PrisAloha

Während "Coco noir", das mir in der Parfumabteilung von Galeria Kaufhof in der Kopfnote schon so gefallen hat und bei dem die Verkäuferin sehr bedauerte, keine Probe zu haben, sich auf meiner rechten Hand im Hauttest befand und weil ich ja nicht ewig im Café rumsitzen konnte, begab ich mich in die Yves Rocher Filiale in der Nähe.
Dort war ich schon Jahre nicht mehr, aber ich hatte gelesen, der Kokos- als auch der Vanilleduft seien nicht schlecht.

Auf meiner anderen Hand befand sich mal wieder "Un bois vanille". Mehr wollte ich nicht gerade testen, also habe ich LPN (nicht zu verwechseln mit LPRN) Vanille fast blind gekauft nach einem ganz kurzen Test auf Papier.

Der Les Plaisirs Natures Vanille Duft befindet sich in einem runden Flacon mit hell orangefarbenen Plastikdeckel.
Wäre der Flacon ein Hotelzimmer, würde er wohl unter "zweckmäßig eingerichtet" geführt.

Zuhause durfte der Duft als Erstes am 24.12. als Raumduft dienen:
Die zitrusähnliche Note, die mir beim ersten Test auf Papier auffiel, und die ich als unpassend empfand, blieb hier aus. Das ganze Wohnzimmer duftete herrlich heimelig und gemütlich nach frisch gekochtem Vanillepudding wie von Oma.

Auf der Haut riecht LPN Vanille bei mir süß und ebenfalls nach Dessert, später mit warmer Karamellnote. Das ist alles, das ich an Verlauf feststellen kann, was allerdings- wie ich annehme- auch so gewollt ist.
Auf Dauer ausschließlich wie ein Dessert zu riechen, ist mir ein wenig zu monothematisch.

Sillage ist nur sehr schwach vorhanden. Wer darauf größeren Wert legt, sollte sich den 20 ml Flacon zu 3.50 € für die Handtasche kaufen und öfter mal nachlegen.
Gleiches gilt bezüglich der Haltbarkeit- einen kompletten Tag hält der Duft bei mir nicht durch.

Bei mir wird es wohl dabei bleiben, LPN Vanille weniger zum Tragen auf der Haut als als Raumduft zu nutzen. Dabei macht er für mich aber eine ausgezeichnete Figur!

Ich hatte, wie viele andere Parfumo-Mitglieder, bereits als Kind einen Flacon dieses Duftes als mein erstes Parfum (danach kam lange nichts, dann "My melody dreams"). Und ich war _so_ stolz darauf!
Auch heute mag ich den Duft noch, zwar nicht als Parfum direkt zum Tragen aber aus Nostalgiegründen und anstelle von Riechsalz als eine Art erfrischendes Allzweckmittel.

Ich liebe Bergamottaroma, egal ob in meinen morgendlichen Tee zum Frühstück, oder hier sehr deutlich in der Kopfnote.
Lavendel im Verlauf kann ich nicht direkt ausmachen, das ist in meinem Fall allerdings auch gut so, denn leider wird mir von starkem Lavendelduft- wie z.B. vom riesigen Strauch im Garten Zuhause, also bei meiner Mutter, extrem übel.
Der Duft verfliegt bei mir recht schnell, was ich aber nicht schlimm finde.

Den klassischen Flacon finde ich wunderbar so wie er ist- den bloß nie aus dem Programm nehmen!

Momentan ist mein Flacon leider leer, ich werde mir allerdings in Kürze einen neuen zulegen.

Wenn gleich eine ganze Serie von Düften auf einmal "rausgekloppt" wird, kommt mir das erstmal komisch vor. So auch hier.
Diese Skepsis ist allerdings nicht bei allen Düften dieser Serie unbedingt angebracht.
Natürlich bleibt es nach wie vor ein "Drogerieduft", aber kein schlechter.

Smile startet sehr fruchtig, für mein Empfinden vor allem mit Mandarine und Ananas, Kokosnuss wie in der Duftpyramide angegeben, kann ich nicht herausriechen.
Innerhalb weniger Minuten geht der Duft über zu Apfel.
Nach einiger Zeit wirkt er auf mich dann nur noch cremig-sanft-fruchtig, einzelne konkrete Duftnoten kann ich nicht mehr ausmachen.

Die Sillage ist sehr schwach.
Die Haltbar ist gar nicht mal schlecht, ich kann den Duft auch abends noch wahrnehmen.

Der Flacon von Smile ist einfach, klar und freundlich gestaltet mit abgerundeten "Ecken".
Ich denke Smile ist eher für Jüngere gemacht- was sich auch am Preis zeigt- und ist ein Duft fürs Frühjahr.

