08.03.2020 - 21:59 Uhr
Seerose
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Seerose
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Ihre Majestät La Reine de Rose - und nicht das Rosenresli
Als etwa Zehnjährige fand ich in einem alten großen verglasten Bücherschrank viele Bücher aus dem 19. Jahrhundert bis ca. in die 30er Jahre des 20. Jahrhundert. Zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, vor allem für Mädchen enthielt dieser Bücherschatz. Auch Th. Storm, Novalis, E. T. A. Hoffmann und andere Romantiker, viele Märchenbücher vor allem Kunstmärchen von Hauff, Storm u. v. m. befanden sich darin. Ich habe alle Bücher ausnahmslos gelesen und das mehrere Male. Viele waren in Frakturschrift gedruckt, die Sprache war elaborierter und "altmodisch" aber das habe ich schnell gelernt und gar nicht mehr wahrgenommen. Nicht nur Nesthäkchen als Gesamtausgabe, ein Vorläufer von "Hanni und Nanni" war vorhanden, sondern auch eine Gesamtausgabenreihe mit Büchern der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri. Von der man heute durch Film und Fernsehen meist nur noch die verkitschte und überzeichnete Form des Buches über "Heidi" kennt.
Johanna Spyri jedoch hat im 19. Jahrhundert sehr bewegende gesellschaftskritische Bücher zu Kinderschicksalen, besonders über Mädchen aus den unteren Schichten der damaligen Zeit geschrieben, wozu nicht nur Heidi gehört, sondern auch das mir unvergeßliche Buch "Das Rosenresli".
Es geht um ein Mädchen, dass wegen seiner Armut jeden Tag Rosenblüten meint pflücken zu müssen. Weil dessen Mutter zu krank dazu geworden ist und die Familie dadurch kein Einkommen mehr hat. Die Eigentümer einer Rosenplantage beuten das unterernährte und viel zu dünn gekleidete Kind dazu aus. Und bezahlen es miserabel, behandeln das kleine Mädchen gnadenlos hart. Weil es nicht die Pflückleistung einer erwachsenen Frau erbringen kann. Kinderarbeit war damals nicht nur in GB üblich, sondern auch in der Schweiz, wie überall in Europa.
Nein, diese Bücher sind keineswegs sentimental, die Härte vor allem gegen die Kinder wird schonungslos beschrieben. Nicht ganz so drastisch wie Charles Dickens; die Bücher wurden für Kinder geschrieben
Jedoch der Duft der Rosenblätter, den ich damals sehr selten riechen konnte, und unser Klassenlehrer, ein enthusiastischer Rosenliebhaber und -züchter, der uns bei jeder Gelegenheit an seinem Hobby ausgiebig teilhaben ließ (er hat uns ausgiebig über Veredeln und Okulieren sowie über Rosensorten aufgeklärt und das vorzugsweise in den Malstunden, ich weiß also immer noch, wie es geht) haben mich damals für Rosen schwärmen lassen. Rosenseife war für mich das Höchste.
Wie habe ich mit dem Rosenresli mitgefroren, die dornenzerkratzten Hände gespürt, seine kalten kleinen Hände gespürt, wenn es morgens sehr früh die Rosen pflücken musste. Und mir den aufsteigenden Duft der Rosenblätter aus dem Pflückkorb vorgestellt.
Warum ich deshalb von da an die Rosen so liebte, kann ich nicht erklären, die Novelle hätte eher das Gegenteil bewirken können.
Aber schon damals fand ich viele Rosenseifen mehr nach Kernseife und nicht nach echter Rose duftend - um hier den Bogen zum Duft "Rose Silence" von Miller Harris zu schlagen.
Ich war immer auf der Suche nach dem wirklichen Rosenduft. Kaufte mir später auch Rosenöle, Rosendüfte.
Allerdings wandelte sich das, ich erkannte, dass der Duft frischer Rosenblüten immer anders ist, als der von verarbeiteten Rosen in Düften, Seifen. Und auch der Duft getrockneter Rosenblätter duftet niemals so wie erblühte Rosen. Zudem riecht jede Rosensorte anders, Rose ist nicht gleich Rose.
