Global Art of Perfumery 2012: Histoires de Parfums: Édition Rare Pétroleum, Rosam, Ambrarem

Oud, Oud, Oud.... Jedes Label hat eine Oud-Linie, scheint es und auf der Global Art of Perfumery 2012 habe ich den Eindruck, dass der Oud-Hype noch längst nicht abgebrochen ist. Auch dieses Jahr werden einige neue Oud-Düfte präsentiert.

Aber ist das ein Grund, gelangweilt zu gähnen oder gar den Marken Geldverdienerei mit einem Modetrend vorzuwerfen? Nicht unbedingt. Einige Oud-Neuerscheinungen sind sicher unnötig, nicht viel mehr als ein Aufspringen auf den fahrenden Zug. Andere hingegen sind absolut riechenswert. Während Xerjoff sich den orientalischen Ursprüngen zuwendet und Oud-Interpretationen liefert, die für europäische Nasen auch nach über 10 Jahren Kennenlernen der Oud-Note eine kleine, abenteuerliche Reise darstellen, geht Histoires de Parfums einen gänzlich anderen Weg.

Die neue Édition Rare, Eau de Parfum Absolu (Konzentration 18 – 20 %), die in 60 ml-Flakons und silbernem Design drei neue Oud-Parfums von Gerald Ghislain umfasst, lässt beim Testriechen staunen und lächeln.

Ziel ist nicht, Oud möglichst naturgetreu zu inszenieren und oud-typisch heraus zu arbeiten, sondern hier wird Oud zwar als Mitte des Duftes benutzt… aber eben benutzt. Es ist Material, ein Mittel, künstlerischer Werkstoff, der benutzt wird, um etwas anderes auszudrücken. Die drei Düfte drehen sich um den Oud-Akkord, aber nicht, um das Oud zu präsentieren, sondern um damit etwas jeweils Eigenes zu bebildern, um drei olfaktorische Ideen entstehen zu lassen.

Für Marina Crosa, Export Managerin von Histoires de Parfums ist die Duftserie eine europäische Interpretation orientalischer Traditionen und bildet somit eine Brücke zwischen den Kulturen.

Sie erklärt die drei olfaktorischen Ideen Ghislains: „Pétroleum“ widmet sich dem Boden, dem Mineralischen und Steinigen. „Rosam“ dem Vegetativen, Pflanzlich-Lebendigen und „Ambrarem“ dem Animalisch-Lebendigen, dem organischen Leben mit Blutkreislauf und Gefühlen.

Und tatsächlich ist das, was Marina Crosa von der Inspiration Gerald Ghislains erzählt, ist in den Düften zu riechen:

„Pétroleum“ wirkt seltsam nüchtern –mineralisch, zunächst kühl, dann lauwärmer werdend. Dabei nicht trocken und die Idee von Erde oder Staub erweckend. Dieser Boden ist hart und nicht erdig. Ich muss tatsächlich erst an Stein und dann auch etwas an Erdöl denken… nicht raffiniert, nicht benzinartig dünnflüssig, sondern schwer, schwarz und träge ölig. Tiefe und Alter und eine Art chypremäßige Säure rieche ich. Freilich auch Oud. Es ist prominent im Zentrum dieses mineralisch-öligen Duftes, allerdings nicht als Oud, sondern als Teil dieses Bildes von schwerem, steinigem Boden unter dem es, verborgen aber kraftvoll, unterirdisch brodelt .

„Rosam“ widmet sich dem Thema „Vegetation“. Da ist viel Rosiges zu riechen – aber der Duft wird dadurch nicht einfach blumig. Er wirkt auf mich ungeheuer saftig, prall und ein wenig würzig. Eine gewisse Harzigkeit und die Idee von Dickflüssigkeit und gehaltvoller Dunkelheit kommen hinzu.

„Ambrarem“ ist ein Amber-Oud-Duft. Ein sehr grobkörnig anmutender, ungemein warmer und dunkler Amber bekommt durch das Oud und eine Dosis Castoreum animalische Abgründigkeit. Eher Pudrig und rauchig mit einer schönen Tabaknote ist der Duft bei aller Breite dennoch sehr fokussiert und wählt eine gänzlich andere Interpretation des Amber-Oud-Themas wie z.B. by Kilian. Ich rieche hier keine zarte Erotik heraus, sondern eine wuchtige, nur wenig gezügelte Triebhaftigkeit.

Marina Crosa verrät, dass die drei silbernen Édition Rare-Düfte im Herbst diesen Jahres ergänzt werden durch drei goldene. Sie zwinkert viel versprechend, als sie sagt, dass auch diese Düfte ein solches usprünglich-elementares Thema haben werden. Präsentiert werden sie auf der Messe „Fraganze“ in Florenz vom 14. bis 16.09.2012.

Alle drei silbernen Édition Rare-Parfums sind spannend, überraschend, irritierend und herausfordernd. Schön sind sie außerdem. „Pétroleum“ ist sicher der Duft, mit dem gewagtesten und ungewöhnlichsten Profil – und auch derjenige, der mich persönlich spontan sehr bestricken konnte. Ich freue mich darauf, ihn weiter und besser kennen zu lernen und dabei vielleicht die Frage zu beantworten, ob ich ihn am liebsten auf meiner Haut oder der des von mir begehrten Mannes riechen will.

Louce für ParfumoBlog

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