All in all:
Muss man nicht haben. Kann man aber.

Der Duft von Harry Lehmann befindet sich in einem relativ unscheinbaren, aber wunderschön nostalgisch wirkenden, viereckigen Flacon aus farblosem Glas.
Er ist vorne mit dem Etikett des Ladens mit der Aufschrift "Parfum nach Gewicht, Harry Lehmann, Berlin" und einem kleinen mit dem Namen des Duftes beschriftet. Beide sind elegant in gold-schwarz gehalten.
Hinten befindet sich, gedruckt in unauffälligem Rosa, die Liste der Inhaltsstoffe.

Eigentlich ist der Duft, der von Lutz Lehmann nur mit "pudrig warmer Ton" beschrieben wird, ein Soliflor.
Für mich ganz persönlich jedoch ist er ein Gourmand.

Als ich noch klein war, gingen meine Mutter und ihre Freundinnen, mit deren Kindern ich eng befreundet war, gerne auf einen bestimmten Mittelalter-Markt. Noch heute weiß ich den Namen: Kramer Zunft und Kurzweyl.
Fasziniert haben mich dort immer die Bettler, der Narr, ganz besonders allerdings der arabische Gewürzhändler. Er verkaufte an seinem Stand neben getrockneten Johannisbrot-Schoten, Süßholz und anderen Dingen, die heute kaum noch jemand kennt, Rosenlokum.
Auch das war damals in Deutschland noch nicht so bekannt wie jetzt.
Für mich war diese Süßigkeit, obwohl ich schon als Kind sehr viel von der Welt gesehen hatte, der Inbegriff von Exotik.

Diese kleinen, rosafarbenen Quader waren mit weißem Puder- Speisestärke- bestäubt, damit sie nicht zusammen kleben. Ich kaute Lokum nicht einfach, sondern ließ jedes Stückchen andächtig im Mund zergehen.
Wenn man eins davon gegessen hat, steht man kurz vor dem Zuckerschock, was Klein-Pris allerdings von Nichts abhielt, eher im Gegenteil.
Ich denke auch, es hat schon seinen Grund, das in "meinem" türkischen Supermarkt Lokum mittlerweile nicht mehr nur in großen Schachteln verkauft wird, sondern ebenfalls in Tüten, die viele einzeln verpackte kleine Lokumstücke enthalten.

Genauso ist für mich der Duft:
Bestäubt mit einer dicken Schicht weißem Puder, angenehm süßlich und weich...und vermutlich polarisierend, denn ich nehme an, er dürfte vielen zu schwer, vielleicht sogar schwülstig.

Zur anfänglichen heftigen Rosennote mit Puder gesellt sich im späten Verlauf ein wenig Jasmin während die pudrig Schwere etwas abnimmt.
Ich denke, andere Menschen ohne meine subjektive Erinnerung dürften hier ältere, elegante englische Ladies mit Rosenzucht im Garten assoziieren.

Die Haltbarkeit ist wie auch bei meinen anderen Lehmann quasi bis in alle Ewigkeit.
Die Sillage ist gut vorhanden, aber meiner Meinung nach angenehm, nicht so, dass sie dem Umfeld die Luft zum Atmen nimmt.

Ich mag Rose Jacques und trage ihn gerne an Tagen, an denen ich Halt und Geborgenheit brauche.

Das Ladengeschäft bzw. die Parfümerie Harry Lehmann begegnete mir hier auf Parfumo zum ersten Mal. Schon die Beschreibung des Traditionsgeschäftes weckte meine Neugier und so machte ich mich noch am selben Tag auf den Weg dorthin.
Das war vor ca. 4 Wochen... und nun besitze ich schon 6 Düfte von Harry Lehmann bzw. seinem Enkel Lutz Lehmann, der das Geschäft heute führt.
Diese 6 werden auch sicherlich nicht die letzten sein- es stehen noch einige andere auf meiner Wunschliste.

Schon das Schaufenster wirkt als wäre es in den 50ern in einen Dornröschenschlaf gefallen:

Man sieht auf der linken Seite leere Parfumflacons, die man sich in Wunschgröße mit dem gewählten Duft befüllen lassen kann. Außerdem kann man bereits dort die großen Behälter bewundern, aus denen die Düfte drinnen (aus anderen Behältnissen, den die im Fenster stehen ja zeitweise in der Sonne) im Geschäft aufbewahrt werden und aus denen sie per Hand abgefüllt werden.

