ParfumGeek

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Rezensionen
ParfumGeek vor 13 Jahren 4 1
7
Duft
Erster
Mit diesem Duft hat bei mir alles angefangen. Damals noch ohne Basenotes oder gar Parfumo. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf Axe und co und so schlich ich mich eines Tages in eine der besser sortierten Drogerien (ich glaube es war Müller) und probierte wahllos einige der dort vorhandenen Herrendüfte aus. Ich weiß noch, dass mir das ziemlich unangenehm war und ich mich ständig umschaute, dass auch ja keiner meiner Bekannten zufällig vorbeikam. Tja wir waren halt so ostdeutsche Oldschoolmachos und Parfum bekam man höchstens von der Mutter zum Geburtstag geschenkt, damit man vielleicht bald endlich auch mal ein Mädchen mit nach Hause bringt, anstatt den ganzen Tag Counter-Strike zu spielen ;D

Jedenfalls sprühte ich mir 2-3 Sachen von Armani auf, weil ich Armani kannte und meinte damit sicher nichts falsch machen zu können. Danach nichts wie raus, Arme ein wenig nach außen, so als ob man Muskeln hätte, cool gucken, und ab nach Hause. Unterwegs schnüffelte ich dann so unauffällig wie möglich an meinen Unterarmen und es stellte sich heraus, dass mir einer der Kandidaten ziemlich gut gefiel. Es war City Glam for him. Damals hätte ich nicht einmal ansatzweise beschreiben können, wonach er roch. Ich wusste nur dass er mir sehr gut gefiel und wenig später hatte ich ihn dann auch auf Ebay ersteigert.
Eine Zeit lang war ich dann ziemlich glücklich damit, badete teilweise geradezu in dem Zeug und dass keine gehässigen Kommentare kamen, spricht denke ich auch für den Duft. Er ist wirklich nicht so schlecht, wie er z.B. auf Basenotes wegkommt.

Der Duft: Heute haut er mich natürlich nicht mehr so vom Hocker wie früher, aber jetzt, so frisch auf meinen Arm gesprüht, mag ich ihn trotzdem noch. Der große Knackpunkt fällt aber immernoch sehr auf: Er riecht absolut, überhaupt, und sowieso gar nicht, wie der Name es vermuten lässt. City?... Glam?... Nee, sicher nicht! Das geht dann schon eher Richtung frisch gewaschene Wäsche, dazu vielleicht ein bisschen Frühlingsluft (um es mal so poetisch zu beschreiben). Konkret, rieche ich hier eine sehr angenehme, frische Minze, Bitterorange vielleicht ein kleines bisschen, Ingwer und das Ganze gebettet auf einen schönen, weichen Moschus. Vetiver? Eichenmoos? Vielleicht irgendwo ihm Hintergrund, weit außerhalb meiner olfaktorischen Wahrnehmungsfähigkeit.

Wenn das alles so schön ist, warum dann soviele schlechte Bewertungen auf Basenotes? Nunja, Emporio Armani City Glam riecht schon ein wenig nach Kaugummi, vor allem in der Kopfnote. Wobei das hier wirklich nichts Schlechtes ist. Der Eindruck lässt auch relativ schnell nach und es bleibt ein schöner Frische-Wäsche-Geruch.
Der innovativste Duft ist es auch nicht unbedingt und dazu kommt vielleicht noch der unpassende Name. Der Vorwurf synthetisch zu riechen fällt auch ein paar mal, aber keine Ahnung, was das heißen bzw. was daran schlimm sein soll. Er reicht jedenfalls nicht nach Lösungsmitteln oder irgendwelchen Industrieabfällen ;)

