Pazuzu

Pazuzu

Rezensionen
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6 - 10 von 39
Pazuzu vor 13 Jahren 10 1
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Resurrection
Die Marke “B Never Too Busy to be Beautiful“ ist Geschichte und mit ihr untergegangen sind viele sehr extravagante, um nicht zu sagen krasse Düfte. Zum Glück war BNTBtbB nur ein Tochterkonzern von Lush. Mit der Serie Gorilla Perfumes holt Lush einige, darunter „Breath of God“, wieder zurück ins Leben.

Es treibt einem schon die Tränen in die Augen und das meine ich wortwörtlich, nicht etwa weil ich „Breath of God“ so vermisst hätte. Nein aber so eine harsch-rauchige Vetivernote, die gepaart mit Zitrusnoten und scharzem Pfeffer den Auftakt macht, reizt einfach gewaltig die Schleimhäute. Dabei ist es so ein herzliches Wiederriechen für meine Nase. Als hätte sich Annick Goutal´s „Vetiver“, mit seinen scharf-salzigen und würzigen Akzenten, mit der prominenten Melone aus „Un Jardin après la Mousson“ von Hermès vereinigt, um „Breath of God“ hervorzubringen. Nja ganz so einfach ist es nicht, denn die rauchige Ausprägung des Vetiver ist nicht gleich, aber ich fühle mich schon sehr an die jeweiligen Düfte erinnert. Aus dieser Paarung ergibt sich eine gute Haltbarkeit, die Annick Goutal´s Duft allein zuvor nicht gegeben war. Da wo „Vetiver“ ins Nichts ausgeblendet hat, wird er in „Breath of God“ von einer recht dominanten, süßen Melone aus der Basis heraus verstärkt. Es bleibt dennoch vom Genre her ein Vetiverduft, der im Duftverlauf eine besonders interessante Wandlung durchmacht.

Es lässt sich leicht feststellen, dass dieser Duft nicht jedem gefallen wird. Besonders gut tragbar ist er, ob seiner starken Intensität und raumgreifenden Sillage, auch nicht. Der Süße der Melone haftet etwas fauliges, üppiges an. So wie Früchte, die im tropischen Urwald überreif geworden sind und jetzt langsam in Verwesung übergehen. Der Vetiver mildert diesen Eindruck auch nicht ab, da er zwar ätherisch frisch, doch das Bild von brackigem Salzwasser der Mangroven hervorruft. Trotz alledem finde ich „Breath of God“ wunderschön, denn er spielt scheinbar ein wenig mit der Vergänglichkeit. Wobei der Geruch jetzt nicht nur als ein Prozess der Gärung verstanden werden soll. Dafür ist er paradoxerweise auch zu frisch. Was unnatürlich klingt, riecht sehr natürlich und authentisch. Das zeigt auch, das Simon Constantine ein wirklich qualitativ hochwertiges Eau de Parfum komponiert hat. Völlig Unisex kann es sowohl im 10ml TravelSpray, als auch im 30ml Flakon und sogar als festes Parfum erworben werden.
1 Antwort
Pazuzu vor 13 Jahren 12 8
5
Haltbarkeit
8
Duft
Wenn mir mal wieder alles stinkt...
...dann rieche ich gern was luftig-leichtes, wie Fleur de Sel von Miller Harris. Dabei kommt mir unweigerlich ein Vergleich mit Sel de Vetiver von The Different Company in den Sinn. In meiner Wahrnehmung ist Lyn Harris's Duft weniger stark auf Iris konzentriert und dennoch viel floraler ausgeprägt. Nichtsdestotrotz wurde mit der Vetiver-Iris Kombination genau das Thema von Sel de Vetiver (2006) erneut aufgegriffen.

Ein Luftiger, ätherischer Wind ist in diesen Kopfnoten eingefangen. Der Vetiver ist scharf, salzig und trocken, ganz wie es der Name verspricht. Um aufs Blumenwirrwar zurückzukommen, welches Blanche geleugnet hat. Ich meine es existiert doch, ist aber gar nicht nachteilig für die Komposition. Sehr sonnig, hell und weich verweben sich blumige Noten zu einer bunten Sommerlandschaft. Damit der Duft auch Kante zeigen kann, bekommt er noch ein paar holzige Akzente verpasst. Iris in der Basis wartet auf uns, wie ein weiches Kissen auf einen breiten Hintern. Keine Angst die Iris kann das ab ;-).

