Scentury

Um es gleich vorweg zu nehmen: ich kenne lediglich zwei der offenbar schon zigfach erhältlichen Aventus-Batches. Beide sind sich sehr ähnlich. Zudem kenne ich drei Aventus-"Klone": CDNIM (Eau de Toilette), Montblanc Explorer und nun auch den Afnan Supremacy NOI. Von allen Klonen ist der Montblanc sicherlich der, der am qualitativsten und dem Aventus am ähnlichsten rüberkommt. Allerdings ist die Performance schändlich. Die anderen beiden haben eine super Performance, wobei der NOI deutlich runder und geschmeidiger in den Übergängen wirkt als der CDNIM. Allerdings, und jetzt kommt es: während der CDNIM nach der unerträglichen Zitrus-Kopfnote schön rauchig wird und die Vorzüge des Originals hervorhebt, ist NOI die ganze Zeit aus meiner Sicht in einer anderen Richtung unterwegs. Er riecht wie der Cousin von Aventus, mag stimmen. Er hat aber durch die sehr fruchtigen Elemente die aus meiner sicht eher an Erdbeeren o.ä. erinnern, gepaart mit dem Safran, viel mehr von einem anderen Duft, den ich vor langer Zeit besaß, nämlich "Black XS" von Paco Rabanne. Einige werden mich für diese Aussage natürlich wieder shitstormen, aber manchmal ist auch der Wunsch der Vater des Gedanken. Soll heißen: wenn die ersten renommierten Reviewer anfangen, diesen Duft als DEN Thronfolger des King persönlich zu hypen, kommt die Lavine ins rollen. Und diese Lavine versperrt dann vielen den Blick aufs Wesentliche des Duftes. Ganz unvoreingenommen ging ich an dieses Dufterlebnis heran, und wenn ich nochmal ehrlich sein darf: wäre ich nicht geprimt auf die (angeblich so große) Ähnlichkeit zu Aventus, ich hätte diesen Duft direkt wieder weiterverkauft. Denn er duftet nicht natürlich (was ich eigentlich aber schätze), noch nicht mal in die Sport / Duschgel / Barber - Richtung, sondern hat was von "heute will ich mal riechen wie eine Obstschale mit Gewürzen, schön auf männlich gemacht". Sorry Leute, Qualität ist mehr als das Erzeugen einer Illusion oder die Fähigkeit, Düfte durch eine Überspitzung der markanten Duftnoten einerseits zu immer größeren Leistungen zu pushen, sie andererseits aber fast schon zu einer Karikatur ihrer selbst zu degradieren. Mein Fall ist dieser Duft jedenfalls nicht, denn neutral betrachtet ist er nicht mehr als der VERSUCH eines Superklons.

Es ist schon schlimm: Ständig lasse ich mich dazu verleiten, Düfte ohne vorheriges Probieren zu kaufen. So auch geschehen mit Adidas Active Bodies. Fehlgeleitet wurde ich durch die zahlreichen positiven Einschätzungen durch die vielen User. So viele Menschen können sich nicht irren, sollte man meinen. Doch letztendlich kann ich lediglich die hohe Haltbarkeit und ordentliche Sillage bestätigen. Der Duft selbst kommt aus meiner Sicht genauso billig rüber, wie er ist. Drogerieduft der untersten Klasse, sonst nichts. Keinerlei Raffinesse, einfach nur ein Duftmix ohne klare Linie, grob in Richtung "männlich-würzig-sportlich-frisch". Wie man diesem Parfum so etwas wie Stil oder hohe Qualität andichten kann, ist mir ein Rätsel. Ein 1,50 Euro-Duschgel vom Discounter könnte genau so riechen. Es fehlt an Wiedererkennungswert, Klasse und Eleganz. Leute, die diesen Duft seit eh und je zu ihrem Signature gemacht haben, sollten mal über den Tellerrand blicken und sich von ihren festgefahrenen Denkmustern befreien. Denn eines könnt ihr mir glauben: Dieser Duft kommt auch im Umfeld nicht gut an...
Zwar nur ein kleiner Geldbetrag, aber schade drum...

