Datura noir 2001 Eau de Parfum

Datura noir (Eau de Parfum) von Serge Lutens
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7.6 / 10 458 Bewertungen
Datura noir (Eau de Parfum) ist ein beliebtes Parfum von Serge Lutens für Damen und Herren und erschien im Jahr 2001. Der Duft ist blumig-süß. Es wird noch produziert. Der Name bedeutet „Schwarzer Stechapfel”.
Aussprache
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Duftrichtung

Blumig
Süß
Pudrig
Gourmand
Würzig

Duftnoten

StechapfelStechapfel

Parfümeure

Bewertungen
Duft
7.6458 Bewertungen
Haltbarkeit
7.8350 Bewertungen
Sillage
7.0336 Bewertungen
Flakon
7.7309 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.957 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 07.04.2024.
Wissenswertes
2006 erschien eine limitierte Flakon-Kollektion "Les Fauves Royaux", die dem Duft das Design Panthère zuschrieb. Es folgte eine Flakon-Kollektion mit Kartenspiel-Design. Dem Duft wurde die Spielkartenfarbe Pik zugeschrieben.

Rezensionen

34 ausführliche Duftbeschreibungen
2.5
Flakon
7.5
Sillage
8
Duft
Dexter82

88 Rezensionen
Dexter82
Dexter82
Top Rezension 41  
Eine Blumenelfe mit ausladener Oberweite und Morgenstern in Händen.
Hallo Community,

zuerst einmal: Ich bin gelernter Florist und Botaniker mit über 100qm Garten. Darin natürlich auch meine geliebte Datura. Ich habe sowohl die einfachen, als auch die gefüllten Sorten. Die spezielle Teufelstrompete ist violett und mehrfach gefüllt (käuflich in Rotterdam erworben). Der Duft betörend, reizend, aphrodisierend. Diesen Duft habe ich als Parfüm gesucht - und gefunden! Mein erster floraler Duft sozusagen. Schaut man in meine Sammlung, sieht man eine immer mutigere Entwicklung. Kommt wohl mit dem Alter. ;)
Begegnet ist mir diese Komposition in Düsseldorf. Irgendwo abseits vom Mainstream in einer Ecke. Der Name auf dem Flacon hat sofort mein Interesse erweckt, wurde getestet und gleich auf die Wunschliste gesetzt. 87€ hatte ich nicht gerade mal eben so locker sitzen. ;) Später kam mir das Glück zuteil diesen Schatz als Geschenk zu erhalten.

