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vor 9 Jahren - 24.07.2015
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Fotografieren statt Kommentar schreiben

Nachdem ich 562 Kommentare auf Deutsch geschrieben habe und 87 auf Englisch merke ich, dass mir ein wenig der Elan zum Kommentarschreiben abhanden gekommen ist. Mir fällt auch auf, dass die Pyramiden immer magerer werden. Dass statt der Ideen, wonach ein Parfüm riechen sollte, lieber die Zutatenliste auf Chemisch geschrieben wird. Oh, wie uninspirierend. Es reicht mir schon, dass ich bei vielen genannten Duftvorstellungen irgendwo weiß, dass sie aus chemischen Bausteinen zusammen gesetzt sind, und es nur noch darauf ankommt zu beurteilen, ob das denn auch von gar nicht bis exakt getroffen, hinkommt.

Also gelüstete es mich, es stattdessen mit Fotos von Flakons zu versuchen. Vor allem, seit ich mich einmal gegen einen Flakon Parfüm und für einen Fotoapparat entschieden habe. Nichts Großartiges, aber mit einer guten Makrofunktion und der Möglichkeit das Objektiv dicht auf winzige Objekte richten zu können. Und vor allem: Mit nicht so vielen fummeligen Einstellungsmöglichkeiten.

Die ersten Versuche lassen sich auch nicht so schlecht an, ich kann mich bestimmt noch steigern. Die, die hier schon fantastische Fotos als Parfümbilder einstellen werden mir allerdings zustimmen, dass es viel mehr Zeit kostet ein einigermaßen passables Foto einzustellen, als einen Kommentar zu schreiben. Und es schwant mir, dass erworbene Routine mit mehr Perfektion und steigendem künstlerischen Anspruch "ausgeglichen" wird, den Zeitaufwand betreffend. Angefangen von der Idee, der Motiv- und Dekorationsauswahl über viele Versuche, dem Einstellen ins eigene Fotoalbum, dem Bearbeiten, der Auswahl bis zur Einstellung hier im Parfumo.

Und was einem alles so passiert als Anfänger schildere ich einmal.

Da ich das Parfüm "Datura Blanche" vor einiger Zeit von meinem Mann als Geschenk erhielt und es sich ergab, dass ich dieses Frühjahr Daturasamen bekommen konnte, die auch keimten, Blüten brachten, wollte ich doch den Flakon mit einer der weißen Daturablüten fotografieren. Vorgenommen, aber getan?

Das ist nicht so einfach, denn die Blüten sind jeweils nur einige Stunden geöffnet. Und nicht immer ist das Wetter geeignet, bekomme ich das überhaupt mit, weil ich gar nicht zu Hause bin die Stunden. Oder ich habe wirklich keine Zeit.

Aber gestern Morgen sah ich schon ganz früh, dass eine Blüte, dicht genug an der Erde im Kasten, aufblühen wollte. Da es die Nacht davor ein heftiges Gewitter gegeben hatte, war der leicht geöffnete Kelch schon voller Wasser. Also das schüttelte ich vorsichtig aus. Es war aber schon wieder so drückend, schon gegen 7.30 Uhr, die Sonne stach, wenn sie nicht von Wolken verdeckt war, um 9.00 Uhr war es bereits wieder 30° im Schatten. Mein Kreislauf war auf 100, oh, da bin ich immer so aufgeweckt.

