Pinkdawn

Pinkdawn

Rezensionen
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66 - 68 von 68
Pinkdawn vor 6 Jahren 20 8
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
5
Duft
Die modrige Süße verwelkter Rosen auf Trauerkränzen
Paris von YSL ist ein Duft, bei dem sich mir immer eine Frage stellt: Was hat die Hauptstadt der Franzosen - und natürlich im Besonderen der Französinnen – mit diesem Parfum von Yves Saint Laurent zu tun?
Ich kenne Paris. Nicht sehr gut. So, wie man die Stadt eben als Gast kennen lernt. Ich besuchte Paris im August, jenem Monat also, in dem die Einheimischen, wenn sie es sich leisten können, aus der Metropole flüchten und sie den Touristen überlassen.
Immerhin. In den Parks und Gärten blühte es – in den schönsten Farben des Sommers. Auch Rosen waren dabei. Im Jardin du Luxembourg, in den Tuilerien, im Jardin Anne-Frank und vor allem im Roseraie du Parc de Bagatelle.
Ich stelle mir vor, dass Yves Saint Laurent in den frühen 80er Jahren dort spazieren gegangen ist und sich von üppigen Damaszener Rosen, Teerosen oder blaßrosa Bourbonrosen, wie sie einst in Josephines Malmaison blühten, zu seinem Parfum inspirieren ließ.
Das ist natürlich eine naive Vorstellung. Ist doch die Parfümeurin des Dufts die Russin Sophia Grojsman, die Düfte wie Eternity, Beautiful und Trésor kreiert hat. Aber vielleicht ist ja sie in den Rosengärten von Paris gesessen und hat ihre Düfte genossen.
Paris gilt als „Rosenduft“. Das war auch der Grund, weshalb ich mich für dieses Eau de Toilette interessiert habe. Ich liebe Rosenduft.
Der charakteristische Flakon aus geschliffenem Glas mit seinem schwarz-pinken Verschluss hat mich sofort angesprochen.
Der Duft startet gleich nach dem Aufsprühen sehr süß, mir fast schon zu süß. Von der zitrischen Bergamotte merke ich wenig. Grüne Noten sind hingegen anfangs deutlich vorhanden. Auch Blüten mischen sehr bald mit. Die Rose ist von Anfang an präsent und bleibt es. In der Herznote beginnt der Duft etwas pudrig zu werden. Die heiteren Klänge von Grün und Bergamotte sind nun komplett verschwunden. Das EdT bietet keinerlei Frische mehr, nur eine schwere, fast an Honig erinnernde etwas stechende Süße, die zuletzt von Sandelholz noch verstärkt wird. Dazu werden auch Schwergewichte wie Amber und Moschus bis zum Abwinken aufgefahren.
Paris – ich meine das Parfum - hat mich seinerzeit überzeugt, was ich heute nicht mehr nachvollziehen kann. Ich habe mir den Eau de Toilette Spray gekauft und ihn gern in der Sommerzeit verwendet.
YSL nennt den Duft verführerisch. Er soll eleganten, fröhlichen Damen mit erlesenem Geschmack stehen. Beschrieben wird das Parfum als romantisch, sehr feminin und delikat.
Dass ich noch einen halb gefüllten Flakon davon besitze, hat natürlich seine Gründe. Irgendwie hat mir der Duft früher viel mehr zugesagt. Heute empfinde ich ihn als zu süß, zu schwer – selbst als Eau de Toilette – und auch, ja, irgendwie altmodisch.
Es ist das Dufterlebnis das man möglicherweise hat, wenn man eine alte Truhe auf dem Dachboden findet, sie öffnet und darin den vergilbten Brautschleier der Ururgroßmutter findet, in dem sich ein Parfum von anno dazumal festgesetzt hat.
Ich würde mir wünschen, dass die Rosen frischer duften, und der gesamte Duft leichter, spritziger und nicht gar so dunkel und streng wäre. Aber tatsächlich hat er eine samtige Schwere, die für mich fast etwas Melancholisches hat. Von der versprochenen Fröhlichkeit merke ich nichts. Ich kann mir bestenfalls vorstellen, dass eine attraktive, gepflegte Dame in Schwarz mit rot lackierten Fingernägeln ihn zum Begräbnis ihres Gatten trägt.
Ich mag pudrige Düfte. Aber hier begegnet mir eher staubiges Pathos als ein fröhlicher Rosenpuderduft.
Ich vermag heute nicht mehr erkennen, was mir einmal an diesem Duft so gefallen hat. Derzeit kann ich mich nicht mit ihm identifizieren und außer Begräbnissen wüsste ich kaum eine Gelegenheit, bei der ich ihn tragen würde.
Romantisch? Nein. Verführerisch? Schon gar nicht. Feminin? Bestenfalls, wenn es sich dabei um ältere Damen handelt. Man braucht schon eine gewisse Persönlichkeit, um diesen dominanten Duft zumindest abends tragen zu können, ohne von ihm erdrückt zu werden. Sillage und Haltbarkeit sind hier für ein Eau de Toilette fast unglaublich intensiv!
Mit der lebendigen Weltstadt an der Seine, der Stadt der Liebe und der Künstler hat dieser schwerblütige Duft meiner Meinung nach allerdings nichts zu tun. Sie hätte sich eine bessere bzw. passendere Kreation verdient. Etwas Leichtes, Blumiges, mit Charme und Esprit, raffiniert, aber anmutig und lieblich.
Doch Paris, der Duft, hat von all dem so überhaupt nichts.
In Wien haben wir eine Weiße Frau, die in der Hofburg umgeht. Angeblich handelt es sich um Kunigunde, die unglückliche Witwe Premysil Ottokars II., König von Böhmen, der 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld von Rudolf I. von Habsburg besiegt wurde und fiel. Rudolf stellte den Leichnam des glücklosen Königs übrigens danach 30 Wochen in Wien zur Schau.
Gern gesehen ist der ruhelose Geist der Königin nicht. Kündigt ihr Erscheinen doch sicheres Unheil an. Ich bin ihr zum Glück noch nie begegnet. Sollte ich es einmal, bin ich jedoch sicher, ihr Parfum sofort zu erkennen: dieser morbide Duft verwelkter Rosen auf Trauerkränzen, diese modrige, schwere Süße …
8 Antworten
Pinkdawn vor 6 Jahren 15 3
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
iPerfume