Mittlerweile ist meine Rosenduftliebe sehr verblasst, eine verblasste Liebe an bestimmte Ereignisse aus der Kindheit erinnernd.
Ich bin auch als Parfümliebhaberin keine Rosenduftenthusiastin und daher sehr wählerisch. Zudem habe ich andere Duftvorlieben entwickelt. Jedoch in meine vollständige Parfümsammlung gehört der eine oder andere rosendominierte Duft.
So erhielt ich als Überraschungsgeschenk diesen opulenten und erstklassigen Rosenduft "Rose Silence" .
Wie wir wissen, sind auch die sogenannten monofloralen Düfte immer mit anderen Ingredienzen verschnitten, damit man einen haltbaren nahezu authentischen Duft der Einzelblume überhaupt erzeugen kann.
Und ich bevorzuge gerade bei Rosendüften jene, die mit Hölzern, Oud, Weihrauch und Patchouli, ja sogar mit Eichenmoos komponiert sind, ein wenig Moschus hellt einen Rosenduft auf.
So ist es auch bei "Rose Silence", um mit dem Ausklang zu beginnen. Ziemlich am Schluss einer langen Haltbarkeit nehme ich eine zarte sehr dezente Moschuscremigkeit wahr.
"Rose Silence" startet mit einer herben Note der hier als schwarze Johannisbeere gelistet ist. Als ich jedoch die Schachtel inspizierte und die dort genannten, von der EU verlangten aufgeführten Ingredienzen lese, vor allem die allergenen, ist dort auch Citral gelistet. Das erklärt den recht strengen Kopfnotenduft.
Die anderen dort genannten chemischen Bestandteile erläutere ich nicht.
Ich halte mich hier an die Pyramide, denn da steht, wie "Rose Silence" duften soll.
Nach dem herb-fruchtigen Einstieg erscheint eine üppige strahlend moderne, ja geradezu gleißende Rose mit einem Zitrusschalenölgrundton.
So bleibt "Rose Silence" für mich über viele Stunden nahezu unvermindert stark. Ganz langsam wird "Rose Silence" sanfter, ich warte auf das gelistete Patchouli gemeinsam mit dem genannten Moschus.
Jedoch zu meiner leisen Enttäuschung rieche ich kein Patchouli.
Sondern das, was ich in vielen anderen Düften in der Basis als Patchouli genannt finde, was ich aber nicht als solches identifizieren kann. Sondern etwas, dass ich als synthetisches Patchouli empfinde, es fehlt etwas daran. Als sei das Patchouli um einige seiner typischen Riechstoffe beraubt, damit diejenigen, die Patchouli nicht mögen, das nicht mehr so wahrnehmen.
Diese "kastrierte" Patchoulinote verdirbt jedoch "Rose Silence" nicht, es bewirkt nur eine Zähmung des mir sonst möglicherweise zu üppigen Rosenduftes. So ist "Rose Silence" für mich besonders angenehm, weil keine dominante synthetische Süße im Verlauf irgendwann aufdringlich nervt.
Mir fallt dazu dann "Hippie Rose" von Heeley ein. Das ist auch ein starker Rosenduft. Aber im Gegensatz zu "Rose Silence" ist es trotz Weihrauch und deutlich wahrnehmbarem Patchouli ein kühler Duft.
Oder "Coup de Foudre" von DelRae mit seiner subtilen Rosennote und als Antagonist ein sehr schönes aromatisches Eichenmoos, das mich als Eichenmoosmäklerin sogar begeistert.
Hingegen dem einst von mir so geliebten "White Rose" von Floris fehlt genau so ein Antagonist, es hat sehr wenig Haltbarkeit und ist gegen "Rose Silence" konturlos, oder freundlicher: Eine filigrane weiße Rose
Weiter kann ich zu "Rose Silence" nichts hinzufügen. Es steht binnen höchstens fünf Minuten und steht dann in voller flammender Rosenblüte. "Rose Silence" ist ein großer Rosenduft, der Rosenduftenthusiast*innen begeistern müsste.