Für mich also keine wirklich schwerwiegenden Mängel. Ich geb 70 %, für einen echt schönen, sauberen, "frisch gewaschen"-Duft. 70 % Vielleicht auch, weil mit ihm alles angefangen hat ;)
1 Antwort
ParfumGeek vor 13 Jahren 9 4
10
Haltbarkeit
8
Duft
etwas abgehalfterter aber sehr sympathischer Weiberheld
Aber erstmal die Vorgeschichte:
Finanziell gebeutelt durch diverse Umzüge und bald fällige Studiengebühren, fand ich mich Ende letzten Jahres mit ernster Miene und verschwitzten, zitternden Händen vor dem Computer wieder. In meinen Augen die Reflektion einer Website, die mir bis dahin Jagdrevier und nie versiegender Quell der Freude über die potentiellen Erweiterungsmöglichkeiten meiner Sammlung gewesen war: ed.yabE.www Aber was hatte ich denn gedacht? Irgendwo mussten die Angebote ja schließlich herkommen. Nun also auch ich: Verkaufe: Guerlain Vetiver, ca. 50 ml, Startgebot: 1 Euro.
Weitere Schätze wurden verkauft, ich ging viel arbeiten, entging letztendlich knapp dem Hungertod und konnte sogar weiterstudieren ;).
Nachdem also das Fundament wieder gesichert war, fand ich mich auf den höheren Stufen der Bedürfnispyramide wieder. Satt, vorsichtig optimistisch und frisch geduscht war es an der Zeit erste kleine Schritte zurück in die Konsumgesellschaft zu unternehmen. Und es musste natürlich wieder ein vernünftiger Duft her. Vernünftig, aber nicht zu teuer.
Blablabla jetzt kommts: Ich hatte das unglaubliche Glück 100 ml Xeryus Rouge für 18 Euro erwerben zu können! Wenn das mal keine Auswirkungen auf meine Bewertung hat...
Es gab leider nur eine verschlossene Packung, ich konnte ihn also nicht vorher testen. Aber naja "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" und so nahm ich meine 20 Euro hart erspartes "Konsumgeld" und schmiss sie der Verkäuferin vor die Kasse, die ein bisschen verunsichert wirkte, ob der grimmigen Entschlossenheit in meinem Blick. (Hey! Ich hatte 2 Monate lang nur Axe-Deo benutzt! AXE-DEO!!!!)
Ich begab mich also so schnell wie möglich nach Hause, riss wild lachend die Verpackung auf, versicherte meiner skeptisch guckenden Freundin, dass mit mir alles in Ordnung sei und sprühte mir meine Neuerwerbung auf den Arm:

Sooo *trommelwirbelzackbum kommen wir zur eigentlichen Rezension:

Nach dem ersten Aufsprühen stieg mir eine angenehme, wilde Mischung in die Nase, die mich gleichzeitig an Azzaro pour homme und Opium pour homme denken ließ. Klingt seltsam - klappt aber irgendwie. Es klappt sogar sehr gut. Da ist dieser Aufreißercharme von Azzaro ph gemischt mit der Fülle von Opium ph die Xeryus Rouge zu einem der einzigartigsten Düfte machen, die ich bis jetzt gerochen habe.

Eine weitere Assoziation, die ich habe ist der Geruch/Geschmack von Mon Cherie, also bittere Schokolade mit Alkohol und Kirsche. Das Ganze ist hier allerdings wesentlich voller, holziger und vor allem auch intensiver. Ich glaube, speziell im Sommer ist Xeryus Rouge in der Lage ganze Hallen zu beduften. Wer es dezent mag ist hier definitiv falsch.

Hier einzelne Duftnoten zu benennen fällt mir ziemlich schwer, da hier denke ich einiges zusammenkommt. Apicius schreibt etwas von seifigem Moschus, den ich definitiv auch herausrieche. Auch die rosenartigen, floralen Noten kann ich erschnuppern und mir gefallen sie in dem Zusammenhang sehr gut. Dazu kommen denke ich holzige Noten und da ist definitiv noch einiges mehr. Unter anderem auch diese schwere Süße, die wohl nicht bei allen ankommt, für mich aber irgendwie genau passt.
Langfristig tritt die Süße ein wenig zurück und der Moschus, die rosenartigen und die holzigen Noten treten deutlich in den Vordergrund.

Zusammenfassend kann ich definitiv nachvollziehen, dass Xeryus Rouge nicht allen gefällt. Dazu ist es zu laut, zu intensiv, und irgendwie zu schmutzig. Ja es ist irgendwie schmutzig, vielleicht ist es der Moschus? Trotzdem riecht es keineswegs billig. So wenig ich mir diesen Duft an einem kultivierten Gentlemen mit Monokel und Taschenuhr oder zumindest geregeltem Einkommen vorstellen kann, so wenig passt er auch zum herkömmlichen Discoproll. Ja er ist eindeutig ein Aufreißerduft, ja er ist laut, aber das alles hat auch Tiefe und Charakter, strahlt eine gewisse Sensibilität und Wärme aus.
Xeryus Rouge verkörpert für mich ein entspanntes, unverklemmtes Machotum. Ein etwas abgehalfterter aber sehr sympathischer Weiberheld, der ab und zu mal über die Stränge schlägt. Irgendwie denke ich dabei an Hank Moody aus Californication, falls jemand die Serie kennt.
Klare Empfehlung also an alle, die sich hier wiedererkennen oder zumindest gerne wiedererkennen würden ;)
Für mich auf jeden Fall einer der Düfte, die ich soweit möglich nachkaufen würde.

