Poetrice

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6 - 10 von 21
Poetrice vor 12 Jahren 7 4
Wenn dieser Duft eine Topmodel-Kandidatin wäre …
… dann wäre er:
durchschnittlich hübsch
durchschnittlich talentiert
durchschnittlich wandelbar

und Modelmama Heidi würde nach der Vorrunde, bevor es in die Top Ten geht, Light Blue tief und ernst in die Augen schauen und sagen:
„Liebe Light Blue. Zu Beginn bist du gut gestartet und wir haben gespannt deine Entwicklung beobachtet. Deine Leistungen waren gut, aber leider müssen wir dir sagen, dass viele Kunden etwas Spezielles suchen. Und das bist du nicht. Wir sehen bei den anderen grösseres Potential. Und deshalb habe ich heute kein Foto für dich.“

Lieber Light Blue, und deshalb habe ich keinen Flacon für dich. Zu 08-15 ist mir dieser Duft, ohne Höhen und Tiefen, Ecken und Kanten. Ein bisschen blumig, ein bisschen fruchtig, ein bisschen pudrig – ein bisschen von allem, zu kompromissbereit, zu sehr darauf bedacht, vielen gefallen zu wollen.
Für die Top Ten wird es nicht genügen.
4 Antworten
Poetrice vor 12 Jahren 7 5
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Die gute alte Zeit
Die Fantasiedüfte von SL sind so eine Sache. Man mag sie, oder man mag sie nicht. Was sie jedoch bei mir schaffen (was sonst kaum einem Duft gelingt): sie katapultieren mich sofort in Bilder und Szenarien, als ob ich in einem Film landen würde.

Bas de Soie erzeugt augenblicklich solche Bilder: feine Damen, die niemals ohne Hütchen, Handschuhe, Pelzstola und natürlich Seidenstrümpfen aus dem Haus gehen würden. Die wollenen Mäntel (aus Kamelhaar) und die Tweed-Jacketts sind während des Winters sorgsam mit Mottenpapier geschützt und lagern in Schränken aus altem, massiven Holz. Wenn man ein solches Kleidungsstück aus so einem Schrank nimmt, hat es genau diesen Geruch: leicht muffig, leicht staubig, ein wenig alt und altmodisch, aber nicht unangenehm. Ich meine im Hintergrund noch etwas Holziges zu riechen (Patchouli oder Sandelholz? ist jedoch nicht als Komponente angegeben). Interessanterweise verändert sich der Duft auch nicht gross. Auch nach Stunden umschwebt es mich mit dieser schwach muffig-holzig-staubigen Note.

Einer Dita von Teese in ihrem Burlesque-Kostüm würde ich Bas de Soie gerne aufsprühen und da passt er meines Erachtens perfekt. Ein Boudoir-Duft. Ein Vamp-Duft. Ein Duft für einen in den 40er Jahren angesiedelten Noir-Film. All das. Aber leider kein Duft für mich.
5 Antworten
Poetrice vor 12 Jahren 5 1
10
Haltbarkeit
9
Duft
Abtauchen ins Blütenmeer
Onkel Serge verwendet für seine Düfte gern bildhafte Namen oder Fantasiebezeichnungen. Dieser hier gibt sich puristisch und verdient tatsächlich das Prädikat „WYSIWYG“ (what you see is what you get). Im ersten Moment haut einen die intensive blumige Süsse des Duftes fast aus den Schuhen und hat mir sogar einen kurzen Moment der Übelkeit verursacht. Man mag mir vorwerfen, ich hätte zuviel verwendet, aber um einen direkten Vergleich hinsichtlich Intensität und Haltbarkeit der verschiedenen Düfte anstellen zu können, versuche ich immer möglichst gleich viel zu nehmen.

Exkurs Ende. Nachdem also der Auftakt ein kräftiges Eintunken in konzentrierteste Orangenblüte ist, entfaltet sich dahinter ganz langsam und subtil eine wunderschöne, leicht fruchtig-blumige Note, die lange, lange anhält und sehr angenehm zu riechen ist. Obwohl Orange als Frucht nicht in der Zutatenliste angeführt wird, meine ich sie doch wahrzunehmen, ganz fein im Hintergrund. Die Orangenblüte wird dezent zurückhaltend, dafür kommen die jasminigen Töne zum Vorschein und erinnern an warme Sommernächte im Freien. Nach dieser Probe ist dies sicher der nächste SL, den ich mir für den Sommer holen werde.
1 Antwort
Poetrice vor 12 Jahren 7 1
5
Haltbarkeit
10
Duft
Liebe auf den ersten Sprüh
DAS soll ein Serge-Duft sein???