Zum Duft: Der Auftakt ist leicht, floral, zart. Wie eine fragile Elfe mit einem weißen Blütenkranz auf der Stirn tanzt sie über meinen Handrücken. Ich nehme eindeutig die Präsenz des Stechapfels wahr. Diese liebreizende Süße, die ich an meinen Pflanzen so liebe. Eine halbe Std ergötze ich mich an der strahlenden Schönheit dieser einzigartigen Blüte. Ich bin restlos begeistert, dass SL es geschafft hat dieses olfaktorische Juwel in einem Flacon einzufangen. ...Das Herz offenbart sich nun nach 30 Minuten und offenbart warme Nuancen. Voluminös, erotisch, verboten. Die Assoziation einer vollbusigen Schönheit drängt sich in mein Bewusstsein. Ca. 15Minuten schien es sich zu einem Peak hin zu bewegen. Kurz bevor ich dachte, dass mich dieser Akkord erschlägt wie ein Morgenstern namens Osmanthus, ebbt er ab. Wird weicher. Sanfter. Milder. Cremige Nuancen nehme ich wahr. Kokosnuss steht in der Beschreibung - stimmt. Tonkabohne- ja! Moschus - Absolut! Der weiche, cremige Fond hat eine enorme Haltbarkeit, die sich über mehr als 15 Std hält. Das liegt wohl daran, dass es sehr hautaffin komponiert wurde.
Fazit: Der einzige Grund weshalb dieser Duft keine volle Punktzahl erhalten hat, ist die Tatsache, dass der Osmanthus manchmal brutal erscheint. Vielleicht ist es witterungs- und stimmungsabhängig. Daher empfehle ich Datura Noir nicht für die Arbeit. Manche könnten sich davon vielleicht belästigt fühlen. ;)
Ich tendiere dazu diesen Duft eher Abends aufzulegen - die Blüten duften an meinen Pflanzen am Abend auch am intensivsten.
Ich habe hier irgendwo gelesen: "...nichts für Männer". Das ist Quatsch. Wer entscheidet schon was Männer oder Frauen zu tragen haben? Ich habe mich lange davor gefürchtet verurteilt zu werden einen feminineren Duft zu tragen, doch meine Erfahrungen zeigten deutlich: Wenn man unvoreingenommen einen Duft auf sich einwirken lässt, entscheidet man eher nach Bauch ( und natürlich Nase) ob es zum Typ passt. Vielleicht habe ich auch einfach Glück androgyn zu sein, so dass viele Düfte zu mir passen. :) Feedback sei dank.
Meiner Meinung nach können sowohl Männer als auch Frauen diesen Duft tragen. Erfordert bisschen Mut, da die Komposition für einige speziell wirken kann. Persönlich finde ich ihn sehr classy, bisschen Boudoir, aber keineswegs noir.
Das Alter stufe ich mal ab 30 plus ein, denn jüngere Leute bevorzugen eher frischere, geradlinige Düfte - so meine Erfahrung. Aber: Probieren geht über studieren! :)
Ich hoffe, dass meine Rezension bei einigen die Neugierde geweckt hat. Dieses olfaktorische Juwel ist so komplex, dass man ihm definitiv mehrere Chance geben und auf sich einwirken lassen muss. Am besten zu verschiedenen Jahreszeiten. :)
8 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Inger

112 Rezensionen
Inger
Inger
Top Rezension 42  
Ingers legendäre Gartenparty
Heute war's ein so schöner und sonniger Nachmittag.
Die Hunde rekelten sich auf der Terasse und ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen und ich - na ich bin gleich einmal durch den Garten spaziert.
Primeln, Krokusse und die Bergenien begrüßen den nahenden Frühling schon mit ihren Blüten, die Forsythie hat schon ganz dicke Knospen.

Einmal im Jahr - im Sommer - veranstalten wir eine Gartenparty. Am Abend, wenn die Sonne im Untergehen ist, kommen die Gäste. Es wird nicht gegrillt. Kleine, schmackhafte Köstlichkeiten werden angerichtet, feine Törtchen und Küchlein serviert.
Oft schmücke ich die Bäume mit bunten Lampions, dann gibt es wieder nur Kerzen, die die Sommernacht erleuchten, und einmal hat nur der große Silbermond den Garten in sein mysthisches Licht getaucht.
Zu später Stunde, wenn alle Gäste versorgt und zufrieden, setze ich mich dann gerne beim Brunnen auf die Steinbank und genieße ein paar Minuten ganz für mich allein.
Leises Stimmengemurmel, zartes Gläserklirren, das Plätschern des Wassers sind so beruhigend.

Doch das Allerschönste ist der Duft dieser Sommernächte!
Intensiv, fast üppig bezaubern die Blüten, hüllen mich in eine wohlige Wolke, süßlich, betörend ...

Heute trage ich Datura noir und mitten im Garten mußte ich stehenbleiben und immer wieder am Handgelenk schnuppern.

Es ist nicht März - es ist August, die Blumen sind voll erblüht, die Bäume spenden angenehmen Schatten.
Üppige Tuberosen betören mich mit ihrem faszinierenden Duft, Heliotrop lullt mich ein.
Die kleinen Törtchen verströmen einen leckeren Duft, Mandeln, Kokos und Vanille lassen das Wasser im Mund zusammenrinnen.

