SisterBliss

Eigentlich ist La Perla ein wunderschöner Chypre.
Eigentlich passt er genau in mein Beuteschema, was das Thema Chypre angeht.

Der Auftakt ist krautig, würzig, fast holzig, keinerlei Süße und das bleibt auch so, das Zitrische nehme ich nicht wahr, vielleicht ist es schon den Weg alles Irdischen gegangen, mein Flakon ist noch aus der ersten Charge.
Das Krautige verfliegt und das Würzige wird weicher und wärmer, ich kann etwas blumiges erahnen, aber es bleibt doch eher dunkeloliv.
Die Basis ist warm, würzig, holzig, einzelne Noten sind nicht auszumachen, es ist alles miteinander verwoben.

Eigentlich wäre genau das mein Chypre für den Winter.

Eigentlich, ja wenn da meine Ex-Schwiegermutter nicht wäre, sie hat ihn mir seinerzeit geschenkt – nicht, dass ich sie nicht ausstehen könnte, nein.
Ich bin einfach nicht mit ihr warm geworden.
Es gibt so Menschen mit denen ich wunderbar zusammen arbeiten kann, auf der Basis von Achtung und gegenseitigem Respekt, aber mit denen ich einfach nicht warm werde, weil sie mir in ihrem Denken fremd bleiben, sie gehört dazu.
Und weil ich La Perla immer mit ihr in Verbindung bringe, werde ich auch mit dem Parfum nicht warm, schade eigentlich – obwohl – eigentlich ist das ja schon über 20 Jahre her, vielleicht wird das ja doch noch was mit mir und La Perla.

Also 90%, denn eigentlich kann La Perla ja nichts dafür.

Soulle Ámbar soll laut Beschreibung ein Floriental sein, das kann ich nicht so ganz nachvollziehen, mag aber der Tatsache geschuldet sein, dass meine Haut Vanille geradezu explodieren lässt. Das Herausriechen bei mir fehlender Komponenten überlasse ich daher lieber geschulteren Nasen.

Soulle Ámbar beginnt frisch, zitrisch und fruchtig, kurz danach deutet sich die Vanille schon an. Nachdem sich die Kopfnote verflüchtigt hat wird es blumig und leicht krautig, immer noch begleitet von einem Hauch Vanille. In der Basis wird die Vanille dann dominanter, wärmer und dunkler.
Alles in Allem ist Soulle Ámbar für einen Orientalen erstaunlich hell, eher vanillegelb als dunkelbernstein und ich finde ihn richtiggehend lecker. Als Gourmand würde ich ihn wegen der fehlenden Süße trotzdem nicht einordnen.
Für den Winter ist er mir ein wenig zu schwach auf der Brust, die Haltbarkeit für meine Begriffe mit 6 Stunden etwas kurz, aber das macht ihn für mich zu einem guten Kandidaten für wärmere Tage – der Nachtest im Frühjahr folgt dann entsprechend.

Nachtrag 23.03.2014

Nachdem der März uns hier ja mit fast schon frühsommerlichem Wetter und entsprechenden Temperaturen verwöhnt hat, wird es jetzt Zeit für den Nachtrag.

Bei höheren Temperaturen tritt die Vanille mehr in den Hintergrund und die anderen Noten treten deutlicher hervor, speziell die harzigen.
Soulle Ámbar gehört für mich eindeutig in den Frühling und Sommer.

Also – Nehmt euch euren Vanillebecher, macht es euch im Liegestuhl bequem, dazu Soulle Ámbar und Jubel von Klingande und genießt den Sonnenuntergang

Ich weiß nicht, warum ich bei vielen Parfums eine Farbe assoziiere, aber es ist nun mal so und ich finde es zur Beschreibung auch ganz hilfreich, zumal ich einzelne Duftnoten nur schwer identifizieren kann.

Ich habe in meinem Bestand zwei Versionen von Jean-Louis Scherrer, einmal die originale aus den 80ern als Parfum und das aktuelle EdT.
Beide Varianten sind für mich British Racing Green, zwar in unterschiedlicher Ausprägung, aber der Farbton ist durchgehend bestimmend und duldet keine anderen Farben neben sich.

Das Parfum startet im mittleren Farbbereich und wird zunehmend dunkler, ich empfinde es als sehr tiefgründig und eher ruhig, stärkend und fast Schutz bietend. Es war früher die erste Wahl, wenn ich von den ganzen lauten, bunten „Wässerchen“ die Nase voll hatte und mal einen Kontrapunkt brauchte.
Das EdT beginnt frischer, heller, strahlender und wird in der Basis auch nicht so dunkel, dafür bringt es eine gewisse positive Aggressivität mit sich und ist die schnellste Diät der Welt, ich bin sofort 10cm größer und 20 Kilo leichter, der Gang wird noch aufrechter als sonst schon und die Amazone kommt zum Vorschein.

Scherrer 1 verlangt für mich nach klassischer Kleidung, nicht unbedingt das Kostüm, dafür bin ich einfach nicht der Typ, sondern klassisch im eigentlichen Sinne: für mich der dunkle Trench - sprich Militärmantel, die gute alte englische Wachsjacke oder der Caban; natürlich mit Stiefeln, alles andere passt einfach nicht.

Ich kann ihn nicht jeden Tag tragen, das würde mir zu anstrengend, aber ich bin froh, dass er da ist, wenn ich ihn mal brauche.
Die Haltbarkeit ist erstaunlich, über die Sillage kann ich nicht viel sagen, da ich zu den Sparsamtsdosieren gehöre und man schon ziemlich nah rankommen muss um zu bemerken, dass ich Parfum trage.