Remano

Zufällig habe ich heute mal den wunderbaren Stilettos on Lex angeklickt und mit Entsetzen gesehen, dass es hier noch keinen Kommentar gibt. Wie kann es sein, dass dieser traumhafte Duft noch nicht kommentiert wurde???
Das kann ich auf keinen Fall so stehen lassen, zumal es der absolute Lieblingsduft in meiner Sammlung und auch von den vier Kreationen von Jul et Mad ist (ihr merkt schon, dass ich ein wenig voreingenommen bin, aber das ist bei Düften wohl meistens so).
Die Düfte dieses Parfumhauses erzählen eine Liebesgeschichte und "Stilettos on Lex" ist inspiriert von der ersten Begegnung. Das erste, was er von ihr wahrnimmt, ist das Geräusch ihrer klickenden Absätze auf der Lexington Avenue. Ihre Schönheit, ihre Eleganz und Ausstrahlung faszinieren ihn, doch was ihn am meisten fesselt, ist der Duft ihres Parfum, den er beim Vorbeigehen wahrnimmt. Leider verpasst er seine Chance, sie anzusprechen, doch zumindest hat er noch die Erinnerung an ihren Duft, die ihm bleibt...
Das klingt toll, aber auf dieses ganze Marketinggefasel gebe ich wenig. Das ist hier auch gar nicht nötig, denn der Duft ist einfach unglaublich schön, außergewöhnlich und fesselnd. Beim Lesen der Duftpyramide keimt beim einen oder anderen eventuell der Verdacht auf, dass es sich hier um noch ein teuer vermarktetes, beliebiges fruchtig-florales Wässerchen handelt.
Doch bereits beim Aufsprühen ist klar, dass der Duft alles andere als banal ist. Der Auftakt ist fruchtig, süß, pudrig und zugleich prickelnd und einfach unheimlich lecker ohne dabei irgendwie ins schwülstige oder künstliche abzudriften. Auch wenn es ein bisschen peinlich ist, oute ich mich hier unter lauter Parfumverrückten und gebe zu, dass der Duft bei mir beim Aufsprühen jedes Mal fast einen Pawlowschen Reflex auslöst (Jetztbinichamrotwerdenundschämemicheinbisschen:-))
Für mich ist die Pflaume sofort deutlich wahrnehmbar, wunderbar reif und süß und fast schon likörartig und auch eine frische, saftige Birne. Irgendetwas verleiht dem Duft von Anfang an eine geheimnisvolle Aura, vielleicht das Davana? Zu den Fruchtnoten gesellen sich direkt die Blumen, wobei ich einzelne Kandidaten nicht herauszuriechen vermag. Alles ist fein miteinander verwoben und perfekt aufeinander abgestimmt. Nach und nach kommt eine leichte Holznote dazu, auch die Vanille ist deutlich wahrnehmbar. Und ein Hauch dunkles Patchouli erdet und gibt dem Duft eine gewisse Tiefe. Obwohl Stilettos on Lex intensiv ist, fühlt sich der Duft zu keinem Zeitpunkt schwer an. Bis hin zur Basis blitzt immer wieder die prickelnde Fruchtnote durch und dieses Changieren macht den Duft für mich zu etwas wirklich Besonderem. Wenn ich ihn trage, werde ich oft auf mein Parfum angesprochen und zwar von beiden Geschlechtern jeden Alters (Mein Schwiegervater, dem nicht einmal auffällt, wenn ich eine andere Frisur habe, macht mir für Stilettos on Lex regelmäßig Komplimente).
Stilettos on Lex ist sehr sinnlich ohne zu erdrücken, intensiv ohne zu beschweren, außergewöhnlich ohne laut zu sein. Die Sillage ist gemäßigt und die Haltbarkeit ist, wie von einem Extrait zu erwarten, sehr gut.
Vorausgesetzt man mag diese Duftrichtung, ist für mein Empfinden Jul et Mad mit Stilettos on Lex die olfaktorische Quadratur des Kreises gelungen, Chapeau!