Verträumt stand ich im Garten und schnupperte - immer und immer wieder.
Zum Sitzen am Steinbankerl war es noch zu kalt.
Doch Datura noir bringt den Zauber einer Sommernacht, die Blumen, die Wärme, die Stille.

Die Haltbarkeit ist sehr gut. Die Sonne ist längst verschwunden, ich sitze bereits vorm Kamin.
Doch mein Handgelenk läßt mich noch immer träumen.

Datura noir verändert sich bei mir kaum im Duftverlauf. Jetzt nach einigen Stunden kommt mir der Duft etwas süßlicher und cremiger vor.
Der Sommernachtszauber bleibt aber unverändert bestehen.

Der Frühling naht mit Riesenschritten.
Bis zum Sommer werde ich wohl noch ein paar Mal schlafen müssen.
Doch ich kann ja schon einmal ein wenig davon träumen und ein bisserl planen ...
26 Antworten
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Rosalie

13 Rezensionen
Rosalie
Rosalie
Top Rezension 41  
OH süßes Gift
Was für einer schöner Tag ! Die Apfel - Attacke auf meine nervende, und ewig Disney-Songs plärrende Stieftochter ist gelungen, und nun ist das Gör endlich außer Gefecht....jetzt liegt sie in einem Glaskasten, umringt von 7 kleinen greinenden Männern, die nicht wissen, was sie ohne Putzfrau machen sollen. Und dazu noch eine solch junge, knackige....doch ich bitte Sie, 7 Männer und ein junges Ding ? Das wäre eh nicht gut gegangen.

Bitte glauben sie nicht, was sie über mich zu wissen glauben. Dass ich jeden Tag in einen Spiegel starre, und diesen frage ob ich die Schönste bin , das ist völliger Unsinn. Ich WEIß dass ich schön bin, um nicht zu sagen umwerfend, da muss ich keinen altersschwachen und blinden Spiegel befragen. Diesen Blödsinn haben sich irgendwelche grimmigen Brüder ausgedacht, die ein großes Problem mit selbstbewussten Frauen hatten.

*hach* der Tag war so erfolgreich, dass ich mir einen neuen Duft gegönnt habe : "DATURA NOIR - Schwarzer Stechapfel" *kicher* wie passend.

Gleich nach dem ersten Sprüher startet der Duft betäubend, leicht süßlich, diese schweren, tiefen Noten müssen vom Heliotrop und der Tuberose sein, es hat etwas narkotisches an sich. Doch schnell wird es bei mir heller, leicht stechend. Und genau diese Komponente zieht sich bei mir wie ein roter Faden durch den ganzen Duft. Im Verlauf wird der Duft leiser, pudriger, er scheint sanfter zu werden, doch das trügt, denn immer wieder kommt dieses Stechende heraus. Dass ist es, was das Ganze so spannend macht, und verhindert dass der Duft ins allzu liebliche, gefällige abdriftet. Es könnte der Stechapfel sein der hier so heraus sticht. Genau sagen kann ich das nicht, denn ich habe zuvor noch nie Stechapfel gerochen. Die Bittermandel sorgt für diese herbe Süße, und Mandarine, Zitronenblüte und Kokos spielen etwas mit der Nase, führen sie in die Irre, nur um wieder zu verschwinden, und dieser seltsamen, nicht zu definierenden Note Platz zu machen, die bis zum Schluss bei mir durch hält.
Wie schon erwähnt, dieser Duft will nicht gefällig sein, schon gar nicht nett oder lieblich. Das ist kein Duft der dazu einlädt "Komm näher und reibe Deine Nase an mir" OH NEIN ! Das ist ein Duft der signalisiert "Stecke Deine Nase in meine Angelegenheiten, und ich beiße sie Dir ab!" Von daher kann ich gut nachvollziehen, dass manche den Duft als "stinkig" wahr nehmen, doch "Datura Noir" ist einen Test wert, und beweist dass man auch stinkigen Charakteren eine Chance geben sollte.

