15.01.2015 - 15:10 Uhr

loewenherz
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loewenherz
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22
Die Spaziergängerin von Sans-Souci
Ein bodentiefes Fenster, irgendwo in Paris. Davor von außen eine verzierte Balustrade und von innen eine Frau, nicht mehr ganz jung, noch immer schön, nur kaum bekleidet, rauchend. Draußen ist Winter, der Himmel grau wie Blei. Rauch steigt auf über den Dächern, dahinter vage die Umrisse einer Kuppel, vielleicht von Sacré-Cœur.
Im Zimmer auf dem Bett ein Mann im Unterhemd oder im Bademantel, ebenfalls rauchend. Er ist älter als die Frau, vielleicht schon grau, und man sieht gleich, dass er sie nicht immer gut behandelt. Jedoch sieht man auch ihr an, dass sie noch nie mit einem Mann zusammen war, der sie gut behandelte - und das auch nie geschehen wird.
Niemand spricht - fünf, vielleicht zehn Minuten lang. Schließlich löscht sie die Zigarette auf der Untertasse eines lange ausgetrunkenen Kaffees, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht ihn an. Er erwidert den Blick nicht.
Die Frau, das könnte Romy Schneider sein in ihren späten Dreißigern - oder vielleicht Jane Birkin oder Emmanuelle Béart. Der Mann ist vielleicht Michel Piccoli oder der alternde Alain Delon.
Lutens' Bas de soie, der ist ein wenig so wie die beschriebene Szene. Pariserisch viel mehr als 'nur französisch', still und in seiner matten Blumigkeit sehr ernst und gar nicht duftig oder frisch. Er transportiert etwas Vergebliches, etwas von Zweifel, etwas von Scheitern, und er erzählt davon gleichermaßen elegant geformt wie eingezwängt zwischen den Fischbeinen eines Korsetts.
Ein reduzierter, sehr kontrollierter Duft. Einer, der auf jede Farbigkeit und Kapriziosität verzichtet - so wie eben mancher französische Film nachts um halb eins auf arte oder 3sat. Einer von stiller Ästhetik und einer, der - wie die zuvor geschilderte Szene - gleichermaßen französisch schön ist wie auch ein kleines bisschen langweilig.
Fazit: 'Die Spaziergängerin von Sans-Souci' war Romy Schneiders letzter Film, gedreht kurz nach dem Unfalltod ihres Sohnes, und sie gedenkt seiner im Vorspann durch die Widmung 'Für David und seinen Vater'. Die beschriebene Szene kommt darin an keiner Stelle vor, er handelt auch von etwas anderem. Dennoch erscheinen seine Bildsprache und Atmosphäre bzw. deren französische Reduziertheit eingefangen in diesem seltsam stummen Duft.
Im Zimmer auf dem Bett ein Mann im Unterhemd oder im Bademantel, ebenfalls rauchend. Er ist älter als die Frau, vielleicht schon grau, und man sieht gleich, dass er sie nicht immer gut behandelt. Jedoch sieht man auch ihr an, dass sie noch nie mit einem Mann zusammen war, der sie gut behandelte - und das auch nie geschehen wird.
Niemand spricht - fünf, vielleicht zehn Minuten lang. Schließlich löscht sie die Zigarette auf der Untertasse eines lange ausgetrunkenen Kaffees, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht ihn an. Er erwidert den Blick nicht.
Die Frau, das könnte Romy Schneider sein in ihren späten Dreißigern - oder vielleicht Jane Birkin oder Emmanuelle Béart. Der Mann ist vielleicht Michel Piccoli oder der alternde Alain Delon.
Lutens' Bas de soie, der ist ein wenig so wie die beschriebene Szene. Pariserisch viel mehr als 'nur französisch', still und in seiner matten Blumigkeit sehr ernst und gar nicht duftig oder frisch. Er transportiert etwas Vergebliches, etwas von Zweifel, etwas von Scheitern, und er erzählt davon gleichermaßen elegant geformt wie eingezwängt zwischen den Fischbeinen eines Korsetts.
Ein reduzierter, sehr kontrollierter Duft. Einer, der auf jede Farbigkeit und Kapriziosität verzichtet - so wie eben mancher französische Film nachts um halb eins auf arte oder 3sat. Einer von stiller Ästhetik und einer, der - wie die zuvor geschilderte Szene - gleichermaßen französisch schön ist wie auch ein kleines bisschen langweilig.
Fazit: 'Die Spaziergängerin von Sans-Souci' war Romy Schneiders letzter Film, gedreht kurz nach dem Unfalltod ihres Sohnes, und sie gedenkt seiner im Vorspann durch die Widmung 'Für David und seinen Vater'. Die beschriebene Szene kommt darin an keiner Stelle vor, er handelt auch von etwas anderem. Dennoch erscheinen seine Bildsprache und Atmosphäre bzw. deren französische Reduziertheit eingefangen in diesem seltsam stummen Duft.
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