Mit dem Kommentieren von Düften tue ich mich ziemlich schwer, da für meine ungeschulte Nase die Duftnoten oft nicht differenziert wahrnehmbar sind. So bleibt es zumeist bei einer emotionalen Einordnung, wobei das Spektrum sehr breit ist und von "ohmeinGottistderschönunddenwilichsoforthaben" bis "hilfeabinsBadezimmerdermusssofortrunter" reicht.

Die olfaktorische Schwester "Stilettos on Lex" fiel für mich unzweifelhaft in die erste Kategorie, Teerasse à St. Germain hinterließ bei mir allerdings einen geradezu ambivalenten ersten Eindruck und bereitete mir gewisse Kopfnöte.
Direkt nach dem Aufsprühen hat er für mich eine leicht stechende, säuerliche Note, die ich neben der aromatisch frischen Grapefruit wahrnehme und die für mich nicht näher identifizierbar ist. Nach Lektüre der Duftpyramide ist klar, dass der Rhabarber schuld ist! Allerdings ist für mich trotzdem sofort klar, dass der Duft wohl ebenso schön wie seine Schwester ist. Denn bereits in dieser frisch-grünen Kopfnote kündigt sich der wundervolle weitere Duftverlauf an. Zart florale Noten sind sofort wahrnehmbar, wobei ich einzig die Rose herausrieche. Als ich meinen sechsjährigen Sohn, auf den meine Parfümbegeisterung langsam ziemlich abfärbt, um seine Meinung bat, meinte dieser: "Oh Mama, das riecht aber lecker nach Rose, supergut!"
Die zarte Blumigkeit ist unterlegt von einer kuschligen Basis, die niemals ins Süße abdriftet. Das muss wohl an meinem Angstgegner Patchouli liegen. Der macht hier einen sehr guten Job, denn er ich kann ihn zum Glück nicht herausriechen. Alle Komponenten verschmelzen zu einem dichten und trotzdem leichten Cremeduft, der alles andere als banal ist.

Meiner Meinung nach handelt es sich hier wirklich um einen außergewöhnlichen Duft. Trotz seiner Leichtigkeit strahlt er eine zarte Sinnlichkeit aus. Und ich denke, dass gerade die ungewöhnliche Kopfnote, an der ich mich zunächst störte, dem Duft seinen einzigartigen Charakter verleiht. Denn deren Frische bleibt dezent über den gesamten Duftverlauf erhalten.

Die kleine Abfüllung von dem Duft ist die erste, die ich komplett aufgebraucht habe und die mich immer wieder aufs Neue herausgefordert und dann in helle Begeisterung versetzt hat. Also zieht er zumindest in der schlanken Version bei mir ein.
Und einer Sache bin ich mir sicher. Bei diesem Duft wird sich in der Rubrik "ähnlich duftende Parfums" so schnell nichts finden:-)

Als ich in der Online-Parfümerie meines Vertrauens einige Abfüllungen zusammenstellte, erschien untern auf der Seite unter der Rubrik "andere Kunden kauften auch" La Chasse Aux Papillons extreme" und weil ich den Titel so wunderbar fand, bestellte ich ihn mir einfach als Probeabfüllung.

In Erwartung eines netten Sommerduftes öffnete ich den kleinen Zerstäuber und wollte mich auf die Jagd begeben. Irgendwie hatte ich den Namen mit einem Spaziergang über heimische Wiesen an einem lauen Frühsommertag assoziiert, die Wiesen blühen und niedliche bunte Schmetterlinge fliegen umher...