80 % weil es sicher nicht jedem Gefallen wird. Dieses Unperfekte ist zwar genau das, was für mich den Reiz dieses Duftes ausmacht, aber ich bewerte hier ja nicht nur für mich ;)
4 Antworten
ParfumGeek vor 14 Jahren 11 3
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
netter Zahnarzt
Eigentlich wollte ich mir "nur" ein etwas besseres Parfum besorgen. Irgendein besonderer Duft der meine Persönlichkeit unterstreichen und mich für den Rest meines Lebens begleiten würde. Mein Sigantur-Duft...
Den Rest der Geschichte könnt ihr euch sicher denken. Ich meine, ich bin jetzt plötzlich Mitglied in einer Parfum-Community. Freunde kommen mich besuchen, sehen die vielen Flakons und werfen mir diese seltsamen fragenden Blicke zu. Meine Freundin liegt kopfschüttelnd neben mir während ich abgefahrene Parfums, die nach Vaginas oder "Gedanken" riechen sollen, auf Basenotes oder Parfumo recherchiere. Was ist los mit mir??? Es muss irgendetwas Jäger-und-Sammler-artiges sein. Ja! Das klingt männlich und vernünftig...

Naja, also nachdem ich herausgefunden hatte, dass mir Vetiver als Duftnote sehr gefällt und mein Encre Noire so langsam alle wurde, beschloss ich es einmal mit dem vielgelobten Vetiver von Guerlain zu versuchen. Als ich das nächste mal mit meiner Freundin durch die Läden flanierte lenkte ich ihre Aufmerksamkeit also mehr oder weniger unauffällig auf die Parfümerie, die "zufällig" in der Nähe war. Naja und wenige Minuten später waren wir wieder unterwegs und ich hatte eine traumatische Erinnerung an meinen ersten Zahnarztbesuch im Kopf und diesen Geruch am Arm.

Den Abend verbrachte ich damit, noch einmal alle möglichen Rezensionen zu Guerlain-Vetiver durchzulesen. Bei so viel Lob konnte ich es nicht beim ersten Eindruck belassen.

Irgendwann war mein Encre Noire dann wirklich alle und ich kaufte mir eine 75 ml Flasche...Flakon... (wie auch immer) von dem Stoff. Ich mochte ihn nicht und als nächstes erzähle ich, dass ich 75 ml KAUFE. Man das klingt echt nicht vernünftig... Naja also jedenfalls wurde meine Kühnheit glücklicherweise belohnt. Die Zahnarztnote legt sich recht schnell und es bleibt ein schöner, männlicher, krautiger Geruch, der sehr nah am Körper bleibt. Das heißt aber nicht, dass man ihn nicht bemerkt. Gerade bei wärmeren Temperaturen löst sich immer mal wieder eine kleine Wolke sauber-grasiger Frische, an der sich auch die nähere Umgebung erfreuen kann.
Die wichtigsten Duftnoten sind, soweit ich das mit meiner unerfahrenen Nase bewerten kann: Muskatnuss, Zitrone und natürlich Vetiver. Allerdings ist das längst noch nicht alles. Guerlain Vetiver ist meiner Meinung nach einer dieser Düfte, die man länger tragen muss um sie wirklich schätzen zu lernen. Ich trage ihn jetzt schon eine ganze Weile und es gibt immer wieder Momente in denen ich interessante neue Nuancen entdecke. Er ist einer dieser "Wenn ich nur noch einen Duft benutzen dürfte..."-Kandidaten für mich.

Allerdings ist es wirklich kein Aufreißer-Duft. Aber zum Glück kann man Frauen ja nicht nur mit olfaktorischen Mitteln für sich gewinnen. Worte kommen meiner Erfahrung nach auch sehr gut an. Solange es die richtigen sind... In der richtigen Reihenfolge... Und vernünftig ausgesprochen... Naja ihr versteht schon ;-)
3 Antworten