Shoebox

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Rezensionen
Shoebox vor 7 Monaten 4 8
8
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Bitte kein Ticket für den Hypetrain
In den sozialen Medien überschlagen sich die großen und kleinen content creators mit positiven Rezensionen zu "Bade'e Al Oud - Oud for Glory | Lattafa / لطافة", sodass ich selbst kurz davor stand, mir blind einen Flakon zu kaufen.

Nur gut, dass ich kurzzeitig wieder zur Besinnung kam und mir erstmal eine kleine Abfüllung hier im Souk hab zuschicken lassen.

Warum? Nun, der Duft an sich ist ja eigentlich ganz schön. Er erinnert mich an den kleinen, harmlosen Bruder von "Ameer Al Oudh Intense Oud | Lattafa / لطافة". Ein schöner holziger Geruch, nur ohne Feuer. Und ohne Wumms.
Ein Bisschen nehme den Autoreifengeruch wahr, den einige hier bereits beschrieben haben. Aber er verfliegt doch recht schnell. Süßliches Holz, fast schon wie frisch geschlagene Fichte oder Tannen. Das nehme ich hauptsächlich wahr.

"Ein wenig schwach auf der Brust." war allerdings auch mein erster Gedanke, als ich ihn zum testen auf den Handrücken sprühte. Aber damit etwas alltagstauglicher als die olfaktorische Blendgranate "Ameer Al Oudh Intense Oud | Lattafa / لطافة".

Heute Morgen wollte ich dann den Alltagstest machen und sprühte "Bade'e Al Oud - Oud for Glory | Lattafa / لطافة" das erste mal "so richtig" auf.

Tja, ein Frühstück im Café und einen kurzen Spaziergang später war er dann vorbeigerauscht. Der Hype-Schnellzug.
Er war hautnah, kaum noch wahrzunehmen. Nasenblindheit? Nein, denn auch meine Freundin konnte ihn kaum noch riechen.

Ich hatte wirklich mehr erwartet. Selbst meine günstigen Drogerie-Düfte halten viel länger durch und sind i.d.R. auch am frühen Nachmittag noch deutlich wahrnehmbarer als "Bade'e Al Oud - Oud for Glory | Lattafa / لطافة" nach nur knapp 2 Stunden.

Schade, Lattafa. Für diesen Zug buche ich kein Ticket mehr.
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Shoebox vor 7 Monaten 6
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Du riechst so gut!
Rammstein.
Die Band, denen damals mal ein findiger Musikredakteur den Stempel "Teutonen-Metal" aufgedrückt hat.
Die Band, die mich schon seit meiner Schulzeit begleitet.

Ich weiß noch, wie sich meine Eltern damals eine Satellitenschüssel angeschafft haben und ich endlich in den Genuss von MTV, VIVA und VIVA2 gekommen bin.
Inbrünstig habe ich jede Folge von "Headbanger's Ballroom" auf VHS-Kassette aufgenommen und kam somit nicht umhin, das erste Mal in meinem Leben die Musikvideos von "Engel" und "Du riechst so gut" zu sehen.

Wer hätte damals erahnen können, dass die Truppe um Till Lindemann einen solch immensen Fußabdruck in der Popkultur hinterlassen würde?

Spulen wir ein paar Jahrzehnte vor. Mittlerweile kann man seinen gesamten Haushalt mit Rammstein-Devotionalien zustellen. Von Schneekugeln, über Fußmatten bis hin zu Feuertonnen gibt es nichts, was es nicht mit dem ikonischen Rammstein-Logo zu kaufen gibt.

So ist es umso logischer, dass es auch Rammstein-Parfum geben muss.
Ich muss zugeben, dass ich der gesamten Merchandise-Maschinerie mittlerweile überdrüssig geworden bin und es vermeide, mir bis auf T-Shirts irgendeinen "Tinnef" von einer Band zu kaufen.
Deswegen habe ich die Düfte über die Jahre hinweg weitestgehend ignoriert.

Hier und da mehrten sich aber mit der Zeit die Stimmen, die den Rammstein-Parfums eine gute Qualität attestierten. Und auch hier auf Parfumo kommen die meisten Düfte gut weg. "Kokain Gold" wurde gar als das beste Parfum aus dem Dufthaus "Maison le Rammstein" bezeichnet.

Also dachte ich mir: "Ach komm, für 30 EUR bei Rossmann kannste nix verkehrt machen."

Konnte ich auch nicht. Kokain Gold mochte ich von der ersten Sekunde an.
Es startet rauchig, krautig und hat mich zunächst sogar etwas an "Wow! for Men (Eau de Toilette) | Joop!" erinnert.
Das krautige verfliegt aber - im Gegensatz zum WOW! - sehr schnell und macht Platz für einen süß-würzigen, warmen Holzton, mit einem Hauch Leder.