Die Sillage ist moderat, und wirkt zumindest nicht auf mein Umfeld narkotisierend.
Die Haltbarkeit ist enorm - 12 Stunden bei mir
In der Kleidung wird der Duft übrigens viel leiser, sanfter und blumiger.
Ich würde den Duft im Frühling oder Herbst tragen, ihn an zu heißen Tagen jedoch eher meiden.

*Aaah* wo war ich ??? Oh... ja, mein Kleid. Ich wähle zu dem Duft dass Giftgrüne aus fließender Seide, im Dekolleté lasse ich Violette Spitze blitzen. Wie schade, dieser Jäger war ein stattlicher Kerl, aber er hat mir nicht gehorcht, und das kann ich gar nicht leiden. Doch es ist ja allgemein bekannt dass Männer leicht den Kopf bei mir verlieren, dass hätte der Mann vorher bedenken sollen, jetzt kann er es nicht mehr. Nun muss ich mich woanders umschauen, die Reitknechte sind ja auch nicht zu verachten *gibbel*

*hmmm* dieser Duft, ich fühle mich mit ihm herrlich gefährlich. Ich denke ich werde meinen Freundinnen "Fitzi" (Malefiz) und "Morti" (Morticia Adams) von dem Parfum berichten, das könnte was für sie sein. Fitzi hat ja ebenfalls einen trällernden Teenager in den Tiefschlaf versetzt.

Ich wünsche Ihnen einen zauberhaften Tag, und wenn Sie möchten, dürfen Sie gerne einmal auf einen Tee vorbei schauen - zum Apfelkuchen...*flöt*

ps: Ich danke der lieben Stanze für das Ganze ;o)
17 Antworten
7.5
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 43  
The things we do for love
Liebe, so weiß Wikipedia - und Wikipedia weiß ja alles - ist "nach engerem und verbreitetem Verständnis ein starkes Gefühl, mit der Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person (...), die den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt."

Das ist natürlich nicht unrichtig, aber recht technisch und deshalb viel zu kurz gesprungen.

Liebe ist - mit Ausnahme ihrer Antipode, dem Hass, und ihrer gemeinsamen hässlichen kleinen Schwester vielleicht, der Eifersucht - die stärkste Empfindung, zu der wir in der Lage sind. Liebe ist verrückt. Liebe ist völlig irrational. Liebe errichtet Monumente und kann Königreiche zum Erzittern bringen. Liebe ist von allem viel zu viel, und in diesem 'viel zu viel' einer Droge gleich.

Von allem eigentlich viel zu viel ist auch Lutens' Datura Noir. Und einer Droge entlehnt auch.

Datura Noir ist kein Duft für Verliebte. Er ist ein Duft, der vielmehr in seiner Wesensart der Liebe ähnelt. Irrational. Verrückt. Als ein Parfum von allem im Grunde viel zu viel. Und daher ein Wagnis und ein Statement - da einer, der von olfaktorischer Berauschung bis zu betäubendem Kopfschmerz alles sein und alles geben kann. Datura Noir ist alles, aber kein Vielleicht.

Der Stechapfel, lateinisch 'Datura' - der hier nicht ganz richtig übersetzten Engelstrompete botanisch zwar nahe, aber nicht dasselbe - ist eine jener legendären Giftpflanzen, die Rausch versprechen (durch die psychoaktiven Alkaloide Hyoscyamin und Scopolamin), Schönheit (Unschuld suggerierende weiße Blüten) und betörend süßen Duft. Der Stechapfel mag Datura Noirs namengebender Akkord sein, doch ist er nicht der einzige, womöglich nicht einmal der prägende. Heliotrop, Tuberose und Moschus suchen und finden ihre Bühne - gebieterische, launische Wesen alle miteinander - wer macht sowas, traut sich das? Jenseits einer initial angetäuschten Ahnung von Zartheit entwickelt er eine dichte, nachgerade ölig anmutende Lieblichkeit und Schwüle, etwas Einlullendes, Dramatisches, dazwischen fast so etwas wie die Ahnung von Gefahr. Womöglich ist es diese diffuse, doch dabei bewusst inszenierte Ahnung von Gefahr - ist es die Myrrhe oder der Moschus? - die die Herren Sheldrake und Lutens den Zusatz 'schwarz' oder 'dunkel' für ihr Stechapfelparfum wählen ließ.

