt sich schüchtern. Du katapultierst mich auf den alten Holzboden in einem ehemaligen Stall, Lichtstrahlen drücken sich durch trockene Holzbalken. Ich bin umhüllt von deiner glatten, griffigen Lederdecke, rauchiges Honigheu. Das Entfesselte beruhigt sich. Eine dicke Schicht aus betörenden, süß-pudrigen Rosenblüten begräbt dein Lederlacken, getunkt in Zistrosensafranhonigharz und einem Schluck Rum, trockene Lavendelhalme, erdiges Gras, weich, warm, sinnlich, gebettet auf dezenter Oudkohle. An mir bist du rot, zügellos, fordernd, opulent, berauschend, und lächelnd, zärtlich, echt. Du scheidest balsamisch leise, ein hingehauchter Rosenkuss, deine vertraute Vanillemoschusumarmung, ein Fuß der unter der zerwühlten Bettwäsche suchend nach mir tastet...
Draußen an der frischen Pariser Verkehrsluft schnupperte ich schmunzelnd an ihrem roten Handgelenk, nicht schlecht! Stundenlanger Baumarktmarathon bei Strahlewetter, mir wehte immer wieder alternierend ein Hauch Lederhandschuh oder Blumenstrauß ins Gesicht... Verweile doch! Du bist so schön! Auf ihrer Haut sehr körperlich-sinnlich, ein bisschen schwülstig, tierisch, auf Papier bleibt er ledriger, wenn auch hier eine starke Rosenpräsenz. Fazit am Ende des Tages, nach fleißigem Blumenkübeldurchparisschleppen und weiterem Hokuspokus: H/S immer noch beachtlich, sehr angenehm und stimmig.
Aber dieser Geruch... Zuhause hänge ich an ihrem rosigen, rotgefärbten Handgelenk, ich mag ihn sehr! Hab nie ein Parfüm besessen. Ich duldete ihre kleinen Eskapaden, fand es irgendwie interessant, wissenschaftlich betrachtet, wie wine tasting, mit für Außenstehende unbekannten Codes. Aber hier ist es anders. Ich will den Geruch wiederhaben. Jetzt. Sofort. Hat Sie es gekauft? Wann kauft Sie es? Kann Sie mir eine Probe bestellen? Ich will meine eigene Probe. Der Cavalier war sofort mein Mottenlicht, unwiderruflich. Mein Lederdetektor schlägt wenig an, für mich primär Rosen. Im Vergleich bleibt er an meiner Haut trockener, holziger, würziger, ein leicht staubiges, intensives Rosenleder mit durchscheinender Vanilletonka, gesitteter. Sie fragt mich warum, nach allen, hunderten Parfüms, es dieses eine ist das mich in Fesseln schlägt. Nun, weil ich Rosen liebe. Weil es mich an den Rosengarten meiner Eltern erinnert, an frühe Extraktionsversuche diesen Geruch zu konservieren, Blütenblätter-zerstossend auf der Wohnzimmerledercouch. Ein Flashback ins Studium, Praktika mit Geruchsproben und Extrakten. Und weil es mich an einen unbeschwerten, sonnigen Parisspaziergang mit ihr erinnert. Als hätte jemand den Vorhang weggezogen, nehme ich mit einem Mal Parfüms an Menschen wahr, eine zweite Stimme, eine undeutliche Tonspur, ich verstehe den Wortlaut nicht, aber Tonfall und Lautstärke erzählen mir eine Geschichte.