Es ist definitiv kein Duft, der alles und jedem gefallen wird. Dazu ist er wohl zu rauchig, zu kantig, zu speziell.
Und auch ich werde ihn wohl nicht jeden Tag tragen können.
Doch ab und an - vielleicht an den Wochenenden - werde ich ihn auftragen und dann bin ich wieder ein Bisschen der dickliche Teenager, der zu Hause bei seinen Eltern im Wohnzimmer sitzt, Cola trinkt und "Du riechst so gut" auf VHS guckt.
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Shoebox vor 8 Monaten 4
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Liebenswürdige Rumpelbude
Nach einem schnell aus der Hüfte geschossenen ersten Statement möchte ich nun die gerade vorhandene Muße nutzen, um eine Rezension da zu lassen.

"Wow! for Men (Eau de Toilette) | Joop!" ist wie eine windschiefe, schlecht zusammen gezimmerte Rumpelbude. Der Wind zieht durch alle Ecken, das Dach ist undicht und wenn man die Kaffeemaschine einschaltet, kriegt man eine gewischt.
Doch trotz Gefahr für Leib und Leben liebt man diese renovierungsbedürftig Ruine. Ja, denn trotz der Mängel fühlt es sich heimelig an. Man möchte fast sagen gemütlich.

Der geneigte Leser wird jetzt fragen: "Wie meinst du das?"
Oder aber auch: "Hast du den Verstand verloren?"

Tja. Also Letzteres auf jeden Fall! Aber um auf das Erstgenannte einzugehen:
Als ich den bernsteinfarbenen Flakon das erste Mal in der Hand hielt und mir leichtsinnig etwas auf den Handrücken sprühte, war meine erste Reaktion tatsächlich "Wow!" . . . "Wow, ist das schrecklich!"
Es hatte einen grünen, krautigen, undefinierbaren Geruch der sofort meine animalischen Fluchtreflexe weckte. War es das Tannenbalsam? Oder das Cashmeran? Irgendwelche Noten vermauschelten sich da zu einer irgendwie merkwürdigen Duft-Assoziation.

Aber je länger ich an dem Duft roch, je länger er sich entwickelte, desto mehr mochte ich ihn.
Da war dieses holzige, frische, leicht blumig-würzige irgendwas, das aber auch einen synthetischen Touch hatte.
Es ist so anders als das, was ich normalerweise mag. Obwohl es all die Dinge hat, die ich mag.
Vielleicht war diese fremdartige Vertrautheit der Grund dafür, warum ich es gekauft habe. Diese liebenswürdige, aneckende Andersartigkeit.

Die Rumpelbude mit der Aufschrift "Wow! for Men (Eau de Toilette) | Joop!" ist ehrlicherweise kein Ort, den ich jeden Tag besuchen möchte. Auf Dauer würde er mich stören, einengen, abstoßen.
Aber ab und an, wenn mir der Sinn danach steht und mich eine Art Nostalgie überfällt, dann möchte ich dahin.
An den Ort, wo es nach krautigem Synthetikholz riecht.
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Shoebox vor 8 Monaten 12 5
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Und es hat Zoom gemacht...
Die älteren Semester unter uns werden das Zitat aus der Überschrift sicherlich kennen. Klaus Lage schmetterte damals 1984 "tausend mal berührt, tausend mal ist nichts passiert" in das mit Vokuhila und Dauerwelle behelmte Publikum.

Doch wird das hier nun keine ultimative Retro-Chartshow und es wird auch kein Oliver Geissen auf einem Halbkreissofa Platz nehmen.
Aber worauf will der Autor dieser Zeilen nun hinaus?

Nun. Es gibt Düfte, in die muss man sich erst einmal hinein riechen. Es ist Arbeit!
Denn sie machen es einem absichtlich schwer. Das gehört manchmal zum Balzritual eines neuen Duftes.
Erst ein/zwei vorsichtige Sprüher auf einen Papierstreifen, bevor man sich vorsichtig etwas auf den Handrücken oder das Handgelenk aufträgt, um anschließend gedankenverloren durch die grell erleuchteten Gänge einer Drogerie bzw. Parfümerie zu schlurfen.
Optional wird der Partnerin/dem Partner in regelmäßigen Abständen der Duft unter die Nase gehalten mit den einleitenden Worten "Was meinst du?".

Wie entwickelt sich der Duft? Mag ich die Kopfnote? Das Herz? Die Basis? Nochmal riechen.
Oder doch einen Teststreifen mit nach Hause nehmen und auf der Couch sinnieren, zu welchem Anlass und Wetter der Duft taugt?

