Saoirse

Heute kam mein Douglas-Päckchen an. Natürlich habe ich es gleich geöffnet und darin herum gewühlt. Als erstes wurde - in diesem Fall dummerweise - Trésor Midnight Rose getestet. Oh Schrecken, oh Grausen. Zunächst wurde ich in eine Wolke von Gummibärchenduft eingehüllt - oder Himbeere, wenn man so will. Moment mal, ich dachte, es sollte Rose sein? Kurz vor einem Ohnmachtsanfall dachte ich mir noch: Gib ihm eine Chance, vielleicht kommt da noch was. Doch die zweite Note war auch nicht besser: Für mich roch die Mixtur der Herznote nach Grapefruit. Und auch hier wieder: Von Pfingstrose keine Spur. Auf die Basisnote mit meinem geliebten Moschus habe ich, meiner Sinne durch die ekelhaft süße, klebrige Wolke beraubt, gar nicht mehr gewartet. Abwaschen und neutralisieren des Aromas waren eins. Sollte mir am noch weit entfernten nächsten lauen Sommerabend eine Dame entgegenschweben, die von Wespen, Bienen und allerlei anderem zuckersüchtigem Getier umschwärmt wird, werde ich meinen ganzen Mut aufbringen und sie fragen, ob sie Trésor Midnight Rose trägt.

Allein für den Flacon - elegant und violett - gibt es bei mir 10 Punkte. Dieser wird - unbenutzt und dekorativ - sein Dasein auf meinem Glasregal im Badezimmer fristen, bis dass der Tod uns scheidet.

Neugierig öffne ich den Flacon, dessen Aussehen mich kurz und sehr entfernt an den Taj Mahal erinnert. "Aha, ein Orientale", denke ich mir. Soll ich oder soll ich nicht? Katzen sind neugierig, also erlaube ich mir, zu sollen. Nur ein kurzer Schnupperer, oder? Von wegen. Ich kann die einzelnen Komponenten nicht ausmachen, bis auf... da war doch was? Ganz tief unten: Sandelholz. Moschus. Ein wohliges Lächeln.
Ein Basar im alten Persien. Nein, eher ein Harem, in welchem die Lieblingsfrauen gerade gebadet, geölt und gesalbt werden. Und wirklich: Ich möchte eintauchen in diesen schweren, süßen Duft, darin baden, als ob es kein Morgen gäbe. Doch das wäre für meine Umwelt sicherlich zu viel des Guten. Der Duft bleibt in der Nase hängen, wie lange, wird sich zeigen. Aber sehr intensiv, sinnlich und erotisch. Kein Zweifel: Ich bin verliebt.

In meinen Augen sind die Kreationen von Rocher eigentlich Billig-Düfte. Millionen Frauen könnten sie erwerben, testen, benutzen, tragen. Trotzdem ist Ispahan für mich einzigartig. Den anfänglichen Duft von Bergamotte und Mandarine mag ich gar nicht (wobei ich Bergamotte in Tee absolut liebe, bin regelrecht süchtig nach Earl Grey). Auch die Herznote sagt mir nicht zu, wenn man von Ylang-Ylang absieht. Doch dann der Schlussakkord mit einem meiner Lieblinge, Tonka-Bohne. Mit diesem Duft kann ich beruhigt abends ausgehen und hinterher auch ins Bett. Schwarz ist sowieso meine Lieblingsfarbe und der rundliche Flacon liegt gut in der Hand. Schade, dass dieser Duft nicht mehr hergestellt wird.