"Rose Silence" repräsentiert meiner Meinung nach den Anspruch der Rose, die Königin unter den Blumen zu sein.
"Rose Silence" ist überdies ein Qualitätsduft. Mir persönlich fehlt ein wahrnehmbares helles und warmes deutliches Patchouli, wie in der Pyramide "versprochen".
Ob Männer das heutzutage tragen könnten? Meinetwegen. Ein J. W. von Goethe hätte kein Problem damit gehabt, denn er liebte es Rosendüfte zu tragen.
Johanna Spyri jedoch hat im 19. Jahrhundert sehr bewegende gesellschaftskritische Bücher zu Kinderschicksalen, besonders über Mädchen aus den unteren Schichten der damaligen Zeit geschrieben, wozu nicht nur Heidi gehört, sondern auch das mir unvergeßliche Buch "Das Rosenresli".
Es geht um ein Mädchen, dass wegen seiner Armut jeden Tag Rosenblüten meint pflücken zu müssen. Weil dessen Mutter zu krank dazu geworden ist und die Familie dadurch kein Einkommen mehr hat. Die Eigentümer einer Rosenplantage beuten das unterernährte und viel zu dünn gekleidete Kind dazu aus. Und bezahlen es miserabel, behandeln das kleine Mädchen gnadenlos hart. Weil es nicht die Pflückleistung einer erwachsenen Frau erbringen kann. Kinderarbeit war damals nicht nur in GB üblich, sondern auch in der Schweiz, wie überall in Europa.
Nein, diese Bücher sind keineswegs sentimental, die Härte vor allem gegen die Kinder wird schonungslos beschrieben. Nicht ganz so drastisch wie Charles Dickens; die Bücher wurden für Kinder geschrieben
Jedoch der Duft der Rosenblätter, den ich damals sehr selten riechen konnte, und unser Klassenlehrer, ein enthusiastischer Rosenliebhaber und -züchter, der uns bei jeder Gelegenheit an seinem Hobby ausgiebig teilhaben ließ (er hat uns ausgiebig über Veredeln und Okulieren sowie über Rosensorten aufgeklärt und das vorzugsweise in den Malstunden, ich weiß also immer noch, wie es geht) haben mich damals für Rosen schwärmen lassen. Rosenseife war für mich das Höchste.
Wie habe ich mit dem Rosenresli mitgefroren, die dornenzerkratzten Hände gespürt, seine kalten kleinen Hände gespürt, wenn es morgens sehr früh die Rosen pflücken musste. Und mir den aufsteigenden Duft der Rosenblätter aus dem Pflückkorb vorgestellt.
Warum ich deshalb von da an die Rosen so liebte, kann ich nicht erklären, die Novelle hätte eher das Gegenteil bewirken können.
Aber schon damals fand ich viele Rosenseifen mehr nach Kernseife und nicht nach echter Rose duftend - um hier den Bogen zum Duft "Rose Silence" von Miller Harris zu schlagen.
Ich war immer auf der Suche nach dem wirklichen Rosenduft. Kaufte mir später auch Rosenöle, Rosendüfte.
Allerdings wandelte sich das, ich erkannte, dass der Duft frischer Rosenblüten immer anders ist, als der von verarbeiteten Rosen in Düften, Seifen. Und auch der Duft getrockneter Rosenblätter duftet niemals so wie erblühte Rosen. Zudem riecht jede Rosensorte anders, Rose ist nicht gleich Rose.
Mittlerweile ist meine Rosenduftliebe sehr verblasst, eine verblasste Liebe an bestimmte Ereignisse aus der Kindheit erinnernd.
Ich bin auch als Parfümliebhaberin keine Rosenduftenthusiastin und daher sehr wählerisch. Zudem habe ich andere Duftvorlieben entwickelt. Jedoch in meine vollständige Parfümsammlung gehört der eine oder andere rosendominierte Duft.
So erhielt ich als Überraschungsgeschenk diesen opulenten und erstklassigen Rosenduft "Rose Silence" .