Das alles... hatte ich bei "Ramz Lattafa (Silver) | Lattafa / لطافة" überhaupt nicht.
Es hat sofort "Zoom" gemacht!
Auf die Hand gesprüht, gerochen und direkt schwamm ich auf einer wohligen Duftwelle.
Zugegeben, ich kenne das "Original" nicht, dem der "Ramz Lattafa (Silver) | Lattafa / لطافة" nachempfunden sein soll. Deswegen verfalle ich nicht in das altbewährte "jene Note fehlt" und "diese Note ist anders".

Für sich betrachtet ist es ein schöner, warmer und dennoch frischer Duft mit leicht orientalischem Einschlag.
Der mittlerweile alt bewährte Cocktail aus Birne, Minze, Bergamotte und Lavendel ist ein wunderbarer Aperitif, der Hunger macht auf den Hauptgang mit einem Quartett aus Vanille, Amber, Moschus und Patschuli, umrahmt von Kardamom und Salbei.

Ist er etwas besonderes? Für mich schon.
Sicher, er ist nichts "nischiges" und das muss auch nicht jeder Duft für mich sein. Denn nicht jeder Tag bietet Anlass dafür, eine komplex sperrige Klaviatur aus Duftkompositionen und Akkorden vor sich her zu schieben, die die eine Hälfte der Mitmenschen in Ekstase und die andere in Entsetzen versetzt.

Manchmal muss es auch etwas "einfaches" sein. Und das meine ich nicht im negativen Sinne.

Am Ende glaube ich, dass "Ramz Lattafa (Silver) | Lattafa / لطافة" und ich sehr gute Freunde werden und es noch häufiger "Zoom" machen wird.
Schließlich habe direkt ohne weiter nachzudenken 2 Flaschen auf Backup nachgeordert.
Denn bei einem Preis 12 EUR für 100 ml kann man absolut nichts verkehrt machen.
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Shoebox vor 8 Monaten 12 4
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Zwischen Aktenbergen und Nebelmaschinen
Nach unzähligen Rezensionstexten und Bewertungsvideos gebe ich erschöpft auf. "This Is Him!" wandert blind und ungetestet in meinen Warenkorb.
Er soll ja schließlich so toll sein! So würzig und holzig und irgendwie anders!
Gut, dass Werbung bei mir nicht zieht.

So fische ich denn einige Tage später einen unscheinbaren Pappkarton aus einem gelben, metallenen Paket-Mausoleum. Und zu Hause angekommen halte ich endlich den etwas windschiefen Flakon in Händen. Neugierig ziehe ich die Kappe ab, halte kurz inne und sprühe.

Halt, Moment! Stand in der Duftpyramide überhaupt was von...?
Zu spät. Vor meinen Augen blitzen Stroboskope. Kunstnebel wabert durch den Raum und paart sich kräuselnd mit bläulichem Tabakrauch.
Es ist warm und stickig in dem kleinen, schlecht beleuchteten Club.
Zwischen den Lichtblitzen kann man auf der Tanzfläche schwarze Gestalten erahnen, die zu stampfenden EBM-Klängen tanzen.
Patschuli... wo kommt der Patschuli her? Ich reibe mir verwirrt die Augen. Irgendwas an "This Is Him!" erinnert mich an diesen reinen, erdigen Patschuli-Duft, den ich in meiner Jugend getragen habe. Weihrauch und Pfeffer müssen Schuld sein.
Aber so schnell sie gekommen ist, so schnell verfliegt die erste Assoziation auch wieder.

Eigentlich ist er ja gar nicht so schlecht! Würzig, hölzern, leicht süß. Aber da ist noch was anderes...

Och nö!
Aktenberge. Ein Gebirgszug aus Akten, der eine kleine unscheinbare Insel umrahmt. Ein einsamer Schreibtisch mit einer fast schon antik wirkenden Schreibmaschine. Von irgendwoher dröhnt eine fordernde, und doch gelangweilt wirkende Stimme: "Wir brauchen bis morgen dreißig Kopien von den Haushaltsplänen für die nächste Ratssitzung! Und wo sind die Akten für das neue Gewerbegebiet?"
Sandelholz und Grapefruit... sie erinnern mich an Büro. An hemdsärmelige Angestellte, die eselsohrige Aktenmappen spazieren tragen.
Aber diese Szene ist auch lediglich ein Blitzlicht.

Nun bin ich wieder zu Hause und grüble über dem schwarzen Glasmonolithen.

Mag ich nun "This Is Him"?
Er gibt mir Assoziationen von Patschuli und Büro-Duft. Aber nur ganz kurz. Wenn die ersten Augenblicke verstrichen sind, ist er doch ganz angenehm zu tragen.
Würzig, rauchig und trocken. Doch trotzdem irgendwo frisch und fast alkoholisch in seiner hölzernen und ungelenken Art.

Also Ich mag ihn! Gut, dass Werbung bei mir nicht zieht.
4 Antworten