Der Apfel spielt bekanntlich eine lange und bedeutungsschwere Rolle in der Menschheitsgeschichte. Hat er doch nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass wir Armen des Paradieses verlustig gingen. Später ist er dann als teure, aber überaus imageträchtige Versuchung in Bereich der modernen Kommunikationstechnologie wiedergekehrt. Übrigens ähnlich erfolgreich wie seinerzeit im Paradies.
2004 setzte Donna Karan das Spiel mit der Versuchung fort. Sie kreierte einen Duft, der besonders verführerisch sein sollte. Wie anders kann man den Namen „Be Delicous“ sonst interpretieren. Sei köstlich! Wie ein frischer, knackiger, saftigsüßer Apfel, der zum Anbeißen reizt.
Für mich schwang das alles mit bei diesem Eau de Parfum, für das seinerzeit auch kräftig die Werbetrommel gerührt wurde. Vor allem ein Werbespot hat sich mir eingeprägt. Er spielt auf die biblische Versuchung an und zeigt eine junge, natürlich sehr attraktive, brünette junge Dame in den Straßen des „Big Apples“ New York. Vor einem Obststand hält sie inne, angezogen von einem Berg appetitlicher Granny-Smith-Äpfel. Ein gutaussehender Typ scheint sich ebenfalls für die grünen Äpfel zu interessieren. Eine dieser Vitaminbomben hält er bereits in der Hand. Nun sieht er die fesche Lady – und reicht ihr spontan den leckeren Apfel. Sie zögert nicht lange und beißt herzhaft in die frische Frucht. Einen Moment lang überlegt sie, ob sie den Apfel dem Mann wieder zurückgeben soll. Er scheint darauf zu warten. Sie hat sich aber anders entschieden und geht lachend mit dem angebissenen Apfel weiter. Ob er ihr folgen wird? Es sieht fast so aus.
Ich gebe zu, ich bin anfällig für Werbung und liebe Parfum. Wenn ich von einem neuen Parfum höre oder sehe, beginne ich mich dafür zu interessieren und kann es kaum erwarten, daran zu schnuppern. Oft kommt dabei – ich will nicht sagen, das böse Erwachen, aber doch die Enttäuschung auf den ersten Sprüher. Zu schwer, zu süß, zu fad, zu billig, zu streng, zu viel von dem, zu wenig von etwas anderem – zu irgendwas. Und ich gehe weiter, ohne zurückzublicken.
Nicht so bei „Be Delicous“. Die außergewöhnliche, runde Apfelform, der eine silberspiegelnde obere Hälfte edle Wertigkeit gibt, die schöne grüne Farbe – gut sichtbar im transparenten Flakon -, der meinem Geschmack nach gelungene Name, die sympathische Werbung, die einem ein Lächeln entlockt, all das hatten mich schon einmal für den Duft eingenommen. Jetzt musste er mich nur noch olfaktorisch überzeugen.
Ich schnuppere an der kleinen Öffnung, wo das Parfum herauskommt, wenn man den Sprühknopf niederdrückt (was übrigens bei der runden Apfelform gar nicht so leicht ist. Ich nehme meist beide Hände zu Hilfe). Ich erschnuppere frische Süße, lieblich, irgendwie grün – so kommt es mir vor – und fruchtig.
Nun mache ich die Probe aufs Exempel und sprühe etwas von der grasgrünen Flüssigkeit auf meine Hand.
Sofort fühle ich mich von einer köstlichen Kühle umgeben, die mich erfrischt, aber gleichzeitig auch etwas Edles, Elegantes hat. Das Aroma eines frischen, reifen Apfels ist sofort präsent.
Hatte ich mir das erwartet? Ja, vielleicht. Ich weiß nicht mehr. Der Dufteindruck ist so stark, dass dahinter meine Erwartungen verschwinden.
Ja, möglicherweise hätte ich mir einen typischen Granny-Smith-Duft erwartet, etwas säuerlich, aber frisch und nicht zu süß. Aber das wäre dann das Aroma eines WC-Spülsteins oder gewesen.
Der Duft, der mir nun begegnet, ist raffinierter. Er hat eine interessante Tiefe, in der zarte Blumen spürbar sind. Ich kann sie nicht einzeln identifizieren. Es ist ein üppiger Duftteppich aus Lieblichkeiten wie Veilchen, Maiglöckchen, Rosen und Magnolien.
Über allem schwebt der Apfel – reif, süß und erlesen.
Mit der Zeit verliert der Duft seine anfängliche Frische und wird versonnener, ruhiger, aber dafür stärker, schwerer, süßer. Wobei die Süße keine billige ist, sondern eine, die Substanz hat, einen aber dabei nie überfordert oder in (mystische) Tiefen führt.