Sofort beim ersten Sprüher wurde ich in wunderbare, exotische Gefilde entführt. Dorthin, wo die Sonne fast immer scheint und es angenehm warm ist. Der feinwürzige, leicht zitrische Auftakt mit den blumigen Anklängen entführt mich in einen paradiesischen, tropischen Garten. Dort blühen Jasmin, Orangenblüte und Tuberose und Ylang, Ylang und wirklich, es gibt auch Schmetterlinge. Aber nicht die, die ich dann und wann bei mir im Garten erblicke, sondern wunderschöne, große Schmetterlinge in prächtigen Farben. Ich bin verzaubert!
Dieser Duft hat Charakter und ist unterscheidet sich von den gängigen, blumigen Frühlingswässerchen. Die hellen Blüten sind mit einer ganz feinen exotischen Würze unterlegt, die mit der Zeit weicher wird. Dabei ist der Duft keineswegs schwülstig oder schwer und zeigt auf meiner Haut sogar eine gewisse zartgrüne Frische (ich verdächtige den Vetiver). Von irgendwoher weht immer eine zarte Brise durch diesen herrlichen Garten, dort kann man es aushalten:-)

Für mich ist dieser bezaubernde Duft wie ein Ticket in ein fernes Urlaubsparadis, Augen zu, schnüffeln und schon bin ich da. Und dank der guten Haltbarkeit des Dufts bleibe ich auch eine Weile. Ich fürchte, dieser Schmetterlingsjagd kann ich nicht widerstehen. Aber bei einem zweistelligen Betrag (im 50ml Flakon) für einen Kurzurlaub kann mein Mann wirklich nicht schimpfen...;-)

Mein Wunsch: ein schönes rosiges Oud für mich.
In der Parfümerie meines Vertrauens wurde ich leider nicht fündig (Eine Bewertung von Rose Oud by Kilian folgt). Aber ich dachte mir, was soll's, nächste Woche bist du ja in Paris. Und wenn ich da meine Rosenoud nicht finde, dann nirgendwo.

Nachdem ich mich kurz im Netzt informiert hatte (wieso bin da eigentlich nicht schon auf Parfumo gestoßen???), entschied ich, dass Montale mit seiner Vielzahl an Oud-Kompositionen eine gute Anlaufstelle sein muss.
Dort wurde mir bereitwillig eine stattliche Anzahl von Düften präsentiert. Keiner wollte mich so recht vom Hocker reißen, denn Sie alle trumpften mit einer gewöhnungsbedurftigen, leicht stechenden Kopfnote auf. Und meine Nase war nach einigen Testsreifen bereits überfordert, also nichts wie raus. Die resolute Verkäuferin ließ es sich allerdings nicht nehmen, mir die beiden Düfte auf die Handgelenke zu sprühen, von denen ich die Testsreifen noch in der Hand hielt. Merci beaucoup et au revoir! Auf zum Sightseeing mit der Familie, die geduldig draußen gewartet hatte.

Bereits nach kurzer Zeit macht sich eine wunderbare, leicht fruchtige Rose mit dunklen Anklängen bemerkbar. Freudig schnuppere ich an meinem linken Handgelenk und bin erstaunt, auf welch harmonische Weise sich hier Rose und Oud ergänzen. Sie verschmelzen regelrecht, keiner der Komponenten zeigt sich dominant. Herr Montale hat hier eine nicht zu opulente Rose warm, weich und erdig gebettet. Diese Rose ist aber trotz ihrer Zurückhaltung verführerisch und auch ein klein wenig verrucht (als ich später die Duftpyramide lese, weiß ich auch wieso: die Rose trägt ein bisschen Leder).

Trotz seiner Tiefe ist dieser Duft kein Schwergewicht, denn auch die zarte Fruchtigkeit bleibt (wie ich ebenfalls später erfahre, dank des Hibiskus) auf meiner Haut erhalten, und sorgt so für eine gewisse Leichtigkeit, Chapeau!

Diese leichtfüßige und verführerische blumige Schönheit, in Lederpumps und weiche Gewänder gehüllt, hat es mir wirklich angetan. Deshalb bin ich auf der Heimfahrt ein wenig traurig, dass ich es nicht nochmal zu Montale geschafft habe. Das wäre es gewesen, mein Rosenoud.