Ja, ich gebe es zu: Ich polarisiere gerne. Nicht, weil ich es darauf anlege; ich rede einfach so, wie mir der Schnabel gewachsen ist, manchmal ohne Rücksicht auf Verluste. Auch zum allseits beliebten Sauvage habe ich meine ganz persönliche Meinung.
Viele bezeichnen diesen Duft als ein Muster an Männlichkeit, tun geradezu so, als könnte das der Go-To-Duft eines Jason Statham sein. Ich sehe das leider anders: Sauvage ist mit Sicherheit ein sehr gefälliger Duft. Er duftet erst intensiv-zitrisch, dann gesellt sich eine sportliche Note hinzu, und zuletzt hat er tatsächlich etwas von Duschgel oder Aftershave. Hier sehe ich durchaus eine unverkennbar männliche NOTE - mehr aber auch nicht. Das luftige, fruchtige, das dieser Duft den ganzen Verlauf über hat, lassen ihn aber etwas weichgespült wirken. Viele behaupten, der Name Sauvage (Dt. "wild") wäre treffend für einen solchen Duftverlauf. Ich finde, er hat nichts Rohes, Animalisches, Natürliches, sondern wirkt eher kultiviert und elegant. Und genau das veranlasst mich dazu, Diors Zugpferd eben nicht als typisch männlich einzuordnen. Sicherlich gab es einen Wandel in der Männerwelt: sich mit Beautyprodukten zu pflegen ist heute nicht mehr verkannt. Dennoch ist dieser Typ Mann nicht das, was viele mit einem "echten" Mann verbinden. Denken Frauen an echte Männer, kommen ihnen doch behaarte, kernige, zuweilen etwas plumpe Kerle in den Sinn. Männer mit Charakter, wie ihre Väter. Sie trugen Düfte nicht in der affektierten Art wie die heutigen Männer, die lediglich den Anschein erwecken wollen, noch etwas genuin Rohes in sich zu tragen. Männer von heute sprühen sich mit Düften wie Sauvage ein und erhoffen sich, dass dieser Ihnen Charakter verleiht, was bei der Vielzahl der Träger leider schlichtweg nicht funktioniert. Männer wie unsere Väter UNTERSTRICHEN hingegen ihren schon existenten und unverkennbaren Charakter mit In-your-Face-Düften - Machoallüren inklusive und sogar gewünscht! Oft waren sie ungeschickt in der Dosierung, aber das untermauerte ihre Männlichkeit nur noch. Sie studierten keine Videos zur richtigen Art des Auftragens verschiedener Düfte, hatten EINEN Signature-Duft und keine "Fragrance-Wardrobe"...
Ich könnte ewig mit Beispielen weiter machen, will meinen Artikel aber mit folgendem Gedanken abrunden: Sauvage spiegelt das wider, was heute mit der Männerwelt passiert. Keine Zufälle, alles exakt getrimmt, nur dem Anschein nach "wild". Dieser Duft ist für mich kein schlechter, er ist zurecht ein Crowdpleaser. Genau das ist es aber, was mich stört: Er besitzt keine Ecken und Kanten. Die allgemeine Tendenz zu Herrendüften, die immer unisex-tauglicher werden, finde ich bedrückend. Denn ich bin gerne ein Mann vom alten Schlag, trotz meiner "erst" 34 Jahre.

Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass ich in dieser Community für meine persönliche Meinung einen Riesen-Shitstorm ernten werde, will ich diese hier dennoch kundtun.
Der Duft mag gehypt sein. Der Duft mag vielen gefallen. Der Duft mag einer der meist Verkauften sein.
Dennoch finde ich, man sollte sich nicht beeinflussen lassen. Genau das ist mir leider widerfahren. Ich ließ mich von den fast ausschließlich positiven Eindrücken und Reviews täuschen und kaufte ihn blind. Und ich behaupte, dieses Parfum würde nicht mal annährend so viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn es ein Noname-Duft in einem weniger cool wirkenden Flakon wäre. Denn anders als hier immer wieder behauptet wird, empfinde ich dieses Parfum keineswegs als frisch. Im Gegenteil, es hat aus meiner Sicht durch den Weihrauch einen eher gruftigen Touch und ist meines Erachtens auch kein echter Aquat. Nicht selten habe ich über diesen Duft gehört oder gelesen, dass er für Träger 30+ geeignet ist. Das kann ich leider aufgrund des gruftigen Charakters nicht bestätigen, auch aufgrund der Tatsache, dass man mit diesem Duft schon sehr formell, überbeduftet und übertrieben männlich rüberkommt - wie es oftmals auch Rasierwässerchen älterer Herrschaften an sich haben. Ich sehe ihn bei einem erfolgreichen 50+ - Anzugträger. Die sehr formelle Note führt auch dazu, dass ich AdG Profumo keinesfalls als "All season, all occasion" - Duft ansehe, sondern eher als Büro - und Abendduft (hier speziell förmliche Anlässe).
Die enthaltenen Duftnoten (Patchouli, Weihrauch, Rosengeranie) erwecken aus meiner Sicht den Eindruck, dass dieser Duft extrem edel und hochwertig ist. In Wahrheit ist das aber ein 0815-Trick der Duftindustrie. Düften wie Encre Noire wird auch automatisch eine Eleganz und Hochwertigkeit zugeschrieben, die ich einfach nicht nachvollziehen kann, und ich sehe den Grund dafür in den holzigen Duftnoten, die viele per se schon als Qualitätsmerkmal ansehen. Man sollte sich wirklich nicht mit einem derart künstlichen Duft umgeben, der den eigenen Charakter aus meiner Sicht verschlingt. Zu mir passt der Duft jedenfalls ganz und gar nicht, und nachdem ich nun weiß, wie er riecht, habe ich mich rückblickend erinnert, ihn schon ein paar mal an Männern gerochen zu haben, denen er ebenfalls nicht steht.
Es darf geshitstormt werden!

Das Gebräu riecht ganz gut. Fängt an mit so was Zitronenmäßigem und wird danach so frische Wäsche mäßig, auch ein bisschen markant. Die Pulle sieht eigentlich gut aus, richtig edel und schwer. Der Sprüher haut den Saft ordentlich raus.
Weiter so Cyrus, mach mehr so geile Produkte. rieche damit wie ein reicher Typ der sich 60 Euro düfte draufhaut!