Der Duft bleibt „down to earth“ - quicklebendig, fröhlich und beschwingt. Wäre er eine Frau, würde „mann“ gern Zeit mit ihr verbringen. Viel Zeit. Sie würde ihn durch ihr Lachen verzaubern und durch ihren urbanen Style. Ich sehe eine moderne Frau in diesem Duft, aber keine kühle Businesslady, sondern eine, die gern lebt, sich überschwänglich freuen kann, die etwas Warmherziges, Liebevolles hat und doch kokett, übermütig und frech ist.
Kann ich mich damit identifizieren? Am Anfang glaubte ich es. Ich liebte diesen Duft. Trug ihn Tag und Nacht. Kaufte ihn nach. Bildete mir ein (oder hoffte?), damit verführerisch und sexy zu wirken, ohne dabei schwülstig, pathetisch oder divenhaft zu sein.
Doch irgendwann stellte sich heraus, dass auch dieser Duft ein typisches Kind seiner Zeit war. Damals war es für modische Frauen trendy, fruchtig zu riechen. Auf den Straßen begegneten einem Kokosnüsse, Mandarinen, Mangos, „Ananasse“, Him- und Erdbeeren. Das war relativ neu und faszinierend. Donna Karan hat mit „Be Delicious“ also einen sehr zeitnahen Duft geschaffen, der das noch dazu das quirliges Lebensgefühl des Big Apples verkörperte.
Das, was heute von einigen als „amerikanisch“ und „synthetisch“ kritisiert wird, war seinerzeit die Stärke, das Neuartige dieses Duftes. Er war daher auch allgegenwärtig und überaus beliebt.
Es ist sicher kein Zufall, dass „Be Delicious“ unter dem Label DKNY erschien (Donna Karan New York). Diese 1989 gegründete Marke wendet sich an ein jüngeres und weniger zahlungskräftiges Publikum als DKI (Donna Karan International), die Hauptmarke der Modeschöpferin. Zu der Streetware- und Jeans-Mode von DKNY passte der damals junge Duft perfekt.
Donna Karan hat ihr Modeimperium 2001 – also noch vor der Geburt von „Be Delicious“ – um sechseinhalb Millonen Dollar an LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy) verkauft. Derzeit befindet es sich im Besitz der New Yorker G-III Apparel Group.
Und „Be Delicous“? Ist der Duft immer noch so köstlich und verführerisch wie vor 14 Jahren?
Ich hole mir das Apfelfläschchen aus meiner Parfumsammlung und stelle fest, dass es kaum benutzt wurde. Die grüne Flüssigkeit im gläsernen Bauch des Apfels ist fast noch unverbraucht.
Ich sprühe es auf. Da ist es wieder, dieses Frischegefühl. Ich denke: ein guter Duft für den Sommer. Und auch der Apfel meldet sich sofort. Dabei sollten in der Kopfnote Grapefruit, Gurke und Magnolie die Hauptrolle spielen. Davon merke ich nicht viel. Statt Grapefruit würde ich eher auf Bergamotte tippen. Die Gurke gibt nicht viel her, und die Magnolie verschwindet sogleich im Blumenduftteppich. Der Apfel ist jedoch da. Gut, saftig, süß, lieblich und deutlich. Es ist natürlich ein „Apfel plus“. Plus relativ indifferentem Blumenduftteppich.
Die Haltbarkeit ist ebenso brav wie der Duft heute. Sillage ist nach wie vor vorhanden. Der Flakon erfreut immer noch durch seine Originalität. Er liegt schwer und glatt in der Hand und wirkt massiv und wertig.
Der Duft wirkt heute nicht mehr so verführerisch, übermütig, frech und sexy auf mich wie anno 2004. Er ist irgendwie braver, zahmer geworden und hat den Glanz des einstmals Trendigen verloren. Es ist ein lieblicher, gefälliger Duft ohne jegliche Extreme, Geheimnisse und Raffinessen. Mehr als ein belangloses „Mhh, gut“ wird man damit heute damit wohl kaum noch ernten.
Inzwischen gibt es auch für mich aufregendere Düfte, die besser zu mir passen als diese einstige Duftliebe. So ist es mit Modedüften. Und mit der Liebe.
3 Antworten
Pinkdawn vor 9 Jahren 4 1
7.5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Duft wie ein Flirt
Ich liebe diesen Duft. Ich besitze viele Parfüms, greife aber sehr oft zu "City" for Women, weil es einfach nicht nur wunderbar zu mir passt, sondern auch zu sehr vielen verschiedenen Anlässen. Ich hab mich sozusagen aufs erste Probeschnuppern in diesen Duft verliebt und das Parfüm auch schon nachgekauft, obwohl der Duft - obwohl er ja gar nicht so billig ist - leider nicht lange anhält.