Er hat sich lange nur in dich gehüllt, täglich, mein Rosenkavalier. Heimlich hab ich deinen letzten Tropfen versteckt, seitdem testet Er sich durch meine Dunkelkammer. Ich mag dich, weil Du mich an dieses erwachte Kind erinnerst, dass neugierig in den Kaninchenbau kriecht. Das jetzt, durch dich, mit mir gemeinsam auf der anderen Seite des Vorhangs steht und im Wunderland fernen Stimmen lauscht. Denn du bist seine ersten Liebe, unerwartet im Alltagstrott zwischen Tür und Angel, am roten Handgelenk an den Tuileries. Du bist seine rosenerblühte Parfümbegeisterung. Eine Stimme die seine wird und im Halbschlaf Unbewusstes murmelt, während der Fuß tastet. Du bist der den man zu lieben beginnt, im sanften Vanillemoschusbett, lächelnd mit verblassender, wilder Rosenahnung, losgelöst vom Holzgerüst nach verstummter Animalik. Der selbe Moment, tausendmal erlebt, und dann ist es der eine Moment, der bleibt. Der, den man zu kennen glaubt, und der sich unerwartet eigensinnig in die Seele brennt. Sein Revier deutlich bemerkbar und langanhaltend markiert. Den man überall hin mit sich bringt, da seine Heimat naturgemäß überall bei einem ist. In den man die Nase vergräbt und sich gänzlich fallenlässt. Einfach. Echt.
Kennenlernen war Anziehung auf den ersten Blick, unerwartet im Alltragstrott zwischen Tür und Angel. Während eines warmen Frühlingssamstagnachmittags. Die Pariser Straßen im 1eme um die Tuileries und den Louvre waren überrannt von Städtetriptouristen in zu sommerlicher Kleidung, die kamikaze und gutgelaunt auf Trottinettes vorbeirauschten oder geduldig bei Angelina anstanden. Dazwischen Pariser Jungvolk von der Rue de Rivoli, definitiv Wichtiges wild gestikulierend diskutierend, unkompliziert am Kir nippend oder die Ampel bei Rot überquerend zum Picknick auf Tuileries-Stühlen. Dazwischen Er und ich im Baumarktmarathon, oder fast, denn ich hatte getrickst. Zwischenstop: Parfümerie. Er wartete lieber draußen, um die offensichtlich bevorstehende Eskalation einzudämmen. Und nach würzigem, rauchigem, versautem und krautigem Leder: Hineingestolpert in die offenen Arme des Cavaliers, ein in Rosenextrakt getauchtes, hach, so schönes, safraniges Blumenblütenhonigleder! Sekundenschnelle Euphorie, anders als erwartet. Während Er genug vom Warten hatte und meiner irrationalen Anarchie gegenüber unserem Zeitplan Einhalt gebot: „Ich geh jetzt mal bei LeroyMerlin und Ikea weiter Parfüms testen...“.
Was? Jezt? Wir lernen uns doch gerade erst kennen! Ohne zu Zögern ungestüm aufs obere Handgelenk, meine roten Lederjackenärmel färben ab – Du erschütterst mich. Schlagartig bringt deine Safranpeitsche heißes, in Rosenöl gesalbtes Leder. Eine herbgewürzte Jodbombe explodiert im prallen Rosenbouquet, schwül, pulsierend, die verschreckte Mandarine versteckt sich schüchtern. Du katapultierst mich auf den alten Holzboden in einem ehemaligen Stall, Lichtstrahlen drücken sich durch trockene Holzbalken. Ich bin umhüllt von deiner glatten, griffigen Lederdecke, rauchiges Honigheu. Das Entfesselte beruhigt sich. Eine dicke Schicht aus betörenden, süß-pudrigen Rosenblüten begräbt dein Lederlacken, getunkt in Zistrosensafranhonigharz und einem Schluck Rum, trockene Lavendelhalme, erdiges Gras, weich, warm, sinnlich, gebettet auf dezenter Oudkohle. An mir bist du rot, zügellos, fordernd, opulent, berauschend, und lächelnd, zärtlich, echt. Du scheidest balsamisch leise, ein hingehauchter Rosenkuss, deine vertraute Vanillemoschusumarmung, ein Fuß der unter der zerwühlten Bettwäsche suchend nach mir tastet...