Aber ich wollte es nun doch versuchen, denn es ist nicht gewiß, ob ich diesen Sommer mit dem Vormittagslicht und doch im Schatten wieder eine aufgeblühte Datura vorfinden würde. Sie war wirklich um 9 Uhr geöffnet. Also als erstes wollte ich den Flakon holen. Aber so dösig wie ich war, fasste ich den Flakon am Verschluss an. Dabei weiß ich doch, dass der nicht sicher sitzt. Und "klonk" fiel er mir ins Waschbecken. Gut, nun war mein Blutdruck angeregt. Mein Puls raste. Jedoch, der Flakon hatte keinen Schaden genommen. Das Waschbecken hat nun eine kleine abgesplitterte Stelle an der Kante. Gut, dass der Flakon nicht auf die Graniteinfassung gefallen ist. Etwas zittrig nahm ich den Flakon, das passende schwarze Onyxschmuckstück und den Fotoapparat. Ich stellte alles Mögliche ein. Aber dann beim Anordnen von Flakon und Blüte, Schmuck brauchte ich einige Zeit. Auch saß mir der Schreck noch im Körper, es war auch so drückend und heiß, ich schwitzte. Und meine Hände waren auch nicht so ruhig. Ich nahm den Apparat, er hatte sich ausgestellt: Sparmodus. Also musste ich alles wieder einstellen. Mist, was war das wieder für ein Modus. Wieder ausstellen, noch einmal. Und dann so viele Fotos wie ich dachte, dass es notwendig sei. Natürlich war die Erde uneben, der Schuber rutschte weg, der Flakon spiegelte, die nasse Erde war an meinen Fingern, und somit auf dem weißen Karton. Papiertuch holen, abwischen. Natürlich, der Apparat war wieder aus. Zum wiederholten Mal alles einstellen. Dabei kam hier und da mal die Sonne und ich bemerkte das erste Mal, dass der Flakon nicht aus schwarzem Glas ist, sondern etwas dunkler rot als echte Rubine. Aber das auf schwarzer Erde sichtbar zu machen war nicht möglich. Noch ein paar Aufnahmen, nochmal auf dem Display anschauen und Schluss. Dann alles wieder wegräumen. Vor allem das kostbare Parfüm wieder vorsichtig in den Schrank räumen.

Danach musste ich einen Termin wahrnehmen. Mittags zurück, habe ich sofort die Bilder auf den PC geladen und bei der ersten Durchsicht ein Schreck: Da ist ja das da Datum drauf! So ein Mist, wie kann das nun wieder, da habe ich doch ausgeschaltet? Ich bin nach draußen zur Blüte gegangen. Die Blüte hatte sich bereits wieder geschlossen, wann sich die nächste öffnen wird ist ungewiss, wenn sie das überhaupt tut. Die Frage, ob das hier überhaupt mit Datum angenommen wird. Und überhaupt, ich kann das nicht leiden.

Egal, ich habe die Bilder angeschaut, gedreht, verkleinert, zurück, andere Reduzierung gewählt, verworfen. Soll das lieber beim Hochladen hier passieren. Dann habe ich einige Zeit gebraucht um mich für 3 Bilder zu entscheiden. Wenn eines nicht gut aussehen würde, dann könnte ich das löschen. Ich habe die Bilder hier ins Parfumo gezogen und da sind sie jetzt.

Naja, hier gibt es User, die sind schon weiter und überhaupt begabter, soll ich sie nicht lieber wieder löschen? So meine Überlegung. Es geht mir mit den Fotos hier, wie es mir mit gemalten Bildern geht: Ich kann sie erstmal nicht leiden, finde sie misslungen. Ich weiß, das gibt sich. Ich muss nur mal eine Weile nicht darauf schauen.

Aber am Abend war ich der Meinung, dass ich nun versuchen sollte, doch die Farbe des Flakons auf Fotos sichtbar zu machen. Aber dabei war ich vorsichtig, der Flakon ist mir nicht wieder ins Waschbecken gefallen.

Wenn ich zusammenrechne, dann hätte ich mit dem gleichen Zeitaufwand zwei Deutsche und einen englischen Kommentar schreiben können. Lohnt sich das? Rückblickend gesehen: Jaaaa! Es macht Freude, auch wenn das Ergebnis nicht meinemAnspruch und der Vorstellung so ganz entspricht. Es ist etwas anderes, als nur vor dem Bildschirm zu sitzen und zu tippen. Und da habe ich noch einige Ideen...

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