"Der Duft ist frisch-süß." Das kann ich so nicht ganz unterschreiben. Für mich ist es ein vor allem blumig-fruchtiger und ausgesprochen femininer Duft, der trotz seiner Trendigkeit sehr lieblich und zärtlich ist, aber doch auch etwas Aufregendes, Spannendes hat, das neugierig macht. Die Weiblichkeit ist hier auf eine fantasievolle, anregende und durchaus auch sinnliche Weise neu definiert. Dabei bleibt der Duft klar und leicht und hat nichts Schwülstiges, Pathetisches, Schweres, Erdrückendes an sich.

Ich trage diesen Duft durchaus auch im Herbst gern.

Der Duft steht meiner Meinung nach mädchenhaften Frauen besonders gut, die Sinn für Romantik haben, aber durchaus auch übermütig und keck sein können.

Diese Duftmischung zwischen beschwingt und sensibel macht das Parfüm zu einem guten Begleiter für urbane, modisch orientierte Damen, die verführen und sich selbst verführen lassen wollen.

Astrologisch gesehen, würde ich sagen: ein Duft für die neugierige, vielseitige, kommunikative Zwillingsfrau, die sich in den Großstädten der Welt wohl fühlt und ewig jung bleibt in ihrer Ausstrahlung.

Ein Duft wie ein Flirt ...

PS: Da das Parfüm kaum mehr erhältlich ist, würde ich mich freuen über Empfehlungen ähnlicher Düfte, die vielleicht über eine längere Haltbarkeit und bessere Sillage verfügen.
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