Draußen an der frischen Pariser Verkehrsluft schnupperte ich schmunzelnd an ihrem roten Handgelenk, nicht schlecht! Stundenlanger Baumarktmarathon bei Strahlewetter, mir wehte immer wieder alternierend ein Hauch Lederhandschuh oder Blumenstrauß ins Gesicht... Verweile doch! Du bist so schön! Auf ihrer Haut sehr körperlich-sinnlich, ein bisschen schwülstig, tierisch, auf Papier bleibt er ledriger, wenn auch hier eine starke Rosenpräsenz. Fazit am Ende des Tages, nach fleißigem Blumenkübeldurchparisschleppen und weiterem Hokuspokus: H/S immer noch beachtlich, sehr angenehm und stimmig.
Aber dieser Geruch... Zuhause hänge ich an ihrem rosigen, rotgefärbten Handgelenk, ich mag ihn sehr! Hab nie ein Parfüm besessen. Ich duldete ihre kleinen Eskapaden, fand es irgendwie interessant, wissenschaftlich betrachtet, wie wine tasting, mit für Außenstehende unbekannten Codes. Aber hier ist es anders. Ich will den Geruch wiederhaben. Jetzt. Sofort. Hat Sie es gekauft? Wann kauft Sie es? Kann Sie mir eine Probe bestellen? Ich will meine eigene Probe. Der Cavalier war sofort mein Mottenlicht, unwiderruflich. Mein Lederdetektor schlägt wenig an, für mich primär Rosen. Im Vergleich bleibt er an meiner Haut trockener, holziger, würziger, ein leicht staubiges, intensives Rosenleder mit durchscheinender Vanilletonka, gesitteter. Sie fragt mich warum, nach allen, hunderten Parfüms, es dieses eine ist das mich in Fesseln schlägt. Nun, weil ich Rosen liebe. Weil es mich an den Rosengarten meiner Eltern erinnert, an frühe Extraktionsversuche diesen Geruch zu konservieren, Blütenblätter-zerstossend auf der Wohnzimmerledercouch. Ein Flashback ins Studium, Praktika mit Geruchsproben und Extrakten. Und weil es mich an einen unbeschwerten, sonnigen Parisspaziergang mit ihr erinnert. Als hätte jemand den Vorhang weggezogen, nehme ich mit einem Mal Parfüms an Menschen wahr, eine zweite Stimme, eine undeutliche Tonspur, ich verstehe den Wortlaut nicht, aber Tonfall und Lautstärke erzählen mir eine Geschichte.
Er hat sich lange nur in dich gehüllt, täglich, mein Rosenkavalier. Heimlich hab ich deinen letzten Tropfen versteckt, seitdem testet Er sich durch meine Dunkelkammer. Ich mag dich, weil Du mich an dieses erwachte Kind erinnerst, dass neugierig in den Kaninchenbau kriecht. Das jetzt, durch dich, mit mir gemeinsam auf der anderen Seite des Vorhangs steht und im Wunderland fernen Stimmen lauscht. Denn du bist seine ersten Liebe, unerwartet im Alltagstrott zwischen Tür und Angel, am roten Handgelenk an den Tuileries. Du bist seine rosenerblühte Parfümbegeisterung. Eine Stimme die seine wird und im Halbschlaf Unbewusstes murmelt, während der Fuß tastet. Du bist der den man zu lieben beginnt, im sanften Vanillemoschusbett, lächelnd mit verblassender, wilder Rosenahnung, losgelöst vom Holzgerüst nach verstummter Animalik. Der selbe Moment, tausendmal erlebt, und dann ist es der eine Moment, der bleibt. Der, den man zu kennen glaubt, und der sich unerwartet eigensinnig in die Seele brennt. Sein Revier deutlich bemerkbar und langanhaltend markiert. Den man überall hin mit sich bringt, da seine Heimat naturgemäß überall bei einem ist. In den man die Nase vergräbt und sich gänzlich fallenlässt. Einfach. Echt.
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