07.04.2014 - 17:30 Uhr
Palonera
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Palonera
Geschichte Top Rezension
49
Maxime
Ploubazlanec ist ein kleiner Ort an der bretonischen Atlantikküste, ein paar Kilometer nördlich von Paimpol.
Winzige Läden gruppieren sich um Friedhof und Kirche, beim Bäcker gibt es die weltbesten Croissants, vormittags schon sitzen die alten Männer vor der Bar, Calvados und Gitanes auf den kleinen Tischen und den Blick irgendwo weit draußen am Horizont.
Die weißgekalkten oder aus dicken grauen Steinen erbauten Häuser sind überrankt von Kletterpflanzen, niedrige Obstbäume und Blüten in allen Formen und Farben scheinen aus dem Bilderbuch direkt in die Gärten gepaust.
Bei Ebbe weicht das Wasser kilometerweit zurück und gibt den Weg frei zu den Austernbänken, dorthin, wo wortkarge Männer mit wettergegerbten Gesichtern an Netzen hantieren, an ihrer Seite ein großer schwarzer Hund.
Dort, nur einen Steinwurf vom steinigen Strand entfernt, lebt Maxime.
Wir hatten sein Haus gemietet, das Haus, das er mit seinen eigenen Händen zu erbauen geholfen hatte, das innen und außen aus honigfarbenem Holz bestand und in das wir uns auf den ersten Blick verliebten.
Kleine Apfelbäume umstanden es, die jetzt, im September, leuchtendrote Früchte trugen.
Maxime lebte nebenan im Haus seiner Eltern, in dem schon seine Großeltern gelebt hatten und deren Eltern.
Seine Augen waren so hell und klar und blau, daß es fast schon kitschig schien, sein Haar von der Sonne zu einem matten Sandton gebleicht und sein Lächeln so breit und herzlich, daß es von Plakatwänden hätte herabstrahlen sollen.
Er war Fischer gewesen, erzählte er, Austernfischer wie sein Vater und seine Brüder, wie die meisten Männer in Ploubazlanec.
Wir fanden wilden Knoblauch und Kartoffeln aus seinem Garten auf dem Terrassentisch, wenn wir abends heimkamen; er brachte uns Austern von seiner eigenen Bank und mich dazu, mir zu wünschen, es gäbe einen Duft, der jenem glich, der ihn umgab wie eine Aura.
Die Luft, die vom Meer hereinkommt und sein Salz mit sich trägt, sich mit den Aromen der wilden Kräuter und Gräser, der Blüten und sonnengewärmter Haut verbindet - Männerhaut, gebräunt und ein wenig verschwitzt, sauberer Schweiß mit einem Hauch von Seife.
In seinen Kleidern hängt der Duft von Tabak – kein alter, kalter Rauch, der meine Nase rümpft, nein, warm ist er und dunkel, ein wenig süß und weich, sinnlich und so sehr maskulin, so sehr behütend, beschützend, die starke Schulter, der Fels in der Brandung.
Der Duft eines Mannes, bodenständig und im besten Sinne konservativ, zupackend und zugleich voll Zärtlichkeit, trockenes Holz und bitteres Eichenmoos, sehr erwachsen mit lächelnden Augen, zwinkernd, blitzend, innerhalb weniger Stunden mit der Haut verschmelzend, kaum wahrnehmbar noch und doch unwiderstehlich anziehend, verführend, sich in seine Arme zu schmiegen, das Gesicht an seiner Schulter zu vergraben und nirgendwo anders mehr sein zu wollen.
Jahre später fand ich seinen Duft.
Eine kleine Phiole, unscheinbar, unberechenbar.
"Fleurs de Sel".
Winzige Läden gruppieren sich um Friedhof und Kirche, beim Bäcker gibt es die weltbesten Croissants, vormittags schon sitzen die alten Männer vor der Bar, Calvados und Gitanes auf den kleinen Tischen und den Blick irgendwo weit draußen am Horizont.
Die weißgekalkten oder aus dicken grauen Steinen erbauten Häuser sind überrankt von Kletterpflanzen, niedrige Obstbäume und Blüten in allen Formen und Farben scheinen aus dem Bilderbuch direkt in die Gärten gepaust.
Bei Ebbe weicht das Wasser kilometerweit zurück und gibt den Weg frei zu den Austernbänken, dorthin, wo wortkarge Männer mit wettergegerbten Gesichtern an Netzen hantieren, an ihrer Seite ein großer schwarzer Hund.
Dort, nur einen Steinwurf vom steinigen Strand entfernt, lebt Maxime.
Wir hatten sein Haus gemietet, das Haus, das er mit seinen eigenen Händen zu erbauen geholfen hatte, das innen und außen aus honigfarbenem Holz bestand und in das wir uns auf den ersten Blick verliebten.
Kleine Apfelbäume umstanden es, die jetzt, im September, leuchtendrote Früchte trugen.
Maxime lebte nebenan im Haus seiner Eltern, in dem schon seine Großeltern gelebt hatten und deren Eltern.
Seine Augen waren so hell und klar und blau, daß es fast schon kitschig schien, sein Haar von der Sonne zu einem matten Sandton gebleicht und sein Lächeln so breit und herzlich, daß es von Plakatwänden hätte herabstrahlen sollen.
Er war Fischer gewesen, erzählte er, Austernfischer wie sein Vater und seine Brüder, wie die meisten Männer in Ploubazlanec.
Wir fanden wilden Knoblauch und Kartoffeln aus seinem Garten auf dem Terrassentisch, wenn wir abends heimkamen; er brachte uns Austern von seiner eigenen Bank und mich dazu, mir zu wünschen, es gäbe einen Duft, der jenem glich, der ihn umgab wie eine Aura.
Die Luft, die vom Meer hereinkommt und sein Salz mit sich trägt, sich mit den Aromen der wilden Kräuter und Gräser, der Blüten und sonnengewärmter Haut verbindet - Männerhaut, gebräunt und ein wenig verschwitzt, sauberer Schweiß mit einem Hauch von Seife.
In seinen Kleidern hängt der Duft von Tabak – kein alter, kalter Rauch, der meine Nase rümpft, nein, warm ist er und dunkel, ein wenig süß und weich, sinnlich und so sehr maskulin, so sehr behütend, beschützend, die starke Schulter, der Fels in der Brandung.
Der Duft eines Mannes, bodenständig und im besten Sinne konservativ, zupackend und zugleich voll Zärtlichkeit, trockenes Holz und bitteres Eichenmoos, sehr erwachsen mit lächelnden Augen, zwinkernd, blitzend, innerhalb weniger Stunden mit der Haut verschmelzend, kaum wahrnehmbar noch und doch unwiderstehlich anziehend, verführend, sich in seine Arme zu schmiegen, das Gesicht an seiner Schulter zu vergraben und nirgendwo anders mehr sein zu wollen.
Jahre später fand ich seinen Duft.
Eine kleine Phiole, unscheinbar, unberechenbar.
"Fleurs de Sel".
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