Aber Gott sei Dank entdecke ich irgendwann Parfumo und nach ein bisschen Recherche, komme ich zu dem Schluß, dass es sich bei dem Duft um Aoud Queen Rose handeln muss. Und was soll ich sagen: ER IST ES:-) Dank der lieben Tivellon hat er in meine Sammlung gefunden und bleibt da auch!

Begegnet bin ich Ivoire an meinem Geburtstag und es fand auf dem gleichen Weg zu mir wie zu Michelangela. Freudig nahm ich das Geschenk einer Freundin an, dessen Verpackung und Form gewisse Rückschlüsse auf den Inhalt zuließen. Ein Duft???

Gespannt packte ich es aus und tatsächlich, ein Duft. Ich hatte ja des Öfteren erwähnt, dass ich gerade florale Düfte für mich entdecke und gerne noch etwas Klassisches hätte. Als ich den Flankon herausnehme und Ivoire lese, erstarre ich plötzlich und glaube mich an eine Bekanntschaft mit diesem Elfenbein zu erinnern. Es ist schon ein Weile her, als mir eine Verkäuferin einen Duftstreifen mit dem alten Ivoire unter die Nase hielt und meinte dieser für Frauen wie mich gemacht, die auf der Suche nach einem außergewöhnlichen, frisch-floralen Wässerchen zu sein. Dieser Duft war allerdings nicht sehr freundlich zu mir und hat mich direkt in die Nase gebissen, so dass ich mich weigerte ihn an meine Haut zu lassen. Der erste Eindruck von bitterer Seifigkeit war zu abschreckend, wer weiß, was er da anstellt.

Diese Begebenheit schießt mir durch den Kopf und ich gucke tapfer grinsend zu meiner Freundin, die mich erwartungsvoll ansieht. Todesmutig mache ich den Deckel auf, meine Freundin kennt mich ja und hat einen erlesenen Geschmack, also los.

Und ich bin überrascht: Mich umfängt eine fruchtig frische Pudrigkeit, die wohl dank des Galbanums auch ein wenig herb ist. Ein gelungener und ungewöhnlicher Auftakt, der auf mehr hoffen lässt. Ich entspanne mich und bedanke mich bei meiner Freundin, die mich stolz darauf hinweist, dass es sich um die Neuauflage eines Klassikers handelt (Aha, deshalb beißt der hier nicht).
Zu Recht, denn nach und nach entfaltet sich ein wunderbar dezente florale Note. Iris, Jasmin, Rose und Ylang-Ylang verschmelzen zu hier einer grün-floralen Einheit, die völlig unsüß und daherkommt. Das neue Ivoire präsentiert sich als kühle Schönheit, die in ein transparentes, zartgrünes Gewand eingehüllt ist. Mit der Zeit mischen sich ein feiner Vanillehauch, erdige Noten und Patchouli unter die Blumen, ein Hauch von Röte zeigt sich auf Ivoires ansonsten so blasser Haut.

Die Neuinterpretation von Ivoire ist ein sehr gelungener zartgrüner Puderduft, der mit kühlen Charme und Eleganz seinem Namen alle Ehre macht. Ich empfinde ihn als sehr körpernah mit einer zurückhaltenden Sillage und deshalb perfekt, wenn oklfaktorische Zurückhaltung gefragt ist und man dennoch raffiniert duften will. Und raffiniert ist er definitiv, weil er trotz seiner Zurückhaltung Charakter zeigt.

Abzüge gibt es hier nur, weil Ivoire trotz seiner Schönheit für meinen persönlichen Geschmack einen Hauch zu kühl ist. Ich gehe auch im August bisweilen noch mit der Wärmflasche ins Bett und damit ein Duft mein Herz so richtig erobert, muss er eben auch ein bisschen Wärme spenden.
Wenn allerdings ein kühler Kopf und zurückhaltende Eleganz gefragt sind, wird die neue Ivoire eine treue Begleiterin sein!