Ripieno

Ripieno

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11 - 15 von 35
Ripieno vor 14 Jahren 9 3
10
Haltbarkeit
7
Duft
Weicher Schal für die kalte Jahreszeit
Neben einer grünen Note und der herben Myrrhe entfaltet sich die einhüllende Aura einer schönen sanften balsamischen Ambranote mit harmonisch eingebundenen Tönen von Sandelholz und Vanille. Das gelungene Ergebnis ist weich und warm wie ein Kaschmir-Schal, ideal für neblige und wolkenverhangene Herbsttage und kalte Winterabende.

Eine gute Wahl für alle Liebhaberinnen heller, sauberer und dennoch sinnlicher, weder zu schwerer noch zu üppiger Orientdüfte mit balsamischer Ausrichtung. Gut zum Layern geeignet, etwa mit Rose Absolue vom gleichen Hersteller, aus dessen Sortiment Voile d'Ambre deutlich nach oben herausragt.

Sehr sparsam zu verwenden und auch wegen des günstigen Preises eine unbedingte Empfehlung für Mädels mit schmalem Geldbeutel.
3 Antworten
Ripieno vor 14 Jahren 9 8
5
Haltbarkeit
4
Duft
Erotik eines Vanillepuddings
Das No. 5 Eau Première ist als EdP ein angenehmer, harmloser, einfach nur netter Duft. Kurz nach dem Aufsprühen beschwört es die Erinnerung an das echte Chanel No.5 herauf, dann jedoch wird es mit jedem Atemzug blasser, wirkt mehr und mehr wie ein teures und trotzdem mißlungenes Imitat, bis ein Fond erreicht wird, der nur noch Langeweile verströmt.

An das Betörende, an die Reichhaltigkeit und Eleganz, an die Qualität, ja Einzigartigkeit des Originals reicht es so wenig heran wie ein Traum an die Realität.

Mädchenhaft - ja, aber als Gegensatz zu feminin.

Erotisch? Ähm, nicht wirklich.

Ich danke der lieben Perle für die Probe. Nur dadurch wurde mir bewußt, wie weit Chanel von seinen besten Zeiten weg ist.
8 Antworten
Ripieno vor 14 Jahren 4 1
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Zeitreise nach Kakanien
Lange Zeit habe ich mich gefragt, warum es zwar die Kategorie der Leder-Chypres gibt, aber nicht die der Leder-Fougères. Die Analogie kommt mir zwingend vor: Genau wie man die klassische Chypre-Struktur durch Hinzufügen einer Leder-Note variieren kann, müßte man ja auf gleiche Weise den klassischen Fougère-Akkord modifizieren können. Es konnte doch nicht sein, daß noch niemand auf diese Idee gekommen wäre, denn sehr originell ist sie nicht.

Parallelen und Bindeglieder gibt es genug: Eichenmoos, Hölzer, oft auch Blüten, und schließlich die Bergamotte, die Lavendel- und zitrische Charaktere in sich vereint. Trotzdem war die Frage falsch gestellt, wie mir jetzt klar wurde. Denn Knize Forest ist genau das: Ein Fougère mit einer holzigen Basis, die einen ledrigen Unterton aufweist. Diese allerdings so extrem herb, wie ich es nicht erwartet hätte.

Diejenige Note, die viele Menschen an Herren-Friseursalons denken läßt, ist bei Knize Forest zum Glück nur so schwach ausgeprägt, daß sie gerade noch erkennbar bleibt. Der ganz leicht zitrisch angehauchte und daher schön frische Lavendel und das nach Heu (mit viel Klee) duftende Coumarin bringen sich dafür sogar einzeln zur Geltung.

TVC hat völlig recht: Nach Neunziger-Jahre riecht das nicht. Eher schon, denke ich, nach Radetzky-Marsch von Joseph Roth, oder nach Oberst Redl, dargestellt von Klaus Maria Brandauer. Als so gebrochen und morbide wie die k.u.k. Donaumonarchie, von deren absehbar bevorstehendem Untergang dort erzählt wird, empfinde ich die Basisnote von Knize Forest.