Zwei von drei Phasen des Duftes finde ich durch und durch gelungen. Leider sind die Kopf- und Herzakkorde sehr kurzlebig geraten. Einmal mehr, ist den natürlich wirkenden Noten, nur eine kurze Lebensdauer beschieden. Man könnte fast glauben Jean Claude Ellena hätte dieses aride Salzlüftchen so komponiert und nicht die ebenfalls goldige Nase Lyn Harris. Denn gerade der lautlose Drydown bringt mich ins Grübeln. Ist ein Duft mit einer derart geringen Projektion, dass er nur dicht auf der Haut wahrnehmbar ist, sein Geld überhaupt wert? Übrig bleibt nämlich ein undefinierter holzig-blümeliger Grundklang. Das gibt mir nichts besonderes, da bevorzuge ich Sel de Vetiver. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass so dezente Düfte ideal für den Besuch einer Sushi Bar geeignet seien. Vielleicht liegt im dezent-natürlichen Auftritt die eigentliche Stärke und Existenzberechtigung von Miller Harris Düften.
8 Antworten
Pazuzu vor 13 Jahren 17 12
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Der charmante Fremde auf meiner Haut
Ein wenig anzüglich, ein wenig krude. So kann einem French Lover beim ersten Versuch erscheinen. Vom Schreihals zum Gentlemen ist es ein großer Sprung. Doch unterschätzt ihn nicht, French Lover schafft das in 30 min. Tragezeit.

Der Duft ist wirklich männlich Dominant, etwas mysteriös, dabei aber nie aufdringlich. Im Gegenteil es gibt da mehr ein Gefühl von Geborgenheit das unbewusst mitschwingt.
Komisch denn am Anfang roch es so arg. Ein saurer Saft grün, holzig und schrill. Hat sich die Komposition erst einmal gesetzt, stellen sich spannende Assoziationen ein. Es riecht nach nasser Erde. Die Luft scheint aufgeladen und geschwängert von Feuchtigkeit, wie vor einem Gewitter.

Das schafft der Duft, obwohl er völlig ohne aquatisches, raumgreifendes Calone auskommt. Die grün-holzige Note der Angelikawurzel bleibt dabei das Hauptthema, ist aber weniger harsch, als zu Beginn. Der Geruch der Angelikawurzel ist wirklich schwer zu beschreiben. Es ist für mich, wie es Baux schon angekündigt hat, eine völlig neue Dufterfahrung. Ein seltsames  Grün ist das. Holzig wie Geäst, scharf und bitter wie der Pflanzensaft, wenn man es bricht. Austariert wird diese schwierige Wurzel, durch die vorhin beschriebene, erdig-feuchte Note. Nach geraumer Zeit tritt, ein rauchiges Etwas, vielleicht Weihrauch, aus den Schatten heraus. Irgendwo tief begraben in der Basis, ist da eine Süße, die ich nicht zuordnen kann. Ähnlich, wie eine Tabaknote, besänftigt sie den rauen Ton von Vetiver und Zedernholz.

Luca Turin soll einmal gesagt haben: "Man sollte auf keinen Fall ein Parfüm benutzen, das mehr Welt in sich trägt, als man selbst gesehen hat" Klingt arrogant und ein wenig böse, aber genau so verhält es sich mit diesem Duft auch auf meiner Haut. Ich kann ihn zwar gut wahrnehmen, bin aber nicht der Mann, zu dem diese Duftaura passt. Nicht, dass ich nicht den Mut hätte Ihn zu tragen, aber er passt einfach nicht zu einem Softi wie mir. Ich habe Respekt vor dieser Komposition von Pierre Bourdon und obwohl ich nicht an Hautchemie glaube, denke ich French Lover braucht einen ebenbürtigen Träger.
12 Antworten
Pazuzu vor 13 Jahren 7
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Kulturschock à la Comme des Garçons
Es kommt ja häufig darauf an, wie man einem Duft gegenübertritt. Bin ich ein Freund der russischen Kultur, dann kann ich mich vielleicht auch eher an einem orthodoxem Weihrauch erfreuen. In dem Fall überwiegen die positiven Aspekte, um Zagorsk so zu assoziieren.