Wie wir wissen, sind auch die sogenannten monofloralen Düfte immer mit anderen Ingredienzen verschnitten, damit man einen haltbaren nahezu authentischen Duft der Einzelblume überhaupt erzeugen kann.
Und ich bevorzuge gerade bei Rosendüften jene, die mit Hölzern, Oud, Weihrauch und Patchouli, ja sogar mit Eichenmoos komponiert sind, ein wenig Moschus hellt einen Rosenduft auf.
So ist es auch bei "Rose Silence", um mit dem Ausklang zu beginnen. Ziemlich am Schluss einer langen Haltbarkeit nehme ich eine zarte sehr dezente Moschuscremigkeit wahr.
"Rose Silence" startet mit einer herben Note der hier als schwarze Johannisbeere gelistet ist. Als ich jedoch die Schachtel inspizierte und die dort genannten, von der EU verlangten aufgeführten Ingredienzen lese, vor allem die allergenen, ist dort auch Citral gelistet. Das erklärt den recht strengen Kopfnotenduft.
Die anderen dort genannten chemischen Bestandteile erläutere ich nicht.
Ich halte mich hier an die Pyramide, denn da steht, wie "Rose Silence" duften soll.
Nach dem herb-fruchtigen Einstieg erscheint eine üppige strahlend moderne, ja geradezu gleißende Rose mit einem Zitrusschalenölgrundton.
So bleibt "Rose Silence" für mich über viele Stunden nahezu unvermindert stark. Ganz langsam wird "Rose Silence" sanfter, ich warte auf das gelistete Patchouli gemeinsam mit dem genannten Moschus.
Jedoch zu meiner leisen Enttäuschung rieche ich kein Patchouli.
Sondern das, was ich in vielen anderen Düften in der Basis als Patchouli genannt finde, was ich aber nicht als solches identifizieren kann. Sondern etwas, dass ich als synthetisches Patchouli empfinde, es fehlt etwas daran. Als sei das Patchouli um einige seiner typischen Riechstoffe beraubt, damit diejenigen, die Patchouli nicht mögen, das nicht mehr so wahrnehmen.
Diese "kastrierte" Patchoulinote verdirbt jedoch "Rose Silence" nicht, es bewirkt nur eine Zähmung des mir sonst möglicherweise zu üppigen Rosenduftes. So ist "Rose Silence" für mich besonders angenehm, weil keine dominante synthetische Süße im Verlauf irgendwann aufdringlich nervt.
Mir fallt dazu dann "Hippie Rose" von Heeley ein. Das ist auch ein starker Rosenduft. Aber im Gegensatz zu "Rose Silence" ist es trotz Weihrauch und deutlich wahrnehmbarem Patchouli ein kühler Duft.
Oder "Coup de Foudre" von DelRae mit seiner subtilen Rosennote und als Antagonist ein sehr schönes aromatisches Eichenmoos, das mich als Eichenmoosmäklerin sogar begeistert.
Hingegen dem einst von mir so geliebten "White Rose" von Floris fehlt genau so ein Antagonist, es hat sehr wenig Haltbarkeit und ist gegen "Rose Silence" konturlos, oder freundlicher: Eine filigrane weiße Rose
Weiter kann ich zu "Rose Silence" nichts hinzufügen. Es steht binnen höchstens fünf Minuten und steht dann in voller flammender Rosenblüte. "Rose Silence" ist ein großer Rosenduft, der Rosenduftenthusiast*innen begeistern müsste.
"Rose Silence" repräsentiert meiner Meinung nach den Anspruch der Rose, die Königin unter den Blumen zu sein.
"Rose Silence" ist überdies ein Qualitätsduft. Mir persönlich fehlt ein wahrnehmbares helles und warmes deutliches Patchouli, wie in der Pyramide "versprochen".
Ob Männer das heutzutage tragen könnten? Meinetwegen. Ein J. W. von Goethe hätte kein Problem damit gehabt, denn er liebte es Rosendüfte zu tragen.
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