Auf der rechten Seite des Fensters kann man opulente Blumensträuße, Topfpflanzen und sogar Bäume bewundern- alle künstlich.
Vor allem die Blumen eigneten und eignen sich wie früher dazu, einen Lehmannschen Soliflor-Duft wie etwa Rose de France, Flieder- den es früher in zwei Varianten gab, dann eine Zeitlang wegen fehlender Nachfrage gar nicht mehr, heute allerdings auf Wunsch der Kunden wieder- Maiglöckchen, Veilchen oder eben auch Heliotrop- der vermutlich eine der jüngeren Kreationen ist- zur erstehen und die Blume mit einem Duft fast sogar schon tatsächlich zum Leben zu erwecken.

Der Heliotrop, den ich erstmal links liegen gelassen hatte und ich nicht kaufte, ließ mich irgendwie doch nicht los und so kaufte ich bei meinem vierten oder fünften Besuch bei Lutz Lehmann und der wunderbaren Dame, die einem mit Rat und Tat zur Seite steht, einen kleinen, 15 ml fassenden, "normalen" (also zum Splashen) Flacon zu 9.50€.
2 Euro entfallen hierbei auf den Flacon, das Eau de Parfum selbst gibt es für 5€ pro 10 ml.

Die Dame, die berät, wickelt den Flacon nicht wie sonst bei Harry Lehmann üblich, in bunt gemustertes, sondern der Jahreszeit bzw. dem anstehenden Weihnachtsfest entsprechend in mattgoldenes Papier mit weißen und silber-glitzernden Sternen und legt ihn in eine mit goldenen und silbernen Weihnachtskugeln verzierte Geschenktüte aus festem, hochwertig wirkendem Papier.

Zu Hause lege ich den Duft gleich am nächsten Morgen auf, obwohl ich ihn mir eigentlich zu Weihnachten, das noch ein paar Tage hin war, schenke.

Der Duft startet auf meiner Haut leichter als als erwartet- zwar pudrig und ein wenig altmodisch (keinesfalls negativ gemeint), das Erdrückende, das Heliotrop für mich oft hat, tritt hier allerdings hier nicht auf.
Er riecht für mich sogar ein wenig nach Kirsche wenn auch nur ganz sanft.

Diesen fast schon fruchtigen, blumig-leichten Charakter behält der Duft den ganzen Tag über- hinzu kommt nach eine relativ kräftige, würzige Note, die ich leider nicht genau identifizieren kann-, während dem ich immer wieder an meinem Arm rieche- die Leute in der U- und S Bahn sind übrigens erstaunlich leicht zu irritieren, dabei habe ich weder meinen Hund mit Flohspray, Kamm und Flohhalsband von Parasiten befreit, noch Bircher Müsli in einer Porzellanschüssel zubereitet und verzehrt, was ich beides dort schon beobachten durfte.

Ich bin fast schon enttäuscht über die scheinbar fehlende Intensität von Vanille. Aber was ist das?
Als ich abends auf der Couch wieder an meinem Arm rieche, hat sich die pudrige, blumige Note in eine wärmende, wunderbar sanfte Vanille verwandelt.

Zusammenfassende kann ich sagen, dass mich diese langsame, aber für mich relativ starke Wandlung des Duftes absolut positiv überrascht hat, vor allem allem im Vergleich zu den Soliflor-Düften anderer Hersteller.

Die Haltbarkeit des Duftes ist auf meiner Haut sehr gut:
Morgens aufgelegt kann ich ihn noch am Morgen des nächsten Tages und sogar bis nachmittags wahrnehmen und das nicht nur marginal.

Die Sillage hält sich meiner Meinung nach in Grenzen, der Duft ist zurückhaltender als ich anfangs erwartet hatte.

Ich werde den Duft wohl wieder kaufen- vielleicht im großen Flacon zum Sprühen, vielleicht lasse ich aber auch den kleinen Splash-Flacon wieder auffüllen.

Der Flacon ist eigentlich nichts Besonderes, sondern ein von Hand vorne mit dem Etikett des Geschäftes und dem Namen des Duftes, hinten mit den vorgeschriebenen Liste der Inhaltsstoffe beklebter, einfacher Flacon aus transparentem Glas.
Gerade wegen seiner Einfachheit finde ich ihn allerdings wunderschön und er fügt sich perfekt in meine Wohnungseinrichtung aus den 50er Jahren ein.

Falls sich jemand über die Überschrift meines Kommentars wundert:
Ich finde, das Zitat des begnadeten Beobachters und Humoristen Loriot passt perfekt zu diesem Duft, der blumig beginnt- sozusagen "reitet" - und sich dann zu Vanille verwandelt.