Fazit: ein Duft so wie - nicht unbedingt für - die Liebe und einer für die Momente, in denen ein '(zu) viel von allem' ertragen, getragen und ausgehalten werden kann. Lockend. Viehisch. Schwer beschreibbar. Dabei voller Versprechungen und von merkwürdiger, seltener Schönheit. So wie die Liebe und die verrückten Dinge, die wir um ihretwillen tun.
10 Antworten
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 37  
Kommissar Olfattke folgt der Duft-Spur
Zweites Kapitel - Bitter und langsam

Die Aufgaben waren am Morgen rasch verteilt. Mehrere Kollegen würden weitere Nachbarn befragen, während Schulze und Olfattke dem Ägypten- oder Nil-Hinweis nachgehen wollten. Das Museum würde sich natürlich Schulze vornehmen, wenn er sich dort nun schon auskannte. Olfattke hatte beschlossen, die tropische Krokodilhalle des Aquariums zu besuchen – den einzigen Ort in ganz Berlin, der ihm geruchlich zum schilfig-dicht-drückenden Mittelteil des Duftes zu passen schien, der so großzügig am Tatort versprüht worden war.

Gemächlich schlenderte er die hölzerne Brücke auf und ab, die über eine Art Flussufer-Landschaft hinwegführte und atmete tief die tropenhafte Luft ein. Er erinnerte sich, als Kind seinen Eltern einen Riesen-Schrecken eingejagt zu haben, weil er fröhlich auf dem Geländer herumgeklettert war. Ein zarter Sechsjähriger hätte die Echsen unten gewiss aus ihrer trägen Ruhe geweckt…

„Hallo? Sind Sie Herr Olfattke?“ Eine Stimme riss den Kommissar aus seinen Grübeleien. Vor ihm stand ein dicklicher Junge von vielleicht zehn Jahren und streckte ihm mit den Worten „Das hier hat mir jemand für Sie gegeben!“ einen Umschlag entgegen. Seine andere Hand hielt einen Geldschein und einen großen Bonbon fest umklammert. Kaum hatte Olfattke perplex zugegriffen, rannte der Junge davon.

Langsam öffnete der Kommissar den Umschlag, der bloß zugesteckt war. Ein Geruch stieg ihm in die Nase. Bedächtig hob er das Papier empor und schnupperte. Er kannte diesen Duft. Hätte er gleich nach dem Aufsprühen daran gerochen, wäre noch ein Hauch von Bittermandel zu riechen gewesen, doch jetzt war es fruchtig geworden, ähnlich wie Apfel. Dazu eine florale Vanillenote, die ihre Heliotrop-Abkunft zeigte und sich mit Tuberose balgte. Ein bisschen Aprikose, womöglich eine Idee Zimt und von Ferne eine Ahnung von etwas, das in ein paar Stunden floral-cremiger, vanilliger Moschus mit einer Spur Kokosnuss werden würde.