Ich schnuppere fassungslos immer wieder am Teststreifen in der Parfumerie. Diese Frische und Leichtigkeit, diese bezaubernde Schwerelosigkeit von einem Serge Lutens? Derselbe, der einem mit Vorliebe drch orientalische Gewürz-Basare zerrt, einem ein olfaktorisches Holzlager um die Ohren haut oder mit süssen, schweren Blüten überschüttet?

Das ist ein Serge. Und ich bin hin und weg. Nach dem Streifen das Ganze nochmal auf der Haut. Erster Moment: Enttäuschung. Ging mir bei Serge Lutens schon öfter so, dass der Eindruck auf Haut und Papier unter Umständen überhaupt nicht zu vergleichen ist. Auf der Haut kommt mir der Weihrauch geballt entgegen (Pfeffer spüre ich hier gar nicht), und man ist sofort an Kirche und Sonntagsmesse erinnert. Doch dieser erste Anklang verfliegt schnell, und übrig bleibt - ja, was eigentlich genau? "Mineral-Noten"? "Süsse Noten"?

Eau Froide ist sehr frisch, ohne deutliche Zitrusnoten. Es ist ein wenig herb, aber ohne erkennbare Holz- oder Grastöne. Ein klein wenig Blumigkeit schwebt über allem, gerade genug, um den Duft gefällig zu machen, aber ohne ins Süsse abzudriften. Als Basis bleibt etwas schwach Harzig-Rauchiges (hat sich der Weihrauch wieder reingeschummelt? Wie macht der das? Der war doch weg?), aber sehr schön in diese frische Leichtigkeit eingebunden, die den ganzen Duft ausmacht. An kaltes Wasser erinnert er mich überhaupt nicht, eher an das Gefühl, wenn ich am frühen Morgen die Terrassentür öffne und ein Schwall frsicher, kühler Morgenluft in den Raum strömt.

Alles in allem: ein sehr charmanter Duft für warme Tage, der sich mir buchstäblich an den Hals geworfen hat,ganz und gar serge-untypisch. Leider auch von der Haltbarkeit her. Nach etwa drei Stunden ist die Herrlichkeit verflogen und man müsste nachsprühen. Und das, obwohl der Duft nicht ganz billig ist. Das hätte man besser hinkriegen können.
1 Antwort
Poetrice vor 12 Jahren 4 3
6
Duft
Augenblicklich in die Landesgartenschau gebeamt
"Bunt" und "laut". Das waren die ersten beiden Assoziationen, als ich mich am Wochenende mit der Hälfte meiner "Nuit"-Probe besprühte. Ich fühlte mich schlagartig in eine üppige Blumenausstellung an einem heissen Sommertag versetzt, die Luft getränkt mit Duft und dem Summen von Insekten und den Stimmen zahlreicher Menschen. Guck mal, links die Rosen, wie toll die blühen! Und dort die Hyazinthen! Und ...

Kurzum: "Nuit de Cellophane" erschlägt einem im ersten Moment mit einem Meer von Blütenduft. Zum Glück nicht zu süss oder penetrant, aber stark. Dieser olfaktorische Faustschlag legt sich nach etwa einer Viertelstunde, hingegen bleiben die ausgeprägten, duftigen Blumennoten sehr lange präsent.
Heute brauchte ich den Rest der Probe auf und fühlte mich in meinem ersten Eindruck bestätigt. Immer noch umweht mich die Landesgartenschau - nicht unangenehm, aber irgendwie nicht so richtig meins. Wer hingegen auf so ausgeprägte florale Düfte steht, ist mit "Nuit de Cellophane" sicher sehr gut bedient, vor allem, weil die Haltbarkeit um einiges länger ist als bei vielen Billig-Blumendüften, die im Handel sind.
3 Antworten
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