Laut ist dieser Duft meines Erachtens nicht; eine gut gelungene Komposition ist er allemal. Obwohl ohne Zweifel ein Herrenduft, könnte man ihn bei entsprechendem Hauttyp auch Damen empfehlen, die ihn - gewissermaßen als Steigerung des Montaleschen Red Vetyver - zur Unterstreichung ihrer beruflichen Autorität einsetzen möchten. Für meinen Geschmack geht er absolut in die richtige Richtung. Trotzdem aber ist er mir für ein Fougère dann doch etwas zu herb im Drydown, und bei den Lederdüften habe ich bereits andere Präferenzen. Ich würde ihn mir daher nicht kaufen und kann dem entsprechend leider nur 70% geben.
1 Antwort
Ripieno vor 14 Jahren 15 6
5
Haltbarkeit
9
Duft
Der etwas andere Weihrauchduft
Timbuktu ist ein Kunstwerk. Müßte ich sein Lob auf kürzest mögliche Weise zusammenfassen, so lautete es "highly sophisticated." Luca Turin kategorisiert ihn als "woody smoky", als holzigen Weihrauchduft. Und eine leichte und elegante Weihrauchnote ist tatsächlich das erste, was an Timbuktu auffällt. Und was für ein Weihrauch! Die orientalisch anmutende Süße eines ziemlich lauten und etwas synthetisch-flachen Gucci Pour Homme, eines ausgewogenen, anmutigen und "echten" Avignon von Comme de Garcons, die mich mehr an einen griechisch-orthodoxen Gottesdienst erinnert als an episkopale Hochämter in gotischen Kathedralen, aber auch die des feinnervigen, komplexen und eleganten Bois d'Incense von Armani Privé, diese Süße also geht Timbuktu gänzlich ab, ebenso wie jede Schwere, und das ist gut so.

Die Richtung, die Timbuktu verfolgt, kenne ich von privaten Räucherungen ebenso wie aus Kirchen, deren Pfarrer beim Weihrauchkauf nicht jeden Pfennig zweimal umgedreht hat. Ich hielt es für eine Art Standard-Weihrauch, bevor ich die billigeren und süßlichen dunklen Sorten der Devotionalienläden entdeckt hatte. Eben jene hellgelbe Sorte, die man hier in Deutschland ebenso kaufen kann, wie sie auf den Marktständen von Luxor oder sonstwo in arabischen Ländern selbstverständlich ist. Gleich nach dem Anzünden entwickelt er eine ganz feine, frische, leicht zitrische Note, die erhebend wirkt, wenn man sich emotional darauf einlassen kann.

Timbuktu ist ein wenig frischer als der beim Räuchern entstehende Duft. Insofern ist auch er keine bloße Weihrauch-Nachahmung, sondern, zweifellos beabsichtigt, etwas Eigenständiges wie jedes Kunstwerk. Es fällt anscheinend leicht, der Frische dieser Note einen Drall in Richtung Nadelwald mitzugeben, wie das bei Cardinal von Heely geschehen ist, ebenfalls einer höchst interessanten Weihrauch-Variante. Timbuktu geht nur ganz leicht ins Zitrische und Grün-Frische und bewahrt dabei den beim Räuchern entstehenden "ätherischen" Eindruck. Es ist keineswegs das Ätherische mancher Traubenbrände, aber ich habe leider kein anderes Wort dafür. Esoteriker (theosophischer oder anthroposophischer Provenienz) würden den Eindruck vielleicht als"feinstofflich" bezeichnen.

Daß Timbuktu mehr ist als einfach nur ein Weihrauchduft, macht sich besonders bemerkbar, sobald man die Patchouli-Note erschnuppert hat. Für mich ist es die beste, die mir bisher begegnet ist: Weder zu süß wie bei Antaeus oder sogenannten Hippie-Düften, noch zu herb, weder aufdringlich laut, noch einfach nur erdig. Statt dessen wunderbar abgerundet mit balsamischen Harzen (Benzoe, Myrrhe) und einem ebenso balsamischen Vetiver. Nicht, daß ich diese Noten herausriechen könnte - hier zählt nur der sanfte und doch kernige Gesamteindruck, zu dem sie mit dem Patchouli verschmelzen und es dabei modifizieren.

Timbuktu ist ein Pflicht-Testobjekt für jeden Weihrauchfreund. Obwohl ich eine Reihe von Weihrauchdüften erst noch kennenlernen muß, gehört er jetzt schon zu meinen Kaufkandidaten. Er ist schon fast zu dezent und zurückhaltend, und seine Ausdauer wäre verbesserungswürdig, daher - bis auf weiteres - nur 90%.
6 Antworten
Ripieno vor 14 Jahren 4 2
Die Hölzer mag ich wohl -
allein, dies ist nicht alles.

Leider hat sich auf meiner Haut, wenn ich nahe herangehe, etwas entwickelt, was irgendwie verbrannt riecht. Ich bin unschlüssig, ob das nun nach schleifender Kupplung, zu heiß gewordenen Bremsbelägen oder nach Kurzschluß in einer elektrischen Leitung duftet.

Jedenfalls absolut scheußlich, für mich untragbar. Das ist sehr schade, denn die Projektion, von Sandelholz dominiert, hat mir gut gefallen.
2 Antworten
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