Trotzdem ein im Grunde recht stabiler, linearer Duft von Serge Lutens: Datura Noir. Als er den erstmals getestet hatte, hatte er schmunzeln müssen. Apfel – Stechapfel. Er wusste nicht, ob Stechapfel überhaupt nach Apfel roch, aber dieses von oben bis unten giftige Gewächs mit dem Geruch eines beliebten Obstes zu versehen, hätte auf schwarzen Humor wahlweise der Natur oder des Herrn Lutens schließen lassen. Wie auch immer, Lutens hatte dem Ganzen jedenfalls durch das Voranstellen einer Bittermandel-Note die Krone aufgesetzt. Als hätte er mit seiner irgendwie streng-stechend-künstlichen Kreation eine Schneewittchen-Gift-Attitüde erzeugen wollen.

Im Umschlag befand sich eine cremefarbene Karte. Als Olfattke sie aufklappte, waren nur wenige, gedruckte Worte zu lesen: „Du bist langsam geworden. Vergiss nicht, dass ich kein Herz habe!“

Stets aufs Neue schnupperte er am Papier und las die Worte „Du bist langsam geworden…“ Langsam im Kopf? Und was hieß der zweite Satz? War es nicht klar, dass der Mörder einer greisen Krankenschwester kein Herz hatte? Denn wer sonst hätte hinter dieser Botschaft stecken sollen?

Doch allmählich nahm ein anderer Gedanke Gestalt an, dämmerte langsam und so entsetzlich, dass darüber einige Sekunden der Betäubung vergingen. Der Bonbon! Der Junge! Olfattke rannte die Brücke entlang, stieß sich links und rechts den Weg frei. Als er die Ausstellungs-Räume betrat, wiesen ihm Schreie die Richtung und bald hatte er deren Ausgangspunkt erreicht.

Dort lag das Kind auf dem Rücken am Boden, hatte sich an den Hals gegriffen und rang um Atem. Während Olfattke sich durch die Umstehenden drängte, fiel der Arm des Jungen herab. Mit einem Röcheln erzitterte der kleine Körper ein letztes Mal und lag dann still. Als Olfattke sich über das verzerrte Gesicht beugte, stieg ihm ein Geruch nach Bittermandel in die Nase. Das Bonbonpapier lag leer und zerknüllt in der nun geöffneten linken Hand.

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Die übrigen Kapitel:
1. Hermès, Un Jardin sur le Nil
3. Guerlain, Philtre d'Amour
4. Penhaligon‘s, Blenheim Bouquet
5. Papillon Artisan Perfumes, Anubis
24 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

64 kurze Meinungen zum Parfum
SchatzSucherSchatzSucher vor 2 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Üppiger Blütenrausch mit Mandel-Kokos-Creme und Früchten. Süß und betörend. Aber leider auch recht durchdringend und anstrengend.
23 Antworten
SeejungfrauSeejungfrau vor 7 Jahren
7
Flakon
6
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Wenn Mandel sich in Tuberose hüllt
der Stechappel im dunkeln blüht
wirds paradiesisch & ein wenig giftig -
Kokosschlange verführt_vernebelt
6 Antworten
GoldGold vor 2 Jahren
5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Opulent, schwülstig: Weißblüher, Kokos, Bittermandel u. eine extreme Kraft. Überhaupt nicht mein Geschmack, aber eindringlich, unverkennbar
17 Antworten
Eggi37Eggi37 vor 2 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Cremig-tropische Kokos BodyLotion
Sorte blumige Tuberose
Mit pudrigen Mandelaroma
Süßen Früchten
Damit riecht Dame frisch geduscht im Sommer
14 Antworten
YataganYatagan vor 8 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wer mal unter einer blühenden (eigentlich weißen) Datura stand, weiß, was uns hier erwartet. Tropische Nacht mit Tuberose und Vanille. Erotik
2 Antworten
Weitere Statements

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So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Diskussionen zu Datura noir (Eau de Parfum)

ExUser in Beratung
Was ist mit "Hothouse Flower" von Ineke ?Die Duftnoten lesen sich grüner als er ist .....
ExUser in Beratung
Baiser du Dragon / CartierEin feiner Amarettoduft, nur halbsüß, nicht klebrig oder übertrieben laut.Loukhoum...

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