Versuche ich die Phantasie mal außen vor zu lassen, muss ich Apicius recht geben. Zagorsk ist einfach ein Vetiver Thema, gepaart mit Nadelhölzern und starkem, haftendem Weihrauch. Wie ich finde führt einen, die Incense Reihe von Comme des Garcons, auf eine ganz beeindruckende Art in die verschiedenen Aspekte von Weihrauch ein. So einfach die Düfte auch gehalten sind, haben sie trotzdem einen hohen authentischen Wiedererkennungswert. Als Kind der christlichen Hemisphäre mag ich am meisten Avignon, vermutlich weil der Stempel meiner bisherigen Geruchserfahrung hier stärker wirkt. Aber auch die anderen Düfte der Incense Reihe haben, jeder auf seine Art, die Kraft mich zu begeistern. Es passt einfach.

Zagorsk zieht mich mit seinem Bild von einer schneebedeckten, orthodoxen Kirche, mit goldenen Kuppeln und kleinen Sternen in seinen Bann. Tief im Wald muss sie stehn, dem Kommunismus trotzend. Die Mönche im Allerheiligsten schwenken den Weihrauch, in seltsamen, mir unbekannten Zeremonien. Das Fremde hat seinen Reiz, wenn wir es nicht ablehnen. Comme des Garçons schickt uns auf die Reise.
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Pazuzu vor 13 Jahren 7 4
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Duft zeigt Charakter
Es braucht sich nur wenig in der Komposition eines Rosensoliflors zu ändern, schon spricht der Duft eine völlig neue Sprache. Manchmal reicht es wenn ein anderer Jahrgang von Rosenöl verwendet wird. So detailliert kann unsere Nase Rosendüfte wahrnehmen. Im Vergleich zu Solifloren sind dann die Unterschiede zwischen Rosendüften mit Nebennoten so groß, wie bildhaft ein Tiefseegraben tief ist.

Erlebt habe ich das anhand einer kleinen Testreihe bestehend aus Une Rose, Sa Majesté La Rose, Paestum Rose, Rose Poivrée, Black Aoud und zu guter letzt Hammam Bouquet. Alle Düfte sind extreme Eigenbrötler und verkörpern trotz der Gemeinsamkeiten, jeder für sich, ein ganz anderes Image. Wo Une Rose ein naturalistisches Wunderwerk ist und einem Faustschlag in den Nervus Olfactorius gleichkommt, da verhält sich Sa Majesté La Rose höflich zurückhaltend, wie eine englische Lady, die an einer zarten, weißen Rose herumschnippelt. Sicher wohnt die Gute, ähnlich wie Miss Marple, in einem kleinen Cottage und brüht sich dort ihren Tee zusammen mit den gepflückten Rosenblättern auf.

Ich weiß oft nicht, was den ganzen Hype um Serge Lutens Düfte wirklich auslöst, denn meistens sind es schöne und ungewöhnliche, aber untragbare Raumdüfte. Doch manche Ausnahme gibt es. Sa Majesté La Rose, komponiert von Christopher Sheldrake, gehört meiner Meinung nach dazu und kann ausgesprochen leicht getragen werden. Die Rose ist strahlend hell und verbindet sich sanft mit dem Eigengeruch meiner Haut. Begleitet wird die Rosennote von einem grünem, Chlorophyll-lastigen Pflanzenduft. Erzeugt wird dieser hauptsächlich von Geraniol, das dem Duft auch zusätzlich eine gewisse Frische verleiht. Negativ ist mir weder die Säure des Geraniols, noch die vermeintlich dominante Litschi-Note aufgefallen. Im Gegenteil, denn genau dieser Akkord macht den individuellen Charakter dieser Rose aus. Durch ihn erhält sie erst ihre strahlend-sanften Züge.

Ob der Duft ein ältliches Image, oder englischen Charme hat, liegt in der Nase des Riechenden. Die Ausdauer des Eau de Parfums ist jedenfalls “Lutens-typisch“ hoch. Aber Vorsicht bei schwer waschbaren Textilien. Der Farbstoff, welcher mir schon in Arabie aufgefallen ist, scheint auch in Sa Majesté La Rose enthalten zu sein. Der macht nämlich gelbe Flecken, welche natürlich dem jeweiligen Kleidungsstück ebenfalls eine sehr individuelle Note verpassen.
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